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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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10. Sülejman der I
seiner Seele ließ Sülejman nachgehends zu Constantinopel an der Straße, die
nach dem Thore Jeng-i Kapu 82 zu gehet, einen großen Dschami bauen, und
denselben mit einer Schule und einem Spitale zieren; welches Gebäude bis auf
den heutigen Tag Schehßade Dschami genennet wird.

41.

Im Jahre 954 kommt Elkasib Mirßa, nachdem er von den Persernthut einen Zug
gegen die Perser.

sehr hart war beleidiget worden 83, zu dem Sultane geflohen, und giebt ihm an
die Hand, auf welche Weise er leicht ganz Persien unter seine Gewalt bringenH. 954.



J. C. 1547.
könnte. Er bietet sich an, sich dabey zum Anführer und Feldherrn über dessen
Truppen gebrauchen zu lassen, und weis die Sache so wahrscheinlich zu machen,
daß sich Sülejman durch seine Vorstellungen überreden lässet, ihm eine große
Summe Geldes reichen zu lassen, mit dem er ein Kriegesheer aufrichten und
seine Länder 84 wieder erobern könnte. Im Frühjahre gehet der Sultan selbstH. 955.


J. C. 1548.

mit einer großen Anzahl Truppen sehr zeitig gegen die Perser zu Felde. Auf
diesem Zuge kommen demselben seine Söhne, Bajeßid, Statthalter von Iko-
[Spaltenumbruch]
ben Standarte, die auch Silahtar genennet
werden. Dem Kaiser werden die Geldkästen
nachgeführet, nebst unzähligen Wägen und
Kamelen, die mit Lebensmitteln und andern
Nothwendigkeiten beladen sind. Die letzten
unter allen sind die vorhingedachten Dundar.
In dem wirklichen Treffen wird beynahe eben
dieselbe Ordnung beobachtet. Die Serden
Gjetschti feuren zuerst, hierauf die Jeng-itscheri
und das übrige Fußvolk. Inzwischen suchet
die Reiterey den Feinden in die Seiten zu
fallen; und wenn sie zurückgeschlagen wer-
den: so kommen ihnen die Sipahi von bey-
den Flügeln zu Hülfe. Hierauf rücket der
Weßir mit seiner Reiterey an. Der Aga der
Jeng-itscheri erkundiget sich, wo das Fußvolk
am schwächsten ist, und unterstützet dasselbe
mit neuen Hülfstruppen. Der Kaiser hält
in einer kleinen Entfernung von dem Treffen
mit seinen Leuten, hat ein Auge auf das ganze
Kriegesheer; und wenn ein Theil desselben
von dem Feinde in die Enge getrieben wird:
so schicket er ihm eine Hülfe zu von seinen
eigenen und andern Regimentern. Das ägyp-
[Spaltenumbruch]
tische Fußvolk muß dem asiatischen, und das
albanische dem europäischen den Vorrang las-
sen. Doch, von diesen Dingen soll an einem
andern Orte ein mehreres gesagt werden.
Außer diesen befinden sich noch bey dem tür-
kischen Kriegsheere der Trupp der Kaufleute,
Handwerksleute und Künstler, Ordui Olaj
genennet, die auf des Kaisers Befehl dem
Lager folgen müssen, damit es demselben an
nichts, was sonst in einer Stadt zu bekommen
ist, fehlen möge.
82 Jeng-i Kapu] Eines von den acht
und zwanzig Hauptthoren von Constantino-
pel, das nach Siliwri zu gehet. Hievon an-
derswo ein mehreres.
83 beleidiget worden] Man saget, der
König in Persien habe seine Gemalinn gemis-
brauchet.
84 seine Länder] Die Türken haben den
Namen derselben nicht angeführet, und ich
kann ihn auch nirgendswo finden.

nien,

10. Suͤlejman der I
ſeiner Seele ließ Suͤlejman nachgehends zu Conſtantinopel an der Straße, die
nach dem Thore Jeng-i Kapu 82 zu gehet, einen großen Dſchami bauen, und
denſelben mit einer Schule und einem Spitale zieren; welches Gebaͤude bis auf
den heutigen Tag Schehßade Dſchami genennet wird.

