Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.wolte, die ein junger Man hat, sich gefällig zu Mahlzeiten sind und waren von je her die Unter-
wolte, die ein junger Man hat, ſich gefaͤllig zu Mahlzeiten ſind und waren von je her die Unter-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="94"/> wolte, die ein junger Man hat, ſich gefaͤllig zu<lb/> machen, wofern er ſie nur gebrauchen wil: dein<lb/> geſunder Verſtand wird ſie dich leicht finden laſ-<lb/> ſen, und dein gutes Herz und ſelbſt dein Vortheil<lb/> wird dich antreiben, ſie zu nuzen. Vor allen<lb/> Dingen iſt viel Aufmerkſamkeit auf Zeiten und<lb/> Umſtaͤnde noͤthig. Bei Tiſche z. B. ſprich oft,<lb/> aber niemahls lange hinter einander, denn das<lb/> alberne Getuͤmmel der Bedienten und das oft<lb/> noch einfaͤltigere Geſpraͤch der Gaͤſte, welches<lb/> groͤßtentheils auf Kuͤchen- und Kellerwaare hin-<lb/> auslaͤuft, vertraͤgt keine Abhandlung oder zuſam-<lb/> menhaͤngende Erzaͤhlung.</p><lb/> <p>Mahlzeiten ſind und waren von je her die<lb/> Erholungsſtunden fuͤr die Sele, und daher der<lb/> ungezwungnen Froͤhlichkeit und geſelligen Freude<lb/> geheiligt. Bequeme dich nach dieſem Gebrauch,<lb/> und zahle deinen Antheil von froͤhlicher Laune;<lb/> aber laß dich nicht durch die ſo haͤufigen Beiſpiele<lb/> zur Unmaͤſſigkeit im Eſſen oder im Trinken ver-<lb/> leiten; die erſtere hat Dumheit und die leztere<lb/> gar Tolheit zur unvermeidlichen Folge.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Unter-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [94/0100]
wolte, die ein junger Man hat, ſich gefaͤllig zu
machen, wofern er ſie nur gebrauchen wil: dein
geſunder Verſtand wird ſie dich leicht finden laſ-
ſen, und dein gutes Herz und ſelbſt dein Vortheil
wird dich antreiben, ſie zu nuzen. Vor allen
Dingen iſt viel Aufmerkſamkeit auf Zeiten und
Umſtaͤnde noͤthig. Bei Tiſche z. B. ſprich oft,
aber niemahls lange hinter einander, denn das
alberne Getuͤmmel der Bedienten und das oft
noch einfaͤltigere Geſpraͤch der Gaͤſte, welches
groͤßtentheils auf Kuͤchen- und Kellerwaare hin-
auslaͤuft, vertraͤgt keine Abhandlung oder zuſam-
menhaͤngende Erzaͤhlung.
Mahlzeiten ſind und waren von je her die
Erholungsſtunden fuͤr die Sele, und daher der
ungezwungnen Froͤhlichkeit und geſelligen Freude
geheiligt. Bequeme dich nach dieſem Gebrauch,
und zahle deinen Antheil von froͤhlicher Laune;
aber laß dich nicht durch die ſo haͤufigen Beiſpiele
zur Unmaͤſſigkeit im Eſſen oder im Trinken ver-
leiten; die erſtere hat Dumheit und die leztere
gar Tolheit zur unvermeidlichen Folge.
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