Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Nun lag die Wahrheit offen jenes Bundes Von Jehovah und dem erwählten Volke. Nun war erfüllt Gesetz und Prophezeiung. Das Sollen war erreicht. Die Feuerwolke Schmolz und der Sohn stand da. Vor seines Mundes Anlächeln schwieg die Klage der Entzweiung. Fortan war's um Kasteiung Und Opferdienst und Satzungen geschehen. Des Sohnes sich zu freu'n schien süße Pflicht nur. Ihn sah im Ahnungslicht nur Die Väterwelt. Ihr Traumbild muß vergehen Vor übertreffender Erfüllungsfülle. Den Kern entlassend fällt die Tempelhülle. O wie mit salomonischem Gerölle,
O wie mit Zebaoth und Zehngeboten Mögt ihr nun stets die Kirche noch verplundern? Das Alles ging ja längst schon zu den Toten, Auch längst schon sind die Cherubim zur Hölle, Und eure Zionswacht muß ich bewundern. Ja wahrlich! nassen Zundern Vergleich' ich dies Geschlecht. Nur schwer mag fangen Ein Himmelsfunken, und das schönste Feuer Erlischt bald. Neustets theuer Ist Toten nur was tot und was vergangen. Tot sind die leben. Möchte Leben sprühen Aus heil'ger Aschenkrüge ew'gem Glühen! 3 *
Nun lag die Wahrheit offen jenes Bundes Von Jehovah und dem erwählten Volke. Nun war erfüllt Geſetz und Prophezeiung. Das Sollen war erreicht. Die Feuerwolke Schmolz und der Sohn ſtand da. Vor ſeines Mundes Anlächeln ſchwieg die Klage der Entzweiung. Fortan war's um Kaſteiung Und Opferdienſt und Satzungen geſchehen. Des Sohnes ſich zu freu'n ſchien ſüße Pflicht nur. Ihn ſah im Ahnungslicht nur Die Väterwelt. Ihr Traumbild muß vergehen Vor übertreffender Erfüllungsfülle. Den Kern entlaſſend fällt die Tempelhülle. O wie mit ſalomoniſchem Gerölle,
O wie mit Zebaoth und Zehngeboten Mögt ihr nun ſtets die Kirche noch verplundern? Das Alles ging ja längſt ſchon zu den Toten, Auch längſt ſchon ſind die Cherubim zur Hölle, Und eure Zionswacht muß ich bewundern. Ja wahrlich! naſſen Zundern Vergleich' ich dies Geſchlecht. Nur ſchwer mag fangen Ein Himmelsfunken, und das ſchönſte Feuer Erliſcht bald. Neuſtets theuer Iſt Toten nur was tot und was vergangen. Tot ſind die leben. Möchte Leben ſprühen Aus heil'ger Aſchenkrüge ew'gem Glühen! 3 *
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Nun lag die Wahrheit offen jenes Bundes
Von Jehovah und dem erwählten Volke.
Nun war erfüllt Geſetz und Prophezeiung.
Das Sollen war erreicht. Die Feuerwolke
Schmolz und der Sohn ſtand da. Vor ſeines Mundes
Anlächeln ſchwieg die Klage der Entzweiung.
Fortan war's um Kaſteiung
Und Opferdienſt und Satzungen geſchehen.
Des Sohnes ſich zu freu'n ſchien ſüße Pflicht nur.
Ihn ſah im Ahnungslicht nur
Die Väterwelt. Ihr Traumbild muß vergehen
Vor übertreffender Erfüllungsfülle.
Den Kern entlaſſend fällt die Tempelhülle.
O wie mit ſalomoniſchem Gerölle,
O wie mit Zebaoth und Zehngeboten
Mögt ihr nun ſtets die Kirche noch verplundern?
Das Alles ging ja längſt ſchon zu den Toten,
Auch längſt ſchon ſind die Cherubim zur Hölle,
Und eure Zionswacht muß ich bewundern.
Ja wahrlich! naſſen Zundern
Vergleich' ich dies Geſchlecht. Nur ſchwer mag fangen
Ein Himmelsfunken, und das ſchönſte Feuer
Erliſcht bald. Neuſtets theuer
Iſt Toten nur was tot und was vergangen.
Tot ſind die leben. Möchte Leben ſprühen
Aus heil'ger Aſchenkrüge ew'gem Glühen!
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