Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

22. Mustäfa der II
befunden hatte: so waren die Bemühungen des Abgesandten vergeblich, und
man befahl demselben, sich ruhig zu halten und die Friedensunterhandlungen
nicht zu stören.

[Spaltenumbruch]
gensinn beyseite gesetzet, ein Mann, der viele
Tugenden besaß, beherzt, freygebig, ange-
nehm in Gesellschaft, leicht zu sprechen, ein
sehr tapferer Vertheidiger der Ehre des Köni-
ges, seines Herrn, und vornehmlich ein sehr
beständiger Freund sowol im Glücke, als im
Unglücke, war, davon ich selbst eine recht son-
derbare Probe empfande, als ich zu Constanti-
nopel lebete. Mein beständiger und geschwor-
ner Feind, Constantin Brankowan, ehemali-
ger Fürst in der Walachey, hatte den Weßir
Damad Häsen Pascha mit großen Geschenken
bestochen, daß er mich nach Chios verbannen
sollte. Als ich durch meinen guten Freund,
den Defterdar Firari Häsen Pascha, davon
Nachricht erhielte; drey Tage zuvor, ehe Bo-
standschi Baschi, der bereits den Befehl dazu
bekommen hatte, mein Haus mit seinen Bo-
standschi um die dritte Nachtwache umringen
sollte: so nahm ich meine Zuflucht zu dem
Hause des französischen Abgesandten, und
wurde von Feriole sehr liebreich aufgenom-
men. Der Weßir, dem dieses hinterbracht
wurde, schickte einen von seinen Agalar an den
Gesandten, und ließ ihn ersuchen, mich aus-
zuliefern. Feriole aber sagte zu demselben:
"Ich habe keinen Bogdanbegjßade in mei-
"nem Hause; und wenn ich ihn auch dar-
"innen hätte: so würde ich ihn doch nicht
"ausliefern noch die Ehre des Königes,
"meines Herrn, durch ein so schändliches
"Vergehen beflecken." Allein, der Kapu
Kjihaja* des Fürsten von der Walachey be-
kam noch eine härtere Antwort von demsel-
ben, auf ein Schreiben, das er ihm von Bran-
[Spaltenumbruch]
kowan überbrachte; darinnen dieser ihn er-
suchte, mich, der ich sein Feind sey, nicht in
seinem Hause zu hegen und gegen das ge-
rechte Urtheil des Weßirs zu beschirmen.
Er wundere sich, sagte derselbe, mit welcher
Kühnheit Brankowan dergleichen von ihm
verlangen könne, da er doch wisse, daß das
Haus, darinnen er wohne, nicht sein eigen,
sondern des Königes, seines Herrn, sey;
der so viel Gewogenheit und Mitleiden ge-
gen die Unterdrückten, sonderlich die Chri-
sten, trage, daß er keinen Anstand nehmen
würde, auch ihn selbst gegen den Zorn des
Sultans und des Weßirs zu bergen und zu
beschützen, wenn er einmal aus seinem Für-
stenthume gestoßen werden sollte. Er han-
dele also gar sehr gegen sein eigenes Beste,
daß er die Rechte und Freyheiten eines Hau-
ses verletzen wolle, das ihm selbst künftighin
noch zu einer Zuflucht dienen könne. Einige
Jahre hernach fiel Feriole in eine Wahnwit-
zigkeit, und wurde, mit Ketten gefesselt, nach
Frankreich gesendet. Diejenigen, die von
seinen Geheimnissen besser unterrichtet seyn
wollen, behaupten, er habe seinen gesunden
Verstand gehabt, da er nach Hause gekom-
men sey: seine Unsinnigkeit sey nicht wirk-
lich, sondern verstellt gewesen, und zwar auf
Befehl des französischen Hofes; weil derselbe
kein besseres Mittel ausfinden können, die
verursachten Verdrießlichkeiten seines Abge-
sandten zu entschuldigen, als daß er vorge-
geben habe: er sey unsinnig. Allein, ich
habe viele Ursachen, dieser Nachricht keinen
Glauben beyzumessen.
80. Unge-
* der Resident.
