Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.reinen Wasser, wenn es recht durchgeseigt wird, Wilst du jemanden überzeugen, oder macht. Q 2
reinen Waſſer, wenn es recht durchgeſeigt wird, Wilſt du jemanden uͤberzeugen, oder macht. Q 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0273" n="243"/> reinen Waſſer, wenn es recht durchgeſeigt wird,<lb/> alles Unſaubere zuruͤklaſſen. Wenn gleich ſeine<lb/> Thaten ſelbſt zum Vorſchein kommen, ſo werden<lb/> doch die Bewegungsgruͤnde, Umſtaͤnde und Fol-<lb/> gen, wenn ein Menſch ſeine eigene Geſchichte er-<lb/> zaͤhlt, und wenn ſein Feind es thut, ſo verſchieden<lb/> ſein, daß man kaum erkennen kan, es ſei eine<lb/> und eben dieſelbe Sache.„ Vergiß daher nie-<lb/> mahls, bevor du daruͤber urtheilſt, das: <hi rendition="#aq">audia-<lb/> tur et altera pars!</hi></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#fr">Wilſt du jemanden uͤberzeugen, oder<lb/> zu etwas bewegen, wovon er abgeneigt iſt:<lb/> wende dich nie grade zu an ſeinen Ver-<lb/> ſtand, ſondern achte der kleinen Muͤhe<lb/> nicht, den zwar etwas laͤngern, aber da-<lb/> fuͤr auch deſto ſicherern Umweg einzuſchla-<lb/> gen, der durchs Herz und die Leidenſchaften<lb/> der Menſchen ohnfehlbar zu ihrem Ver-<lb/> ſtande fuͤhrt;</hi> das heißt, ſtelle die jedesmalige<lb/> Sache deinem Manne von denjenigen Seiten<lb/> vor, von welchen ſie auf ſeine Lieblingsneigungen<lb/> oder Schwachheiten den vortheilhafteſten Eindruk<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><fw place="bottom" type="catch">macht.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [243/0273]
reinen Waſſer, wenn es recht durchgeſeigt wird,
alles Unſaubere zuruͤklaſſen. Wenn gleich ſeine
Thaten ſelbſt zum Vorſchein kommen, ſo werden
doch die Bewegungsgruͤnde, Umſtaͤnde und Fol-
gen, wenn ein Menſch ſeine eigene Geſchichte er-
zaͤhlt, und wenn ſein Feind es thut, ſo verſchieden
ſein, daß man kaum erkennen kan, es ſei eine
und eben dieſelbe Sache.„ Vergiß daher nie-
mahls, bevor du daruͤber urtheilſt, das: audia-
tur et altera pars!
Wilſt du jemanden uͤberzeugen, oder
zu etwas bewegen, wovon er abgeneigt iſt:
wende dich nie grade zu an ſeinen Ver-
ſtand, ſondern achte der kleinen Muͤhe
nicht, den zwar etwas laͤngern, aber da-
fuͤr auch deſto ſicherern Umweg einzuſchla-
gen, der durchs Herz und die Leidenſchaften
der Menſchen ohnfehlbar zu ihrem Ver-
ſtande fuͤhrt; das heißt, ſtelle die jedesmalige
Sache deinem Manne von denjenigen Seiten
vor, von welchen ſie auf ſeine Lieblingsneigungen
oder Schwachheiten den vortheilhafteſten Eindruk
macht.
Q 2
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