erschlagen. Hierauf zog der Ueberwinder Ferhad Pascha zu Damaskus ein, bestellete Ajas Pascha zum Begjlerbegj der Stadt, machte in dasiger Gegend die nöthige Einrichtung, und kehrete mit seinen Völkern wieder nach Constan- tinopel zurück.
2.
Als die Ruhe in Asien wieder hergestellet war: so entschloß sich Sü-Sülejman er- obert Belgrad: lejman, seine Waffen gegen Europa zu wenden; mit dem Vorsatze, seine Herr- schaft von Constantinopel gegen Westen so weit auszubreiten, als sie bereits sich gegen Osten erstreckte. In dieser Absicht, und damit er nicht mitten in dem Fortgange seiner Waffen durch anderwärts erregte Unruhen möchte gehindert werden, wie dieses seinen Vorfahrern öfters begegnet war: so überließ er Fer- had Pascha mit einem guten Theile seines Heeres die Besorgung von Asien, schickte eine Flote in das ägeische Meer, und gab noch einer andern Befehl, in das schwarze Meer zu segeln, die aus funfzig Kriegsschiffen bestund; und vier hundert Lastschiffe wurden bestellet, dem Kriegsheere bey dem ungarischen Feld- zuge den nöthigen Vorrath zuzuführen. Er selbst reisete mit einem großen Heere zu Lande ab, um ganz Ungarn unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Ehe er aber die Reise antrat: so schickte er Befehl an den Kriegsbefehlhaber zu Se- mendra, Jähjabegj*, Balibegjs Sohn, Belgrad mit allen Truppen, die er bey der Hand hätte, in der größten Behendigkeit, noch vor seiner Ankunft zu beren- nen, und zu verhindern, daß keine Lebensmittel oder mehrere Besatzung hinein gebracht werden könnte. Mittlerweile, da Jähjabegj die Stadt enge einge- schlossen hält, kommt Sülejman in eigener Person an, lagert sich an einem Platze, Semin genennet, und schicket seinen Weßir Mustäfa Pascha 4, nebst dem Begjlerbegj in Rumili, Aehmed Pascha, mit einem Theile seiner Truppen ab, Jähjabegj Beystand zu leisten. Diese beyden Feldherren sind begierig, sich bey Sülejman in Gnade zu setzen; und weil sie wissen, daß die baldmög- [Spaltenumbruch]
Kodscha bedeutet auch im verblümten Ver- stande eine Person von Ernsthaftigkeit und Klugheit: als, bir kodscha Odem, ein erfahr- ner, ernsthafter, kluger Mann. Eben so heißet bir Baba Odem, ein wohlgeneigter Mann, weil er, wie ein Baba (oder Vater), iedermann Gutes gönnet.
3 Ferhad Pascha] Ein sehr berühmter türkischer Feldherr, von großem Muthe, Tapferkeit und Verstande, durch dessen An- [Spaltenumbruch] führung Sülejman große Dinge in Asien ge- than, und den Persern viele Länder abgenom- men hat. Lonicer und andere europäischen Schriftsteller nennen denselben Farates.
4 Mustäfa Pascha] Es ist derjenige, von dem ich vorhin erwähnet habe, daß er von den andern Weßiren zu Adrianopel zu- rück gelassen worden, den dasigen Schatz nach Selims Tode zu bewahren. Man sehen oben, 256 S.
lichste
* der Fürst Johann.
10. Suͤlejman der I
erſchlagen. Hierauf zog der Ueberwinder Ferhad Paſcha zu Damaskus ein, beſtellete Ajas Paſcha zum Begjlerbegj der Stadt, machte in daſiger Gegend die noͤthige Einrichtung, und kehrete mit ſeinen Voͤlkern wieder nach Conſtan- tinopel zuruͤck.
2.