4 X

22. Muſtaͤfa der II
befunden hatte: ſo waren die Bemuͤhungen des Abgeſandten vergeblich, und
man befahl demſelben, ſich ruhig zu halten und die Friedensunterhandlungen
nicht zu ſtoͤren.

[Spaltenumbruch]
genſinn beyſeite geſetzet, ein Mann, der viele
Tugenden beſaß, beherzt, freygebig, ange-
nehm in Geſellſchaft, leicht zu ſprechen, ein
ſehr tapferer Vertheidiger der Ehre des Koͤni-
ges, ſeines Herrn, und vornehmlich ein ſehr
beſtaͤndiger Freund ſowol im Gluͤcke, als im
Ungluͤcke, war, davon ich ſelbſt eine recht ſon-
derbare Probe empfande, als ich zu Conſtanti-
nopel lebete. Mein beſtaͤndiger und geſchwor-
ner Feind, Conſtantin Brankowan, ehemali-
ger Fuͤrſt in der Walachey, hatte den Weßir
Damad Haͤſen Paſcha mit großen Geſchenken
beſtochen, daß er mich nach Chios verbannen
ſollte. Als ich durch meinen guten Freund,
den Defterdar Firari Haͤſen Paſcha, davon
Nachricht erhielte; drey Tage zuvor, ehe Bo-
ſtandſchi Baſchi, der bereits den Befehl dazu
bekommen hatte, mein Haus mit ſeinen Bo-
ſtandſchi um die dritte Nachtwache umringen
ſollte: ſo nahm ich meine Zuflucht zu dem
Hauſe des franzoͤſiſchen Abgeſandten, und
wurde von Feriole ſehr liebreich aufgenom-
men. Der Weßir, dem dieſes hinterbracht
wurde, ſchickte einen von ſeinen Agalar an den
Geſandten, und ließ ihn erſuchen, mich aus-
zuliefern. Feriole aber ſagte zu demſelben:
“Ich habe keinen Bogdanbegjßade in mei-
“nem Hauſe; und wenn ich ihn auch dar-
“innen haͤtte: ſo wuͤrde ich ihn doch nicht
“ausliefern noch die Ehre des Koͤniges,
“meines Herrn, durch ein ſo ſchaͤndliches
“Vergehen beflecken.„ Allein, der Kapu
Kjihaja* des Fuͤrſten von der Walachey be-
kam noch eine haͤrtere Antwort von demſel-
ben, auf ein Schreiben, das er ihm von Bran-
[Spaltenumbruch]
kowan uͤberbrachte; darinnen dieſer ihn er-
ſuchte, mich, der ich ſein Feind ſey, nicht in
ſeinem Hauſe zu hegen und gegen das ge-
rechte Urtheil des Weßirs zu beſchirmen.
Er wundere ſich, ſagte derſelbe, mit welcher
Kuͤhnheit Brankowan dergleichen von ihm
verlangen koͤnne, da er doch wiſſe, daß das
Haus, darinnen er wohne, nicht ſein eigen,
ſondern des Koͤniges, ſeines Herrn, ſey;
der ſo viel Gewogenheit und Mitleiden ge-
gen die Unterdruͤckten, ſonderlich die Chri-
ſten, trage, daß er keinen Anſtand nehmen
wuͤrde, auch ihn ſelbſt gegen den Zorn des
Sultans und des Weßirs zu bergen und zu
beſchuͤtzen, wenn er einmal aus ſeinem Fuͤr-
ſtenthume geſtoßen werden ſollte. Er han-
dele alſo gar ſehr gegen ſein eigenes Beſte,
daß er die Rechte und Freyheiten eines Hau-
ſes verletzen wolle, das ihm ſelbſt kuͤnftighin
noch zu einer Zuflucht dienen koͤnne. Einige
Jahre hernach fiel Feriole in eine Wahnwit-
zigkeit, und wurde, mit Ketten gefeſſelt, nach
Frankreich geſendet. Diejenigen, die von
ſeinen Geheimniſſen beſſer unterrichtet ſeyn
wollen, behaupten, er habe ſeinen geſunden
Verſtand gehabt, da er nach Hauſe gekom-
men ſey: ſeine Unſinnigkeit ſey nicht wirk-
lich, ſondern verſtellt geweſen, und zwar auf
Befehl des franzoͤſiſchen Hofes; weil derſelbe
kein beſſeres Mittel ausfinden koͤnnen, die
verurſachten Verdrießlichkeiten ſeines Abge-
ſandten zu entſchuldigen, als daß er vorge-
geben habe: er ſey unſinnig. Allein, ich
habe viele Urſachen, dieſer Nachricht keinen
Glauben beyzumeſſen.
