Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Doch schnell aussüßend jeglich Bittres wollte Der Freund in seinen Frieden mich versenken, Und seit dem Säuseln jener Himmelsstunde Ist er in allem meinem Schau'n und Denken. Sagt mir wohin das Endliche verrollte. Ertheilet vom Beweglichen mir Kunde. Im weiten Weltenrunde Seh' ich nur Eins, das Reich der heil'gen Minne, Das unbewegliche, das wir empfangen. Ha! mir ist aufgegangen -- Nach dieses Wortes schönem Doppelsinne -- Im Bilde des Geliebten alles Andre, Wo immer auch, wie weit, wie lang ich wandre. Er ist Allgegenwart der Gottesfülle In Geist wie in Natur, da er zur Einheit Mit diamantnem Band verbindet Beides, Und Selbstdurchdrungensein ist seine Reinheit Womit er meine endlich-schlechte Hülle Durchdringt daß ich vergesse jedes Leides. Des endlich-schlechten Kleides Drum will ich mich nicht schämen und es spreiten Auf des Geliebten Pfade hin in Demut. Wie dort, voll Liebeswehmut, Wird dann mein Herr und König drüber reiten. Gelobt sei der da kommt von Gotteswegen Im Lichtreif seines Haubts auf allen Stegen! Doch ſchnell ausſüßend jeglich Bittres wollte Der Freund in ſeinen Frieden mich verſenken, Und ſeit dem Säuſeln jener Himmelsſtunde Iſt er in allem meinem Schau'n und Denken. Sagt mir wohin das Endliche verrollte. Ertheilet vom Beweglichen mir Kunde. Im weiten Weltenrunde Seh' ich nur Eins, das Reich der heil'gen Minne, Das unbewegliche, das wir empfangen. Ha! mir iſt aufgegangen — Nach dieſes Wortes ſchönem Doppelſinne — Im Bilde des Geliebten alles Andre, Wo immer auch, wie weit, wie lang ich wandre. Er iſt Allgegenwart der Gottesfülle In Geiſt wie in Natur, da er zur Einheit Mit diamantnem Band verbindet Beides, Und Selbſtdurchdrungenſein iſt ſeine Reinheit Womit er meine endlich-ſchlechte Hülle Durchdringt daß ich vergeſſe jedes Leides. Des endlich-ſchlechten Kleides Drum will ich mich nicht ſchämen und es ſpreiten Auf des Geliebten Pfade hin in Demut. Wie dort, voll Liebeswehmut, Wird dann mein Herr und König drüber reiten. Gelobt ſei der da kommt von Gotteswegen Im Lichtreif ſeines Haubts auf allen Stegen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0037" n="23"/> <lg n="22"> <l>Doch ſchnell ausſüßend jeglich Bittres wollte</l><lb/> <l>Der Freund in ſeinen Frieden mich verſenken,</l><lb/> <l>Und ſeit dem Säuſeln jener Himmelsſtunde</l><lb/> <l>Iſt er in allem meinem Schau'n und Denken.</l><lb/> <l>Sagt mir wohin das Endliche verrollte.</l><lb/> <l>Ertheilet vom Beweglichen mir Kunde.</l><lb/> <l>Im weiten Weltenrunde</l><lb/> <l>Seh' ich nur Eins, das Reich der heil'gen Minne,</l><lb/> <l>Das unbewegliche, das wir empfangen.</l><lb/> <l>Ha! mir iſt <hi rendition="#g">aufgegangen</hi> —</l><lb/> <l>Nach dieſes Wortes ſchönem Doppelſinne —</l><lb/> <l>Im Bilde des Geliebten alles Andre,</l><lb/> <l>Wo immer auch, wie weit, wie lang ich wandre.</l><lb/> </lg> <lg n="23"> <l>Er iſt Allgegenwart der Gottesfülle</l><lb/> <l>In Geiſt wie in Natur, da er zur Einheit</l><lb/> <l>Mit diamantnem Band verbindet Beides,</l><lb/> <l>Und Selbſtdurchdrungenſein iſt ſeine Reinheit</l><lb/> <l>Womit er meine endlich-ſchlechte Hülle</l><lb/> <l>Durchdringt daß ich vergeſſe jedes Leides.</l><lb/> <l>Des endlich-ſchlechten Kleides</l><lb/> <l>Drum will ich mich nicht ſchämen und es ſpreiten</l><lb/> <l>Auf des Geliebten Pfade hin in Demut.</l><lb/> <l>Wie dort, voll Liebeswehmut,</l><lb/> <l>Wird dann mein Herr und König drüber reiten.</l><lb/> <l>Gelobt ſei der da kommt von Gotteswegen</l><lb/> <l>Im Lichtreif ſeines Haubts auf allen Stegen!</l><lb/> </lg> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [23/0037]
Doch ſchnell ausſüßend jeglich Bittres wollte
Der Freund in ſeinen Frieden mich verſenken,
Und ſeit dem Säuſeln jener Himmelsſtunde
Iſt er in allem meinem Schau'n und Denken.
Sagt mir wohin das Endliche verrollte.
Ertheilet vom Beweglichen mir Kunde.
Im weiten Weltenrunde
Seh' ich nur Eins, das Reich der heil'gen Minne,
Das unbewegliche, das wir empfangen.
Ha! mir iſt aufgegangen —
Nach dieſes Wortes ſchönem Doppelſinne —
Im Bilde des Geliebten alles Andre,
Wo immer auch, wie weit, wie lang ich wandre.
Er iſt Allgegenwart der Gottesfülle
In Geiſt wie in Natur, da er zur Einheit
Mit diamantnem Band verbindet Beides,
Und Selbſtdurchdrungenſein iſt ſeine Reinheit
Womit er meine endlich-ſchlechte Hülle
Durchdringt daß ich vergeſſe jedes Leides.
Des endlich-ſchlechten Kleides
Drum will ich mich nicht ſchämen und es ſpreiten
Auf des Geliebten Pfade hin in Demut.
Wie dort, voll Liebeswehmut,
Wird dann mein Herr und König drüber reiten.
Gelobt ſei der da kommt von Gotteswegen
Im Lichtreif ſeines Haubts auf allen Stegen!
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