Als die Ruhe in Aſien wieder hergeſtellet war: ſo entſchloß ſich Suͤ-Suͤlejman er- obert Belgrad: lejman, ſeine Waffen gegen Europa zu wenden; mit dem Vorſatze, ſeine Herr- ſchaft von Conſtantinopel gegen Weſten ſo weit auszubreiten, als ſie bereits ſich gegen Oſten erſtreckte. In dieſer Abſicht, und damit er nicht mitten in dem Fortgange ſeiner Waffen durch anderwaͤrts erregte Unruhen moͤchte gehindert werden, wie dieſes ſeinen Vorfahrern oͤfters begegnet war: ſo uͤberließ er Fer- had Paſcha mit einem guten Theile ſeines Heeres die Beſorgung von Aſien, ſchickte eine Flote in das aͤgeiſche Meer, und gab noch einer andern Befehl, in das ſchwarze Meer zu ſegeln, die aus funfzig Kriegsſchiffen beſtund; und vier hundert Laſtſchiffe wurden beſtellet, dem Kriegsheere bey dem ungariſchen Feld- zuge den noͤthigen Vorrath zuzufuͤhren. Er ſelbſt reiſete mit einem großen Heere zu Lande ab, um ganz Ungarn unter ſeine Botmaͤßigkeit zu bringen. Ehe er aber die Reiſe antrat: ſo ſchickte er Befehl an den Kriegsbefehlhaber zu Se- mendra, Jaͤhjabegj*, Balibegjs Sohn, Belgrad mit allen Truppen, die er bey der Hand haͤtte, in der groͤßten Behendigkeit, noch vor ſeiner Ankunft zu beren- nen, und zu verhindern, daß keine Lebensmittel oder mehrere Beſatzung hinein gebracht werden koͤnnte. Mittlerweile, da Jaͤhjabegj die Stadt enge einge- ſchloſſen haͤlt, kommt Suͤlejman in eigener Perſon an, lagert ſich an einem Platze, Semin genennet, und ſchicket ſeinen Weßir Muſtaͤfa Paſcha 4, nebſt dem Begjlerbegj in Rumili, Aehmed Paſcha, mit einem Theile ſeiner Truppen ab, Jaͤhjabegj Beyſtand zu leiſten. Dieſe beyden Feldherren ſind begierig, ſich bey Suͤlejman in Gnade zu ſetzen; und weil ſie wiſſen, daß die baldmoͤg- [Spaltenumbruch]
Kodſcha bedeutet auch im verbluͤmten Ver- ſtande eine Perſon von Ernſthaftigkeit und Klugheit: als, bir kodſcha Odem, ein erfahr- ner, ernſthafter, kluger Mann. Eben ſo heißet bir Baba Odem, ein wohlgeneigter Mann, weil er, wie ein Baba (oder Vater), iedermann Gutes goͤnnet.
3 Ferhad Paſcha] Ein ſehr beruͤhmter tuͤrkiſcher Feldherr, von großem Muthe, Tapferkeit und Verſtande, durch deſſen An- [Spaltenumbruch] fuͤhrung Suͤlejman große Dinge in Aſien ge- than, und den Perſern viele Laͤnder abgenom- men hat. Lonicer und andere europaͤiſchen Schriftſteller nennen denſelben Farates.
4 Muſtaͤfa Paſcha] Es iſt derjenige, von dem ich vorhin erwaͤhnet habe, daß er von den andern Weßiren zu Adrianopel zu- ruͤck gelaſſen worden, den daſigen Schatz nach Selims Tode zu bewahren. Man ſehen oben, 256 S.
