Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte [Spaltenumbruch]
von den Hofbedienten gefraget: ob denn in der Walachey die Gewohnheit sey, daß ein Mann den Namen von einem adelichen Ge- schlechte annehme, nachdem es ihm beliebe? oder ob dergleichen durch die Mutter auf ie- manden könne gebracht werden? Die Kan- takuzener, die den Fürsten in keiner andern Absicht zu dieser Würde erhoben hatten, als um das Fürstenthum unter seinem Namen zu beherrschen, und alle die Reichthümer des Landes sich selbst zuzueignen, gaben nach Em- pfange dieses Schreibens dem Fürsten einen nachdrücklichen Verweis, daß er ihnen und dem gesammten kantakuzenischen Hause einen so großen Schimpf anthue; und daß er gegen Personen, die aus den Geschichten fast von allen Geschlechtern in der Welt Nachricht hätten, sich für etwas ausgebe, davon sie doch wüßten, daß er es in der That nicht sey. Der Fürst entschuldigte sich zwar dießfals, und bemühete sich, sein Recht zu diesem neuen Namen von seiner Mutter hoher Abkunft herzuleiten: allein die Kantakuzener antwor- teten ihm darauf mit noch größerer Heftig- keit, und droheten; wenn er nicht von dieser Anmaßung abstehen würde: so wollten sie ihn durch die Macht des türkischen Hofes absetzen lassen, und alle auswärtigen Fürsten durch Briefe warnen, daß sie sich vor ihm, als ei- nem Betrieger, der sich des Namens eines kaiserlichen Geschlechtes fälschlicher Weise an- maße, in Acht nehmen sollten. Er möchte seine väterlichen Vorfahrer herführen, aus welchem Hause er wollte; nur sollte er den kantakuzenischen Namen nicht darein mengen. Constantin Stolnik führete ihm außer diesem noch folgende türkische Fabel zu Gemüthe. Nämlich, als ein Maulesel gefraget worden; wer sein Vater gewesen sey: so habe er dar- auf geantwortet; seine Mutter sey eine Stute gewesen. Nachdem der Fürst sol- chergestalt von diesem Namen war abgetrieben worden; und dennoch sich schämete, den von Brankowan, den er bereits abgeleget [Spaltenumbruch] hatte, wieder anzunehmen: so nennete er sich Bassaraba; welches der Name eines sehr al- ten und edlen Geschlechts in der Walachey, aber in der männlichen Linie längst erloschen ist. Denn Barbül, der erste, der unter die- sem Namen bekannt ist, flohe zu der Zeit, als die Türken in Bassarabien einfielen, aus die- sem Lande in Servien, und von da in die Walachey zu dem Fürsten Heglül, der ihn sehr liebreich aufnahm, und ihn stufenweise zu dem Amte des Bans, als der höchsten Stelle in diesem Lande, erhob. Sein Sohn, Lajota, gelangte nach Heglüls Tode zu dem Fürstenthume, und war der erste, der seinen väterlichen Namen mit der fürstlichen Würde zierete. Er hinterließ einen Sohn, mit Na- men Niagoe, der gleichfals in der Walachey zur Regierung kam; es ist aber ungewiß, ob es unmittelbar nach seinem Vater gesche- hen, oder ob noch ein anderer Fürst zwischen ihnen gewesen ist. Ihm folgete sein Sohn Serban Bassaraba, mit dem Zunamen der Große, nach; er verstarb aber ohne männ- liche Erben, und hinterließ nur zwo Töchter, Ankusa und Ilinka. Ankusa