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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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19. Muhämmed der IIII
141.

Mittlerweile war der andere Theil des kaiserlichen Heeres, darüberCaraffa treibet
die Tatarn ab,
die Schegedin zu
Hülfe kommen
wollen.

Caraffa und Heusler die Befehlhabung führeten, nach Schegedin gezogen, und
hatten diese Stadt belagert. Indem Caraffa mit der Belagerung beschäfftiget
ist: so erhält derselbe Nachricht, daß zwey tausend Türken mit einer starken
Bande Tatarn sich bey Schinta, einer Stadt sechs Stunden Weges von Sche-
gedin gelegen, gelagert haben, und Vorhabens seyen, die Besatzung des letztern
Ortes zu verstärken. Er schicket daher Veterani mit einigen Regimentern ge-
gen dieselben aus, der die Tatarn angreifet, aus dem Felde schläget, und ihr La-
ger nebst mehr als fünf tausend Pferden erbeutet. Kurz hierauf kommen die
Tatarn zurück, und wollen das Treffen noch einmal anfangen; sie bilden sich
nämlich ein, der Feind hielte sich itzo mit Plünderung des Lagers auf, und würde
daher ihnen den Sieg leicht machen. Als sie aber von den äußersten Wachten
abgetrieben werden: so ziehen sie sich sogleich wieder zurück.

142.

Nach dieser Niederlage der Tatarn kommt der Weßir selbst mitVeterani schlä-
get den Weßir
selbst. Schege-
din ergiebt sich
an denselben.

seinem Heere plötzlich zum Vorscheine, nachdem er die tatarischen Truppen, die
er auf ihrer Flucht aufgefangen hatte, zu den seinigen hatte stoßen lassen. Un-
geachtet nun Veterani keine sichere Nachricht von der Stärke des Feindes hatte:
so hielte er es dennoch für rathsam, in seinem Posten zu verbleiben; denn er
möchte sonst durch sein Zurückziehen seinen Soldaten den Muth schwächen.
Er stellet also seine Leute in Schlachtordnung, und erwartet die Feinde uner-
schrocken. Die Türken thaten den ersten Angriff, und fochten mit solcher Hitze,
daß es zwo Stunden lang zweifelhaft blieb, auf welche Seite sich der Sieg nei-
gen werde. Endlich aber werden dieselben durch die Tapferkeit der Deutschen
zurück getrieben, und ziehen sich auf einen Hügel, da sie durch ihr Geschütz be-
decket waren. Veterani folget ihnen auf dem Fuße nach, und vertreibet diesel-
ben, nach Uebersteigung aller Hindernisse, auch von diesem Posten, nachdem sie
in beyden Treffen über zwey tausend Jeng-itscheri und eben so viel Tatarn ein-
gebüßet hatten. Schegedin war die Frucht von diesem Siege. Denn als die
Besatzung, die durch beständige Arbeit bereits abgemattet war, das siegende Heer
mit so vielen Köpfen ihrer Freunde in ihr Lager zurück kommen sahe: so über-
gab dieselbe am fünften des Monats Ssülhidschdsche* diese Festung an die
Deutschen.

143.

Dieses war der Zustand der Sachen in Ungarn. In Polen aberDer Kaiser von
Deutschland lä-
det die Zaren von
Rußland ein,
sich mit ihm
gegen den ge-
meinschaftlichen
Feind zu verbin-
den.

wurde der meiste Theil des Jahres mit Unterhandlungen hingebracht. Denn
der Kaiser von Deutschland hatte die Zaren Johann und Peter von Rußland

einge-
* am zwölften October.
3 U 3
19. Muhaͤmmed der IIII
141.

Mittlerweile war der andere Theil des kaiſerlichen Heeres, daruͤberCaraffa treibet
die Tatarn ab,
die Schegedin zu
Huͤlfe kommen
wollen.

