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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Der Hoff.
EIn Schloß da Circe schertzt mit ihren Gauckel-Pos-
sen/

Ein Kercker da das Glück die Sclaven hält verschlossen/
Ein Dollhauß da man sich durch manche Narren drengt/
Von denen einer singt/ der ander Grillen fängt/
Ein Kloster da man sieht die reichste Brüder betteln/
Ein Glückstopff welcher meist besteht in leeren Zetteln/
Ein Marck da Wind und Rauch die besten Wahren sind/
Und wer ein Gauckel-Dieb/ das meiste Geld gewinnt/
Ein angefüllt Spital/ in welches einzutreten/
Ein kranck er sich bemüht den andern todt zu beten/
Hier ist ein Fastnachtspiel da Tugend wird verhönt/
Ob gleich das Laster selbst von ihr die Maßque lehnt.
Denn schmeicheln heißt man hier sich in die Zeit bequemen/
Verleumden/ ohn vermerckt der Schlangen Gifft beneh-
men/

Den Hochmuht/ Freund und Feind frey unter Augen
gehn/

Den Geitz/ mit Wolbedacht auf seine Wirthschafft sehn/
Die Pracht/ den Purpur nicht mit Niedrigkeit beflecken/
Und Falschheit/ mit Verstand des andern Sinn entdecken/
Eins wisse welcher denckt/ - - - - - zu handeln/
Muß mit Gefahr und Streit auf dieser Strassen wan-
deln/

Die uns in einem Tag mehr Ungeheuer zeigt.
Als uns der öde Strich in Africa gezeugt.
Bereitung zum Tode.
MEin Morgen ist vorbey/ die Kindheit meiner Tage/
Wie ich den hingebracht/ das weiß ich selber nicht;
Mein Mittag ist vorbey/ der ohngefehr die Wage
Des kurtzen Lebens hielt. HErr geh nicht ins Gericht!
Ich kenne dein Gesetz/ und kenne meine Schuld!
Mein Abend kommt heran/ itzt solten Thränen rinnen;
Doch
Der Hoff.
EIn Schloß da Circe ſchertzt mit ihren Gauckel-Poſ-
ſen/

Ein Kercker da das Gluͤck die Sclaven haͤlt verſchloſſen/
Ein Dollhauß da man ſich durch manche Narren drengt/
Von denen einer ſingt/ der ander Grillen faͤngt/
Ein Kloſter da man ſieht die reichſte Bruͤder betteln/
Ein Gluͤckstopff welcher meiſt beſteht in leeren Zetteln/
Ein Marck da Wind und Rauch die beſten Wahren ſind/
Und wer ein Gauckel-Dieb/ das meiſte Geld gewinnt/
Ein angefuͤllt Spital/ in welches einzutreten/
Ein kranck er ſich bemuͤht den andern todt zu beten/
Hier iſt ein Faſtnachtſpiel da Tugend wird verhoͤnt/
Ob gleich das Laſter ſelbſt von ihr die Maßque lehnt.
Deñ ſchmeicheln heißt man hier ſich in die Zeit bequemen/
Verleumden/ ohn vermerckt der Schlangen Gifft beneh-
men/

Den Hochmuht/ Freund und Feind frey unter Augen
gehn/

Den Geitz/ mit Wolbedacht auf ſeine Wirthſchafft ſehn/
Die Pracht/ den Purpur nicht mit Niedrigkeit beflecken/
Und Falſchheit/ mit Verſtand des andern Siñ entdecken/
Eins wiſſe welcher denckt/ - - - - - zu handeln/
Muß mit Gefahr und Streit auf dieſer Straſſen wan-
deln/

Die uns in einem Tag mehr Ungeheuer zeigt.
Als uns der oͤde Strich in Africa gezeugt.
Bereitung zum Tode.
MEin Morgen iſt vorbey/ die Kindheit meiner Tage/
Wie ich den hingebracht/ das weiß ich ſelber nicht;
Mein Mittag iſt vorbey/ der ohngefehr die Wage
Des kurtzen Lebens hielt. HErr geh nicht ins Gericht!
Ich kenne dein Geſetz/ und kenne meine Schuld!
Mein Abend kommt heran/ itzt ſolten Thraͤnen rinnen;
Doch
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[103/0116] Der Hoff. EIn Schloß da Circe ſchertzt mit ihren Gauckel-Poſ- ſen/ Ein Kercker da das Gluͤck die Sclaven haͤlt verſchloſſen/ Ein Dollhauß da man ſich durch manche Narren drengt/ Von denen einer ſingt/ der ander Grillen faͤngt/ Ein Kloſter da man ſieht die reichſte Bruͤder betteln/ Ein Gluͤckstopff welcher meiſt beſteht in leeren Zetteln/ Ein Marck da Wind und Rauch die beſten Wahren ſind/ Und wer ein Gauckel-Dieb/ das meiſte Geld gewinnt/ Ein angefuͤllt Spital/ in welches einzutreten/ Ein kranck er ſich bemuͤht den andern todt zu beten/ Hier iſt ein Faſtnachtſpiel da Tugend wird verhoͤnt/ Ob gleich das Laſter ſelbſt von ihr die Maßque lehnt. Deñ ſchmeicheln heißt man hier ſich in die Zeit bequemen/ Verleumden/ ohn vermerckt der Schlangen Gifft beneh- men/ Den Hochmuht/ Freund und Feind frey unter Augen gehn/ Den Geitz/ mit Wolbedacht auf ſeine Wirthſchafft ſehn/ Die Pracht/ den Purpur nicht mit Niedrigkeit beflecken/ Und Falſchheit/ mit Verſtand des andern Siñ entdecken/ Eins wiſſe welcher denckt/ - - - - - zu handeln/ Muß mit Gefahr und Streit auf dieſer Straſſen wan- deln/ Die uns in einem Tag mehr Ungeheuer zeigt. Als uns der oͤde Strich in Africa gezeugt. Bereitung zum Tode. MEin Morgen iſt vorbey/ die Kindheit meiner Tage/ Wie ich den hingebracht/ das weiß ich ſelber nicht; Mein Mittag iſt vorbey/ der ohngefehr die Wage Des kurtzen Lebens hielt. HErr geh nicht ins Gericht! Ich kenne dein Geſetz/ und kenne meine Schuld! Mein Abend kommt heran/ itzt ſolten Thraͤnen rinnen; Doch

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/116>, abgerufen am 23.11.2024.