behalten. Hierauf übergab er Sülejman Pascha die Regierung, und kam im H. 931. J. C. 1524.Jahre 931, am dreyßigsten Tage des Monats Schäban, wieder zu Constan- tinopel an.
Sülejman über- windet den Kö-nig in Ungarn,
9.
Im folgenden Jahre darauf fänget Sülejman den Krieg gegen die Ungarn aufs neue an, nachdem er ihn bisher aufgeschoben hatte, und langet H. 931. J. C. 1525.am dreyßigsten des Monats Redscheb mit einem großen Kriegesheere zu Bel- grad an. Er lässet gleich eine Brücke über die Sawa schlagen, und führet seine Völker über dieselbe in eine Ebene, Serem genennet. Von hier ziehet er gegen Ofen zu, und nimmt unterwegs, unter Balibegjs Anführung, Sulük und Osek ein, lässet auch die Brücke, die nicht weit von Osek über die Drawa führet, ab- brechen. Bald hernach kommen die Ungarn in gleicher Absicht dahin. Da sie aber sehen, daß die Brücke bereits eingerissen ist: so wundern sie sich anfangs darüber; hernach aber überfället sie Furcht und Schrecken, weil ihnen dieses ein Beweis ist, daß die Türken über den Fluß gegangen seyen, mit dem Vor- satze, entweder zu siegen oder zu sterben. Der König von Ungarn, Ladosch 18, ziehet selbst mit unbeschreiblicher Behendigkeit herbey, die Verwüstung von sei- nem Reiche abzuwenden, und lagert sich im Angesichte des türkischen Heeres an einem Orte, Mohadsch genennet. Tages darauf, welches war der zwey und zwanzigste des Monats Sjülkäde, gerathen beyderseitige Kriegesheere an einander, und fechten den ganzen Tag so hartnäckig, daß es lange Zeit schwer abzusehen ist, auf welche Seite sich der Sieg lenken werde. Zuletzt, gegen Un- tergang der Sonne, nehmen die Ungarn die Flucht, der König selbst bleibet in dem Treffen, und die übrigen nebst dem ganzen Lager fallen den Osmanen in die Hände.
und nimmtOfen ein:
10.
Nach diesem Siege ging Sülejman gerades Weges auf Ofen, die [Spaltenumbruch]
die den venetianischen Ducaten ähnlich siehet; aber nach der Türken eigenem Geständnisse um dreyßig Asper* leichter ist. Es wurde eine so große Anzahl derselben zu Kahire ge- präget, daß damit zwey Jahre des Tributs von Aegypten hätten bezahlet werden können. Man findet sie noch dann und wann zu Constantinopel und an andern Oertern: wie- [Spaltenumbruch] wol die meisten davon auf des Kaisers Befehl eingeschmelzet worden sind.
18 Ladosch] Dieses ist der König in Un- garn, Wladislaw, von dem die Christen nicht in Abrede sind, daß er bey Mohatur eine große Niederlage von den Türken erlitten habe, und selbst in der Schlacht geblieben sey2*.
Haupt-
* oder 5 Groschen, 6 Pf. sächsisch.
2* [Der Verfasser irret sich hier in dem Namen die- ses Fürsten: denn der damalige König in Ungarn hieß Ludwig der II.]
Osmaniſche Geſchichte
behalten. Hierauf uͤbergab er Suͤlejman Paſcha die Regierung, und kam im H. 931. J. C. 1524.Jahre 931, am dreyßigſten Tage des Monats Schaͤban, wieder zu Conſtan- tinopel an.
Suͤlejman uͤber- windet den Koͤ-nig in Ungarn,
9.
Im folgenden Jahre darauf faͤnget Suͤlejman den Krieg gegen die Ungarn aufs neue an, nachdem er ihn bisher aufgeſchoben hatte, und langet H. 931. J. C. 1525.am dreyßigſten des Monats Redſcheb mit einem großen Kriegesheere zu Bel- grad an. Er laͤſſet gleich eine Bruͤcke uͤber die Sawa ſchlagen, und fuͤhret ſeine Voͤlker uͤber dieſelbe in eine Ebene, Serem genennet. Von hier ziehet er gegen Ofen zu, und nimmt unterwegs, unter Balibegjs Anfuͤhrung, Suluͤk und Oſek ein, laͤſſet auch die Bruͤcke, die nicht weit von Oſek uͤber die Drawa fuͤhret, ab- brechen. Bald hernach kommen die Ungarn in gleicher Abſicht dahin. Da ſie aber ſehen, daß die Bruͤcke bereits eingeriſſen iſt: ſo wundern ſie ſich anfangs daruͤber; hernach aber uͤberfaͤllet ſie Furcht und Schrecken, weil ihnen dieſes ein Beweis iſt, daß die Tuͤrken uͤber den Fluß gegangen ſeyen, mit dem Vor- ſatze, entweder zu ſiegen oder zu ſterben. Der Koͤnig von Ungarn, Ladoſch 18, ziehet ſelbſt mit unbeſchreiblicher Behendigkeit herbey, die Verwuͤſtung von ſei- nem Reiche abzuwenden, und lagert ſich im Angeſichte des tuͤrkiſchen Heeres an einem Orte, Mohadſch genennet. Tages darauf, welches war der zwey und zwanzigſte des Monats Sjuͤlkaͤde, gerathen beyderſeitige Kriegesheere an einander, und fechten den ganzen Tag ſo hartnaͤckig, daß es lange Zeit ſchwer abzuſehen iſt, auf welche Seite ſich der Sieg lenken werde. Zuletzt, gegen Un- tergang der Sonne, nehmen die Ungarn die Flucht, der Koͤnig ſelbſt bleibet in dem Treffen, und die uͤbrigen nebſt dem ganzen Lager fallen den Osmanen in die Haͤnde.
und nimmtOfen ein:
10.
