Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte [Spaltenumbruch]
langte: so wurde er von dem Weßire bey dem Sultane verklaget, daß er in Asien viele Per- sonen ungerechter Weise geplündert, von den Einwohnern dasiger Länder große Summen Geldes, ohne des Sultans Befehl, oder auch gegen denselben, erpresset und dieselben zu seinem eigenen Nutzen angewendet hätte. Daltaban antwortete darauf: es sey wahr, daß er einen größern Tribut von Asien erho- ben habe, als seine Vorfahrer; er habe aber das Geld nicht in seine eigenen Kästen zusam- men geschüttet, sondern es zur Vermehrung der asiatischen Truppen angewendet: und berief sich zum Beweise dessen auf die asiati- schen Truppen. Dessen ungeachtet brachte es der Weßir dahin (weil er besorgte, wenn die vortrefflichen Eigenschaften dieses Helden in dem Felde sich mehr offenbareten, er möch- te ihn aus dem Sattel heben), daß er unge- hörter Weise seiner Paschaschaft entsetzet, alles seines Vermögens und seiner Aemter beraubet, und nach Bichkje, einer kleinen Stadt in Bos- nien, verwiesen wurde. Es trug sich um selbige Zeit zu, daß ich um gewisser Geschäffte willen, die mich selbst betrafen, in des Kji- hajas Kanzley ging, da eben ein Schreiber den Befehl wegen Daltabans Verweisung ausfertigte. Ich fande Gelegenheit, ihn verstohlener Weise durchzulesen; und weil derselbe ein alter Freund von mir und mei- nem Vater war: so ging ich ingeheim zu ihm, und eröffnete ihm getreulich, was ich gesehen hatte. Er sagte darauf, ohne die geringste Veränderung: "Ich danke euch zwar für "eure Freundschaft, und empfehle euch, mei- "ner eurem Vater geleisteten Dienste einge- "denk zu bleiben. Ihr habt aber nicht nö- "thig, meinetwegen bekümmert zu seyn; "denn vielleicht will die göttliche Vorsehung "durch dieses Mittel mich von dem Tode "und Untergange erretten, der, wie ich vor- "her sehe, den Weßir und meine übrigen "Feinde übereilen wird." Den Neugieri- gen zu Gefallen will ich die Formel eines Be- [Spaltenumbruch] fehls, wie sie bey Absetzung eines Paschas insgemein üblich ist, hier beyfügen: "Du, "der du Mustäfa bist!" (ohne die minde- ste Erwähnung seiner Bedienung oder Würde) "weil deine Verbrechen und Vergehungen "offenbar geworden sind: so bist du dersel- "ben gänzlich schuldig und deswegen zum "Tode verdammet; aus Unserer besondern "Gnade aber wirst du von der Todesstrafe "befreyet. Inzwischen ergehet hiemit Un- "ser hoher Befehl, daß du der Würde eines "Weßirs entsetzet und nach der Stadt Bich- "kje in der Landschaft Bosnien verwiesen "seyn sollst, u. s. w." Eben diese Verwei- sung nun war die Ursache von Daltabans künf- tiger Erhebung. Denn als die Kaiserlichen nach der Schlacht bey Senta mit ihren Waf- fen in Bosnien eingedrungen waren und be- reits den größten Theil dieser Landschaft er- obert hatten: so wendeten sich die noch dar- innen befindlichen Türken, weil sie keinen Feldherrn hatten und nicht wußten, was sie anfangen sollten, zu Daltaban, und mach- ten denselben, ganz gegen seinen Willen und ohne des Sultans Vorwissen, zu ihrem Ser- äskjer. Nachdem er hierauf in dieser Be- dienung den siegenden Deutschen an beyden Seiten der Save