80. Unge-
* der Reſident.
4 X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0827" n="713"/><fw place="top" type="header">22. Mu&#x017F;ta&#x0364;fa der <hi rendition="#aq">II</hi></fw><lb/>
befunden hatte: &#x017F;o waren die Bemu&#x0364;hungen des Abge&#x017F;andten vergeblich, und<lb/>
man befahl dem&#x017F;elben, &#x017F;ich ruhig zu halten und die Friedensunterhandlungen<lb/>
nicht zu &#x017F;to&#x0364;ren.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">80. Unge-</fw><lb/>
            <cb n="1"/><lb/>
            <note xml:id="M827" prev="#M826" place="end">gen&#x017F;inn bey&#x017F;eite ge&#x017F;etzet, ein Mann, der viele<lb/>
Tugenden be&#x017F;aß, beherzt, freygebig, ange-<lb/>
nehm in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, leicht zu &#x017F;prechen, ein<lb/>
&#x017F;ehr tapferer Vertheidiger der Ehre des Ko&#x0364;ni-<lb/>
ges, &#x017F;eines Herrn, und vornehmlich ein &#x017F;ehr<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Freund &#x017F;owol im Glu&#x0364;cke, als im<lb/>
Unglu&#x0364;cke, war, davon ich &#x017F;elb&#x017F;t eine recht &#x017F;on-<lb/>
derbare Probe empfande, als ich zu Con&#x017F;tanti-<lb/>
nopel lebete. Mein be&#x017F;ta&#x0364;ndiger und ge&#x017F;chwor-<lb/>
ner Feind, Con&#x017F;tantin Brankowan, ehemali-<lb/>
ger Fu&#x0364;r&#x017F;t in der Walachey, hatte den Weßir<lb/>
Damad Ha&#x0364;&#x017F;en Pa&#x017F;cha mit großen Ge&#x017F;chenken<lb/>
be&#x017F;tochen, daß er mich nach Chios verbannen<lb/>
&#x017F;ollte. Als ich durch meinen guten Freund,<lb/>
den Defterdar Firari Ha&#x0364;&#x017F;en Pa&#x017F;cha, davon<lb/>
Nachricht erhielte; drey Tage zuvor, ehe Bo-<lb/>
&#x017F;tand&#x017F;chi Ba&#x017F;chi, der bereits den Befehl dazu<lb/>
bekommen hatte, mein Haus mit &#x017F;einen Bo-<lb/>
&#x017F;tand&#x017F;chi um die dritte Nachtwache umringen<lb/>
&#x017F;ollte: &#x017F;o nahm ich meine Zuflucht zu dem<lb/>
Hau&#x017F;e des franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Abge&#x017F;andten, und<lb/>
wurde von Feriole &#x017F;ehr liebreich aufgenom-<lb/>
men. Der Weßir, dem die&#x017F;es hinterbracht<lb/>
wurde, &#x017F;chickte einen von &#x017F;einen Agalar an den<lb/>
Ge&#x017F;andten, und ließ ihn er&#x017F;uchen, mich aus-<lb/>
zuliefern. Feriole aber &#x017F;agte zu dem&#x017F;elben:<lb/>
&#x201C;Ich habe keinen Bogdanbegjßade in mei-<lb/>
&#x201C;nem Hau&#x017F;e; und wenn ich ihn auch dar-<lb/>
&#x201C;innen ha&#x0364;tte: &#x017F;o wu&#x0364;rde ich ihn doch nicht<lb/>
&#x201C;ausliefern noch die Ehre des Ko&#x0364;niges,<lb/>
&#x201C;meines Herrn, durch ein &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndliches<lb/>
&#x201C;Vergehen beflecken.&#x201E; Allein, der Kapu<lb/>
Kjihaja<note place="foot" n="*">der Re&#x017F;ident.</note> des Fu&#x0364;r&#x017F;ten von der Walachey be-<lb/>
kam noch eine ha&#x0364;rtere Antwort von dem&#x017F;el-<lb/>
