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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Uber das Bildniß des Printzen von
Wallis.
Ein Vater heißt mich Sohn/ die Schwestern sagen nein/
Und wollen nicht einmahl der Mutter Zeugniß glauben/
So kan dann zwischen mir/ und die mir Tronen rauben/
Allein GOtt und die Zeit/ sonst niemand Richter seyn.
Die edle Freyheit bey dem Land-Leben.
EIn Sinn der nur nach seinem Ursprung schmeckt/
Und sich nicht in den Schlamm der Eitelkeit versteckt/
Kan/ was der Pöbel sucht/ mit leichter Müh vergessen.
Dem Weisen ist sein Vaterland die Welt/
Er bleibet unbewegt/ wenn alles bricht und fällt/
Und wil sein Glück nach nichts als seiner Freyheit messen.
Es kan ein solcher Mann sich an sich selbst vergnügen;
Hat ein gekröntes Haupt ihm etwan wohl gewollt/
Ist ihm das Vatican um seiner Tugend hold/
Ja wil ein Fridrich selbst nach seinem Urtheil kriegen/
So wird Er doch von Cron und Purpur nie bethört;
Kein Wechsel kommt/ der sein Gemühte stöhrt;
Drum wenn das Glück ihm endlich kehrt den Rücken/
Kan er mit eben dieser Hand/
Die gantzer Länder Zinß zur Pracht hat aufgewandt/
In Demuth und Gedult/ ihm selbst die Hosen flicken.
Sein Hoff wird ihm ein Hoff; sein Acker seine Freude;
Ein finstrer Dannen-Wäld sein Pomerantzen-Haus;
Der Heerde theilet er als denn die fette Weide/
Wie sonst dem Krieges-Heer/ mit treuer Sorgfalt aus/
Der Fürwitz treibt ihn nicht viel neues mehr zu wissen/
Als was sein Meyer bringt; Er kehrt sich wenig dran
Wer dort in einer Schlacht zu Boden wird geschmissen/
Wenn er in Sicherheit die Garben binden kan.
Ist
Uber das Bildniß des Printzen von
Wallis.
Ein Vater heißt mich Sohn/ die Schweſtern ſagen nein/
Und wollen nicht einmahl der Mutter Zeugniß glauben/
So kan dann zwiſchen mir/ und die mir Tronen rauben/
Allein GOtt und die Zeit/ ſonſt niemand Richter ſeyn.
Die edle Freyheit bey dem Land-Leben.
EIn Sinn der nur nach ſeinem Urſprung ſchmeckt/
Und ſich nicht in den Schlam̃ der Eitelkeit verſteckt/
Kan/ was der Poͤbel ſucht/ mit leichter Muͤh vergeſſen.
Dem Weiſen iſt ſein Vaterland die Welt/
Er bleibet unbewegt/ wenn alles bricht und faͤllt/
Und wil ſein Gluͤck nach nichts als ſeiner Freyheit meſſen.
Es kan ein ſolcher Mann ſich an ſich ſelbſt vergnuͤgen;
Hat ein gekroͤntes Haupt ihm etwan wohl gewollt/
Iſt ihm das Vatican um ſeiner Tugend hold/
Ja wil ein Fridrich ſelbſt nach ſeinem Urtheil kriegen/
So wird Er doch von Cron und Purpur nie bethoͤrt;
Kein Wechſel kommt/ der ſein Gemuͤhte ſtoͤhrt;
Drum wenn das Gluͤck ihm endlich kehrt den Ruͤcken/
Kan er mit eben dieſer Hand/
Die gantzer Laͤnder Zinß zur Pracht hat aufgewandt/
In Demuth und Gedult/ ihm ſelbſt die Hoſen flicken.
Sein Hoff wird ihm ein Hoff; ſein Acker ſeine Freude;
Ein finſtrer Dannen-Waͤld ſein Pomerantzen-Haus;
Der Heerde theilet er als denn die fette Weide/
Wie ſonſt dem Krieges-Heer/ mit treuer Sorgfalt aus/
Der Fuͤrwitz treibt ihn nicht viel neues mehr zu wiſſen/
Als was ſein Meyer bringt; Er kehrt ſich wenig dran
Wer dort in einer Schlacht zu Boden wird geſchmiſſen/
Wenn er in Sicherheit die Garben binden kan.
Iſt
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[50/0063] Uber das Bildniß des Printzen von Wallis. Ein Vater heißt mich Sohn/ die Schweſtern ſagen nein/ Und wollen nicht einmahl der Mutter Zeugniß glauben/ So kan dann zwiſchen mir/ und die mir Tronen rauben/ Allein GOtt und die Zeit/ ſonſt niemand Richter ſeyn. Die edle Freyheit bey dem Land-Leben. EIn Sinn der nur nach ſeinem Urſprung ſchmeckt/ Und ſich nicht in den Schlam̃ der Eitelkeit verſteckt/ Kan/ was der Poͤbel ſucht/ mit leichter Muͤh vergeſſen. Dem Weiſen iſt ſein Vaterland die Welt/ Er bleibet unbewegt/ wenn alles bricht und faͤllt/ Und wil ſein Gluͤck nach nichts als ſeiner Freyheit meſſen. Es kan ein ſolcher Mann ſich an ſich ſelbſt vergnuͤgen; Hat ein gekroͤntes Haupt ihm etwan wohl gewollt/ Iſt ihm das Vatican um ſeiner Tugend hold/ Ja wil ein Fridrich ſelbſt nach ſeinem Urtheil kriegen/ So wird Er doch von Cron und Purpur nie bethoͤrt; Kein Wechſel kommt/ der ſein Gemuͤhte ſtoͤhrt; Drum wenn das Gluͤck ihm endlich kehrt den Ruͤcken/ Kan er mit eben dieſer Hand/ Die gantzer Laͤnder Zinß zur Pracht hat aufgewandt/ In Demuth und Gedult/ ihm ſelbſt die Hoſen flicken. Sein Hoff wird ihm ein Hoff; ſein Acker ſeine Freude; Ein finſtrer Dannen-Waͤld ſein Pomerantzen-Haus; Der Heerde theilet er als denn die fette Weide/ Wie ſonſt dem Krieges-Heer/ mit treuer Sorgfalt aus/ Der Fuͤrwitz treibt ihn nicht viel neues mehr zu wiſſen/ Als was ſein Meyer bringt; Er kehrt ſich wenig dran Wer dort in einer Schlacht zu Boden wird geſchmiſſen/ Wenn er in Sicherheit die Garben binden kan. Iſt

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/63>, abgerufen am 27.11.2024.