vier und zwanzig feste Plätze abgenommen hatte: so war es ihm hernach ein leichtes, von dem Sultane die Bestäti- gung derjenigen Würde zu erhalten, die ihm durch die Stimme des Volks aufgetragen worden war. Kurz hernach geschahe es, als die Araber aufrührisch wurden, und nach Eroberung der Stadt Bostra in Mesopotamien Streifereyen verübten, daß Daltaban von dem Weßire Aemidsche Husejn Pascha aus- ersehen wurde, auch dieser Gefahr Einhalt zu thun: dabey ihm, nebst der Würde eines Seräskjers, auch die Statthalterschaft von Bägdad verliehen wurde. Als er daselbst anlangte: so griff er mit bloßen zwölf Re- gimentern ein Heer von hundert und zwan- zig tausend Arabern an, und schlug dasselbe; Osmaniſche Geſchichte [Spaltenumbruch]
langte: ſo wurde er von dem Weßire bey dem Sultane verklaget, daß er in Aſien viele Per- ſonen ungerechter Weiſe gepluͤndert, von den Einwohnern daſiger Laͤnder große Summen Geldes, ohne des Sultans Befehl, oder auch gegen denſelben, erpreſſet und dieſelben zu ſeinem eigenen Nutzen angewendet haͤtte. Daltaban antwortete darauf: es ſey wahr, daß er einen groͤßern Tribut von Aſien erho- ben habe, als ſeine Vorfahrer; er habe aber das Geld nicht in ſeine eigenen Kaͤſten zuſam- men geſchuͤttet, ſondern es zur Vermehrung der aſiatiſchen Truppen angewendet: und berief ſich zum Beweiſe deſſen auf die aſiati- ſchen Truppen. Deſſen ungeachtet brachte es der Weßir dahin (weil er beſorgte, wenn die vortrefflichen Eigenſchaften dieſes Helden in dem Felde ſich mehr offenbareten, er moͤch- te ihn aus dem Sattel heben), daß er unge- hoͤrter Weiſe ſeiner Paſchaſchaft entſetzet, alles ſeines Vermoͤgens und ſeiner Aemter beraubet, und nach Bichkje, einer kleinen Stadt in Bos- nien, verwieſen wurde. Es trug ſich um ſelbige Zeit zu, daß ich um gewiſſer Geſchaͤffte willen, die mich ſelbſt betrafen, in des Kji- hajas Kanzley ging, da eben ein Schreiber den Befehl wegen Daltabans Verweiſung ausfertigte. Ich fande Gelegenheit, ihn verſtohlener Weiſe durchzuleſen; und weil derſelbe ein alter Freund von mir und mei- nem Vater war: ſo ging ich ingeheim zu ihm, und eroͤffnete ihm getreulich, was ich geſehen hatte. Er ſagte darauf, ohne die geringſte Veraͤnderung: “Ich danke euch zwar fuͤr “eure Freundſchaft, und empfehle euch, mei- “ner eurem Vater geleiſteten Dienſte einge- “denk zu bleiben. Ihr habt aber nicht noͤ- “thig, meinetwegen bekuͤmmert zu ſeyn; “denn vielleicht will die goͤttliche Vorſehung “durch dieſes Mittel mich von dem Tode “und Untergange erretten, der, wie ich vor- “her ſehe, den Weßir und meine uͤbrigen “Feinde uͤbereilen wird.„ Den Neugieri- gen zu Gefallen will ich die Formel eines Be- [Spaltenumbruch] fehls, wie ſie bey Abſetzung eines Paſchas insgemein uͤblich iſt, hier beyfuͤgen: “Du, “der du Muſtaͤfa biſt!„ (ohne die minde- ſte Erwaͤhnung ſeiner Bedienung oder Wuͤrde) “weil deine Verbrechen und Vergehungen “offenbar geworden ſind: ſo biſt du derſel- “ben gaͤnzlich ſchuldig und deswegen zum “Tode verdammet; aus Unſerer beſondern “Gnade aber wirſt du von der Todesſtrafe “befreyet. Inzwiſchen ergehet hiemit Un- “ſer hoher Befehl, daß du der Wuͤrde eines “Weßirs entſetzet und nach der Stadt Bich- “kje in der Landſchaft Bosnien verwieſen “ſeyn ſollſt, u. ſ. w.