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Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

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Es ist das Schöne stets das Allgemeine
In hochbestimmter Form. Du aber bist ja
Des Schönen voller Inbegriff zu nennen
Und anders nicht erschaut dich jeder Christ ja.
Zum Musterbild fromm aufblickt die Gemeine
Weil Jedem Sinn und Liebe da entbrennen.
So muß er bald erkennen
In sich und Andern eigenes Gestalten.
Denn gleichwie in der Kunst so ist im Leben
Nie knechtisches Ankleben
Der Nachahmung gedeihliches Entfalten.
An reiner Eigenthümlichkeit entzünde
Sich andere Befreiung von der Sünde.
Wo sich der Gottgesalbte mag erzeigen,
Weil er ja Alles uns in Allem sein muß,
In Menschen und vermenschheiteten Dingen,
Ist's das Unendliche das er verleih'n muß,
Doch endliche Bestimmtheit, neu und eigen,
Muß er nicht minder, wo er aufstralt, bringen.
Wo irgend sind die Schwingen
Der Jordanstaube über Hochgebilden
Gespannt, wird Gottes Liebling eigenthümlich
Neu sein wie als er rühmlich
Zuerst auftrat in irdischen Gefilden,
Und wird in Andern Anderes anregen
Und ewig selbst sein jeglich Selbstbewegen.
Es iſt das Schöne ſtets das Allgemeine
In hochbeſtimmter Form. Du aber biſt ja
Des Schönen voller Inbegriff zu nennen
Und anders nicht erſchaut dich jeder Chriſt ja.
Zum Muſterbild fromm aufblickt die Gemeine
Weil Jedem Sinn und Liebe da entbrennen.
So muß er bald erkennen
In ſich und Andern eigenes Geſtalten.
Denn gleichwie in der Kunſt ſo iſt im Leben
Nie knechtiſches Ankleben
Der Nachahmung gedeihliches Entfalten.
An reiner Eigenthümlichkeit entzünde
Sich andere Befreiung von der Sünde.
Wo ſich der Gottgeſalbte mag erzeigen,
Weil er ja Alles uns in Allem ſein muß,
In Menſchen und vermenſchheiteten Dingen,
Iſt's das Unendliche das er verleih'n muß,
Doch endliche Beſtimmtheit, neu und eigen,
Muß er nicht minder, wo er aufſtralt, bringen.
Wo irgend ſind die Schwingen
Der Jordanstaube über Hochgebilden
Geſpannt, wird Gottes Liebling eigenthümlich
Neu ſein wie als er rühmlich
Zuerſt auftrat in irdiſchen Gefilden,
Und wird in Andern Anderes anregen
Und ewig ſelbſt ſein jeglich Selbſtbewegen.
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[45/0059] Es iſt das Schöne ſtets das Allgemeine In hochbeſtimmter Form. Du aber biſt ja Des Schönen voller Inbegriff zu nennen Und anders nicht erſchaut dich jeder Chriſt ja. Zum Muſterbild fromm aufblickt die Gemeine Weil Jedem Sinn und Liebe da entbrennen. So muß er bald erkennen In ſich und Andern eigenes Geſtalten. Denn gleichwie in der Kunſt ſo iſt im Leben Nie knechtiſches Ankleben Der Nachahmung gedeihliches Entfalten. An reiner Eigenthümlichkeit entzünde Sich andere Befreiung von der Sünde. Wo ſich der Gottgeſalbte mag erzeigen, Weil er ja Alles uns in Allem ſein muß, In Menſchen und vermenſchheiteten Dingen, Iſt's das Unendliche das er verleih'n muß, Doch endliche Beſtimmtheit, neu und eigen, Muß er nicht minder, wo er aufſtralt, bringen. Wo irgend ſind die Schwingen Der Jordanstaube über Hochgebilden Geſpannt, wird Gottes Liebling eigenthümlich Neu ſein wie als er rühmlich Zuerſt auftrat in irdiſchen Gefilden, Und wird in Andern Anderes anregen Und ewig ſelbſt ſein jeglich Selbſtbewegen.

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Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/59>, abgerufen am 21.11.2024.