Enthusiasten und Schwärmer sind ein Wald- strom, vol brausender und schäumender Wasser- fälle, nicht ohne allen Nuzen in der Natur, auch nicht unwerth, des Beobachters Aufmerksamkeit zu beschäftigen; aber unsicher für den, der an seinen Ufern wohnen, gefährlich für den, der den Nachen seiner Wohlfahrt den rauschenden Fluthen dessel- ben anvertrauen wil. Du, mein Sohn, halte dich so fern von ihnen, als du kanst, fest über- zeugt, daß jede enge Verbindung mit ihnen über kurz oder lang ganz unfehlbar sich zu deinem Misvergnügen endigen würde.
Ich habe um so mehr für nöthig erachtet, dich vor dieser unzuverlässigen, und in mancher Betrachtung wirklich gefährlichen Art von Men- schen zu warnen, weil ich wahrzunehmen glaube, daß in unserm erleuchteten Zeitalter die Zahl derselben in eben dem Maaße wächst, in welchem das Licht der Vernunft und der Erfahrung täglich weiter um sich greift. Dis könte befremdend scheinen, wenn wir nicht gewohnt wären, alle Jahre etwas ähnliches in der phisischen Welt zu sehen, wo der helste und wärmste Sonnenschein
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Enthuſiaſten und Schwaͤrmer ſind ein Wald- ſtrom, vol brauſender und ſchaͤumender Waſſer- faͤlle, nicht ohne allen Nuzen in der Natur, auch nicht unwerth, des Beobachters Aufmerkſamkeit zu beſchaͤftigen; aber unſicher fuͤr den, der an ſeinen Ufern wohnen, gefaͤhrlich fuͤr den, der den Nachen ſeiner Wohlfahrt den rauſchenden Fluthen deſſel- ben anvertrauen wil. Du, mein Sohn, halte dich ſo fern von ihnen, als du kanſt, feſt uͤber- zeugt, daß jede enge Verbindung mit ihnen uͤber kurz oder lang ganz unfehlbar ſich zu deinem Misvergnuͤgen endigen wuͤrde.
Ich habe um ſo mehr fuͤr noͤthig erachtet, dich vor dieſer unzuverlaͤſſigen, und in mancher Betrachtung wirklich gefaͤhrlichen Art von Men- ſchen zu warnen, weil ich wahrzunehmen glaube, daß in unſerm erleuchteten Zeitalter die Zahl derſelben in eben dem Maaße waͤchſt, in welchem das Licht der Vernunft und der Erfahrung taͤglich weiter um ſich greift. Dis koͤnte befremdend ſcheinen, wenn wir nicht gewohnt waͤren, alle Jahre etwas aͤhnliches in der phiſiſchen Welt zu ſehen, wo der helſte und waͤrmſte Sonnenſchein
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Enthuſiaſten und Schwaͤrmer ſind ein Wald-
ſtrom, vol brauſender und ſchaͤumender Waſſer-
faͤlle, nicht ohne allen Nuzen in der Natur, auch
nicht unwerth, des Beobachters Aufmerkſamkeit
zu beſchaͤftigen; aber unſicher fuͤr den, der an ſeinen
Ufern wohnen, gefaͤhrlich fuͤr den, der den Nachen
ſeiner Wohlfahrt den rauſchenden Fluthen deſſel-
ben anvertrauen wil. Du, mein Sohn, halte
dich ſo fern von ihnen, als du kanſt, feſt uͤber-
zeugt, daß jede enge Verbindung mit ihnen uͤber
kurz oder lang ganz unfehlbar ſich zu deinem
Misvergnuͤgen endigen wuͤrde.
Ich habe um ſo mehr fuͤr noͤthig erachtet,
dich vor dieſer unzuverlaͤſſigen, und in mancher
Betrachtung wirklich gefaͤhrlichen Art von Men-
ſchen zu warnen, weil ich wahrzunehmen glaube,
daß in unſerm erleuchteten Zeitalter die Zahl
derſelben in eben dem Maaße waͤchſt, in welchem
das Licht der Vernunft und der Erfahrung taͤglich
weiter um ſich greift. Dis koͤnte befremdend
ſcheinen, wenn wir nicht gewohnt waͤren, alle
Jahre etwas aͤhnliches in der phiſiſchen Welt zu
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/227>, abgerufen am 15.05.2024.
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