Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.19. Muhämmed der IIII [Spaltenumbruch]
eines göttlichen Eifers eröffnen wollte: auf welche Art seine guten Absichten für die Chri- sten zu seinem Untergange ausschlagen wür- den. Als das Gemüth Morosinis solcherge- stalt vorbereitet war: so fänget derselbe an; "Ich muß euch hiemit entdecken, daß ich "gestern einen Brief, von dem französischen "Admiral geschrieben, zu verdolmetschen in "meine Hände bekommen habe, der folgen- "des Inhalts war. Auf Befehl des aller- "christlichsten Königes, meines Herrn, segele "ich mit einer wohlausgerüsteten Flote und "guten Anzahl Truppen auf Krete zu. Weil "ich es aber in Ansehung beyder Theile für "gefährlich halte, euch schriftlich von der "Absicht dieser Unternehmung Nachricht zu "ertheilen: so habe ich dem Ueberbringer "dieses, meinem Sekretär, Befehl gegeben, "euch von allem mündlich Eröffnung zu "thun. Als der Sekretär zu dem Weßire "in sein Oba oder inneres Zelt geführet wur- "de: so brachte er folgendes im Namen "seines Herrn vor, dabey niemand, als ich, "zugegen war. Wir haben nunmehr aus "langer Erfahrung gelernet, daß die Vene- "tianer alte und unversöhnliche Feinde von "Frankreich sind. So oft unsere Länder "sind angefallen worden: so haben sie alle- "zeit unsern Feinden mit Rathe, Gelde "und Waffen Beystand geleistet, und uns "vieles Unglück gedrohet; wiewol der Aus- "gang niemals mit ihrem Vorhaben überein- "gekommen ist. In dem andern Falle, wann "sie sich in der Klemme befunden: so haben sie "sich beständig hinter List und Betrug verstec- "ket, ihre Freundschaft vorgewendet und da- "mit gepralet, und uns um Hülfe angeflehet. "Eben also haben sie es nun auch zu der ge- "genwärtigen Zeit gemacht, als sie sahen, daß "die Waffen des osmanischen Reiches sie "schwer drückten. Sie haben Abgesandten "an unsern König geschickt, und unter des "Pabstes Fürbitte denselben gebeten, sie aus "der itzigen Gefahr zu erretten. Um nun [Spaltenumbruch] "unsern König desto eher dazu zu bewegen, "haben sie sich erboten: erstlich, wenn "Kandia allein von der Belagerung der Tür- "ken würde befreyet werden: so sollte es "nachgehends unserm Könige eigenthüm- "lich verbleiben; denn sie wollten dasselbe "mit allem Willen und Freuden lieber einem "christlichen Könige überlassen, als es in "der Gewalt der Türken sehen. Zum an- "dern: wenn aber die Türken durch ihre "vereinigte Macht aus ganz Krete würden "vertrieben werden: so sollte das halbe Ey- "land nebst der Hauptstadt den Franzosen, "die andere Hälfte desselben aber den Vene- "tianern verbleiben. Unser König willigte "zum Scheine in diese Bedingungen ein. "Weil er es aber für unrecht hielte, sein gu- "tes Verständniß mit dem osmanischen Hofe "zu schwächen, und die so fest gegründete "Freundschaft mit demselben wankend zu "machen; auch über dieses itzo gute Gele- "genheit in Händen hatte, die Verwegen- "heit dieser betriegerischen und unbeständi- "gen Leute zu bestrafen: so ließ er eine Flote "ausrüsten, und gab dem Admirale Befehl, "wann er in Kandia hinein käme, alle Ve- "netianer gefangen nach Frankreich zu sen- "den, und die Stadt dem Weßire zu über- "geben. Denn da unser König schon für "sich ein weitläuftiges und blühendes Reich "besitzet: so hat derselbe ein fremdes und so "weit abgelegenes Reich nicht nöthig, das "noch dazu ein beständiger Zankapfel seyn "würde. Der Weßir hat also von der An- "kunft unserer Flote nichts zu befürchten. "Denn sobald der Admiral in die Stadt "kommt, das, wie er hoffet, nächster Tagen "geschehen soll: so wird er die Befehle des "Königes in Frankreich, unter dessen Hand "und Siegel, vorzeigen, und die ganze "Sache öffentlich bekannt machen. So "weit der Vortrag des Sekretärs. Weil "ich aber wünsche, daß die Sache anders "und zum Vortheile des Christenthums und 3 D 3
19. Muhaͤmmed der IIII [Spaltenumbruch]
