Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.7. Muhämmed der II asiatischen Sachen. Karamanien hatte bisher die Unternehmungen des osma-nischen Reichs öfters gehemmet und das sieghafte Glück der türkischen Truppen mehr als einmal aufgehalten. Muhämmed, dem diese Verrätherey noch im Angedenken war, fassete daher den Entschluß, dieses Haus auszurotten, damit es bey Veränderung der Nachfolger in diesem Reiche ruhiger zugehen möchte. Er fället also im Jahre 872 mit einem großen Kriegsheere in Karamanien ein,H. 872. J. C. 1467. bezwinget das ganze Königreich; und nachdem er den dasigen Fürsten samt sei- nen Brüdern daraus verjaget hatte: so setzte er seinen ältesten Sohn Mustäfa zum Könige in Karamanien ein. Im folgenden Jahre thut er noch einen Zug in dieses Reich, erobert diejenigen Städte vollends, die sich vorher sich zu unter- werfen geweigert oder versuchet hatten, ihr Joch abzuschütteln, leget starke Be- satzungen in Akseraj 33 und Gjüllikj 34, und kehret hierauf wieder zurück nach Constantinopel. 23. Als Karamanien bezwungen war: so war kein Platz in Europaerobert Egjriboß. 24. Durch diese Eroberungen erhielte Muhämmed nicht allein, daß dieKißil Arslan in dem ägeischen Meere, vor Alters Euböa genennet. Die Hauptstadt desselben, Chal- cis, heißet bey den Türken ebenfals Egjriboß. 36 Alae] Dieses ist ein Land eines klei- nen Fürsten, Namens Kißil Arslan Begj [Spaltenumbruch] (der rothe Löw). Der alte Name desselben ist unbekannt: es muß aber doch in Kleinasien gelegen seyn, wie aus dem Inhalte der Ge- schichte zu ersehen ist. Vielleicht ist es das Philadelphia der Alten. gab; X
7. Muhaͤmmed der II aſiatiſchen Sachen. Karamanien hatte bisher die Unternehmungen des osma-niſchen Reichs oͤfters gehemmet und das ſieghafte Gluͤck der tuͤrkiſchen Truppen mehr als einmal aufgehalten. Muhaͤmmed, dem dieſe Verraͤtherey noch im Angedenken war, faſſete daher den Entſchluß, dieſes Haus auszurotten, damit es bey Veraͤnderung der Nachfolger in dieſem Reiche ruhiger zugehen moͤchte. Er faͤllet alſo im Jahre 872 mit einem großen Kriegsheere in Karamanien ein,H. 872. J. C. 1467. bezwinget das ganze Koͤnigreich; und nachdem er den daſigen Fuͤrſten ſamt ſei- nen Bruͤdern daraus verjaget hatte: ſo ſetzte er ſeinen aͤlteſten Sohn Muſtaͤfa zum Koͤnige in Karamanien ein. Im folgenden Jahre thut er noch einen Zug in dieſes Reich, erobert diejenigen Staͤdte vollends, die ſich vorher ſich zu unter- werfen geweigert oder verſuchet hatten, ihr Joch abzuſchuͤtteln, leget ſtarke Be- ſatzungen in Akſeraj 33 und Gjuͤllikj 34, und kehret hierauf wieder zuruͤck nach Conſtantinopel. 23. Als Karamanien bezwungen war: ſo war kein Platz in Europaerobert Egjriboß. 24. Durch dieſe Eroberungen erhielte Muhaͤmmed nicht allein, daß dieKißil Arslan in dem aͤgeiſchen Meere, vor Alters Euboͤa genennet. Die Hauptſtadt deſſelben, Chal- cis, heißet bey den Tuͤrken ebenfals Egjriboß. 36 Alae] Dieſes iſt ein Land eines klei- nen Fuͤrſten, Namens Kißil Arslan Begj [Spaltenumbruch] (der rothe Loͤw). Der alte Name deſſelben iſt unbekannt: es muß aber doch in Kleinaſien gelegen ſeyn, wie aus dem Inhalte der Ge- ſchichte zu erſehen iſt. Vielleicht iſt es das Philadelphia der Alten. gab; X