war noch von Serban selbst an Petrasko, Michai Sohn, verheiratet worden. Dieser Michai maßete sich der Regierung an, und trachtete das tür- kische Joch abzuwerfen: er wurde aber ge- schlagen, und genöthiget in Siebenbürgen zu fliehen; da derselbe von dem siebenbürgi- schen Feldhauptmanne, Georg Basta, verrä- therischer Weise in seinem eigenen Zelte ermor- det wurde. Petrasko, Michai Sohn, ging mit seiner Gemalinn und deren Schwester Ilinka nach Wien, um daselbst wegen des ungerechten Todes seines Vaters Rache zu su- chen. Nachdem er aber bey nahe alles sein Vermögen verzehret hatte: so starb er daselbst, ehe noch die Sache zu einem Schlusse gekom- men war. Nach seinem Tode geriethen seine Witwe und ihre Schwester in solche Armuth, daß sie genöthiget waren, ihren Unterhalt mit Sticken zu verdienen. Indem sie sich Osmaniſche Geſchichte [Spaltenumbruch]
von den Hofbedienten gefraget: ob denn in der Walachey die Gewohnheit ſey, daß ein Mann den Namen von einem adelichen Ge- ſchlechte annehme, nachdem es ihm beliebe? oder ob dergleichen durch die Mutter auf ie- manden koͤnne gebracht werden? Die Kan- takuzener, die den Fuͤrſten in keiner andern Abſicht zu dieſer Wuͤrde erhoben hatten, als um das Fuͤrſtenthum unter ſeinem Namen zu beherrſchen, und alle die Reichthuͤmer des Landes ſich ſelbſt zuzueignen, gaben nach Em- pfange dieſes Schreibens dem Fuͤrſten einen nachdruͤcklichen Verweis, daß er ihnen und dem geſammten kantakuzeniſchen Hauſe einen ſo großen Schimpf anthue; und daß er gegen Perſonen, die aus den Geſchichten faſt von allen Geſchlechtern in der Welt Nachricht haͤtten, ſich fuͤr etwas ausgebe, davon ſie doch wuͤßten, daß er es in der That nicht ſey. Der Fuͤrſt entſchuldigte ſich zwar dießfals, und bemuͤhete ſich, ſein Recht zu dieſem neuen Namen von ſeiner Mutter hoher Abkunft herzuleiten: allein die Kantakuzener antwor- teten ihm darauf mit noch groͤßerer Heftig- keit, und droheten; wenn er nicht von dieſer Anmaßung abſtehen wuͤrde: ſo wollten ſie ihn durch die Macht des tuͤrkiſchen Hofes abſetzen laſſen, und alle auswaͤrtigen Fuͤrſten durch Briefe warnen, daß ſie ſich vor ihm, als ei- nem Betrieger, der ſich des Namens eines kaiſerlichen Geſchlechtes faͤlſchlicher Weiſe an- maße, in Acht nehmen ſollten. Er moͤchte ſeine vaͤterlichen Vorfahrer herfuͤhren, aus welchem Hauſe er wollte; nur ſollte er den kantakuzeniſchen Namen nicht darein mengen. Conſtantin Stolnik fuͤhrete ihm außer dieſem noch folgende tuͤrkiſche Fabel zu Gemuͤthe. Naͤmlich, als ein Mauleſel gefraget worden; wer ſein Vater geweſen ſey: ſo habe er dar- auf geantwortet; ſeine Mutter ſey eine Stute geweſen. Nachdem der Fuͤrſt ſol- chergeſtalt von dieſem Namen war abgetrieben worden; und dennoch ſich ſchaͤmete, den von Brankowan, den er bereits abgeleget [Spaltenumbruch] hatte, wieder anzunehmen: ſo nennete er ſich Baſſaraba; welches der Name eines ſehr al- ten und edlen Geſchlechts in der Walachey, aber in der maͤnnlichen Linie laͤngſt erloſchen iſt. Denn Barbuͤl, der erſte, der unter die- ſem Namen