Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.Kräfte, fast alles auf einen unnatürlichen Kizel "Wenn ich, sagt irgendwo ein Menschenbe- Ver-
Kraͤfte, faſt alles auf einen unnatuͤrlichen Kizel “Wenn ich, ſagt irgendwo ein Menſchenbe- Ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="106"/> Kraͤfte, faſt alles auf einen unnatuͤrlichen Kizel<lb/> unſerer Nerven und auf ein unablaͤßiges Reiben<lb/> an unſerm ganzen Weſen, um ihm Politur und<lb/> Glanz zu geben, angeſehen iſt? Das meiſte von<lb/> dem, was er taͤglich ſieht, hoͤrt, fuͤhlt und thut,<lb/> das allermeiſte von dem, was ſeine Ergoͤzlichkei-<lb/> ten ausmacht, nagt wie ein Wurm an der Wurzel<lb/> ſeiner Kraͤfte, macht ſie ſchlaf durch Ueberſpan-<lb/> nung, und laͤhmt ſie durch uͤbertriebenes Ge-<lb/> ſchmeidigmachen.</p><lb/> <p>“Wenn ich, ſagt irgendwo ein Menſchenbe-<lb/> obachter, die unſeeligen Folgen dieſer Verfeinerung<lb/> erwaͤge; wenn ich die Menſchen, ſo wie ſie jezt<lb/> ſind, (mich ſelbſt nicht ausgeſchloſſen) mit den rau-<lb/> hern aber auch kraftvollern, aber auch edlern und<lb/> ſelbſtaͤndigern Menſchen der Vorwelt vergleiche:<lb/> ſo komt es mir immer vor, als wenn es der Kunſt<lb/> gelungen waͤre, ein Geſchlecht von Loͤwen in ein<lb/> Geſchlecht von Fuͤchſen zu verwandeln, und daß<lb/> ſie nun gar damit umginge, die lezte Hand daran<lb/> zu legen, um eine Familie ſchwacher und poſſier-<lb/> licher Eichhoͤruchen daraus zu machen.„ Dieſe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0136]
Kraͤfte, faſt alles auf einen unnatuͤrlichen Kizel
unſerer Nerven und auf ein unablaͤßiges Reiben
an unſerm ganzen Weſen, um ihm Politur und
Glanz zu geben, angeſehen iſt? Das meiſte von
dem, was er taͤglich ſieht, hoͤrt, fuͤhlt und thut,
das allermeiſte von dem, was ſeine Ergoͤzlichkei-
ten ausmacht, nagt wie ein Wurm an der Wurzel
ſeiner Kraͤfte, macht ſie ſchlaf durch Ueberſpan-
nung, und laͤhmt ſie durch uͤbertriebenes Ge-
ſchmeidigmachen.
“Wenn ich, ſagt irgendwo ein Menſchenbe-
obachter, die unſeeligen Folgen dieſer Verfeinerung
erwaͤge; wenn ich die Menſchen, ſo wie ſie jezt
ſind, (mich ſelbſt nicht ausgeſchloſſen) mit den rau-
hern aber auch kraftvollern, aber auch edlern und
ſelbſtaͤndigern Menſchen der Vorwelt vergleiche:
ſo komt es mir immer vor, als wenn es der Kunſt
gelungen waͤre, ein Geſchlecht von Loͤwen in ein
Geſchlecht von Fuͤchſen zu verwandeln, und daß
ſie nun gar damit umginge, die lezte Hand daran
zu legen, um eine Familie ſchwacher und poſſier-
licher Eichhoͤruchen daraus zu machen.„ Dieſe
Ver-
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