Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte von seinen Anhängern ins Feld zu stellen. Bajeßid schicket sogleich Ali Paschamit den nöthigen Truppen dahin, die aufrührischen Zusammenkünfte zu zerstö- ren. Dieser überwindet auch den Betrieger in einem Treffen, zwinget ihn zu Ismäil* Schah 42 zu fliehen, da derselbe mehrere Freyheit antrifft, sein Gift [Spaltenumbruch] abergläubischen Verehrung desselben auf seiten des Volks vorzukommen. Auf diese Weise breitete der Betrieger (nach der Erzählung der Türken) seine Religion unter den Persern aus. Von dieser Zeit an haben die Türken und Perser der Religion wegen heftig mit ein- ander gestritten. Der Hauptinhalt dieser Streitigkeiten beruhet darauf, daß die Perser drey von Muhämmeds Nachfolgern, Ebube- kjir, Omer und Osman, auf das entsetzlich- ste verfluchen, und sie Betrieger, Verfälscher und Räuber nennen: hingegen erkennen sie Ali allein für den wahren Nachfolger Muhäm- meds, der, wie sie behaupten, durch Ver- rath seiner Mitbuhler in einem Dschami er- mordet worden sey. Die Türken aber neh- men alle vier für rechtmäßige Nachfolger des Propheten an, und erweisen ihnen nach ihrem Tode gleiche Hochachtung und Ehrerbietigkeit. Noch eine Ursache des Religionszwistes zwi- schen diesen beyden Völkern ist, daß die Tür- ken, sobald sie des Morgens aus dem Bette steigen und ehe sie noch ihr Säbah Nemaßi ver- richten, kraft ihres Gesetzes gehalten sind, [Spaltenumbruch] ihre Füße mit Wasser zu waschen; und nach- dem sie ihre Mest oder Schuhe angeleget ha- ben, dieselben mit den Händen zu reiben. Die Perser im Gegentheile halten es schon für hinlänglich, bey dem Aufstehen nur die Füße mit der bloßen Hand zu reiben, und achten alles andere Waschen für unnöthig. So ge- ring und schlecht dieser Streit scheinen möchte: so wird er doch unter diesen Völkern für so wichtig angesehen, daß sie dadurch beyderseits in Feindseligkeit gerathen sind und veranlasset werden, die bittersten Schmähungen und Be- leidigungen gegen einander auszuüben. Die Türken heißen die Perser Gotteslästerer, Gott- lose, Unglaubige, Kißilbasch oder Rothköpfe, und sagen, sie seyen noch ärger als die Chri- sten. Die Perser hingegen geben eben diesel- ben Schimpfnamen den Türken wieder zurück. Diese Feindschaft zwischen beyderseitigen Völ- kern ist gar so hoch getrieben, daß, da die Türken sonst festiglich glauben, daß sie für ieden Feind von anderer Religion (mit denen doch die Sachen auf einem ganz andern Fuße stehen), den sie erschlagen, von Gott reiche auszu- * [Er war ein Sohn Schejch Häjdars, dessen Mutter eine Tochter Ußunhäsens, ersten Sultans in der
Reihe der Türkjmanen, Bajandurier oder weiße Schafe genennet, gewesen ist. Häjdar ist einer von den Beynamen Alis, und heißet einen Löwen: daher will das Geschlecht Schejch Häjdars seinen Ur- sprung von Ali und dessen anderem Sohne Husejn herführen. Als Häjdar in einem Treffen von dem Könige in Schirwan erschlagen wurde: so wurde sein Geschlecht, das sehr zahlreich war, fast gänzlich ausgerottet. Es entrann aber doch noch einer von seinen Söhnen, Ismäil, und dieser stiftete nachge- bends die