mitten in ihrem eigenen Lande, freier, lauter und nachdrüklicher zu erheben; nie hat die Frei- heit der Presse, und das damit verbundene Recht, an die ganze jeztlebende Menschheit und an die Nachwelt zu appelliren, die Gewaltigen der Erde in der Anmaßung einer unbefugten Macht, im Ganzen genommen, behutsamer und vorsichtiger gemacht; nie ist der menschliche Geist auf dem Wege der Erfahrung, der Beobachtung und des auf beide gegründeten Raisonnements in der Er- findung, Befestigung und Anwendung gemein- nüziger Wahrheiten und Künste weiter gekom- men; nie hat man der eitlen und pedantischen Schulgelehrsamkeit ihr erschlichenes buntschäkkiges und steifes Ehrenkleid, zu sichtbarer Beförderung einer wahren Erleuchtung des Volks, dreister abgerissen; nie hat der Prüfungs- und Unter- suchungsgeist so weit um sich gegriffen, nie die Vernunft in dem Kampfe mit Aberglauben, Schwärmerei und Fanatismus so viel Land ge- nommen; nie sind Philosophie, Mathematik und alle andere Wissenschaften ämsiger und mit besse- rem Erfolge auf das Leben und auf die Vermeh-
rung
mitten in ihrem eigenen Lande, freier, lauter und nachdruͤklicher zu erheben; nie hat die Frei- heit der Preſſe, und das damit verbundene Recht, an die ganze jeztlebende Menſchheit und an die Nachwelt zu appelliren, die Gewaltigen der Erde in der Anmaßung einer unbefugten Macht, im Ganzen genommen, behutſamer und vorſichtiger gemacht; nie iſt der menſchliche Geiſt auf dem Wege der Erfahrung, der Beobachtung und des auf beide gegruͤndeten Raiſonnements in der Er- findung, Befeſtigung und Anwendung gemein- nuͤziger Wahrheiten und Kuͤnſte weiter gekom- men; nie hat man der eitlen und pedantiſchen Schulgelehrſamkeit ihr erſchlichenes buntſchaͤkkiges und ſteifes Ehrenkleid, zu ſichtbarer Befoͤrderung einer wahren Erleuchtung des Volks, dreiſter abgeriſſen; nie hat der Pruͤfungs- und Unter- ſuchungsgeiſt ſo weit um ſich gegriffen, nie die Vernunft in dem Kampfe mit Aberglauben, Schwaͤrmerei und Fanatismus ſo viel Land ge- nommen; nie ſind Philoſophie, Mathematik und alle andere Wiſſenſchaften aͤmſiger und mit beſſe- rem Erfolge auf das Leben und auf die Vermeh-
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mitten in ihrem eigenen Lande, freier, lauter
und nachdruͤklicher zu erheben; nie hat die Frei-
heit der Preſſe, und das damit verbundene Recht,
an die ganze jeztlebende Menſchheit und an die
Nachwelt zu appelliren, die Gewaltigen der Erde
in der Anmaßung einer unbefugten Macht, im
Ganzen genommen, behutſamer und vorſichtiger
gemacht; nie iſt der menſchliche Geiſt auf dem
Wege der Erfahrung, der Beobachtung und des
auf beide gegruͤndeten Raiſonnements in der Er-
findung, Befeſtigung und Anwendung gemein-
nuͤziger Wahrheiten und Kuͤnſte weiter gekom-
men; nie hat man der eitlen und pedantiſchen
Schulgelehrſamkeit ihr erſchlichenes buntſchaͤkkiges
und ſteifes Ehrenkleid, zu ſichtbarer Befoͤrderung
einer wahren Erleuchtung des Volks, dreiſter
abgeriſſen; nie hat der Pruͤfungs- und Unter-
ſuchungsgeiſt ſo weit um ſich gegriffen, nie die
Vernunft in dem Kampfe mit Aberglauben,
Schwaͤrmerei und Fanatismus ſo viel Land ge-
nommen; nie ſind Philoſophie, Mathematik und
alle andere Wiſſenſchaften aͤmſiger und mit beſſe-
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/171>, abgerufen am 26.11.2024.
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