„ Eben dieſe Verwei- ſung nun war die Urſache von Daltabans kuͤnf- tiger Erhebung. Denn als die Kaiſerlichen nach der Schlacht bey Senta mit ihren Waf- fen in Bosnien eingedrungen waren und be- reits den groͤßten Theil dieſer Landſchaft er- obert hatten: ſo wendeten ſich die noch dar- innen befindlichen Tuͤrken, weil ſie keinen Feldherrn hatten und nicht wußten, was ſie anfangen ſollten, zu Daltaban, und mach- ten denſelben, ganz gegen ſeinen Willen und ohne des Sultans Vorwiſſen, zu ihrem Ser- aͤskjer. Nachdem er hierauf in dieſer Be- dienung den ſiegenden Deutſchen an beyden Seiten der Save vier und zwanzig feſte Plaͤtze abgenommen hatte: ſo war es ihm hernach ein leichtes, von dem Sultane die Beſtaͤti- gung derjenigen Wuͤrde zu erhalten, die ihm durch die Stimme des Volks aufgetragen worden war. Kurz hernach geſchahe es, als die Araber aufruͤhriſch wurden, und nach Eroberung der Stadt Boſtra in Meſopotamien Streifereyen veruͤbten, daß Daltaban von dem Weßire Aemidſche Huſejn Paſcha aus- erſehen wurde, auch dieſer Gefahr Einhalt zu thun: dabey ihm, nebſt der Wuͤrde eines Seraͤskjers, auch die Statthalterſchaft von Baͤgdad verliehen wurde. Als er daſelbſt anlangte: ſo griff er mit bloßen zwoͤlf Re- gimentern ein Heer von hundert und zwan- zig tauſend Arabern an, und ſchlug daſſelbe; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0808" n="694"/> <fw place="top" type="header">Osmaniſche Geſchichte</fw><lb/> <cb n="1"/><lb/> <note xml:id="K808" prev="#K807" place="end" next="#K809">langte: ſo wurde er von dem Weßire bey dem<lb/> Sultane verklaget, daß er in Aſien viele Per-<lb/> ſonen ungerechter Weiſe gepluͤndert, von den<lb/> Einwohnern daſiger Laͤnder große Summen<lb/> Geldes, ohne des Sultans Befehl, oder auch<lb/> gegen denſelben, erpreſſet und dieſelben zu<lb/> ſeinem eigenen Nutzen angewendet haͤtte.<lb/> Daltaban antwortete darauf: es ſey wahr,<lb/> daß er einen groͤßern Tribut von Aſien erho-<lb/> ben habe, als ſeine Vorfahrer; er habe aber<lb/> das Geld nicht in ſeine eigenen Kaͤſten zuſam-<lb/> men geſchuͤttet, ſondern es zur Vermehrung<lb/> der aſiatiſchen Truppen angewendet: und<lb/> berief ſich zum Beweiſe deſſen auf die aſiati-<lb/> ſchen Truppen. Deſſen ungeachtet brachte<lb/> es der Weßir dahin (weil er beſorgte, wenn<lb/> die vortrefflichen Eigenſchaften dieſes Helden<lb/> in dem Felde ſich mehr offenbareten, er moͤch-<lb/> te ihn aus dem Sattel heben), daß er unge-<lb/> hoͤrter Weiſe ſeiner Paſchaſchaft entſetzet, alles<lb/> ſeines Vermoͤgens und ſeiner Aemter beraubet,<lb/> und nach Bichkje, einer kleinen Stadt in Bos-<lb/> nien, verwieſen wurde. Es trug ſich um<lb/> ſelbige Zeit zu, daß ich um gewiſſer Geſchaͤffte<lb/> willen, die mich ſelbſt betrafen, in des Kji-<lb/> hajas Kanzley ging, da eben ein Schreiber<lb/> den Befehl wegen Daltabans Verweiſung<lb/> ausfertigte. Ich fande Gelegenheit, ihn<lb/> verſtohlener Weiſe durchzuleſen; und weil<lb/> derſelbe ein alter Freund von mir und mei-<lb/> nem Vater war: ſo ging ich ingeheim zu ihm,<lb/> und eroͤffnete ihm getreulich, was