gegenwärtige Reihe der Könige, die itzo in Persien mit dem Beynamen Sofi regieren. Die Perser sagen, Häjdar sey der erste Erfinder der rothen Hauptdecke gewesen, mit zwölf Falten rund um den Kopf herum, und habe gemacht, daß alles sein Volk dergleichen tragen müssen. Sie wird auf persisch Häjdars Tadsch oder Krone genennet. Hievon kommt es, daß die Türken die Perser Kißilbasch oder Rothköpfe heißen.] Man muß hiebey wissen, daß unter den Türkjmanen zwey Geschlechter gewesen sind, davon das eine den Beynamen Ak Kojunli, weißes Schaf, das andere aber diesen, Kara Kojunli, schwarzes Schaf, geführet hat. Osmaniſche Geſchichte von ſeinen Anhaͤngern ins Feld zu ſtellen. Bajeßid ſchicket ſogleich Ali Paſchamit den noͤthigen Truppen dahin, die aufruͤhriſchen Zuſammenkuͤnfte zu zerſtoͤ- ren. Dieſer uͤberwindet auch den Betrieger in einem Treffen, zwinget ihn zu Ismaͤil* Schah 42 zu fliehen, da derſelbe mehrere Freyheit antrifft, ſein Gift [Spaltenumbruch] aberglaͤubiſchen Verehrung deſſelben auf ſeiten des Volks vorzukommen. Auf dieſe Weiſe breitete der Betrieger (nach der Erzaͤhlung der Tuͤrken) ſeine Religion unter den Perſern aus. Von dieſer Zeit an haben die Tuͤrken und Perſer der Religion wegen heftig mit ein- ander geſtritten. Der Hauptinhalt dieſer Streitigkeiten beruhet darauf, daß die Perſer drey von Muhaͤmmeds Nachfolgern, Ebube- kjir, Omer und Osman, auf das entſetzlich- ſte verfluchen, und ſie Betrieger, Verfaͤlſcher und Raͤuber nennen: hingegen erkennen ſie Ali allein fuͤr den wahren Nachfolger Muhaͤm- meds, der, wie ſie behaupten, durch Ver- rath ſeiner Mitbuhler in einem Dſchami er- mordet worden ſey. Die Tuͤrken aber neh- men alle vier fuͤr rechtmaͤßige Nachfolger des Propheten an, und erweiſen ihnen nach ihrem Tode gleiche Hochachtung und Ehrerbietigkeit. Noch eine Urſache des Religionszwiſtes zwi- ſchen dieſen beyden Voͤlkern iſt, daß die Tuͤr- ken, ſobald ſie des Morgens aus dem Bette ſteigen und ehe ſie noch ihr Saͤbah Nemaßi ver- richten, kraft ihres Geſetzes gehalten ſind, [Spaltenumbruch] ihre Fuͤße mit Waſſer zu waſchen; und nach- dem ſie ihre Meſt oder Schuhe angeleget ha- ben, dieſelben mit den Haͤnden zu reiben. Die Perſer im Gegentheile halten es ſchon fuͤr hinlaͤnglich, bey dem Aufſtehen nur die Fuͤße mit der bloßen Hand zu reiben, und achten alles andere Waſchen fuͤr unnoͤthig. So ge- ring und ſchlecht dieſer Streit ſcheinen moͤchte: ſo wird er doch unter dieſen Voͤlkern fuͤr ſo wichtig angeſehen, daß ſie dadurch beyderſeits in Feindſeligkeit gerathen ſind und veranlaſſet werden, die bitterſten Schmaͤhungen und Be- leidigungen gegen einander auszuuͤben. Die Tuͤrken heißen die Perſer Gotteslaͤſterer, Gott- loſe, Unglaubige, Kißilbaſch oder Rothkoͤpfe, und ſagen, ſie ſeyen noch aͤrger als die Chri- ſten. Die Perſer hingegen geben eben dieſel- ben Schimpfnamen den Tuͤrken wieder zuruͤck. Dieſe Feindſchaft zwiſchen beyderſeitigen Voͤl- kern iſt gar ſo hoch getrieben, daß, da die Tuͤrken ſonſt feſtiglich glauben, daß ſie fuͤr ieden Feind von anderer Religion (mit denen doch die Sachen auf einem ganz andern Fuße ſtehen), den ſie erſchlagen, von Gott reiche auszu- * [Er war ein Sohn Schejch Haͤjdars, deſſen Mutter eine Tochter Ußunhaͤſens, erſten Sultans in der
