einzunehmen. Freitag gehorchte; doch so, daß er sich zu seinen Füßen auf den flachen Bo- den niedersezte, indeß Robinson auf einer Grasbank saß.
Seht, Kinder, auf diese oder auf eine ähn- liche Weise sind die ersten Könige in der Welt entstanden. Es waren Männer, die an Weis- heit, an Muth und an Leibesstärke andern Men- schen überlegen waren. Daher kamen diese zu ihnen, um sie zu bitten, sie gegen wilde Thiere, deren es anfangs mehr gab, als jezt, und gegen solche Menschen zu beschüzen, die ihnen Unrecht thun wolten. -- Dafür versprachen sie dan, ihnen in allen Stükken gehorsam zu sein, und ihnen von ihren Heerden und von ihren Früch- ten jährlich etwas abzugeben, damit sie selbst nicht nöthig hätten, sich ihren Unterhalt zu er- werben, sondern sich ganz allein mit der Sorge für ihre Unterthanen beschäftigen könten. Die- se jährliche Gabe, welche die Unterthanen dem König zu bringen, versprachen, nante man dan den Tribut, oder die jährlichen Abgaben. So entstand die königliche Gewalt; so die Pflicht
des
einzunehmen. Freitag gehorchte; doch ſo, daß er ſich zu ſeinen Fuͤßen auf den flachen Bo- den niederſezte, indeß Robinſon auf einer Grasbank ſaß.
Seht, Kinder, auf dieſe oder auf eine aͤhn- liche Weiſe ſind die erſten Koͤnige in der Welt entſtanden. Es waren Maͤnner, die an Weis- heit, an Muth und an Leibesſtaͤrke andern Men- ſchen uͤberlegen waren. Daher kamen dieſe zu ihnen, um ſie zu bitten, ſie gegen wilde Thiere, deren es anfangs mehr gab, als jezt, und gegen ſolche Menſchen zu beſchuͤzen, die ihnen Unrecht thun wolten. — Dafuͤr verſprachen ſie dan, ihnen in allen Stuͤkken gehorſam zu ſein, und ihnen von ihren Heerden und von ihren Fruͤch- ten jaͤhrlich etwas abzugeben, damit ſie ſelbſt nicht noͤthig haͤtten, ſich ihren Unterhalt zu er- werben, ſondern ſich ganz allein mit der Sorge fuͤr ihre Unterthanen beſchaͤftigen koͤnten. Die- ſe jaͤhrliche Gabe, welche die Unterthanen dem Koͤnig zu bringen, verſprachen, nante man dan den Tribut, oder die jaͤhrlichen Abgaben. So entſtand die koͤnigliche Gewalt; ſo die Pflicht
des
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einzunehmen. Freitag gehorchte; doch ſo,
daß er ſich zu ſeinen Fuͤßen auf den flachen Bo-
den niederſezte, indeß Robinſon auf einer
Grasbank ſaß.
Seht, Kinder, auf dieſe oder auf eine aͤhn-
liche Weiſe ſind die erſten Koͤnige in der Welt
entſtanden. Es waren Maͤnner, die an Weis-
heit, an Muth und an Leibesſtaͤrke andern Men-
ſchen uͤberlegen waren. Daher kamen dieſe zu
ihnen, um ſie zu bitten, ſie gegen wilde Thiere,
deren es anfangs mehr gab, als jezt, und gegen
ſolche Menſchen zu beſchuͤzen, die ihnen Unrecht
thun wolten. — Dafuͤr verſprachen ſie dan,
ihnen in allen Stuͤkken gehorſam zu ſein, und
ihnen von ihren Heerden und von ihren Fruͤch-
ten jaͤhrlich etwas abzugeben, damit ſie ſelbſt
nicht noͤthig haͤtten, ſich ihren Unterhalt zu er-
werben, ſondern ſich ganz allein mit der Sorge
fuͤr ihre Unterthanen beſchaͤftigen koͤnten. Die-
ſe jaͤhrliche Gabe, welche die Unterthanen dem
Koͤnig zu bringen, verſprachen, nante man dan
den Tribut, oder die jaͤhrlichen Abgaben.
So entſtand die koͤnigliche Gewalt; ſo die Pflicht
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/96>, abgerufen am 23.11.2024.
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