ich geſehen<lb/> hatte. Er ſagte darauf, ohne die geringſte<lb/> Veraͤnderung: “Ich danke euch zwar fuͤr<lb/> “eure Freundſchaft, und empfehle euch, mei-<lb/> “ner eurem Vater geleiſteten Dienſte einge-<lb/> “denk zu bleiben. Ihr habt aber nicht noͤ-<lb/> “thig, meinetwegen bekuͤmmert zu ſeyn;<lb/> “denn vielleicht will die goͤttliche Vorſehung<lb/> “durch dieſes Mittel mich von dem Tode<lb/> “und Untergange erretten, der, wie ich vor-<lb/> “her ſehe, den Weßir und meine uͤbrigen<lb/> “Feinde uͤbereilen wird.„ Den Neugieri-<lb/> gen zu Gefallen will ich die Formel eines Be-<lb/><cb n="2"/><lb/> fehls, wie ſie bey Abſetzung eines Paſchas<lb/> insgemein uͤblich iſt, hier beyfuͤgen: “Du,<lb/> “der du Muſtaͤfa biſt!„ (ohne die minde-<lb/> ſte Erwaͤhnung ſeiner Bedienung oder Wuͤrde)<lb/> “weil deine Verbrechen und Vergehungen<lb/> “offenbar geworden ſind: ſo biſt du derſel-<lb/> “ben gaͤnzlich ſchuldig und deswegen zum<lb/> “Tode verdammet; aus Unſerer beſondern<lb/> “Gnade aber wirſt du von der Todesſtrafe<lb/> “befreyet. Inzwiſchen ergehet hiemit Un-<lb/> “ſer hoher Befehl, daß du der Wuͤrde eines<lb/> “Weßirs entſetzet und nach der Stadt Bich-<lb/> “kje in der Landſchaft Bosnien verwieſen<lb/> “ſeyn ſollſt, u. ſ. w.„ Eben dieſe Verwei-<lb/> ſung nun war die Urſache von Daltabans kuͤnf-<lb/> tiger Erhebung. Denn als die Kaiſerlichen<lb/> nach der Schlacht bey Senta mit ihren Waf-<lb/> fen in Bosnien eingedrungen waren und be-<lb/> reits den groͤßten Theil dieſer Landſchaft er-<lb/> obert hatten: ſo wendeten ſich die noch dar-<lb/> innen befindlichen Tuͤrken, weil ſie keinen<lb/> Feldherrn hatten und nicht wußten, was ſie<lb/> anfangen ſollten, zu Daltaban, und mach-<lb/> ten denſelben, ganz gegen ſeinen Willen und<lb/> ohne des Sultans Vorwiſſen, zu ihrem Ser-<lb/> aͤskjer. Nachdem er hierauf in dieſer Be-<lb/> dienung den ſiegenden Deutſchen an beyden<lb/> Seiten der Save vier und zwanzig feſte Plaͤtze<lb/> abgenommen hatte: ſo war es ihm hernach<lb/> ein leichtes, von dem Sultane die Beſtaͤti-<lb/> gung derjenigen Wuͤrde zu erhalten, die ihm<lb/> durch die Stimme des Volks aufgetragen<lb/> worden war. Kurz hernach geſchahe es,<lb/> als die Araber aufruͤhriſch wurden, und nach<lb/> Eroberung der Stadt Boſtra in Meſopotamien<lb/> Streifereyen veruͤbten, daß Daltaban von<lb/> dem Weßire Aemidſche Huſejn Paſcha aus-<lb/> erſehen wurde, auch dieſer Gefahr Einhalt<lb/> zu thun: dabey ihm, nebſt der Wuͤrde eines<lb/> Seraͤskjers, auch die Statthalterſchaft von<lb/> Baͤgdad verliehen wurde. Als er daſelbſt<lb/> anlangte: ſo griff er mit bloßen zwoͤlf Re-<lb/> gimentern ein Heer von hundert und zwan-<lb/> zig tauſend Arabern an, und ſchlug daſſelbe;<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw></note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [694/0808]
Osmaniſche Geſchichte
langte: ſo wurde er von dem Weßire bey dem
Sultane verklaget, daß er in Aſien viele Per-
ſonen ungerechter Weiſe gepluͤndert, von den
Einwohnern daſiger Laͤnder große Summen
Geldes, ohne des Sultans Befehl, oder auch
gegen denſelben, erpreſſet und dieſelben zu
ſeinem eigenen Nutzen angewendet haͤtte.
