Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte ten. Die Türken rühmen diesen Kaiser ungemein. Sie stellen ihn vor alseinen Spiegel der Gerechtigkeit, einen Fürsten von unüberwindlicher Stand- haftigkeit des Gemüths, der seine Andacht allezeit ordentlich verrichtet, und keines Menschen Umgang so sehr, als den Umgang mit Gelehrten, geliebt habe. Er wird auch gelobet wegen seiner sonderbaren Enthaltung von äußerlichem Prachte, so daß man ihn niemals in einem andern Gewande, als von Sof 30, gesehen habe. Er führete die Regierung dreyßig Jahre lang, und brachte sein Leben auf ein und siebenzig Jahre. wie es der Erbe verordnet; Dame Allah Hu [Spaltenumbruch]
teala Rähmeti, Gott wolle ihm ewig gnädig seyn! Wo eine Mannsperson begraben lie- get, da wird oben auf dem Steine ein türki- scher Bund abgebildet; bey einer Weibsper- son aber wird eine andere Gattung Zierat darauf gesetzet: der Stein zu den Füßen ist in beyden Fällen einerley. 30 Sof] Es ist dieses ein feiner Zeug aus Wolle gemacht, so dünne und leicht, als es nur seyn kann. Er wird vornehmlich von den Geistlichen getragen, weil diesen in ihrem Gesetze die Seide verboten ist, als welche nie- mand tragen darf, ausgenommen der Kaiser und seine Kämmerlinge. Daher wird eine Person, die ein Kleid von Sof träget, Sofi genennet. Während der Regierung Murads, von 1360 - 1390, haben in Europa folgende In Westen Carl der IIII, Königs Johannes in Böhmen Sohn, 1346 - 78. Wenzeslaus, Carls des IIII Sohn, 1378 - 99. In England Eduard der III, 1326 - 77. Richard der II, 1377 - 99. In FrankreichCarl der Weise oder der V, 1364 - 80. Carl der Beliebte oder der VI, 1380 - 1422. Geschichte
Osmaniſche Geſchichte ten. Die Tuͤrken ruͤhmen dieſen Kaiſer ungemein. Sie ſtellen ihn vor alseinen Spiegel der Gerechtigkeit, einen Fuͤrſten von unuͤberwindlicher Stand- haftigkeit des Gemuͤths, der ſeine Andacht allezeit ordentlich verrichtet, und keines Menſchen Umgang ſo ſehr, als den Umgang mit Gelehrten, geliebt habe. Er wird auch gelobet wegen ſeiner ſonderbaren Enthaltung von aͤußerlichem Prachte, ſo daß man ihn niemals in einem andern Gewande, als von Sof 30, geſehen habe. Er fuͤhrete die Regierung dreyßig Jahre lang, und brachte ſein Leben auf ein und ſiebenzig Jahre. wie es der Erbe verordnet; Dame Allah Hu [Spaltenumbruch]
teala Raͤhmeti, Gott wolle ihm ewig gnaͤdig ſeyn! Wo eine Mannsperſon begraben lie- get, da wird oben auf dem Steine ein tuͤrki- ſcher Bund abgebildet; bey einer Weibsper- ſon aber wird eine andere Gattung Zierat darauf geſetzet: der Stein zu den Fuͤßen iſt in beyden Faͤllen einerley. 30 Sof] Es iſt dieſes ein feiner Zeug aus Wolle gemacht, ſo duͤnne und leicht, als es nur ſeyn kann. Er wird vornehmlich von den Geiſtlichen getragen, weil dieſen in ihrem Geſetze die Seide verboten iſt, als welche nie- mand tragen darf, ausgenommen der Kaiſer und ſeine Kaͤmmerlinge. Daher wird eine Perſon, die ein Kleid von Sof traͤget, Sofi genennet. Waͤhrend der Regierung Murads, von 1360 - 1390, haben in Europa folgende In Weſten Carl der IIII‚ Koͤnigs Johannes in Boͤhmen Sohn, 1346 - 78. Wenzeslaus, Carls des IIII Sohn, 1378 - 99. In England Eduard der III‚ 1326 - 77. Richard der II‚ 1377 - 99. In FrankreichCarl der Weiſe oder der V‚ 1364 - 80. Carl der Beliebte oder der VI‚ 1380 - 1422. Geſchichte
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Osmaniſche Geſchichte
ten. Die Tuͤrken ruͤhmen dieſen Kaiſer ungemein. Sie ſtellen ihn vor als
einen Spiegel der Gerechtigkeit, einen Fuͤrſten von unuͤberwindlicher Stand-
haftigkeit des Gemuͤths, der ſeine Andacht allezeit ordentlich verrichtet, und
keines Menſchen Umgang ſo ſehr, als den Umgang mit Gelehrten, geliebt habe.
Er wird auch gelobet wegen ſeiner ſonderbaren Enthaltung von aͤußerlichem
Prachte, ſo daß man ihn niemals in einem andern Gewande, als von Sof
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geſehen habe. Er fuͤhrete die Regierung dreyßig Jahre lang, und brachte ſein
Leben auf ein und ſiebenzig Jahre.
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wie es der Erbe verordnet; Dame Allah Hu
teala Raͤhmeti, Gott wolle ihm ewig gnaͤdig
ſeyn! Wo eine Mannsperſon begraben lie-
get, da wird oben auf dem Steine ein tuͤrki-
ſcher Bund abgebildet; bey einer Weibsper-
ſon aber wird eine andere Gattung Zierat
darauf geſetzet: der Stein zu den Fuͤßen iſt
in beyden Faͤllen einerley.
³⁰ Sof] Es iſt dieſes ein feiner Zeug
aus Wolle gemacht, ſo duͤnne und leicht, als
es nur ſeyn kann. Er wird vornehmlich von
den Geiſtlichen getragen, weil dieſen in ihrem
Geſetze die Seide verboten iſt, als welche nie-
mand tragen darf, ausgenommen der Kaiſer
und ſeine Kaͤmmerlinge. Daher wird eine
Perſon, die ein Kleid von Sof traͤget, Sofi
genennet.
Waͤhrend der Regierung Murads, von 1360 - 1390, haben in Europa folgende
Perſonen regieret.
Zu Conſtantinopel Andronikus Palaͤologus, 1384 - 87.
Emanuel Palaͤologus, 1387 - 1417.
In Weſten Carl der IIII‚ Koͤnigs Johannes in Boͤhmen Sohn, 1346 - 78.
Wenzeslaus, Carls des IIII Sohn, 1378 - 99.
In England Eduard der III‚ 1326 - 77.
Richard der II‚ 1377 - 99.
In FrankreichCarl der Weiſe oder der V‚ 1364 - 80.
Carl der Beliebte oder der VI‚ 1380 - 1422.
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