bekannt iſt, flohe zu der Zeit, als die Tuͤrken in Baſſarabien einfielen, aus die- ſem Lande in Servien, und von da in die Walachey zu dem Fuͤrſten Hegluͤl, der ihn ſehr liebreich aufnahm, und ihn ſtufenweiſe zu dem Amte des Bans, als der hoͤchſten Stelle in dieſem Lande, erhob. Sein Sohn, Lajota, gelangte nach Hegluͤls Tode zu dem Fuͤrſtenthume, und war der erſte, der ſeinen vaͤterlichen Namen mit der fuͤrſtlichen Wuͤrde zierete. Er hinterließ einen Sohn, mit Na- men Niagoe, der gleichfals in der Walachey zur Regierung kam; es iſt aber ungewiß, ob es unmittelbar nach ſeinem Vater geſche- hen, oder ob noch ein anderer Fuͤrſt zwiſchen ihnen geweſen iſt. Ihm folgete ſein Sohn Serban Baſſaraba, mit dem Zunamen der Große, nach; er verſtarb aber ohne maͤnn- liche Erben, und hinterließ nur zwo Toͤchter, Ankuſa und Ilinka. Ankuſa war noch von Serban ſelbſt an Petraſko, Michai Sohn, verheiratet worden. Dieſer Michai maßete ſich der Regierung an, und trachtete das tuͤr- kiſche Joch abzuwerfen: er wurde aber ge- ſchlagen, und genoͤthiget in Siebenbuͤrgen zu fliehen; da derſelbe von dem ſiebenbuͤrgi- ſchen Feldhauptmanne, Georg Baſta, verraͤ- theriſcher Weiſe in ſeinem eigenen Zelte ermor- det wurde. Petraſko, Michai Sohn, ging mit ſeiner Gemalinn und deren Schweſter Ilinka nach Wien, um daſelbſt wegen des ungerechten Todes ſeines Vaters Rache zu ſu- chen. Nachdem er aber bey nahe alles ſein Vermoͤgen verzehret hatte: ſo ſtarb er daſelbſt, ehe noch die Sache zu einem Schluſſe gekom- men war. Nach ſeinem Tode geriethen ſeine Witwe und ihre Schweſter in ſolche Armuth, daß ſie genoͤthiget waren, ihren Unterhalt mit Sticken zu verdienen. Indem ſie ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0718" n="608"/> <fw place="top" type="header">Osmaniſche Geſchichte</fw><lb/> <cb n="1"/><lb/> <note xml:id="C718" prev="#C717" place="end" next="#C719">von den Hofbedienten gefraget: ob denn in<lb/> der Walachey die Gewohnheit ſey, daß ein<lb/> Mann den Namen von einem adelichen Ge-<lb/> ſchlechte annehme, nachdem es ihm beliebe?<lb/> oder ob dergleichen durch die Mutter auf ie-<lb/> manden koͤnne gebracht werden? 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Osmaniſche Geſchichte
von den Hofbedienten gefraget: ob denn in
der Walachey die Gewohnheit ſey, daß ein
Mann den Namen von einem adelichen Ge-
ſchlechte annehme, nachdem es ihm beliebe?
oder ob dergleichen durch die Mutter auf ie-
manden koͤnne gebracht werden? Die Kan-
takuzener, die den Fuͤrſten in keiner andern
Abſicht zu dieſer Wuͤrde erhoben hatten, als
um das Fuͤrſtenthum unter ſeinem Namen
zu beherrſchen, und alle die Reichthuͤmer des
Landes ſich ſelbſt zuzueignen, gaben nach Em-
pfange dieſes Schreibens dem Fuͤrſten einen
nachdruͤcklichen Verweis, daß er ihnen und
dem geſammten kantakuzeniſchen Hauſe einen
ſo großen Schimpf anthue; und daß er gegen
Perſonen, die aus den Geſchichten faſt von
allen Geſchlechtern in der Welt Nachricht
haͤtten, ſich fuͤr etwas ausgebe, davon ſie doch
wuͤßten, daß er es in der That nicht ſey.
