Um diesen Triumph meines väterlichen Her- zens -- das einzige Glük, welches hienieden mir noch zu Theil werden kan -- mir immer mehr zu versichern, übe dich künftig selbst, mein Sohn, so wie du bisher unter meiner Anführung gethan hast, in mänlicher Standhaftigkeit zur Vollendung solcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un- ermüdete Geduld erfodern. Die trokkensten und mühsamsten Geschäfte sind zu dieser Absicht gerade die nüzlichsten. Frage nicht, wozu dasjenige, was du zu einer solchen Uebung vornimst, dir oder an- dern dienen solle? Es hat dir und andern genug gedient, wenn dein junger Geist dadurch zur Geduld und Stetigkeit auch in solchen Geschäften gewöhnt wird, welche deiner Neigung zuwider und mit einiger Beschwerlichkeit verbunden sind. Denn wisse, o Jüngling -- und glaub' es einem Manne, den die Vorsehung auf mehr als einen Posten zu stellen für gut befand, daß du solchen Arbeiten doch nie entgehen werdest, in welches Fach von Geschäften du dich auch immer werfen magst. Und wehe dir, wenn deine Schultern sie, ohne vor- hergegangene Uebung, übernehmen müßten!
Die
Um dieſen Triumph meines vaͤterlichen Her- zens — das einzige Gluͤk, welches hienieden mir noch zu Theil werden kan — mir immer mehr zu verſichern, uͤbe dich kuͤnftig ſelbſt, mein Sohn, ſo wie du bisher unter meiner Anfuͤhrung gethan haſt, in maͤnlicher Standhaftigkeit zur Vollendung ſolcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un- ermuͤdete Geduld erfodern. Die trokkenſten und muͤhſamſten Geſchaͤfte ſind zu dieſer Abſicht gerade die nuͤzlichſten. Frage nicht, wozu dasjenige, was du zu einer ſolchen Uebung vornimſt, dir oder an- dern dienen ſolle? Es hat dir und andern genug gedient, wenn dein junger Geiſt dadurch zur Geduld und Stetigkeit auch in ſolchen Geſchaͤften gewoͤhnt wird, welche deiner Neigung zuwider und mit einiger Beſchwerlichkeit verbunden ſind. Denn wiſſe, o Juͤngling — und glaub’ es einem Manne, den die Vorſehung auf mehr als einen Poſten zu ſtellen fuͤr gut befand, daß du ſolchen Arbeiten doch nie entgehen werdeſt, in welches Fach von Geſchaͤften du dich auch immer werfen magſt. Und wehe dir, wenn deine Schultern ſie, ohne vor- hergegangene Uebung, uͤbernehmen muͤßten!
Die
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Um dieſen Triumph meines vaͤterlichen Her-
zens — das einzige Gluͤk, welches hienieden mir
noch zu Theil werden kan — mir immer mehr
zu verſichern, uͤbe dich kuͤnftig ſelbſt, mein Sohn,
ſo wie du bisher unter meiner Anfuͤhrung gethan
haſt, in maͤnlicher Standhaftigkeit zur Vollendung
ſolcher Arbeiten, welche anhaltenden Fleiß und un-
ermuͤdete Geduld erfodern. Die trokkenſten und
muͤhſamſten Geſchaͤfte ſind zu dieſer Abſicht gerade
die nuͤzlichſten. Frage nicht, wozu dasjenige, was
du zu einer ſolchen Uebung vornimſt, dir oder an-
dern dienen ſolle? Es hat dir und andern genug
gedient, wenn dein junger Geiſt dadurch zur
Geduld und Stetigkeit auch in ſolchen Geſchaͤften
gewoͤhnt wird, welche deiner Neigung zuwider
und mit einiger Beſchwerlichkeit verbunden ſind.
Denn wiſſe, o Juͤngling — und glaub’ es einem
Manne, den die Vorſehung auf mehr als einen
Poſten zu ſtellen fuͤr gut befand, daß du ſolchen
Arbeiten doch nie entgehen werdeſt, in welches Fach
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Und wehe dir, wenn deine Schultern ſie, ohne vor-
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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