Caraffa und Heusler die Befehlhabung fuͤhreten, nach Schegedin gezogen, und
hatten dieſe Stadt belagert. Indem Caraffa mit der Belagerung beſchaͤfftiget
iſt: ſo erhaͤlt derſelbe Nachricht, daß zwey tauſend Tuͤrken mit einer ſtarken
Bande Tatarn ſich bey Schinta, einer Stadt ſechs Stunden Weges von Sche-
gedin gelegen, gelagert haben, und Vorhabens ſeyen, die Beſatzung des letztern
Ortes zu verſtaͤrken. Er ſchicket daher Veterani mit einigen Regimentern ge-
gen dieſelben aus, der die Tatarn angreifet, aus dem Felde ſchlaͤget, und ihr La-
ger nebſt mehr als fuͤnf tauſend Pferden erbeutet. Kurz hierauf kommen die
Tatarn zuruͤck, und wollen das Treffen noch einmal anfangen; ſie bilden ſich
naͤmlich ein, der Feind hielte ſich itzo mit Pluͤnderung des Lagers auf, und wuͤrde
daher ihnen den Sieg leicht machen. Als ſie aber von den aͤußerſten Wachten
abgetrieben werden: ſo ziehen ſie ſich ſogleich wieder zuruͤck.

142.

Nach dieſer Niederlage der Tatarn kommt der Weßir ſelbſt mitVeterani ſchlaͤ-
get den Weßir
ſelbſt. Schege-
din ergiebt ſich
an denſelben.

ſeinem Heere ploͤtzlich zum Vorſcheine, nachdem er die tatariſchen Truppen, die
er auf ihrer Flucht aufgefangen hatte, zu den ſeinigen hatte ſtoßen laſſen. Un-
geachtet nun Veterani keine ſichere Nachricht von der Staͤrke des Feindes hatte:
ſo hielte er es dennoch fuͤr rathſam, in ſeinem Poſten zu verbleiben; denn er
moͤchte ſonſt durch ſein Zuruͤckziehen ſeinen Soldaten den Muth ſchwaͤchen.
Er ſtellet alſo ſeine Leute in Schlachtordnung, und erwartet die Feinde uner-
ſchrocken. Die Tuͤrken thaten den erſten Angriff, und fochten mit ſolcher Hitze,
daß es zwo Stunden lang zweifelhaft blieb, auf welche Seite ſich der Sieg nei-
gen werde. Endlich aber werden dieſelben durch die Tapferkeit der Deutſchen
zuruͤck getrieben, und ziehen ſich auf einen Huͤgel, da ſie durch ihr Geſchuͤtz be-
decket waren. Veterani folget ihnen auf dem Fuße nach, und vertreibet dieſel-
ben, nach Ueberſteigung aller Hinderniſſe, auch von dieſem Poſten, nachdem ſie
in beyden Treffen uͤber zwey tauſend Jeng-itſcheri und eben ſo viel Tatarn ein-
gebuͤßet hatten. Schegedin war die Frucht von dieſem Siege. Denn als die
Beſatzung, die durch beſtaͤndige Arbeit bereits abgemattet war, das ſiegende Heer
mit ſo vielen Koͤpfen ihrer Freunde in ihr Lager zuruͤck kommen ſahe: ſo uͤber-
gab dieſelbe am fuͤnften des Monats Sſuͤlhidſchdſche* dieſe Feſtung an die
Deutſchen.

143.

Dieſes war der Zuſtand der Sachen in Ungarn. In Polen aberDer Kaiſer von
Deutſchland laͤ-
det die Zaren von
Rußland ein,
ſich mit ihm
gegen den ge-
meinſchaftlichen
Feind zu verbin-
den.