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0245" n="161"/><fw place="top" type="header">7. Muhaͤmmed der <hi rendition="#aq">II</hi></fw><lb/> aſiatiſchen Sachen. Karamanien hatte bisher die Unternehmungen des osma-<lb/> niſchen Reichs oͤfters gehemmet und das ſieghafte Gluͤck der tuͤrkiſchen Truppen<lb/> mehr als einmal aufgehalten. Muhaͤmmed, dem dieſe Verraͤtherey noch im<lb/> Angedenken war, faſſete daher den Entſchluß, dieſes Haus auszurotten, damit<lb/> es bey Veraͤnderung der Nachfolger in dieſem Reiche ruhiger zugehen moͤchte.<lb/> Er faͤllet alſo im Jahre 872 mit einem großen Kriegsheere in Karamanien ein,<note place="right">H. 872.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> J. C. 1467.</note><lb/> bezwinget das ganze Koͤnigreich; und nachdem er den daſigen Fuͤrſten ſamt ſei-<lb/> nen Bruͤdern daraus verjaget hatte: ſo ſetzte er ſeinen aͤlteſten Sohn Muſtaͤfa<lb/> zum Koͤnige in Karamanien ein. Im folgenden Jahre thut er noch einen Zug<lb/> in dieſes Reich, erobert diejenigen Staͤdte vollends, die ſich vorher ſich zu unter-<lb/> werfen geweigert oder verſuchet hatten, ihr Joch abzuſchuͤtteln, leget ſtarke Be-<lb/> ſatzungen in Akſeraj <note place="end" n="33"/> und Gjuͤllikj <note place="end" n="34"/>, und kehret hierauf wieder zuruͤck nach<lb/> Conſtantinopel.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>23.</head> <p>Als Karamanien bezwungen war: ſo war kein Platz in Europa<note place="right">erobert Egjriboß.</note><lb/> mehr uͤbrig, der ihm fuͤrchterlich zu ſeyn ſchiene, als Egjriboß <note place="end" n="35"/>. Um nun<lb/> dieſen Dorn ſich aus dem Fuße zu ziehen, ging Muhaͤmmed im Jahre 874 in<note place="right">H. 874.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> J. C. 1469.</note><lb/> eigener Perſon mit einem ſtarken Kriegsheere und Flote nach Griechenland,<lb/> und eroberte die ſtaͤrkſte Feſtung ſelbiger Zeit innerhalb eines Monats. Die<lb/> Venetianer kamen zwar mit einer anſehnlichen Flote herzu, und verſprachen den<lb/> Belagerten, ihnen beyzuſtehen: allein (eben, als wenn ſie bloß deswegen ſo<lb/> weit geſegelt waͤren, um von des Sultans Siege Zuſchauer zu ſeyn) ſie ſchiffe-<lb/> ten zu ihrer großen Schande wieder davon, ohne einmal ein Stuͤck losgefeuret<lb/> zu haben. Nachdem Muhaͤmmed die Stadt eingenommen hatte: ſo hielte er<lb/> ſich daſelbſt noch einige wenige Tage auf, um die beſchaͤdigten Stellen ausbeſſern<lb/> zu laſſen, und fuͤhrete hierauf ſein ſiegreiches Heer wieder nach Conſtantinopel<lb/> zuruͤck.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>24.</head> <p>Durch dieſe Eroberungen erhielte Muhaͤmmed nicht allein, daß die<note place="right">Kißil Arslan<lb/> Begj uͤbergiebt<lb/> Muhaͤmmed ſei-<lb/> ne Herrſchaften.</note><lb/> feindlichen Staͤdte, die ſein Schwert noch nicht gefuͤhlet hatten, ſich ihm auf<lb/> Gnade unterwarfen; ſondern es geſchahe auch im Jahre 876, daß der Ober-<lb/> herr von Alae <note place="end" n="36"/>, Kißil Arslan Begj, ſeine Laͤnder dem Sultan freywillig uͤber-<note place="right">H. 876.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> J. C. 1471.</note><lb/> <fw place="bottom" type="catch">gab;</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="O245" prev="#O244" place="end">in dem aͤgeiſchen Meere, vor Alters Euboͤa<lb/> genennet. Die Hauptſtadt deſſelben, Chal-<lb/> cis, heißet bey den Tuͤrken ebenfals Egjriboß.</note><lb/><note place="end" n="36">Alae] Dieſes iſt ein Land eines klei-<lb/> nen Fuͤrſten, Namens Kißil Arslan Begj<lb/><cb n="2"/><lb/> (der rothe Loͤw). Der alte Name deſſelben<lb/> iſt unbekannt: es muß aber doch in Kleinaſien<lb/> gelegen ſeyn, wie aus dem Inhalte der Ge-<lb/> ſchichte zu erſehen iſt. Vielleicht iſt es das<lb/> Philadelphia der Alten.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0245]
7. Muhaͤmmed der II
aſiatiſchen Sachen. Karamanien hatte bisher die Unternehmungen des osma-
niſchen Reichs oͤfters gehemmet und das ſieghafte Gluͤck der tuͤrkiſchen Truppen
mehr als einmal aufgehalten. Muhaͤmmed, dem dieſe Verraͤtherey noch im
Angedenken war, faſſete daher den Entſchluß, dieſes Haus auszurotten, damit
es bey Veraͤnderung der Nachfolger in dieſem Reiche ruhiger zugehen moͤchte.