Reihe der Tuͤrkjmanen, Bajandurier oder weiße Schafe genennet, geweſen iſt. Haͤjdar iſt einer von den Beynamen Alis, und heißet einen Loͤwen: daher will das Geſchlecht Schejch Haͤjdars ſeinen Ur- ſprung von Ali und deſſen anderem Sohne Huſejn herfuͤhren. Als Haͤjdar in einem Treffen von dem Koͤnige in Schirwan erſchlagen wurde: ſo wurde ſein Geſchlecht, das ſehr zahlreich war, faſt gaͤnzlich ausgerottet. Es entrann aber doch noch einer von ſeinen Soͤhnen, Ismaͤil, und dieſer ſtiftete nachge- bends die gegenwaͤrtige Reihe der Koͤnige, die itzo in Perſien mit dem Beynamen Sofi regieren. Die Perſer ſagen, Haͤjdar ſey der erſte Erfinder der rothen Hauptdecke geweſen, mit zwoͤlf Falten rund um den Kopf herum, und habe gemacht, daß alles ſein Volk dergleichen tragen muͤſſen. Sie wird auf perſiſch Haͤjdars Tadſch oder Krone genennet. Hievon kommt es, daß die Tuͤrken die Perſer Kißilbaſch oder Rothkoͤpfe heißen.] Man muß hiebey wiſſen, daß unter den Tuͤrkjmanen zwey Geſchlechter geweſen ſind, davon das eine den Beynamen Ak Kojunli, weißes Schaf, das andere aber dieſen, Kara Kojunli, ſchwarzes Schaf, gefuͤhret hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0286" n="200"/><fw place="top" type="header">Osmaniſche Geſchichte</fw><lb/> von ſeinen Anhaͤngern ins Feld zu ſtellen. Bajeßid ſchicket ſogleich Ali Paſcha<lb/> mit den noͤthigen Truppen dahin, die aufruͤhriſchen Zuſammenkuͤnfte zu zerſtoͤ-<lb/> ren. Dieſer uͤberwindet auch den Betrieger in einem Treffen, zwinget ihn zu<lb/> Ismaͤil<note place="foot" n="*">[Er war ein Sohn Schejch Haͤjdars, deſſen Mutter eine Tochter Ußunhaͤſens, erſten Sultans in der<lb/> Reihe der Tuͤrkjmanen, Bajandurier oder weiße Schafe genennet, geweſen iſt. 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Osmaniſche Geſchichte
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mit den noͤthigen Truppen dahin, die aufruͤhriſchen Zuſammenkuͤnfte zu zerſtoͤ-
ren. Dieſer uͤberwindet auch den Betrieger in einem Treffen, zwinget ihn zu
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zu fliehen, da derſelbe mehrere Freyheit antrifft, ſein Gift
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aberglaͤubiſchen Verehrung deſſelben auf ſeiten
des Volks vorzukommen. Auf dieſe Weiſe
breitete der Betrieger (nach der Erzaͤhlung
der Tuͤrken) ſeine Religion unter den Perſern
aus. Von dieſer Zeit an haben die Tuͤrken
und Perſer der Religion wegen heftig mit ein-
ander geſtritten. Der Hauptinhalt dieſer
Streitigkeiten beruhet darauf, daß die Perſer
drey von Muhaͤmmeds Nachfolgern, Ebube-
kjir, Omer und Osman, auf das entſetzlich-
ſte verfluchen, und ſie Betrieger, Verfaͤlſcher
und Raͤuber nennen: hingegen erkennen ſie
Ali allein fuͤr den wahren Nachfolger Muhaͤm-
meds, der, wie ſie behaupten, durch Ver-
rath ſeiner Mitbuhler in einem Dſchami er-
mordet worden ſey. Die Tuͤrken aber neh-
men alle vier fuͤr rechtmaͤßige Nachfolger des
Propheten an, und erweiſen ihnen nach ihrem
Tode gleiche Hochachtung und Ehrerbietigkeit.
