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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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15. Mustäfa der I. 16. Osman der II
lassen sich durch Mustäfas Partey aufwiegeln, und erregen im folgenden Jahre
einen heftigen Aufruhr, in dem sie den Kaiser, einen jungen Herrn von großer
Hoffnung, im vierten Jahre seiner Regierung und zwölften seines Alters, ohne
für das Geblüt, daraus er entsprossen war, Hochachtung zu tragen, ums Leben
bringen, und ihn neben seinem Vater in dem Dschami, den er erbauet hatte,
beysetzen. Hierauf lassen sie Mustäfa, den sie vorher abgesetzet und in die sie-
ben Thürme als einen Gefangenen eingesperret hatten, wieder los, und erhöhen
ihn wieder auf den Thron.

6.

Allein, auch dessen seine Regierung dauerte nicht gar lange. Wäh-dieser wird sei-
ner Laster wegen
nochmals abge-
setzet, und erdros-
selt.

rend seiner Gefangenschaft hatte er die Laster seiner verkehrten Natur verhehlet
(aber nicht verbessert), und dadurch den Soldaten die Hoffnung gemacht, daß
er, nachdem er den Becher der Trübsal geschmecket, sich bessern und seinen Le-
benswandel und Regierungsart ändern würde. Als sie ihn nun in dieser Er-
wartung wieder auf den Thron gesetzet hatten; er aber glaubte, nunmehr außer
der Gewalt des Glückes zu seyn: so wendete er sich wieder zu seinen alten La-
stern, spielete den Tirannen, suchte diejenigen, die ihn abgesetzet hatten, auszu-
rotten, versäumete offenbar die Handhabung der Reichsgeschäffte, und verrich-
tete nichts, weder in Worten, noch in Thaten, was des Andenkens würdig
wäre. Nachdem er solchergestalt funfzehen Monate lang sich mehr wie einen
Tirannen aufgeführet als regieret hatte: so wurde er von den Großen nochmals
abgesetzet, als die die Herrschaft eines Narren nicht ertragen konnten. Man
setzte ihn zur größten Schande auf einen Esel, und führete ihn mitten unter den
Verspottungen und Beschimpfungen des Pöbels in das Gefängniß der sieben
Thürme, darinnen er bald hernach, auf Befehl seines Nachfolgers, Murads
des IIII, erdrosselt wurde.

Geschichte
2 Z 3

15. Muſtaͤfa der I. 16. Osman der II
laſſen ſich durch Muſtaͤfas Partey aufwiegeln, und erregen im folgenden Jahre
einen heftigen Aufruhr, in dem ſie den Kaiſer, einen jungen Herrn von großer
Hoffnung, im vierten Jahre ſeiner Regierung und zwoͤlften ſeines Alters, ohne
fuͤr das Gebluͤt, daraus er entſproſſen war, Hochachtung zu tragen, ums Leben
bringen, und ihn neben ſeinem Vater in dem Dſchami, den er erbauet hatte,
beyſetzen. Hierauf laſſen ſie Muſtaͤfa, den ſie vorher abgeſetzet und in die ſie-
ben Thuͤrme als einen Gefangenen eingeſperret hatten, wieder los, und erhoͤhen
ihn wieder auf den Thron.

6.

Allein, auch deſſen ſeine Regierung dauerte nicht gar lange. Waͤh-dieſer wird ſei-
ner Laſter wegen
nochmals abge-
ſetzet, und erdroſ-
ſelt.