41.

Im Jahre 954 kommt Elkaſib Mirßa, nachdem er von den Perſernthut einen Zug
gegen die Perſer.

ſehr hart war beleidiget worden 83, zu dem Sultane geflohen, und giebt ihm an
die Hand, auf welche Weiſe er leicht ganz Perſien unter ſeine Gewalt bringenH. 954.



J. C. 1547.
koͤnnte. Er bietet ſich an, ſich dabey zum Anfuͤhrer und Feldherrn uͤber deſſen
Truppen gebrauchen zu laſſen, und weis die Sache ſo wahrſcheinlich zu machen,
daß ſich Suͤlejman durch ſeine Vorſtellungen uͤberreden laͤſſet, ihm eine große
Summe Geldes reichen zu laſſen, mit dem er ein Kriegesheer aufrichten und
ſeine Laͤnder 84 wieder erobern koͤnnte. Im Fruͤhjahre gehet der Sultan ſelbſtH. 955.


J. C. 1548.

mit einer großen Anzahl Truppen ſehr zeitig gegen die Perſer zu Felde. Auf
dieſem Zuge kommen demſelben ſeine Soͤhne, Bajeßid, Statthalter von Iko-
[Spaltenumbruch]
ben Standarte, die auch Silahtar genennet
werden. Dem Kaiſer werden die Geldkaͤſten
nachgefuͤhret, nebſt unzaͤhligen Waͤgen und
Kamelen, die mit Lebensmitteln und andern
Nothwendigkeiten beladen ſind. Die letzten
unter allen ſind die vorhingedachten Dundar.
In dem wirklichen Treffen wird beynahe eben
dieſelbe Ordnung beobachtet. Die Serden
Gjetſchti feuren zuerſt, hierauf die Jeng-itſcheri
und das uͤbrige Fußvolk. Inzwiſchen ſuchet
die Reiterey den Feinden in die Seiten zu
fallen; und wenn ſie zuruͤckgeſchlagen wer-
den: ſo kommen ihnen die Sipahi von bey-
den Fluͤgeln zu Huͤlfe. Hierauf ruͤcket der
Weßir mit ſeiner Reiterey an. Der Aga der
Jeng-itſcheri erkundiget ſich, wo das Fußvolk
am ſchwaͤchſten iſt, und unterſtuͤtzet daſſelbe
mit neuen Huͤlfstruppen. Der Kaiſer haͤlt
in einer kleinen Entfernung von dem Treffen
mit ſeinen Leuten, hat ein Auge auf das ganze
Kriegesheer; und wenn ein Theil deſſelben
von dem Feinde in die Enge getrieben wird:
ſo ſchicket er ihm eine Huͤlfe zu von ſeinen
eigenen und andern Regimentern. Das aͤgyp-
[Spaltenumbruch]
tiſche Fußvolk muß dem aſiatiſchen, und das
albaniſche dem europaͤiſchen den Vorrang laſ-
ſen. Doch, von dieſen Dingen ſoll an einem
andern Orte ein mehreres geſagt werden.
Außer dieſen befinden ſich noch bey dem tuͤr-
kiſchen Kriegsheere der Trupp der Kaufleute,
Handwerksleute und Kuͤnſtler, Ordui Olaj
genennet, die auf des Kaiſers Befehl dem
Lager folgen muͤſſen, damit es demſelben an
nichts, was ſonſt in einer Stadt zu bekommen
iſt, fehlen moͤge.
82 Jeng-i Kapu] Eines von den acht
und zwanzig Hauptthoren von Conſtantino-
pel, das nach Siliwri zu gehet. Hievon an-
derswo ein mehreres.
83 beleidiget worden] Man ſaget, der
Koͤnig in Perſien habe ſeine Gemalinn gemis-
brauchet.
84 ſeine Laͤnder] Die Tuͤrken haben den
Namen derſelben nicht angefuͤhret, und ich
kann ihn auch nirgendswo finden.