Noch eine Urſache des Religionszwiſtes zwi-
ſchen dieſen beyden Voͤlkern iſt, daß die Tuͤr-
ken, ſobald ſie des Morgens aus dem Bette
ſteigen und ehe ſie noch ihr Saͤbah Nemaßi ver-
richten, kraft ihres Geſetzes gehalten ſind,
ihre Fuͤße mit Waſſer zu waſchen; und nach-
dem ſie ihre Meſt oder Schuhe angeleget ha-
ben, dieſelben mit den Haͤnden zu reiben.
Die Perſer im Gegentheile halten es ſchon fuͤr
hinlaͤnglich, bey dem Aufſtehen nur die Fuͤße
mit der bloßen Hand zu reiben, und achten
alles andere Waſchen fuͤr unnoͤthig. So ge-
ring und ſchlecht dieſer Streit ſcheinen moͤchte:
ſo wird er doch unter dieſen Voͤlkern fuͤr ſo
wichtig angeſehen, daß ſie dadurch beyderſeits
in Feindſeligkeit gerathen ſind und veranlaſſet
werden, die bitterſten Schmaͤhungen und Be-
leidigungen gegen einander auszuuͤben. Die
Tuͤrken heißen die Perſer Gotteslaͤſterer, Gott-
loſe, Unglaubige, Kißilbaſch oder Rothkoͤpfe,
und ſagen, ſie ſeyen noch aͤrger als die Chri-
ſten. Die Perſer hingegen geben eben dieſel-
ben Schimpfnamen den Tuͤrken wieder zuruͤck.
Dieſe Feindſchaft zwiſchen beyderſeitigen Voͤl-
kern iſt gar ſo hoch getrieben, daß, da die
Tuͤrken ſonſt feſtiglich glauben, daß ſie fuͤr
ieden Feind von anderer Religion (mit denen
doch die Sachen auf einem ganz andern Fuße
ſtehen), den ſie erſchlagen, von Gott reiche
Vergel-
* [Er war ein Sohn Schejch Haͤjdars, deſſen Mutter eine Tochter Ußunhaͤſens, erſten Sultans in der
Reihe der Tuͤrkjmanen, Bajandurier oder weiße Schafe genennet, geweſen iſt. Haͤjdar iſt einer von
den Beynamen Alis, und heißet einen Loͤwen: daher will das Geſchlecht Schejch Haͤjdars ſeinen Ur-
ſprung von Ali und deſſen anderem Sohne Huſejn herfuͤhren. Als Haͤjdar in einem Treffen von dem
Koͤnige in Schirwan erſchlagen wurde: ſo wurde ſein Geſchlecht, das ſehr zahlreich war, faſt gaͤnzlich
ausgerottet. Es entrann aber doch noch einer von ſeinen Soͤhnen, Ismaͤil, und dieſer ſtiftete nachge-
bends die gegenwaͤrtige Reihe der Koͤnige, die itzo in Perſien mit dem Beynamen Sofi regieren. Die
Perſer ſagen, Haͤjdar ſey der erſte Erfinder der rothen Hauptdecke geweſen, mit zwoͤlf Falten rund um
den Kopf herum, und habe gemacht, daß alles ſein Volk dergleichen tragen muͤſſen. Sie wird auf perſiſch
Haͤjdars Tadſch oder Krone genennet. Hievon kommt es, daß die Tuͤrken die Perſer Kißilbaſch oder
Rothkoͤpfe heißen.] Man muß hiebey wiſſen, daß unter den Tuͤrkjmanen zwey Geſchlechter geweſen
ſind, davon das eine den Beynamen Ak Kojunli, weißes Schaf, das andere aber dieſen, Kara Kojunli,
ſchwarzes Schaf, gefuͤhret hat.
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