eines goͤttlichen Eifers eroͤffnen wollte: auf welche Art ſeine guten Abſichten fuͤr die Chri- ſten zu ſeinem Untergange ausſchlagen wuͤr- den. Als das Gemuͤth Moroſinis ſolcherge- ſtalt vorbereitet war: ſo faͤnget derſelbe an; “Ich muß euch hiemit entdecken, daß ich “geſtern einen Brief, von dem franzoͤſiſchen “Admiral geſchrieben, zu verdolmetſchen in “meine Haͤnde bekommen habe, der folgen- “des Inhalts war. Auf Befehl des aller- “chriſtlichſten Koͤniges, meines Herrn, ſegele “ich mit einer wohlausgeruͤſteten Flote und “guten Anzahl Truppen auf Krete zu. Weil “ich es aber in Anſehung beyder Theile fuͤr “gefaͤhrlich halte, euch ſchriftlich von der “Abſicht dieſer Unternehmung Nachricht zu “ertheilen: ſo habe ich dem Ueberbringer “dieſes, meinem Sekretaͤr, Befehl gegeben, “euch von allem muͤndlich Eroͤffnung zu “thun. Als der Sekretaͤr zu dem Weßire “in ſein Oba oder inneres Zelt gefuͤhret wur- “de: ſo brachte er folgendes im Namen “ſeines Herrn vor, dabey niemand, als ich, “zugegen war. Wir haben nunmehr aus “langer Erfahrung gelernet, daß die Vene- “tianer alte und unverſoͤhnliche Feinde von “Frankreich ſind. So oft unſere Laͤnder “ſind angefallen worden: ſo haben ſie alle- “zeit unſern Feinden mit Rathe, Gelde “und Waffen Beyſtand geleiſtet, und uns “vieles Ungluͤck gedrohet; wiewol der Aus- “gang niemals mit ihrem Vorhaben uͤberein- “gekommen iſt. In dem andern Falle, wann “ſie ſich in der Klemme befunden: ſo haben ſie “ſich beſtaͤndig hinter Liſt und Betrug verſtec- “ket, ihre Freundſchaft vorgewendet und da- “mit gepralet, und uns um Huͤlfe angeflehet. “Eben alſo haben ſie es nun auch zu der ge- “genwaͤrtigen Zeit gemacht, als ſie ſahen, daß “die Waffen des osmaniſchen Reiches ſie “ſchwer druͤckten. Sie haben Abgeſandten “an unſern Koͤnig geſchickt, und unter des “Pabſtes Fuͤrbitte denſelben gebeten, ſie aus “der itzigen Gefahr zu erretten. Um nun [Spaltenumbruch] “unſern Koͤnig deſto eher dazu zu bewegen, “haben ſie ſich erboten: erſtlich, wenn “Kandia allein von der Belagerung der Tuͤr- “ken wuͤrde befreyet werden: ſo ſollte es “nachgehends unſerm Koͤnige eigenthuͤm- “lich verbleiben; denn ſie wollten daſſelbe “mit allem Willen und Freuden lieber einem “chriſtlichen Koͤnige uͤberlaſſen, als es in “der Gewalt der Tuͤrken ſehen. Zum an- “dern: wenn aber die Tuͤrken durch ihre “vereinigte Macht aus ganz Krete wuͤrden “vertrieben werden: ſo ſollte das halbe Ey- “land nebſt der Hauptſtadt den Franzoſen, “die andere Haͤlfte deſſelben aber den Vene- “tianern verbleiben. Unſer Koͤnig willigte “zum Scheine in dieſe Bedingungen ein. “Weil er es aber fuͤr unrecht hielte, ſein gu- “tes Verſtaͤndniß mit dem osmaniſchen Hofe “zu ſchwaͤchen, und die ſo feſt gegruͤndete “Freundſchaft mit demſelben wankend zu “machen; auch uͤber dieſes itzo gute Gele- “genheit in Haͤnden hatte, die Verwegen- “heit dieſer betriegeriſchen und unbeſtaͤndi- “gen Leute zu beſtrafen: ſo ließ er eine Flote “ausruͤſten, und gab dem Admirale Befehl, “wann er in Kandia hinein kaͤme, alle Ve- “netianer gefangen nach Frankreich zu ſen- “den, und die Stadt dem Weßire zu uͤber- “geben. Denn da unſer Koͤnig ſchon fuͤr “ſich ein weitlaͤuftiges und bluͤhendes Reich “beſitzet: ſo hat derſelbe ein fremdes und ſo “weit abgelegenes Reich nicht noͤthig, das “noch dazu ein beſtaͤndiger Zankapfel ſeyn “wuͤrde. Der Weßir hat alſo von der An- “kunft unſerer Flote nichts zu befuͤrchten. “Denn ſobald der Admiral in die Stadt “kommt, das, wie er hoffet, naͤchſter Tagen “geſchehen ſoll: ſo wird er die Befehle des “Koͤniges in Frankreich, unter deſſen Hand “und Siegel, vorzeigen, und die ganze “Sache oͤffentlich bekannt machen. So “weit der Vortrag des Sekretaͤrs. Weil “ich aber wuͤnſche, daß die Sache anders “und zum Vortheile des Chriſtenthums und 3 D 3
