[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.Ist aber jemand reich/ nach dem wird alles fragen/ Ja hätt' er in Pariß gleich Lieberey getragen/ Und wüste selber nicht/ wie recht sein Name sey/ Ein Schmeichler steht ihm bald mit hundert Ahnen bey/ Und wird ihn/ wer er ist/ aus den Geschichten lehren. Auff! Dangeau den Verdienst und Glück für andern ehren/ Der du des Hofes Meer so klüglich durchgespürt/ Daß deine Tugend nie die Klippen hat berührt. Dich hat des Königs Huld zu einem Stand geruffen/ Da du ihn täglich siehst auf neuen Sieges-Stuffen; Und wie was göttliches/ das ihm ist eingeprägt/ Mehr als der Lilgen Glantz an ihm zu schimmern pflegt. Wie ers verächtlich hält/ wann andre Majestäten Vor ihrer Uppigkeit im Purpur nicht erröhten/ Wie er die träge Lust für eine Bürde schätzt/ Dem wanckelbaren Glück durch Klugheit Gräntzen setzt/ Und ihm sein Wohlergehn mit eignen Händen bauet/ So daß der Erden Creyß an ihm ein Muster schauet/ Wie man sol König seyn; Auf! sag ich/ sey bemüht/ Wenn dein rechtschaffner Muth/ den Ruhm zum Zweck ersieht. Wie du durch treuen Dienst/ und tapfferes Beginnen/ Magst deines Herren Hertz je mehr und mehr gewinnen/ Und zeig ihm: daß er heut noch Unterthanen find/ Die solches Königes/ wie er ist/ würdig sind. Aus der 17. Epistel des Horatii WEnn du den Morgen-Schlaaf nicht willig kanst1. Buchs. verlassen/ Und ungedultig wirst/ wenn sich auf allen Strassen/ Ein
Iſt aber jemand reich/ nach dem wird alles fragen/ Ja haͤtt’ er in Pariß gleich Lieberey getragen/ Und wuͤſte ſelber nicht/ wie recht ſein Name ſey/ Ein Schmeichler ſteht ihm bald mit hundert Ahnen bey/ Und wird ihn/ wer er iſt/ aus den Geſchichten lehren. Auff! Dangeau den Verdienſt und Gluͤck fuͤr andern ehren/ Der du des Hofes Meer ſo kluͤglich durchgeſpuͤrt/ Daß deine Tugend nie die Klippen hat beruͤhrt. Dich hat des Koͤnigs Huld zu einem Stand geruffen/ Da du ihn taͤglich ſiehſt auf neuen Sieges-Stuffen; Und wie was goͤttliches/ das ihm iſt eingepraͤgt/ Mehr als der Lilgen Glantz an ihm zu ſchimmern pflegt. Wie ers veraͤchtlich haͤlt/ wann andre Majeſtaͤten Vor ihrer Uppigkeit im Purpur nicht erroͤhten/ Wie er die traͤge Luſt fuͤr eine Buͤrde ſchaͤtzt/ Dem wanckelbaren Gluͤck durch Klugheit Graͤntzen ſetzt/ Und ihm ſein Wohlergehn mit eignen Haͤnden bauet/ So daß der Erden Creyß an ihm ein Muſter ſchauet/ Wie man ſol Koͤnig ſeyn; Auf! ſag ich/ ſey bemuͤht/ Wenn dein rechtſchaffner Muth/ den Ruhm zum Zweck erſieht. Wie du durch treuen Dienſt/ und tapfferes Beginnen/ Magſt deines Herren Hertz je mehr und mehr gewinnen/ Und zeig ihm: daß er heut noch Unterthanen find/ Die ſolches Koͤniges/ wie er iſt/ wuͤrdig ſind. Aus der 17. Epiſtel des Horatii WEnn du den Morgen-Schlaaf nicht willig kanſt1. Buchs. verlaſſen/ Und ungedultig wirſt/ wenn ſich auf allen Straſſen/ Ein
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Und wird ihn/ wer er iſt/ aus den Geſchichten lehren.
Auff! Dangeau den Verdienſt und Gluͤck fuͤr andern
ehren/
Der du des Hofes Meer ſo kluͤglich durchgeſpuͤrt/
Daß deine Tugend nie die Klippen hat beruͤhrt.
Dich hat des Koͤnigs Huld zu einem Stand geruffen/
Da du ihn taͤglich ſiehſt auf neuen Sieges-Stuffen;
Und wie was goͤttliches/ das ihm iſt eingepraͤgt/
Mehr als der Lilgen Glantz an ihm zu ſchimmern
pflegt.
Wie ers veraͤchtlich haͤlt/ wann andre Majeſtaͤten
Vor ihrer Uppigkeit im Purpur nicht erroͤhten/
Wie er die traͤge Luſt fuͤr eine Buͤrde ſchaͤtzt/
Dem wanckelbaren Gluͤck durch Klugheit Graͤntzen
ſetzt/
Und ihm ſein Wohlergehn mit eignen Haͤnden bauet/
So daß der Erden Creyß an ihm ein Muſter ſchauet/
Wie man ſol Koͤnig ſeyn; Auf! ſag ich/ ſey bemuͤht/
Wenn dein rechtſchaffner Muth/ den Ruhm zum
Zweck erſieht.
Wie du durch treuen Dienſt/ und tapfferes Beginnen/
Magſt deines Herren Hertz je mehr und mehr gewinnen/
Und zeig ihm: daß er heut noch Unterthanen find/
Die ſolches Koͤniges/ wie er iſt/ wuͤrdig ſind.
Aus der 17. Epiſtel des Horatii
1. Buchs.
WEnn du den Morgen-Schlaaf nicht willig kanſt
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