rend ſeiner Gefangenſchaft hatte er die Laſter ſeiner verkehrten Natur verhehlet
(aber nicht verbeſſert), und dadurch den Soldaten die Hoffnung gemacht, daß
er, nachdem er den Becher der Truͤbſal geſchmecket, ſich beſſern und ſeinen Le-
benswandel und Regierungsart aͤndern wuͤrde. Als ſie ihn nun in dieſer Er-
wartung wieder auf den Thron geſetzet hatten; er aber glaubte, nunmehr außer
der Gewalt des Gluͤckes zu ſeyn: ſo wendete er ſich wieder zu ſeinen alten La-
ſtern, ſpielete den Tirannen, ſuchte diejenigen, die ihn abgeſetzet hatten, auszu-
rotten, verſaͤumete offenbar die Handhabung der Reichsgeſchaͤffte, und verrich-
tete nichts, weder in Worten, noch in Thaten, was des Andenkens wuͤrdig
waͤre. Nachdem er ſolchergeſtalt funfzehen Monate lang ſich mehr wie einen
Tirannen aufgefuͤhret als regieret hatte: ſo wurde er von den Großen nochmals
abgeſetzet, als die die Herrſchaft eines Narren nicht ertragen konnten. Man
ſetzte ihn zur groͤßten Schande auf einen Eſel, und fuͤhrete ihn mitten unter den
Verſpottungen und Beſchimpfungen des Poͤbels in das Gefaͤngniß der ſieben
Thuͤrme, darinnen er bald hernach, auf Befehl ſeines Nachfolgers, Murads
des IIII‚ erdroſſelt wurde.

Geſchichte
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[365/0467] 15. Muſtaͤfa der I. 16. Osman der II laſſen ſich durch Muſtaͤfas Partey aufwiegeln, und erregen im folgenden Jahre einen heftigen Aufruhr, in dem ſie den Kaiſer, einen jungen Herrn von großer Hoffnung, im vierten Jahre ſeiner Regierung und zwoͤlften ſeines Alters, ohne fuͤr das Gebluͤt, daraus er entſproſſen war, Hochachtung zu tragen, ums Leben bringen, und ihn neben ſeinem Vater in dem Dſchami, den er erbauet hatte, beyſetzen. Hierauf laſſen ſie Muſtaͤfa, den ſie vorher abgeſetzet und in die ſie- ben Thuͤrme als einen Gefangenen eingeſperret hatten, wieder los, und erhoͤhen ihn wieder auf den Thron. 6. Allein, auch deſſen ſeine Regierung dauerte nicht gar lange. Waͤh- rend ſeiner Gefangenſchaft hatte er die Laſter ſeiner verkehrten Natur verhehlet (aber nicht verbeſſert), und dadurch den Soldaten die Hoffnung gemacht, daß er, nachdem er den Becher der Truͤbſal geſchmecket, ſich beſſern und ſeinen Le- benswandel und Regierungsart aͤndern wuͤrde. Als ſie ihn nun in dieſer Er- wartung wieder auf den Thron geſetzet hatten; er aber glaubte, nunmehr außer der Gewalt des Gluͤckes zu ſeyn: ſo wendete er ſich wieder zu ſeinen alten La- ſtern, ſpielete den Tirannen, ſuchte diejenigen, die ihn abgeſetzet hatten, auszu- rotten, verſaͤumete offenbar die Handhabung der Reichsgeſchaͤffte, und verrich- tete nichts, weder in Worten, noch in Thaten, was des Andenkens wuͤrdig waͤre. Nachdem er ſolchergeſtalt funfzehen Monate lang ſich mehr wie einen Tirannen aufgefuͤhret als regieret hatte: ſo wurde er von den Großen nochmals abgeſetzet, als die die Herrſchaft eines Narren nicht ertragen konnten. Man ſetzte ihn zur groͤßten Schande auf einen Eſel, und fuͤhrete ihn mitten unter den Verſpottungen und Beſchimpfungen des Poͤbels in das Gefaͤngniß der ſieben Thuͤrme, darinnen er bald hernach, auf Befehl ſeines Nachfolgers, Murads des IIII‚ erdroſſelt wurde. dieſer wird ſei- ner Laſter wegen nochmals abge- ſetzet, und erdroſ- ſelt. Geſchichte 2 Z 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/467>, abgerufen am 22.11.2024.