Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Um diesen Triumph meines väterlichen Her-
zens -- das einzige Glük, welches hienieden mir
noch zu Theil werden kan -- mir immer mehr
zu versichern, übe dich künftig selbst, mein Sohn,
so wie du bisher unter meiner Anführung gethan
hast, in mänlicher Standhaftigkeit zur Vollendung
solcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un-
ermüdete Geduld erfodern. Die trokkensten und
mühsamsten Geschäfte sind zu dieser Absicht gerade
die nüzlichsten. Frage nicht, wozu dasjenige, was
du zu einer solchen Uebung vornimst, dir oder an-
dern dienen solle? Es hat dir und andern genug
gedient, wenn dein junger Geist dadurch zur
Geduld und Stetigkeit auch in solchen Geschäften
gewöhnt wird, welche deiner Neigung zuwider
und mit einiger Beschwerlichkeit verbunden sind.
Denn wisse, o Jüngling -- und glaub' es einem
Manne, den die Vorsehung auf mehr als einen
Posten zu stellen für gut befand, daß du solchen
Arbeiten doch nie entgehen werdest, in welches Fach
von Geschäften du dich auch immer werfen magst.
Und wehe dir, wenn deine Schultern sie, ohne vor-
hergegangene Uebung, übernehmen müßten!


Die

Um dieſen Triumph meines vaͤterlichen Her-
zens — das einzige Gluͤk, welches hienieden mir
noch zu Theil werden kan — mir immer mehr
zu verſichern, uͤbe dich kuͤnftig ſelbſt, mein Sohn,
ſo wie du bisher unter meiner Anfuͤhrung gethan
haſt, in maͤnlicher Standhaftigkeit zur Vollendung
ſolcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un-
ermuͤdete Geduld erfodern. Die trokkenſten und
muͤhſamſten Geſchaͤfte ſind zu dieſer Abſicht gerade
die nuͤzlichſten. Frage nicht, wozu dasjenige, was
du zu einer ſolchen Uebung vornimſt, dir oder an-
dern dienen ſolle? Es hat dir und andern genug
gedient, wenn dein junger Geiſt dadurch zur
Geduld und Stetigkeit auch in ſolchen Geſchaͤften
gewoͤhnt wird, welche deiner Neigung zuwider
und mit einiger Beſchwerlichkeit verbunden ſind.
Denn wiſſe, o Juͤngling — und glaub’ es einem
Manne, den die Vorſehung auf mehr als einen
Poſten zu ſtellen fuͤr gut befand, daß du ſolchen
Arbeiten doch nie entgehen werdeſt, in welches Fach
von Geſchaͤften du dich auch immer werfen magſt.
Und wehe dir, wenn deine Schultern ſie, ohne vor-
hergegangene Uebung, uͤbernehmen muͤßten!


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0093" n="63"/>
        <p>Um die&#x017F;en Triumph meines va&#x0364;terlichen Her-<lb/>
zens &#x2014; das einzige Glu&#x0364;k, welches hienieden mir<lb/>
noch zu Theil werden kan &#x2014; mir immer mehr<lb/>
zu ver&#x017F;ichern, u&#x0364;be dich ku&#x0364;nftig &#x017F;elb&#x017F;t, mein Sohn,<lb/>
&#x017F;o wie du bisher unter meiner Anfu&#x0364;hrung gethan<lb/>
ha&#x017F;t, in ma&#x0364;nlicher Standhaftigkeit zur Vollendung<lb/>
&#x017F;olcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un-<lb/>
ermu&#x0364;dete Geduld erfodern. Die trokken&#x017F;ten und<lb/>
mu&#x0364;h&#x017F;am&#x017F;ten Ge&#x017F;cha&#x0364;fte &#x017F;ind zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht gerade<lb/>
die nu&#x0364;zlich&#x017F;ten. Frage nicht, wozu dasjenige, was<lb/>
du zu einer &#x017F;olchen Uebung vornim&#x017F;t, dir oder an-<lb/>
dern dienen &#x017F;olle? Es hat dir und andern genug<lb/>
gedient, wenn dein junger Gei&#x017F;t dadurch zur<lb/>
Geduld und Stetigkeit auch in &#x017F;olchen Ge&#x017F;cha&#x0364;ften<lb/>
gewo&#x0364;hnt wird, welche deiner Neigung zuwider<lb/>
und mit einiger Be&#x017F;chwerlichkeit verbunden &#x017F;ind.<lb/>
Denn wi&#x017F;&#x017F;e, o Ju&#x0364;ngling &#x2014; und glaub&#x2019; es einem<lb/>
Manne, den die Vor&#x017F;ehung auf mehr als einen<lb/>
Po&#x017F;ten zu &#x017F;tellen fu&#x0364;r gut befand, daß du &#x017F;olchen<lb/>
Arbeiten doch nie entgehen werde&#x017F;t, in welches Fach<lb/>
von Ge&#x017F;cha&#x0364;ften du dich auch immer werfen mag&#x017F;t.<lb/>
Und wehe dir, wenn deine Schultern &#x017F;ie, ohne vor-<lb/>
hergegangene Uebung, u&#x0364;bernehmen mu&#x0364;ßten!</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0093] Um dieſen Triumph meines vaͤterlichen Her- zens — das einzige Gluͤk, welches hienieden mir noch zu Theil werden kan — mir immer mehr zu verſichern, uͤbe dich kuͤnftig ſelbſt, mein Sohn, ſo wie du bisher unter meiner Anfuͤhrung gethan haſt, in maͤnlicher Standhaftigkeit zur Vollendung ſolcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un- ermuͤdete Geduld erfodern. Die trokkenſten und muͤhſamſten Geſchaͤfte ſind zu dieſer Abſicht gerade die nuͤzlichſten. Frage nicht, wozu dasjenige, was du zu einer ſolchen Uebung vornimſt, dir oder an- dern dienen ſolle? Es hat dir und andern genug gedient, wenn dein junger Geiſt dadurch zur Geduld und Stetigkeit auch in ſolchen Geſchaͤften gewoͤhnt wird, welche deiner Neigung zuwider und mit einiger Beſchwerlichkeit verbunden ſind. Denn wiſſe, o Juͤngling — und glaub’ es einem Manne, den die Vorſehung auf mehr als einen Poſten zu ſtellen fuͤr gut befand, daß du ſolchen Arbeiten doch nie entgehen werdeſt, in welches Fach von Geſchaͤften du dich auch immer werfen magſt. Und wehe dir, wenn deine Schultern ſie, ohne vor- hergegangene Uebung, uͤbernehmen muͤßten! Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/93
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/93>, abgerufen am 17.05.2024.