Er faͤllet alſo im Jahre 872 mit einem großen Kriegsheere in Karamanien ein,
bezwinget das ganze Koͤnigreich; und nachdem er den daſigen Fuͤrſten ſamt ſei-
nen Bruͤdern daraus verjaget hatte: ſo ſetzte er ſeinen aͤlteſten Sohn Muſtaͤfa
zum Koͤnige in Karamanien ein. Im folgenden Jahre thut er noch einen Zug
in dieſes Reich, erobert diejenigen Staͤdte vollends, die ſich vorher ſich zu unter-
werfen geweigert oder verſuchet hatten, ihr Joch abzuſchuͤtteln, leget ſtarke Be-
ſatzungen in Akſeraj
³³
und Gjuͤllikj
³⁴
, und kehret hierauf wieder zuruͤck nach
Conſtantinopel.
H. 872.
J. C. 1467.
23. Als Karamanien bezwungen war: ſo war kein Platz in Europa
mehr uͤbrig, der ihm fuͤrchterlich zu ſeyn ſchiene, als Egjriboß
³⁵
. Um nun
dieſen Dorn ſich aus dem Fuße zu ziehen, ging Muhaͤmmed im Jahre 874 in
eigener Perſon mit einem ſtarken Kriegsheere und Flote nach Griechenland,
und eroberte die ſtaͤrkſte Feſtung ſelbiger Zeit innerhalb eines Monats. Die
Venetianer kamen zwar mit einer anſehnlichen Flote herzu, und verſprachen den
Belagerten, ihnen beyzuſtehen: allein (eben, als wenn ſie bloß deswegen ſo
weit geſegelt waͤren, um von des Sultans Siege Zuſchauer zu ſeyn) ſie ſchiffe-
ten zu ihrer großen Schande wieder davon, ohne einmal ein Stuͤck losgefeuret
zu haben. Nachdem Muhaͤmmed die Stadt eingenommen hatte: ſo hielte er
ſich daſelbſt noch einige wenige Tage auf, um die beſchaͤdigten Stellen ausbeſſern
zu laſſen, und fuͤhrete hierauf ſein ſiegreiches Heer wieder nach Conſtantinopel
zuruͤck.
erobert Egjriboß.
H. 874.
J. C. 1469.
24. Durch dieſe Eroberungen erhielte Muhaͤmmed nicht allein, daß die
feindlichen Staͤdte, die ſein Schwert noch nicht gefuͤhlet hatten, ſich ihm auf
Gnade unterwarfen; ſondern es geſchahe auch im Jahre 876, daß der Ober-
herr von Alae
³⁶
, Kißil Arslan Begj, ſeine Laͤnder dem Sultan freywillig uͤber-
gab;
in dem aͤgeiſchen Meere, vor Alters Euboͤa
genennet. Die Hauptſtadt deſſelben, Chal-
cis, heißet bey den Tuͤrken ebenfals Egjriboß.
³⁶ Alae] Dieſes iſt ein Land eines klei-
nen Fuͤrſten, Namens Kißil Arslan Begj
(der rothe Loͤw). Der alte Name deſſelben
iſt unbekannt: es muß aber doch in Kleinaſien
gelegen ſeyn, wie aus dem Inhalte der Ge-
ſchichte zu erſehen iſt. Vielleicht iſt es das
Philadelphia der Alten.
Kißil Arslan
Begj uͤbergiebt
Muhaͤmmed ſei-
ne Herrſchaften.
H. 876.
J. C. 1471.
X
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |