Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.standhaft, sogar kühn sein, aber mit großer Nichts hat ein junger Mensch bei seinem Ein- Um aller Welt willen wolte ich nicht, daß du werden Theophron 2. Th. J
ſtandhaft, ſogar kuͤhn ſein, aber mit großer Nichts hat ein junger Menſch bei ſeinem Ein- Um aller Welt willen wolte ich nicht, daß du werden Theophron 2. Th. J
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="129"/> ſtandhaft, ſogar kuͤhn ſein, aber mit großer<lb/> Beſcheidenheit.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Nichts hat ein junger Menſch bei ſeinem Ein-<lb/> tritte in die Welt mehr zu fuͤrchten, und nichts<lb/> ſolt’ er daher ſorgfaͤltiger zu vermeiden ſuchen,<lb/> als daß man ihm nicht etwas Laͤcherliches anhaͤn-<lb/> gen moͤgte. Das entehrt ihn bei dem vernuͤnftig-<lb/> ſten Theile der Menſchen, bei den uͤbrigen aber<lb/> ſtuͤrzt es ihn ganz und gar; und ich habe manchen<lb/> gekant, der dadurch ungluͤklich geworden iſt, daß<lb/> er ſich einen laͤcherlichen Beinahmen zuzog.</p><lb/> <p>Um aller Welt willen wolte ich nicht, daß du<lb/> dir einen Beinahmen zuziehen ſolteſt, wenn du<lb/> nach England zuruͤkkomſt. Laſter und Verbrechen<lb/> erregen Haß und Vorwuͤrfe, aber Fehler, Schwach-<lb/> heiten und Unſchiklichkeiten, machen uns laͤcherlich.<lb/> Nachaͤffende Leute machen ſie ſich zu Nuze, die,<lb/> wiewohl ſie oft ſelbſt ſehr veraͤchtliche Schurken<lb/> ſind, dennoch oft durch ihre Schwaͤnke beßre Leute<lb/> veraͤchtlich machen. Die kleinen Fehler des Be-<lb/> zeigens, der Ausſprache, Anrede, Miene, ſelbſt<lb/> der Geſtalt, wiewohl hoͤchſt ungerechter Weiſe,<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Theophron 2. Th.</hi> J</fw><fw place="bottom" type="catch">werden</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0135]
ſtandhaft, ſogar kuͤhn ſein, aber mit großer
Beſcheidenheit.
Nichts hat ein junger Menſch bei ſeinem Ein-
tritte in die Welt mehr zu fuͤrchten, und nichts
ſolt’ er daher ſorgfaͤltiger zu vermeiden ſuchen,
als daß man ihm nicht etwas Laͤcherliches anhaͤn-
gen moͤgte. Das entehrt ihn bei dem vernuͤnftig-
ſten Theile der Menſchen, bei den uͤbrigen aber
ſtuͤrzt es ihn ganz und gar; und ich habe manchen
gekant, der dadurch ungluͤklich geworden iſt, daß
er ſich einen laͤcherlichen Beinahmen zuzog.
Um aller Welt willen wolte ich nicht, daß du
dir einen Beinahmen zuziehen ſolteſt, wenn du
nach England zuruͤkkomſt. Laſter und Verbrechen
erregen Haß und Vorwuͤrfe, aber Fehler, Schwach-
heiten und Unſchiklichkeiten, machen uns laͤcherlich.
Nachaͤffende Leute machen ſie ſich zu Nuze, die,
wiewohl ſie oft ſelbſt ſehr veraͤchtliche Schurken
ſind, dennoch oft durch ihre Schwaͤnke beßre Leute
veraͤchtlich machen. Die kleinen Fehler des Be-
zeigens, der Ausſprache, Anrede, Miene, ſelbſt
der Geſtalt, wiewohl hoͤchſt ungerechter Weiſe,
werden
Theophron 2. Th. J
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |