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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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10. Sülejman der I
Hauptstadt von Ungarn, los. Diese hatte wegen der letztern Schlacht bereits
allen Muth sinken lassen, und wurde daher am dritten des Monats Ssülhidsch-
sche mit leichter Mühe eingenommen. Tags darauf ergab sich Pescht, Ofen
gegen über an der andern Seite der Donau, dem Ueberwinder freywillig.
Während der Zeit, da Sülejman mit diesen Dingen beschäfftiget war, erküh-
neten sich einige Ungarn, die aus der letztern Schlacht entronnen waren, ver-
schiedene Türken umzubringen, die sich durch das Land zerstreuet hatten und
Beute zu machen suchten. Sülejman lässet daher unverzüglich und in der größ-
ten Eile eine Brücke über die Donau schlagen, und giebt seinen Truppen Befehl,
parteyenweise auszugehen und diese Ungarn aufzusuchen. Seine Soldaten
befolgen auch diesen Befehl so fleißig, daß einige erschlagen, und viele gefangen
genommen und vor Sülejman gebracht werden, der solchergestalt das Land
von diesen Feinden säuberte. Als der Winter herannahete: so führete er sein
Heer wieder zurück, und nahm im Vorbeyziehen Badsch an der Donau mit
Sturme ein, imgleichen Schegedin und Titeli an der Theiße. Nachdem er auf
diese Weise die benachbarten Landschaften verwüstet hatte: so hielte er am drit-
ten des Monats Muhärrem, im Jahre 933, zu Constantinopel seinen sieghaf-H. 933.


J. C. 1526.

ten Einzug, nebst seinem siegreichen Kriegesheere, das Gefangenen und Beute
die Menge mit sich brachte.

11.

Mittlerweile, als diese Dinge in Europa vorgingen, breitete sichvertilget die
Aufrührer in
Asien.

ein falsches Gerücht von Sülejmans Tode in den entlegentsten Theilen von Asien
aus. Daher geschahe es, daß viele Freybeuter in der Landschaft Ssülkadir 19 alle die umliegenden Länder, sowol durch heimliche Räubereyen als öffentliche
Einfälle, erbärmlich zurichteten. Der Statthalter zu Adana, Piri Pascha,
setzte sich zwar denselben beherzt entgegen, brachte ihrer viele um, und strafte
alle diejenigen, die er gefangen bekam, am Leben. Weil er aber nicht mit hin-
[Spaltenumbruch]

19 Ssülkadir] Die Christen schreiben
es fälschlich Dulkadir, durch Verwandlung
des türkischen Buchstabens Ssal in Dal [da-
von der erstere von dem andern bloß darin-
nen unterschieden ist, daß er ein Punkt über
sich hat]. Es hat auch noch einen andern
Namen bey den Türken, Olajdewlet Mamle-
kjeti, die Landschaft Olajdewlers. Dieses
Land grenzet auf der einen Seite an die kap-
padocischen Gebirge, und an ein Volk, das
bey Cedrenus Manzukes genennet wird: ge-
[Spaltenumbruch]
gen Syrien zu grenzet es an Aleppo, in den
alten Zeiten Beröa genennet (mit einem ein-
fachen [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] zum Unterschiede von
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] in Macedonien): gegen Persien zu
an Großarmenien: gegen das osmanische
Gebiete, nach damaliger Zeit, an Amasia: ge-
gen Karamanien an Adana, davon einige
glauben, daß es mit dem alten Tharsus einer-
ley sey; wiewol heutiges Tages Tersus und
Adana von den Türken unterschieden werden.

läng-

10. Suͤlejman der I
Hauptſtadt von Ungarn, los. Dieſe hatte wegen der letztern Schlacht bereits
allen Muth ſinken laſſen, und wurde daher am dritten des Monats Sſuͤlhidſch-
ſche mit leichter Muͤhe eingenommen. Tags darauf ergab ſich Peſcht, Ofen
gegen uͤber an der andern Seite der Donau, dem Ueberwinder freywillig.
Waͤhrend der Zeit, da Suͤlejman mit dieſen Dingen beſchaͤfftiget war, erkuͤh-
neten ſich einige Ungarn, die aus der letztern Schlacht entronnen waren, ver-
ſchiedene Tuͤrken umzubringen, die ſich durch das Land zerſtreuet hatten und
Beute zu machen ſuchten. Suͤlejman laͤſſet daher unverzuͤglich und in der groͤß-
ten Eile eine Bruͤcke uͤber die Donau ſchlagen, und giebt ſeinen Truppen Befehl,
parteyenweiſe auszugehen und dieſe Ungarn aufzuſuchen. Seine Soldaten
befolgen auch dieſen Befehl ſo fleißig, daß einige erſchlagen, und viele gefangen
genommen und vor Suͤlejman gebracht werden, der ſolchergeſtalt das Land
von dieſen Feinden ſaͤuberte. Als der Winter herannahete: ſo fuͤhrete er ſein
Heer wieder zuruͤck, und nahm im Vorbeyziehen Badſch an der Donau mit
Sturme ein, imgleichen Schegedin und Titeli an der Theiße. Nachdem er auf
dieſe Weiſe die benachbarten Landſchaften verwuͤſtet hatte: ſo hielte er am drit-
ten des Monats Muhaͤrrem, im Jahre 933, zu Conſtantinopel ſeinen ſieghaf-H. 933.


J. C. 1526.

ten Einzug, nebſt ſeinem ſiegreichen Kriegesheere, das Gefangenen und Beute
die Menge mit ſich brachte.

11.