wurde der meiſte Theil des Jahres mit Unterhandlungen hingebracht. Denn
der Kaiſer von Deutſchland hatte die Zaren Johann und Peter von Rußland

einge-
* am zwoͤlften October.
3 U 3
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[525/0633] 19. Muhaͤmmed der IIII 141. Mittlerweile war der andere Theil des kaiſerlichen Heeres, daruͤber Caraffa und Heusler die Befehlhabung fuͤhreten, nach Schegedin gezogen, und hatten dieſe Stadt belagert. Indem Caraffa mit der Belagerung beſchaͤfftiget iſt: ſo erhaͤlt derſelbe Nachricht, daß zwey tauſend Tuͤrken mit einer ſtarken Bande Tatarn ſich bey Schinta, einer Stadt ſechs Stunden Weges von Sche- gedin gelegen, gelagert haben, und Vorhabens ſeyen, die Beſatzung des letztern Ortes zu verſtaͤrken. Er ſchicket daher Veterani mit einigen Regimentern ge- gen dieſelben aus, der die Tatarn angreifet, aus dem Felde ſchlaͤget, und ihr La- ger nebſt mehr als fuͤnf tauſend Pferden erbeutet. Kurz hierauf kommen die Tatarn zuruͤck, und wollen das Treffen noch einmal anfangen; ſie bilden ſich naͤmlich ein, der Feind hielte ſich itzo mit Pluͤnderung des Lagers auf, und wuͤrde daher ihnen den Sieg leicht machen. Als ſie aber von den aͤußerſten Wachten abgetrieben werden: ſo ziehen ſie ſich ſogleich wieder zuruͤck. Caraffa treibet die Tatarn ab, die Schegedin zu Huͤlfe kommen wollen. 142. Nach dieſer Niederlage der Tatarn kommt der Weßir ſelbſt mit ſeinem Heere ploͤtzlich zum Vorſcheine, nachdem er die tatariſchen Truppen, die er auf ihrer Flucht aufgefangen hatte, zu den ſeinigen hatte ſtoßen laſſen. Un- geachtet nun Veterani keine ſichere Nachricht von der Staͤrke des Feindes hatte: ſo hielte er es dennoch fuͤr rathſam, in ſeinem Poſten zu verbleiben; denn er moͤchte ſonſt durch ſein Zuruͤckziehen ſeinen Soldaten den Muth ſchwaͤchen. Er ſtellet alſo ſeine Leute in Schlachtordnung, und erwartet die Feinde uner- ſchrocken. Die Tuͤrken thaten den erſten Angriff, und fochten mit ſolcher Hitze, daß es zwo Stunden lang zweifelhaft blieb, auf welche Seite ſich der Sieg nei- gen werde. Endlich aber werden dieſelben durch die Tapferkeit der Deutſchen zuruͤck getrieben, und ziehen ſich auf einen Huͤgel, da ſie durch ihr Geſchuͤtz be- decket waren. Veterani folget ihnen auf dem Fuße nach, und vertreibet dieſel- ben, nach Ueberſteigung aller Hinderniſſe, auch von dieſem Poſten, nachdem ſie in beyden Treffen uͤber zwey tauſend Jeng-itſcheri und eben ſo viel Tatarn ein- gebuͤßet hatten. Schegedin war die Frucht von dieſem Siege. Denn als die Beſatzung, die durch beſtaͤndige Arbeit bereits abgemattet war, das ſiegende Heer mit ſo vielen Koͤpfen ihrer Freunde in ihr Lager zuruͤck kommen ſahe: ſo uͤber- gab dieſelbe am fuͤnften des Monats Sſuͤlhidſchdſche * dieſe Feſtung an die Deutſchen. Veterani ſchlaͤ- get den Weßir ſelbſt. Schege- din ergiebt ſich an denſelben. 143. Dieſes war der Zuſtand der Sachen in Ungarn. In Polen aber wurde der meiſte Theil des Jahres mit Unterhandlungen hingebracht. Denn der Kaiſer von Deutſchland hatte die Zaren Johann und Peter von Rußland einge- Der Kaiſer von Deutſchland laͤ- det die Zaren von Rußland ein, ſich mit ihm gegen den ge- meinſchaftlichen Feind zu verbin- den. * am zwoͤlften October. 3 U 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/633>, abgerufen am 22.11.2024.