lichſte
* der Fuͤrſt Johann.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0353"n="263"/><fwplace="top"type="header">10. Suͤlejman der <hirendition="#aq">I</hi></fw><lb/>
erſchlagen. Hierauf zog der Ueberwinder Ferhad Paſcha zu Damaskus ein,<lb/>
beſtellete Ajas Paſcha zum Begjlerbegj der Stadt, machte in daſiger Gegend<lb/>
die noͤthige Einrichtung, und kehrete mit ſeinen Voͤlkern wieder nach Conſtan-<lb/>
tinopel zuruͤck.</p></div><lb/><divn="3"><head>2.</head><p>Als die Ruhe in Aſien wieder hergeſtellet war: ſo entſchloß ſich Suͤ-<noteplace="right">Suͤlejman er-<lb/>
obert Belgrad:</note><lb/>
lejman, ſeine Waffen gegen Europa zu wenden; mit dem Vorſatze, ſeine Herr-<lb/>ſchaft von Conſtantinopel gegen Weſten ſo weit auszubreiten, als ſie bereits<lb/>ſich gegen Oſten erſtreckte. In dieſer Abſicht, und damit er nicht mitten in dem<lb/>
Fortgange ſeiner Waffen durch anderwaͤrts erregte Unruhen moͤchte gehindert<lb/>
werden, wie dieſes ſeinen Vorfahrern oͤfters begegnet war: ſo uͤberließ er Fer-<lb/>
had Paſcha mit einem guten Theile ſeines Heeres die Beſorgung von Aſien,<lb/>ſchickte eine Flote in das aͤgeiſche Meer, und gab noch einer andern Befehl, in<lb/>
das ſchwarze Meer zu ſegeln, die aus funfzig Kriegsſchiffen beſtund; und vier<lb/>
hundert Laſtſchiffe wurden beſtellet, dem Kriegsheere bey dem ungariſchen Feld-<lb/>
zuge den noͤthigen Vorrath zuzufuͤhren. Er ſelbſt reiſete mit einem großen<lb/>
Heere zu Lande ab, um ganz Ungarn unter ſeine Botmaͤßigkeit zu bringen. Ehe<lb/>
er aber die Reiſe antrat: ſo ſchickte er Befehl an den Kriegsbefehlhaber zu Se-<lb/>
mendra, Jaͤhjabegj<noteplace="foot"n="*">der Fuͤrſt Johann.</note>, Balibegjs Sohn, Belgrad mit allen Truppen, die er bey<lb/>
der Hand haͤtte, in der groͤßten Behendigkeit, noch vor ſeiner Ankunft zu beren-<lb/>
nen, und zu verhindern, daß keine Lebensmittel oder mehrere Beſatzung hinein<lb/>
gebracht werden koͤnnte. Mittlerweile, da Jaͤhjabegj die Stadt enge einge-<lb/>ſchloſſen haͤlt, kommt Suͤlejman in eigener Perſon an, lagert ſich an einem<lb/>
Platze, Semin genennet, und ſchicket ſeinen Weßir Muſtaͤfa Paſcha <noteplace="end"n="4"/>, nebſt<lb/>
dem Begjlerbegj in Rumili, Aehmed Paſcha, mit einem Theile ſeiner Truppen<lb/>
ab, Jaͤhjabegj Beyſtand zu leiſten. Dieſe beyden Feldherren ſind begierig,<lb/>ſich bey Suͤlejman in Gnade zu ſetzen; und weil ſie wiſſen, daß die baldmoͤg-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lichſte</fw><lb/><cbn="1"/><lb/><notexml:id="N353"prev="#N352"place="end">Kodſcha bedeutet auch im verbluͤmten Ver-<lb/>ſtande eine Perſon von Ernſthaftigkeit und<lb/>
Klugheit: als, bir kodſcha Odem, ein erfahr-<lb/>
ner, ernſthafter, kluger Mann. Eben ſo<lb/>
heißet bir Baba Odem, ein wohlgeneigter<lb/>
Mann, weil er, wie ein Baba (oder Vater),<lb/>
iedermann Gutes goͤnnet.</note><lb/><noteplace="end"n="3">Ferhad Paſcha] Ein ſehr beruͤhmter<lb/>
tuͤrkiſcher Feldherr, von großem Muthe,<lb/>
Tapferkeit und Verſtande, durch deſſen An-<lb/><cbn="2"/><lb/>
fuͤhrung Suͤlejman große Dinge in Aſien ge-<lb/>
than, und den Perſern viele Laͤnder abgenom-<lb/>
men hat. Lonicer und andere europaͤiſchen<lb/>
Schriftſteller nennen denſelben Farates.</note><lb/><noteplace="end"n="4">Muſtaͤfa Paſcha] Es iſt derjenige,<lb/>
von dem ich vorhin erwaͤhnet habe, daß er<lb/>
von den andern Weßiren zu Adrianopel zu-<lb/>
ruͤck gelaſſen worden, den daſigen Schatz nach<lb/>
Selims Tode zu bewahren. Man ſehen oben,<lb/>
256 S.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[263/0353]
10. Suͤlejman der I
erſchlagen. Hierauf zog der Ueberwinder Ferhad Paſcha zu Damaskus ein,
beſtellete Ajas Paſcha zum Begjlerbegj der Stadt, machte in daſiger Gegend
die noͤthige Einrichtung, und kehrete mit ſeinen Voͤlkern wieder nach Conſtan-
tinopel zuruͤck.