Mittlerweile, als dieſe Dinge in Europa vorgingen, breitete ſichvertilget die
Aufruͤhrer in
Aſien.

ein falſches Geruͤcht von Suͤlejmans Tode in den entlegentſten Theilen von Aſien
aus. Daher geſchahe es, daß viele Freybeuter in der Landſchaft Sſuͤlkadir 19 alle die umliegenden Laͤnder, ſowol durch heimliche Raͤubereyen als oͤffentliche
Einfaͤlle, erbaͤrmlich zurichteten. Der Statthalter zu Adana, Piri Paſcha,
ſetzte ſich zwar denſelben beherzt entgegen, brachte ihrer viele um, und ſtrafte
alle diejenigen, die er gefangen bekam, am Leben. Weil er aber nicht mit hin-
[Spaltenumbruch]

19 Sſuͤlkadir] Die Chriſten ſchreiben
es faͤlſchlich Dulkadir, durch Verwandlung
des tuͤrkiſchen Buchſtabens Sſal in Dal [da-
von der erſtere von dem andern bloß darin-
nen unterſchieden iſt, daß er ein Punkt uͤber
ſich hat]. Es hat auch noch einen andern
Namen bey den Tuͤrken, Olajdewlet Mamle-
kjeti, die Landſchaft Olajdewlers. Dieſes
Land grenzet auf der einen Seite an die kap-
padociſchen Gebirge, und an ein Volk, das
bey Cedrenus Manzukes genennet wird: ge-
[Spaltenumbruch]
gen Syrien zu grenzet es an Aleppo, in den
alten Zeiten Beroͤa genennet (mit einem ein-
fachen [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt], [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] zum Unterſchiede von
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] in Macedonien): gegen Perſien zu
an Großarmenien: gegen das osmaniſche
Gebiete, nach damaliger Zeit, an Amaſia: ge-
gen Karamanien an Adana, davon einige
glauben, daß es mit dem alten Tharſus einer-
ley ſey; wiewol heutiges Tages Terſus und
Adana von den Tuͤrken unterſchieden werden.

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[271/0361] 10. Suͤlejman der I Hauptſtadt von Ungarn, los. Dieſe hatte wegen der letztern Schlacht bereits allen Muth ſinken laſſen, und wurde daher am dritten des Monats Sſuͤlhidſch- ſche mit leichter Muͤhe eingenommen. Tags darauf ergab ſich Peſcht, Ofen gegen uͤber an der andern Seite der Donau, dem Ueberwinder freywillig. Waͤhrend der Zeit, da Suͤlejman mit dieſen Dingen beſchaͤfftiget war, erkuͤh- neten ſich einige Ungarn, die aus der letztern Schlacht entronnen waren, ver- ſchiedene Tuͤrken umzubringen, die ſich durch das Land zerſtreuet hatten und Beute zu machen ſuchten. Suͤlejman laͤſſet daher unverzuͤglich und in der groͤß- ten Eile eine Bruͤcke uͤber die Donau ſchlagen, und giebt ſeinen Truppen Befehl, parteyenweiſe auszugehen und dieſe Ungarn aufzuſuchen. Seine Soldaten befolgen auch dieſen Befehl ſo fleißig, daß einige erſchlagen, und viele gefangen genommen und vor Suͤlejman gebracht werden, der ſolchergeſtalt das Land von dieſen Feinden ſaͤuberte. Als der Winter herannahete: ſo fuͤhrete er ſein Heer wieder zuruͤck, und nahm im Vorbeyziehen Badſch an der Donau mit Sturme ein, imgleichen Schegedin und Titeli an der Theiße. Nachdem er auf dieſe Weiſe die benachbarten Landſchaften verwuͤſtet hatte: ſo hielte er am drit- ten des Monats Muhaͤrrem, im Jahre 933, zu Conſtantinopel ſeinen ſieghaf- ten Einzug, nebſt ſeinem ſiegreichen Kriegesheere, das Gefangenen und Beute die Menge mit ſich brachte. H. 933. J. C. 1526. 11. Mittlerweile, als dieſe Dinge in Europa vorgingen, breitete ſich ein falſches Geruͤcht von Suͤlejmans Tode in den entlegentſten Theilen von Aſien aus. Daher geſchahe es, daß viele Freybeuter in der Landſchaft Sſuͤlkadir ¹⁹ alle die umliegenden Laͤnder, ſowol durch heimliche Raͤubereyen als oͤffentliche Einfaͤlle, erbaͤrmlich zurichteten. Der Statthalter zu Adana, Piri Paſcha, ſetzte ſich zwar denſelben beherzt entgegen, brachte ihrer viele um, und ſtrafte alle diejenigen, die er gefangen bekam, am Leben. Weil er aber nicht mit hin- laͤng- ¹⁹ Sſuͤlkadir] Die Chriſten ſchreiben es faͤlſchlich Dulkadir, durch Verwandlung des tuͤrkiſchen Buchſtabens Sſal in Dal [da- von der erſtere von dem andern bloß darin- nen unterſchieden iſt, daß er ein Punkt uͤber ſich hat]. Es hat auch noch einen andern Namen bey den Tuͤrken, Olajdewlet Mamle- kjeti, die Landſchaft Olajdewlers. Dieſes Land grenzet auf der einen Seite an die kap- padociſchen Gebirge, und an ein Volk, das bey Cedrenus Manzukes genennet wird: ge- gen Syrien zu grenzet es an Aleppo, in den alten Zeiten Beroͤa genennet (mit einem ein- fachen _ , _ zum Unterſchiede von _ in Macedonien): gegen Perſien zu an Großarmenien: gegen das osmaniſche Gebiete, nach damaliger Zeit, an Amaſia: ge- gen Karamanien an Adana, davon einige glauben, daß es mit dem alten Tharſus einer- ley ſey; wiewol heutiges Tages Terſus und Adana von den Tuͤrken unterſchieden werden. vertilget die Aufruͤhrer in Aſien.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/361>, abgerufen am 22.11.2024.