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eines goͤttlichen Eifers eroͤffnen wollte: auf
welche Art ſeine guten Abſichten fuͤr die Chri-
ſten zu ſeinem Untergange ausſchlagen wuͤr-
den. Als das Gemuͤth Moroſinis ſolcherge-
ſtalt vorbereitet war: ſo faͤnget derſelbe an;
“Ich muß euch hiemit entdecken, daß ich
“geſtern einen Brief, von dem franzoͤſiſchen
“Admiral geſchrieben, zu verdolmetſchen in
“meine Haͤnde bekommen habe, der folgen-
“des Inhalts war. Auf Befehl des aller-
“chriſtlichſten Koͤniges, meines Herrn, ſegele
“ich mit einer wohlausgeruͤſteten Flote und
“guten Anzahl Truppen auf Krete zu. Weil
“ich es aber in Anſehung beyder Theile fuͤr
“gefaͤhrlich halte, euch ſchriftlich von der
“Abſicht dieſer Unternehmung Nachricht zu
“ertheilen: ſo habe ich dem Ueberbringer
“dieſes, meinem Sekretaͤr, Befehl gegeben,
“euch von allem muͤndlich Eroͤffnung zu
“thun. Als der Sekretaͤr zu dem Weßire
“in ſein Oba oder inneres Zelt gefuͤhret wur-
“de: ſo brachte er folgendes im Namen
“ſeines Herrn vor, dabey niemand, als ich,
“zugegen war. Wir haben nunmehr aus
“langer Erfahrung gelernet, daß die Vene-
“tianer alte und unverſoͤhnliche Feinde von
“Frankreich ſind. So oft unſere Laͤnder
“ſind angefallen worden: ſo haben ſie alle-
“zeit unſern Feinden mit Rathe, Gelde
“und Waffen Beyſtand geleiſtet, und uns
“vieles Ungluͤck gedrohet; wiewol der Aus-
“gang niemals mit ihrem Vorhaben uͤberein-
“gekommen iſt. In dem andern Falle, wann
“ſie ſich in der Klemme befunden: ſo haben ſie
“ſich beſtaͤndig hinter Liſt und Betrug verſtec-
“ket, ihre Freundſchaft vorgewendet und da-
“mit gepralet, und uns um Huͤlfe angeflehet.
“Eben alſo haben ſie es nun auch zu der ge-
“genwaͤrtigen Zeit gemacht, als ſie ſahen, daß
“die Waffen des osmaniſchen Reiches ſie
“ſchwer druͤckten. Sie haben Abgeſandten
“an unſern Koͤnig geſchickt, und unter des
“Pabſtes Fuͤrbitte denſelben gebeten, ſie aus
“der itzigen Gefahr zu erretten. Um nun
“unſern Koͤnig deſto eher dazu zu bewegen,
“haben ſie ſich erboten: erſtlich, wenn
“Kandia allein von der Belagerung der Tuͤr-
“ken wuͤrde befreyet werden: ſo ſollte es
“nachgehends unſerm Koͤnige eigenthuͤm-
“lich verbleiben; denn ſie wollten daſſelbe
“mit allem Willen und Freuden lieber einem
“chriſtlichen Koͤnige uͤberlaſſen, als es in
“der Gewalt der Tuͤrken ſehen. Zum an-
“dern: wenn aber die Tuͤrken durch ihre
“vereinigte Macht aus ganz Krete wuͤrden
“vertrieben werden: ſo ſollte das halbe Ey-
“land nebſt der Hauptſtadt den Franzoſen,
“die andere Haͤlfte deſſelben aber den Vene-
“tianern verbleiben. Unſer Koͤnig willigte
“zum Scheine in dieſe Bedingungen ein.
“Weil er es aber fuͤr unrecht hielte, ſein gu-
“tes Verſtaͤndniß mit dem osmaniſchen Hofe
“zu ſchwaͤchen, und die ſo feſt gegruͤndete
“Freundſchaft mit demſelben wankend zu
“machen; auch uͤber dieſes itzo gute Gele-
“genheit in Haͤnden hatte, die Verwegen-
“heit dieſer betriegeriſchen und unbeſtaͤndi-
“gen Leute zu beſtrafen: ſo ließ er eine Flote
“ausruͤſten, und gab dem Admirale Befehl,
“wann er in Kandia hinein kaͤme, alle Ve-
“netianer gefangen nach Frankreich zu ſen-
“den, und die Stadt dem Weßire zu uͤber-
“geben. Denn da unſer Koͤnig ſchon fuͤr
“ſich ein weitlaͤuftiges und bluͤhendes Reich
“beſitzet: ſo hat derſelbe ein fremdes und ſo
“weit abgelegenes Reich nicht noͤthig, das
“noch dazu ein beſtaͤndiger Zankapfel ſeyn
“wuͤrde. Der Weßir hat alſo von der An-
“kunft unſerer Flote nichts zu befuͤrchten.
“Denn ſobald der Admiral in die Stadt
“kommt, das, wie er hoffet, naͤchſter Tagen
“geſchehen ſoll: ſo wird er die Befehle des
“Koͤniges in Frankreich, unter deſſen Hand
“und Siegel, vorzeigen, und die ganze
“Sache oͤffentlich bekannt machen. So
“weit der Vortrag des Sekretaͤrs. Weil
“ich aber wuͤnſche, daß die Sache anders
“und zum Vortheile des Chriſtenthums und
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