2. Als die Ruhe in Aſien wieder hergeſtellet war: ſo entſchloß ſich Suͤ-
lejman, ſeine Waffen gegen Europa zu wenden; mit dem Vorſatze, ſeine Herr-
ſchaft von Conſtantinopel gegen Weſten ſo weit auszubreiten, als ſie bereits
ſich gegen Oſten erſtreckte. In dieſer Abſicht, und damit er nicht mitten in dem
Fortgange ſeiner Waffen durch anderwaͤrts erregte Unruhen moͤchte gehindert
werden, wie dieſes ſeinen Vorfahrern oͤfters begegnet war: ſo uͤberließ er Fer-
had Paſcha mit einem guten Theile ſeines Heeres die Beſorgung von Aſien,
ſchickte eine Flote in das aͤgeiſche Meer, und gab noch einer andern Befehl, in
das ſchwarze Meer zu ſegeln, die aus funfzig Kriegsſchiffen beſtund; und vier
hundert Laſtſchiffe wurden beſtellet, dem Kriegsheere bey dem ungariſchen Feld-
zuge den noͤthigen Vorrath zuzufuͤhren. Er ſelbſt reiſete mit einem großen
Heere zu Lande ab, um ganz Ungarn unter ſeine Botmaͤßigkeit zu bringen. Ehe
er aber die Reiſe antrat: ſo ſchickte er Befehl an den Kriegsbefehlhaber zu Se-
mendra, Jaͤhjabegj *, Balibegjs Sohn, Belgrad mit allen Truppen, die er bey
der Hand haͤtte, in der groͤßten Behendigkeit, noch vor ſeiner Ankunft zu beren-
nen, und zu verhindern, daß keine Lebensmittel oder mehrere Beſatzung hinein
gebracht werden koͤnnte. Mittlerweile, da Jaͤhjabegj die Stadt enge einge-
ſchloſſen haͤlt, kommt Suͤlejman in eigener Perſon an, lagert ſich an einem
Platze, Semin genennet, und ſchicket ſeinen Weßir Muſtaͤfa Paſcha
⁴
, nebſt
dem Begjlerbegj in Rumili, Aehmed Paſcha, mit einem Theile ſeiner Truppen
ab, Jaͤhjabegj Beyſtand zu leiſten. Dieſe beyden Feldherren ſind begierig,
ſich bey Suͤlejman in Gnade zu ſetzen; und weil ſie wiſſen, daß die baldmoͤg-
lichſte
Kodſcha bedeutet auch im verbluͤmten Ver-
ſtande eine Perſon von Ernſthaftigkeit und
Klugheit: als, bir kodſcha Odem, ein erfahr-
ner, ernſthafter, kluger Mann. Eben ſo
heißet bir Baba Odem, ein wohlgeneigter
Mann, weil er, wie ein Baba (oder Vater),
iedermann Gutes goͤnnet.
³ Ferhad Paſcha] Ein ſehr beruͤhmter
tuͤrkiſcher Feldherr, von großem Muthe,
Tapferkeit und Verſtande, durch deſſen An-
fuͤhrung Suͤlejman große Dinge in Aſien ge-
than, und den Perſern viele Laͤnder abgenom-
men hat. Lonicer und andere europaͤiſchen
Schriftſteller nennen denſelben Farates.
⁴ Muſtaͤfa Paſcha] Es iſt derjenige,
von dem ich vorhin erwaͤhnet habe, daß er
von den andern Weßiren zu Adrianopel zu-
ruͤck gelaſſen worden, den daſigen Schatz nach
Selims Tode zu bewahren. Man ſehen oben,
256 S.
Suͤlejman er-
obert Belgrad:
* der Fuͤrſt Johann.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/353>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.