nien,
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[311/0401] 10. Suͤlejman der I ſeiner Seele ließ Suͤlejman nachgehends zu Conſtantinopel an der Straße, die nach dem Thore Jeng-i Kapu ⁸² zu gehet, einen großen Dſchami bauen, und denſelben mit einer Schule und einem Spitale zieren; welches Gebaͤude bis auf den heutigen Tag Schehßade Dſchami genennet wird. 41. Im Jahre 954 kommt Elkaſib Mirßa, nachdem er von den Perſern ſehr hart war beleidiget worden ⁸³ , zu dem Sultane geflohen, und giebt ihm an die Hand, auf welche Weiſe er leicht ganz Perſien unter ſeine Gewalt bringen koͤnnte. Er bietet ſich an, ſich dabey zum Anfuͤhrer und Feldherrn uͤber deſſen Truppen gebrauchen zu laſſen, und weis die Sache ſo wahrſcheinlich zu machen, daß ſich Suͤlejman durch ſeine Vorſtellungen uͤberreden laͤſſet, ihm eine große Summe Geldes reichen zu laſſen, mit dem er ein Kriegesheer aufrichten und ſeine Laͤnder ⁸⁴ wieder erobern koͤnnte. Im Fruͤhjahre gehet der Sultan ſelbſt mit einer großen Anzahl Truppen ſehr zeitig gegen die Perſer zu Felde. Auf dieſem Zuge kommen demſelben ſeine Soͤhne, Bajeßid, Statthalter von Iko- nien, ben Standarte, die auch Silahtar genennet werden. Dem Kaiſer werden die Geldkaͤſten nachgefuͤhret, nebſt unzaͤhligen Waͤgen und Kamelen, die mit Lebensmitteln und andern Nothwendigkeiten beladen ſind. Die letzten unter allen ſind die vorhingedachten Dundar. In dem wirklichen Treffen wird beynahe eben dieſelbe Ordnung beobachtet. Die Serden Gjetſchti feuren zuerſt, hierauf die Jeng-itſcheri und das uͤbrige Fußvolk. Inzwiſchen ſuchet die Reiterey den Feinden in die Seiten zu fallen; und wenn ſie zuruͤckgeſchlagen wer- den: ſo kommen ihnen die Sipahi von bey- den Fluͤgeln zu Huͤlfe. Hierauf ruͤcket der Weßir mit ſeiner Reiterey an. Der Aga der Jeng-itſcheri erkundiget ſich, wo das Fußvolk am ſchwaͤchſten iſt, und unterſtuͤtzet daſſelbe mit neuen Huͤlfstruppen. Der Kaiſer haͤlt in einer kleinen Entfernung von dem Treffen mit ſeinen Leuten, hat ein Auge auf das ganze Kriegesheer; und wenn ein Theil deſſelben von dem Feinde in die Enge getrieben wird: ſo ſchicket er ihm eine Huͤlfe zu von ſeinen eigenen und andern Regimentern. Das aͤgyp- tiſche Fußvolk muß dem aſiatiſchen, und das albaniſche dem europaͤiſchen den Vorrang laſ- ſen. Doch, von dieſen Dingen ſoll an einem andern Orte ein mehreres geſagt werden. Außer dieſen befinden ſich noch bey dem tuͤr- kiſchen Kriegsheere der Trupp der Kaufleute, Handwerksleute und Kuͤnſtler, Ordui Olaj genennet, die auf des Kaiſers Befehl dem Lager folgen muͤſſen, damit es demſelben an nichts, was ſonſt in einer Stadt zu bekommen iſt, fehlen moͤge. ⁸² Jeng-i Kapu] Eines von den acht und zwanzig Hauptthoren von Conſtantino- pel, das nach Siliwri zu gehet. Hievon an- derswo ein mehreres. ⁸³ beleidiget worden] Man ſaget, der Koͤnig in Perſien habe ſeine Gemalinn gemis- brauchet. ⁸⁴ ſeine Laͤnder] Die Tuͤrken haben den Namen derſelben nicht angefuͤhret, und ich kann ihn auch nirgendswo finden. thut einen Zug gegen die Perſer. H. 954. J. C. 1547. H. 955. J. C. 1548.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/401>, abgerufen am 22.11.2024.