Nach dieſem Siege ging Suͤlejman gerades Weges auf Ofen, die [Spaltenumbruch]
die den venetianiſchen Ducaten aͤhnlich ſiehet; aber nach der Tuͤrken eigenem Geſtaͤndniſſe um dreyßig Aſper* leichter iſt. Es wurde eine ſo große Anzahl derſelben zu Kahire ge- praͤget, daß damit zwey Jahre des Tributs von Aegypten haͤtten bezahlet werden koͤnnen. Man findet ſie noch dann und wann zu Conſtantinopel und an andern Oertern: wie- [Spaltenumbruch] wol die meiſten davon auf des Kaiſers Befehl eingeſchmelzet worden ſind.
18 Ladoſch] Dieſes iſt der Koͤnig in Un- garn, Wladiſlaw, von dem die Chriſten nicht in Abrede ſind, daß er bey Mohatur eine große Niederlage von den Tuͤrken erlitten habe, und ſelbſt in der Schlacht geblieben ſey2*.
Haupt-
* oder 5 Groſchen, 6 Pf. ſaͤchſiſch.
2* [Der Verfaſſer irret ſich hier in dem Namen die- ſes Fuͤrſten: denn der damalige Koͤnig in Ungarn hieß Ludwig der II.]
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Osmaniſche Geſchichte
behalten. Hierauf uͤbergab er Suͤlejman Paſcha die Regierung, und kam im
Jahre 931, am dreyßigſten Tage des Monats Schaͤban, wieder zu Conſtan-
tinopel an.
H. 931.
J. C. 1524.
9. Im folgenden Jahre darauf faͤnget Suͤlejman den Krieg gegen die
Ungarn aufs neue an, nachdem er ihn bisher aufgeſchoben hatte, und langet
am dreyßigſten des Monats Redſcheb mit einem großen Kriegesheere zu Bel-
grad an. Er laͤſſet gleich eine Bruͤcke uͤber die Sawa ſchlagen, und fuͤhret ſeine
Voͤlker uͤber dieſelbe in eine Ebene, Serem genennet. Von hier ziehet er gegen
Ofen zu, und nimmt unterwegs, unter Balibegjs Anfuͤhrung, Suluͤk und Oſek
ein, laͤſſet auch die Bruͤcke, die nicht weit von Oſek uͤber die Drawa fuͤhret, ab-
brechen. Bald hernach kommen die Ungarn in gleicher Abſicht dahin. Da ſie
aber ſehen, daß die Bruͤcke bereits eingeriſſen iſt: ſo wundern ſie ſich anfangs
daruͤber; hernach aber uͤberfaͤllet ſie Furcht und Schrecken, weil ihnen dieſes
ein Beweis iſt, daß die Tuͤrken uͤber den Fluß gegangen ſeyen, mit dem Vor-
ſatze, entweder zu ſiegen oder zu ſterben. Der Koͤnig von Ungarn, Ladoſch
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ziehet ſelbſt mit unbeſchreiblicher Behendigkeit herbey, die Verwuͤſtung von ſei-
nem Reiche abzuwenden, und lagert ſich im Angeſichte des tuͤrkiſchen Heeres
an einem Orte, Mohadſch genennet. Tages darauf, welches war der zwey
und zwanzigſte des Monats Sjuͤlkaͤde, gerathen beyderſeitige Kriegesheere an
einander, und fechten den ganzen Tag ſo hartnaͤckig, daß es lange Zeit ſchwer
abzuſehen iſt, auf welche Seite ſich der Sieg lenken werde. Zuletzt, gegen Un-
tergang der Sonne, nehmen die Ungarn die Flucht, der Koͤnig ſelbſt bleibet in
dem Treffen, und die uͤbrigen nebſt dem ganzen Lager fallen den Osmanen in die
Haͤnde.
H. 931.
J. C. 1525.
10. Nach dieſem Siege ging Suͤlejman gerades Weges auf Ofen, die
Haupt-
die den venetianiſchen Ducaten aͤhnlich ſiehet;
aber nach der Tuͤrken eigenem Geſtaͤndniſſe
um dreyßig Aſper * leichter iſt. Es wurde
eine ſo große Anzahl derſelben zu Kahire ge-
praͤget, daß damit zwey Jahre des Tributs
von Aegypten haͤtten bezahlet werden koͤnnen.
Man findet ſie noch dann und wann zu
Conſtantinopel und an andern Oertern: wie-
wol die meiſten davon auf des Kaiſers Befehl
eingeſchmelzet worden ſind.
¹⁸ Ladoſch] Dieſes iſt der Koͤnig in Un-
garn, Wladiſlaw, von dem die Chriſten nicht
in Abrede ſind, daß er bey Mohatur eine
große Niederlage von den Tuͤrken erlitten
habe, und ſelbſt in der Schlacht geblieben ſey 2*.
* oder 5 Groſchen, 6[FORMEL] Pf. ſaͤchſiſch.
2* [Der Verfaſſer irret ſich hier in dem Namen die-
ſes Fuͤrſten: denn der damalige Koͤnig in Ungarn hieß Ludwig der II.]
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/360>, abgerufen am 22.11.2024.
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