Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.unbefohlene, Thaten verrichtet hätte; und das Ich glaube, dir diesen Rath nicht zu sehr ein- von
unbefohlene, Thaten verrichtet haͤtte; und das Ich glaube, dir dieſen Rath nicht zu ſehr ein- von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="50"/> unbefohlene, Thaten verrichtet haͤtte; und das<lb/> mit Recht! Denn was wuͤrde aus dem ganzen<lb/> Heere werden, wenn jeder, was ihm gut ſchiene,<lb/> thun wolte, keiner was ihm aufgetragen waͤre?<lb/> Der Trommelſchlaͤger mag alſo noch ſo viel Ta-<lb/> lente zum Feldherrn in ſich fuͤhlen; das gibt<lb/> ihm kein Recht, ſeine eigentliche Pflicht zu ver-<lb/> nachlaͤſſigen, und ſich zum Anfuͤhrer aufzuwerfen.<lb/> Thut er es, ſo iſt er ein ſchlechtes Glied des<lb/> Kriegskoͤrpers, und werth, daß er davon ab-<lb/> geloͤſet werde.</p><lb/> <p>Ich glaube, dir dieſen Rath nicht zu ſehr ein-<lb/> praͤgen zu koͤnnen. Denn es iſt eine gewoͤhnliche<lb/> Thorheit der meiſten Menſchen, daß ſie ihre<lb/> eigentlichen Berufsgeſchaͤfte, als etwas Gering-<lb/> ſchaͤziges, verabſaͤumen, und ſich lieber mit Din-<lb/> gen befaſſen, welche gemeiniglich ganz auſſer ihrer<lb/> Sphaͤre liegen. Der Landprediger wirft ſeinen<lb/> Hirtenſtab dahin, und wuͤhlt, um ſich beruͤhmt<lb/> zu machen, in alten Handſchriften herum; der<lb/> Richter ſpizt Singedichte zu, indes die unter-<lb/> druͤkte Unſchuld ihm vergebens ihre Leiden klagt;<lb/> der Kraͤmer macht Romane, ſtat daß er die Welt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0080]
unbefohlene, Thaten verrichtet haͤtte; und das
mit Recht! Denn was wuͤrde aus dem ganzen
Heere werden, wenn jeder, was ihm gut ſchiene,
thun wolte, keiner was ihm aufgetragen waͤre?
Der Trommelſchlaͤger mag alſo noch ſo viel Ta-
lente zum Feldherrn in ſich fuͤhlen; das gibt
ihm kein Recht, ſeine eigentliche Pflicht zu ver-
nachlaͤſſigen, und ſich zum Anfuͤhrer aufzuwerfen.
Thut er es, ſo iſt er ein ſchlechtes Glied des
Kriegskoͤrpers, und werth, daß er davon ab-
geloͤſet werde.
Ich glaube, dir dieſen Rath nicht zu ſehr ein-
praͤgen zu koͤnnen. Denn es iſt eine gewoͤhnliche
Thorheit der meiſten Menſchen, daß ſie ihre
eigentlichen Berufsgeſchaͤfte, als etwas Gering-
ſchaͤziges, verabſaͤumen, und ſich lieber mit Din-
gen befaſſen, welche gemeiniglich ganz auſſer ihrer
Sphaͤre liegen. Der Landprediger wirft ſeinen
Hirtenſtab dahin, und wuͤhlt, um ſich beruͤhmt
zu machen, in alten Handſchriften herum; der
Richter ſpizt Singedichte zu, indes die unter-
druͤkte Unſchuld ihm vergebens ihre Leiden klagt;
der Kraͤmer macht Romane, ſtat daß er die Welt
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