Der Fuͤrſt entſchuldigte ſich zwar dießfals,
und bemuͤhete ſich, ſein Recht zu dieſem neuen
Namen von ſeiner Mutter hoher Abkunft
herzuleiten: allein die Kantakuzener antwor-
teten ihm darauf mit noch groͤßerer Heftig-
keit, und droheten; wenn er nicht von dieſer
Anmaßung abſtehen wuͤrde: ſo wollten ſie ihn
durch die Macht des tuͤrkiſchen Hofes abſetzen
laſſen, und alle auswaͤrtigen Fuͤrſten durch
Briefe warnen, daß ſie ſich vor ihm, als ei-
nem Betrieger, der ſich des Namens eines
kaiſerlichen Geſchlechtes faͤlſchlicher Weiſe an-
maße, in Acht nehmen ſollten. Er moͤchte
ſeine vaͤterlichen Vorfahrer herfuͤhren, aus
welchem Hauſe er wollte; nur ſollte er den
kantakuzeniſchen Namen nicht darein mengen.
Conſtantin Stolnik fuͤhrete ihm außer dieſem
noch folgende tuͤrkiſche Fabel zu Gemuͤthe.
Naͤmlich, als ein Mauleſel gefraget worden;
wer ſein Vater geweſen ſey: ſo habe er dar-
auf geantwortet; ſeine Mutter ſey eine
Stute geweſen. Nachdem der Fuͤrſt ſol-
chergeſtalt von dieſem Namen war abgetrieben
worden; und dennoch ſich ſchaͤmete, den
von Brankowan, den er bereits abgeleget
hatte, wieder anzunehmen: ſo nennete er ſich
Baſſaraba; welches der Name eines ſehr al-
ten und edlen Geſchlechts in der Walachey,
aber in der maͤnnlichen Linie laͤngſt erloſchen
iſt. Denn Barbuͤl, der erſte, der unter die-
ſem Namen bekannt iſt, flohe zu der Zeit, als
die Tuͤrken in Baſſarabien einfielen, aus die-
ſem Lande in Servien, und von da in die
Walachey zu dem Fuͤrſten Hegluͤl, der ihn
ſehr liebreich aufnahm, und ihn ſtufenweiſe
zu dem Amte des Bans, als der hoͤchſten
Stelle in dieſem Lande, erhob. Sein Sohn,
Lajota, gelangte nach Hegluͤls Tode zu dem
Fuͤrſtenthume, und war der erſte, der ſeinen
vaͤterlichen Namen mit der fuͤrſtlichen Wuͤrde
zierete. Er hinterließ einen Sohn, mit Na-
men Niagoe, der gleichfals in der Walachey
zur Regierung kam; es iſt aber ungewiß,
ob es unmittelbar nach ſeinem Vater geſche-
hen, oder ob noch ein anderer Fuͤrſt zwiſchen
ihnen geweſen iſt. Ihm folgete ſein Sohn
Serban Baſſaraba, mit dem Zunamen der
Große, nach; er verſtarb aber ohne maͤnn-
liche Erben, und hinterließ nur zwo Toͤchter,
Ankuſa und Ilinka. Ankuſa war noch von
Serban ſelbſt an Petraſko, Michai Sohn,
verheiratet worden. Dieſer Michai maßete
ſich der Regierung an, und trachtete das tuͤr-
kiſche Joch abzuwerfen: er wurde aber ge-
ſchlagen, und genoͤthiget in Siebenbuͤrgen
zu fliehen; da derſelbe von dem ſiebenbuͤrgi-
ſchen Feldhauptmanne, Georg Baſta, verraͤ-
theriſcher Weiſe in ſeinem eigenen Zelte ermor-
det wurde. Petraſko, Michai Sohn, ging
mit ſeiner Gemalinn und deren Schweſter
Ilinka nach Wien, um daſelbſt wegen des
ungerechten Todes ſeines Vaters Rache zu ſu-
chen. Nachdem er aber bey nahe alles ſein
Vermoͤgen verzehret hatte: ſo ſtarb er daſelbſt,
ehe noch die Sache zu einem Schluſſe gekom-
men war. Nach ſeinem Tode geriethen ſeine
Witwe und ihre Schweſter in ſolche Armuth,
daß ſie genoͤthiget waren, ihren Unterhalt
mit Sticken zu verdienen. Indem ſie ſich
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