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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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Ganzen genommen -- gleichviel aus was für
Ursachen -- ihrem gegenseitigen Betragen nach,
menschlicher gewesen, als jezt; noch nie hat man
für seine Ruhe, für sein Eigenthum und für sein
Leben selbst, von Ungerechtigkeit und zügelloser
Gewaltthätigkeit weniger zu besorgen gehabt; nie
ist der Umgang der Menschen unter einander sanf-
ter, stiller und friedlicher gewesen; nie ist der ge-
sittete Mensch dem Muthwillen und der Grobheit
eines rohen ungesitteten Pöbels weniger ausgesezt
gewesen, als bei uns; nie hat man der unter-
drükten Vernunft und dem gefesselten Gewissen
von den ihnen geraubten natürlichen Rechten mehr
wieder einzuräumen sich bequemt; nie sind die
Hierarchie, der Aberglauben und der mit beiden
unzertrenlich verbundene Verfolgungsgeist, im
Ganzen genommen, eingeschränkter, schwächer
und also auch unschädlicher gewesen; nie hat die
Welt einer grössern und ausgebreitetern Duldung
genossen; nie ist es dem Weisen und Patrioten
vergönt gewesen, seine Stimme gegen öffentliche
Misbräuche, gegen schädliche Vorurtheile, ja
sogar gegen die Eingriffe der mächtigsten Despoten

mitten

Ganzen genommen — gleichviel aus was fuͤr
Urſachen — ihrem gegenſeitigen Betragen nach,
menſchlicher geweſen, als jezt; noch nie hat man
fuͤr ſeine Ruhe, fuͤr ſein Eigenthum und fuͤr ſein
Leben ſelbſt, von Ungerechtigkeit und zuͤgelloſer
Gewaltthaͤtigkeit weniger zu beſorgen gehabt; nie
iſt der Umgang der Menſchen unter einander ſanf-
ter, ſtiller und friedlicher geweſen; nie iſt der ge-
ſittete Menſch dem Muthwillen und der Grobheit
eines rohen ungeſitteten Poͤbels weniger ausgeſezt
geweſen, als bei uns; nie hat man der unter-
druͤkten Vernunft und dem gefeſſelten Gewiſſen
von den ihnen geraubten natuͤrlichen Rechten mehr
wieder einzuraͤumen ſich bequemt; nie ſind die
Hierarchie, der Aberglauben und der mit beiden
unzertrenlich verbundene Verfolgungsgeiſt, im
Ganzen genommen, eingeſchraͤnkter, ſchwaͤcher
und alſo auch unſchaͤdlicher geweſen; nie hat die
Welt einer groͤſſern und ausgebreitetern Duldung
genoſſen; nie iſt es dem Weiſen und Patrioten
vergoͤnt geweſen, ſeine Stimme gegen oͤffentliche
Misbraͤuche, gegen ſchaͤdliche Vorurtheile, ja
ſogar gegen die Eingriffe der maͤchtigſten Despoten

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[140/0170] Ganzen genommen — gleichviel aus was fuͤr Urſachen — ihrem gegenſeitigen Betragen nach, menſchlicher geweſen, als jezt; noch nie hat man fuͤr ſeine Ruhe, fuͤr ſein Eigenthum und fuͤr ſein Leben ſelbſt, von Ungerechtigkeit und zuͤgelloſer Gewaltthaͤtigkeit weniger zu beſorgen gehabt; nie iſt der Umgang der Menſchen unter einander ſanf- ter, ſtiller und friedlicher geweſen; nie iſt der ge- ſittete Menſch dem Muthwillen und der Grobheit eines rohen ungeſitteten Poͤbels weniger ausgeſezt geweſen, als bei uns; nie hat man der unter- druͤkten Vernunft und dem gefeſſelten Gewiſſen von den ihnen geraubten natuͤrlichen Rechten mehr wieder einzuraͤumen ſich bequemt; nie ſind die Hierarchie, der Aberglauben und der mit beiden unzertrenlich verbundene Verfolgungsgeiſt, im Ganzen genommen, eingeſchraͤnkter, ſchwaͤcher und alſo auch unſchaͤdlicher geweſen; nie hat die Welt einer groͤſſern und ausgebreitetern Duldung genoſſen; nie iſt es dem Weiſen und Patrioten vergoͤnt geweſen, ſeine Stimme gegen oͤffentliche Misbraͤuche, gegen ſchaͤdliche Vorurtheile, ja ſogar gegen die Eingriffe der maͤchtigſten Despoten mitten

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/170>, abgerufen am 26.11.2024.