des Gehorsams und der Unterwürfigkeit gegen ei- nen oder mehrere Menschen, in deren Schuz man sich begeben hat.
Robinson war also nunmehr ein wirklicher König, nur daß seine Herschaft sich nicht wei- ter, als über einen einzigen Unterthan und eini- ge Lamas erstrekte; den Papagai mit einbegrif- fen. Seine Majestät geruhete indeß sich zu ihrem Vasallen so sehr herabzulassen, als es ihre Würde nur immer gestatten wolte.
Frizchen. Was ist das, ein Vasal?
Vater. Eben so viel, als Unterthan, lie- ber Friz. --
Nach aufgehobner Tafel geruhete seine Ma- jestät in hohen Gnaden zu verordnen, wie es mit dem Nachtlager gehalten werden solte. Sie fand für gut, ihren Unterthan -- der nun zu- gleich auch ihr erster Staatsminister, und ihr Kammerdiener, ihr General und ihre Armee, ihr Kammerherr, Oberhofmar- schal, und Kastelan war, vor der Hand noch nicht in ihrer eigenen Höhle, sondern in ihrem Keller schlafen zu lassen, weil sie es für bedenk-
lich
des Gehorſams und der Unterwuͤrfigkeit gegen ei- nen oder mehrere Menſchen, in deren Schuz man ſich begeben hat.
Robinſon war alſo nunmehr ein wirklicher Koͤnig, nur daß ſeine Herſchaft ſich nicht wei- ter, als uͤber einen einzigen Unterthan und eini- ge Lamas erſtrekte; den Papagai mit einbegrif- fen. Seine Majeſtaͤt geruhete indeß ſich zu ihrem Vaſallen ſo ſehr herabzulaſſen, als es ihre Wuͤrde nur immer geſtatten wolte.
Frizchen. Was iſt das, ein Vaſal?
Vater. Eben ſo viel, als Unterthan, lie- ber Friz. —
Nach aufgehobner Tafel geruhete ſeine Ma- jeſtaͤt in hohen Gnaden zu verordnen, wie es mit dem Nachtlager gehalten werden ſolte. Sie fand fuͤr gut, ihren Unterthan — der nun zu- gleich auch ihr erſter Staatsminiſter, und ihr Kammerdiener, ihr General und ihre Armee, ihr Kammerherr, Oberhofmar- ſchal, und Kaſtelan war, vor der Hand noch nicht in ihrer eigenen Hoͤhle, ſondern in ihrem Keller ſchlafen zu laſſen, weil ſie es fuͤr bedenk-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0097"n="91"/>
des Gehorſams und der Unterwuͤrfigkeit gegen ei-<lb/>
nen oder mehrere Menſchen, in deren Schuz<lb/>
man ſich begeben hat.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Robinſon</hi> war alſo nunmehr ein wirklicher<lb/>
Koͤnig, nur daß ſeine Herſchaft ſich nicht wei-<lb/>
ter, als uͤber einen einzigen Unterthan und eini-<lb/>
ge Lamas erſtrekte; den Papagai mit einbegrif-<lb/>
fen. Seine Majeſtaͤt geruhete indeß ſich zu<lb/>
ihrem <hirendition="#fr">Vaſallen</hi>ſo ſehr herabzulaſſen, als es<lb/>
ihre Wuͤrde nur immer geſtatten wolte.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Frizchen.</hi> Was iſt das, ein Vaſal?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Eben ſo viel, als Unterthan, lie-<lb/>
ber Friz. —</p><lb/><p>Nach aufgehobner Tafel geruhete ſeine Ma-<lb/>
jeſtaͤt in hohen Gnaden zu verordnen, wie es<lb/>
mit dem Nachtlager gehalten werden ſolte. Sie<lb/>
fand fuͤr gut, ihren Unterthan — der nun zu-<lb/>
gleich auch ihr erſter <hirendition="#fr">Staatsminiſter,</hi> und<lb/>
ihr <hirendition="#fr">Kammerdiener,</hi> ihr <hirendition="#fr">General</hi> und ihre<lb/><hirendition="#fr">Armee,</hi> ihr <hirendition="#fr">Kammerherr, Oberhofmar-<lb/>ſchal,</hi> und <hirendition="#fr">Kaſtelan</hi> war, vor der Hand noch<lb/>
nicht in ihrer eigenen Hoͤhle, ſondern in ihrem<lb/>
Keller ſchlafen zu laſſen, weil ſie es fuͤr bedenk-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[91/0097]
des Gehorſams und der Unterwuͤrfigkeit gegen ei-
nen oder mehrere Menſchen, in deren Schuz
man ſich begeben hat.
Robinſon war alſo nunmehr ein wirklicher
Koͤnig, nur daß ſeine Herſchaft ſich nicht wei-
ter, als uͤber einen einzigen Unterthan und eini-
ge Lamas erſtrekte; den Papagai mit einbegrif-
fen. Seine Majeſtaͤt geruhete indeß ſich zu
ihrem Vaſallen ſo ſehr herabzulaſſen, als es
ihre Wuͤrde nur immer geſtatten wolte.
Frizchen. Was iſt das, ein Vaſal?
Vater. Eben ſo viel, als Unterthan, lie-
ber Friz. —
Nach aufgehobner Tafel geruhete ſeine Ma-
jeſtaͤt in hohen Gnaden zu verordnen, wie es
mit dem Nachtlager gehalten werden ſolte. Sie
fand fuͤr gut, ihren Unterthan — der nun zu-
gleich auch ihr erſter Staatsminiſter, und
ihr Kammerdiener, ihr General und ihre
Armee, ihr Kammerherr, Oberhofmar-
ſchal, und Kaſtelan war, vor der Hand noch
nicht in ihrer eigenen Hoͤhle, ſondern in ihrem
Keller ſchlafen zu laſſen, weil ſie es fuͤr bedenk-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/97>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.