Mahomet, Bajazet, Tamerlan, und dergleichen, nach ihrer verderbten Aussprache beyzubehalten. Uns hat es anders gut gedünket. Das gegenwärtige Werk ist kein gemeines Buch, darinnen man dem überhand genommenen Gebrauche nachzugeben Ursache hat. Es ist ein Buch, darinnen fast durchgehends der Türke selbst redet; der Verfasser auch diesem Volke in seiner Aus- sprache so weit nachgehet, daß er zum Beyspiele Felibe für Phi- lippopel, Firindos für Ferdinand setzet. Wer sollte nun mitten unter der türkischen Mundart noch solche barbarischen Verderbun- gen dulden können? Denn man kann es doch nicht anders, als eine Barbarey, nennen, daß dergleichen Verderbungen der mor- genländischen Wörter noch unter uns herrschen. Sie stammen von den Griechen her. Diese, so gesittet und gelehrt sie auch sonst waren, bekümmerten sich wenig um die Sprachen der Barbarn oder Ausländer; weil sie dieselben mit der größten Verachtung ansahen. Daher geschahe es, daß sie ihre Namen und Wörter bloß nach dem Hörsagen und nach ihrer Mundart ausdrückten; damit es das Ansehen haben möchte, als wenn sie aus ihrer [Spaltenumbruch]
* Dieses merket Isaac Casaubonus von ihnen an, in seinen Anmerkungen über [Spaltenumbruch] Athenäus, 5 Buch, 14 Hauptst. 374 Col.
Spra-
Vorrede
Mahomet, Bajazet, Tamerlan, und dergleichen, nach ihrer verderbten Ausſprache beyzubehalten. Uns hat es anders gut geduͤnket. Das gegenwaͤrtige Werk iſt kein gemeines Buch, darinnen man dem uͤberhand genommenen Gebrauche nachzugeben Urſache hat. Es iſt ein Buch, darinnen faſt durchgehends der Tuͤrke ſelbſt redet; der Verfaſſer auch dieſem Volke in ſeiner Aus- ſprache ſo weit nachgehet, daß er zum Beyſpiele Felibe fuͤr Phi- lippopel, Firindos fuͤr Ferdinand ſetzet. Wer ſollte nun mitten unter der tuͤrkiſchen Mundart noch ſolche barbariſchen Verderbun- gen dulden koͤnnen? Denn man kann es doch nicht anders, als eine Barbarey, nennen, daß dergleichen Verderbungen der mor- genlaͤndiſchen Woͤrter noch unter uns herrſchen. Sie ſtammen von den Griechen her. Dieſe, ſo geſittet und gelehrt ſie auch ſonſt waren, bekuͤmmerten ſich wenig um die Sprachen der Barbarn oder Auslaͤnder; weil ſie dieſelben mit der groͤßten Verachtung anſahen. Daher geſchahe es, daß ſie ihre Namen und Woͤrter bloß nach dem Hoͤrſagen und nach ihrer Mundart ausdruͤckten; damit es das Anſehen haben moͤchte, als wenn ſie aus ihrer [Spaltenumbruch]
* Dieſes merket Iſaac Caſaubonus von ihnen an, in ſeinen Anmerkungen uͤber [Spaltenumbruch] Athenaͤus, 5 Buch, 14 Hauptſt. 374 Col.
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Vorrede
Mahomet, Bajazet, Tamerlan, und dergleichen, nach ihrer
verderbten Ausſprache beyzubehalten. Uns hat es anders gut
geduͤnket. Das gegenwaͤrtige Werk iſt kein gemeines Buch,
darinnen man dem uͤberhand genommenen Gebrauche nachzugeben
Urſache hat. Es iſt ein Buch, darinnen faſt durchgehends der
Tuͤrke ſelbſt redet; der Verfaſſer auch dieſem Volke in ſeiner Aus-
ſprache ſo weit nachgehet, daß er zum Beyſpiele Felibe fuͤr Phi-
lippopel, Firindos fuͤr Ferdinand ſetzet. Wer ſollte nun mitten
unter der tuͤrkiſchen Mundart noch ſolche barbariſchen Verderbun-
gen dulden koͤnnen? Denn man kann es doch nicht anders, als
eine Barbarey, nennen, daß dergleichen Verderbungen der mor-
genlaͤndiſchen Woͤrter noch unter uns herrſchen. Sie ſtammen
von den Griechen her. Dieſe, ſo geſittet und gelehrt ſie auch ſonſt
waren, bekuͤmmerten ſich wenig um die Sprachen der Barbarn
oder Auslaͤnder; weil ſie dieſelben mit der groͤßten Verachtung
anſahen. Daher geſchahe es, daß ſie ihre Namen und Woͤrter
bloß nach dem Hoͤrſagen und nach ihrer Mundart ausdruͤckten;
damit es das Anſehen haben moͤchte, als wenn ſie aus ihrer
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* Dieſes merket Iſaac Caſaubonus von
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Athenaͤus, 5 Buch, 14 Hauptſt. 374 Col.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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