Daltaban antwortete darauf: es ſey wahr,
daß er einen groͤßern Tribut von Aſien erho-
ben habe, als ſeine Vorfahrer; er habe aber
das Geld nicht in ſeine eigenen Kaͤſten zuſam-
men geſchuͤttet, ſondern es zur Vermehrung
der aſiatiſchen Truppen angewendet: und
berief ſich zum Beweiſe deſſen auf die aſiati-
ſchen Truppen. Deſſen ungeachtet brachte
es der Weßir dahin (weil er beſorgte, wenn
die vortrefflichen Eigenſchaften dieſes Helden
in dem Felde ſich mehr offenbareten, er moͤch-
te ihn aus dem Sattel heben), daß er unge-
hoͤrter Weiſe ſeiner Paſchaſchaft entſetzet, alles
ſeines Vermoͤgens und ſeiner Aemter beraubet,
und nach Bichkje, einer kleinen Stadt in Bos-
nien, verwieſen wurde. Es trug ſich um
ſelbige Zeit zu, daß ich um gewiſſer Geſchaͤffte
willen, die mich ſelbſt betrafen, in des Kji-
hajas Kanzley ging, da eben ein Schreiber
den Befehl wegen Daltabans Verweiſung
ausfertigte. Ich fande Gelegenheit, ihn
verſtohlener Weiſe durchzuleſen; und weil
derſelbe ein alter Freund von mir und mei-
nem Vater war: ſo ging ich ingeheim zu ihm,
und eroͤffnete ihm getreulich, was ich geſehen
hatte. Er ſagte darauf, ohne die geringſte
Veraͤnderung: “Ich danke euch zwar fuͤr
“eure Freundſchaft, und empfehle euch, mei-
“ner eurem Vater geleiſteten Dienſte einge-
“denk zu bleiben. Ihr habt aber nicht noͤ-
“thig, meinetwegen bekuͤmmert zu ſeyn;
“denn vielleicht will die goͤttliche Vorſehung
“durch dieſes Mittel mich von dem Tode
“und Untergange erretten, der, wie ich vor-
“her ſehe, den Weßir und meine uͤbrigen
“Feinde uͤbereilen wird.„ Den Neugieri-
gen zu Gefallen will ich die Formel eines Be-
fehls, wie ſie bey Abſetzung eines Paſchas
insgemein uͤblich iſt, hier beyfuͤgen: “Du,
“der du Muſtaͤfa biſt!„ (ohne die minde-
ſte Erwaͤhnung ſeiner Bedienung oder Wuͤrde)
“weil deine Verbrechen und Vergehungen
“offenbar geworden ſind: ſo biſt du derſel-
“ben gaͤnzlich ſchuldig und deswegen zum
“Tode verdammet; aus Unſerer beſondern
“Gnade aber wirſt du von der Todesſtrafe
“befreyet. Inzwiſchen ergehet hiemit Un-
“ſer hoher Befehl, daß du der Wuͤrde eines
“Weßirs entſetzet und nach der Stadt Bich-
“kje in der Landſchaft Bosnien verwieſen
“ſeyn ſollſt, u. ſ. w.„ Eben dieſe Verwei-
ſung nun war die Urſache von Daltabans kuͤnf-
tiger Erhebung. Denn als die Kaiſerlichen
nach der Schlacht bey Senta mit ihren Waf-
fen in Bosnien eingedrungen waren und be-
reits den groͤßten Theil dieſer Landſchaft er-
obert hatten: ſo wendeten ſich die noch dar-
innen befindlichen Tuͤrken, weil ſie keinen
Feldherrn hatten und nicht wußten, was ſie
anfangen ſollten, zu Daltaban, und mach-
ten denſelben, ganz gegen ſeinen Willen und
ohne des Sultans Vorwiſſen, zu ihrem Ser-
aͤskjer. Nachdem er hierauf in dieſer Be-
dienung den ſiegenden Deutſchen an beyden
Seiten der Save vier und zwanzig feſte Plaͤtze
abgenommen hatte: ſo war es ihm hernach
ein leichtes, von dem Sultane die Beſtaͤti-
gung derjenigen Wuͤrde zu erhalten, die ihm
durch die Stimme des Volks aufgetragen
worden war. Kurz hernach geſchahe es,
als die Araber aufruͤhriſch wurden, und nach
Eroberung der Stadt Boſtra in Meſopotamien
Streifereyen veruͤbten, daß Daltaban von
dem Weßire Aemidſche Huſejn Paſcha aus-
erſehen wurde, auch dieſer Gefahr Einhalt
zu thun: dabey ihm, nebſt der Wuͤrde eines
Seraͤskjers, auch die Statthalterſchaft von
Baͤgdad verliehen wurde. Als er daſelbſt
anlangte: ſo griff er mit bloßen zwoͤlf Re-
gimentern ein Heer von hundert und zwan-
zig tauſend Arabern an, und ſchlug daſſelbe;
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |