Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.Das neunte Stük dann in die weite Welt gingen: Wolte man im Gegenteil aber die zartspeisigen Poch-erze in ein grobes Korn pochen; So würden zu viele Erzteilchen in den groben Aftern zurükbleiben, die von dem Schlieg abfallen, wovon ich hernach handeln werde. Man erhält indessen ein grobes Korn dadurch, wann man a. den Stempeln mehreren Hub gibt, damit sie das Erz mehr in die Höhe schmeisen, wann man b. etwas starke Pöcher- wasser nimt, die das Gepochte mehr heben, wann man c. die Unterlagen nicht zu tief leget, folglich mehreren Auswurf gibt, damit das Pochmehl um desto leichter heraus gehoben werden könne, und nicht zu lange unter den Stempeln bleibet, wobei es wieder zurükfället, und wann man d. gröbere Vorsezbleche gebrauchet, die in denen Gefächer- gen einen starken 1/8 Zoll weit sind. Soll hingegen ein zartes Korn gepocht werden: So beobachtet man gerad das Gegenteil, man nimt nämlich wenigere Pöcherwasser, und gebrauchet engere Vorsezbleche, die in den Gefächergen nur einen kleinen 1/8 Zoll weit sind. Anmerkung. Es halten einige davor, daß man bei den klausthalischen Glanzerzen mehr Schlieg erhalten §. 72. Die Gröse des Hubs bei den Stempeln gründet sich nicht allein auf die Gröse des §. 73.
Das neunte Stuͤk dann in die weite Welt gingen: Wolte man im Gegenteil aber die zartſpeiſigen Poch-erze in ein grobes Korn pochen; So wuͤrden zu viele Erzteilchen in den groben Aftern zuruͤkbleiben, die von dem Schlieg abfallen, wovon ich hernach handeln werde. Man erhaͤlt indeſſen ein grobes Korn dadurch, wann man a. den Stempeln mehreren Hub gibt, damit ſie das Erz mehr in die Hoͤhe ſchmeiſen, wann man b. etwas ſtarke Poͤcher- waſſer nimt, die das Gepochte mehr heben, wann man c. die Unterlagen nicht zu tief leget, folglich mehreren Auswurf gibt, damit das Pochmehl um deſto leichter heraus gehoben werden koͤnne, und nicht zu lange unter den Stempeln bleibet, wobei es wieder zuruͤkfaͤllet, und wann man d. groͤbere Vorſezbleche gebrauchet, die in denen Gefaͤcher- gen einen ſtarken ⅛ Zoll weit ſind. Soll hingegen ein zartes Korn gepocht werden: So beobachtet man gerad das Gegenteil, man nimt naͤmlich wenigere Poͤcherwaſſer, und gebrauchet engere Vorſezbleche, die in den Gefaͤchergen nur einen kleinen ⅛ Zoll weit ſind. Anmerkung. Es halten einige davor, daß man bei den klausthaliſchen Glanzerzen mehr Schlieg erhalten §. 72. Die Groͤſe des Hubs bei den Stempeln gruͤndet ſich nicht allein auf die Groͤſe des §. 73.
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Das neunte Stuͤk
dann in die weite Welt gingen: Wolte man im Gegenteil aber die zartſpeiſigen Poch-
erze in ein grobes Korn pochen; So wuͤrden zu viele Erzteilchen in den groben Aftern
zuruͤkbleiben, die von dem Schlieg abfallen, wovon ich hernach handeln werde. Man
erhaͤlt indeſſen ein grobes Korn dadurch, wann man a. den Stempeln mehreren Hub
gibt, damit ſie das Erz mehr in die Hoͤhe ſchmeiſen, wann man b. etwas ſtarke Poͤcher-
waſſer nimt, die das Gepochte mehr heben, wann man c. die Unterlagen nicht zu tief
leget, folglich mehreren Auswurf gibt, damit das Pochmehl um deſto leichter heraus
gehoben werden koͤnne, und nicht zu lange unter den Stempeln bleibet, wobei es wieder
zuruͤkfaͤllet, und wann man d. groͤbere Vorſezbleche gebrauchet, die in denen Gefaͤcher-
gen einen ſtarken ⅛ Zoll weit ſind. Soll hingegen ein zartes Korn gepocht werden:
So beobachtet man gerad das Gegenteil, man nimt naͤmlich wenigere Poͤcherwaſſer,
und gebrauchet engere Vorſezbleche, die in den Gefaͤchergen nur einen kleinen ⅛ Zoll
weit ſind.
Anmerkung.
Es halten einige davor, daß man bei den klausthaliſchen Glanzerzen mehr Schlieg erhalten
koͤnte, wann man ein noch groͤberes Korn pochen, und mit wenigern Waſſern waſchen wurde. Sie
ſind der Meinung, daß in beiden Faͤllen weniger Erze in den Schlam gepochet, und in die Bach
geiaget wuͤrden. Ein zu zartes Korn, und ein zu langſames Waſchen bringt eben keinen Vorteil.
Man kan es auch ohnmoͤglich vermeiden, daß keine Erze in dem Waſſer weggehen ſolten. Es be-
ruhet inzwiſchen bei Bergwerken faſt alles auf Verſuchen und Erfahrungen.
§. 72.
Die Groͤſe des Hubs bei den Stempeln gruͤndet ſich nicht allein auf die Groͤſe des
zu pochenden Korns (§. 71.), ſondern auch auf die Feſtigkeit des Pocherzes. Man
gibt aber denen Stempeln einen kleinen Hub, wann die Erze milde ſind, einen groſen
aber, wann ſie mehrere Feſtigkeit beſizzen. Es beruhet auch dieſe Regel auf Gruͤnden,
die aus der Natur hergehohlet ſind: Denn da die Groͤſe der Wirkung eines fallenden
Koͤrpers in einer ieden Hoͤhe zunimt; So muß auch ein Stempel um deſto mehr in
das Erz wirken, ie hoͤher er faͤlt, bei einer geringen Hoͤhe aber kan er daſſelbe nicht ſo
leicht in Staub und Schlam zertruͤmmern. Bei einem groſen Hub, den man bei feſten
Erzen gebrauchet, wird alſo die Kraft des Stoſes vermehrt, und man kan folglich in
einerlei Zeit mehr durchpochen, als wie bei einem geringern. Bei einem kleinen Hub,
deſſen man ſich bei den milden Erzen bedienet, verhuͤtet man hingegen, daß das Erz
nicht allzuſehr zerſtoſen, und in einen Schlam gepochet wird, welches man das Tod-
pochen nennet. Auf denen klausthaliſchen Pochwerken beobachtet man folgende Re-
gel: Man gibt naͤmlich dem Erzſtempel 8-, dem Mittelſtempel 10-, und dem Blech-
ſtempel an dem Vorſezblech 14 Zoll Hub. Es komt auſer dieſem allen auch auf die
Schwere der Stempel ſehr viel an: Denn ie nachdem ſie mehr oder weniger ſchwer
ſind, ſo kan man auch eher ein grobes oder ein zartes Korn, oder feſte und milde Erze
mit ihnen pochen. An dem Haarz ſind ſie 7 Zoll dik, 8 Zoll breit, und 14 Fus lang.
Die Pochwellen pfleget man uͤberdis gemeiniglich in die halbe Hoͤhe der Stempel zu
legen, weil ſie alsdann viel leichter zu heben ſein ſollen.
§. 73.
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