ben, auf ein Schreiben, das er ihm von Bran-<lb/><cb n="2"/><lb/>
kowan u&#x0364;berbrachte; darinnen die&#x017F;er ihn er-<lb/>
&#x017F;uchte, mich, der ich &#x017F;ein Feind &#x017F;ey, nicht in<lb/>
&#x017F;einem Hau&#x017F;e zu hegen und gegen das ge-<lb/>
rechte Urtheil des Weßirs zu be&#x017F;chirmen.<lb/>
Er wundere &#x017F;ich, &#x017F;agte der&#x017F;elbe, mit welcher<lb/>
Ku&#x0364;hnheit Brankowan dergleichen von ihm<lb/>
verlangen ko&#x0364;nne, da er doch wi&#x017F;&#x017F;e, daß das<lb/>
Haus, darinnen er wohne, nicht &#x017F;ein eigen,<lb/>
&#x017F;ondern des Ko&#x0364;niges, &#x017F;eines Herrn, &#x017F;ey;<lb/>
der &#x017F;o viel Gewogenheit und Mitleiden ge-<lb/>
gen die Unterdru&#x0364;ckten, &#x017F;onderlich die Chri-<lb/>
&#x017F;ten, trage, daß er keinen An&#x017F;tand nehmen<lb/>
wu&#x0364;rde, auch ihn &#x017F;elb&#x017F;t gegen den Zorn des<lb/>
Sultans und des Weßirs zu bergen und zu<lb/>
be&#x017F;chu&#x0364;tzen, wenn er einmal aus &#x017F;einem Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tenthume ge&#x017F;toßen werden &#x017F;ollte. Er han-<lb/>
dele al&#x017F;o gar &#x017F;ehr gegen &#x017F;ein eigenes Be&#x017F;te,<lb/>
daß er die Rechte und Freyheiten eines Hau-<lb/>
&#x017F;es verletzen wolle, das ihm &#x017F;elb&#x017F;t ku&#x0364;nftighin<lb/>
noch zu einer Zuflucht dienen ko&#x0364;nne. Einige<lb/>
Jahre hernach fiel Feriole in eine Wahnwit-<lb/>
zigkeit, und wurde, mit Ketten gefe&#x017F;&#x017F;elt, nach<lb/>
Frankreich ge&#x017F;endet. Diejenigen, die von<lb/>
&#x017F;einen Geheimni&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;&#x017F;er unterrichtet &#x017F;eyn<lb/>
wollen, behaupten, er habe &#x017F;einen ge&#x017F;unden<lb/>
Ver&#x017F;tand gehabt, da er nach Hau&#x017F;e gekom-<lb/>
men &#x017F;ey: &#x017F;eine Un&#x017F;innigkeit &#x017F;ey nicht wirk-<lb/>
lich, &#x017F;ondern ver&#x017F;tellt gewe&#x017F;en, und zwar auf<lb/>
Befehl des franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Hofes; weil der&#x017F;elbe<lb/>
kein be&#x017F;&#x017F;eres Mittel ausfinden ko&#x0364;nnen, die<lb/>
verur&#x017F;achten Verdrießlichkeiten &#x017F;eines Abge-<lb/>
&#x017F;andten zu ent&#x017F;chuldigen, als daß er vorge-<lb/>
geben habe: er &#x017F;ey un&#x017F;innig. Allein, ich<lb/>
habe viele Ur&#x017F;achen, die&#x017F;er Nachricht keinen<lb/>
Glauben beyzume&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">4 X</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[713/0827] 22. Muſtaͤfa der II befunden hatte: ſo waren die Bemuͤhungen des Abgeſandten vergeblich, und man befahl demſelben, ſich ruhig zu halten und die Friedensunterhandlungen nicht zu ſtoͤren. 80. Unge- genſinn beyſeite geſetzet, ein Mann, der viele Tugenden beſaß, beherzt, freygebig, ange- nehm in Geſellſchaft, leicht zu ſprechen, ein ſehr tapferer Vertheidiger der Ehre des Koͤni- ges, ſeines Herrn, und vornehmlich ein ſehr beſtaͤndiger Freund ſowol im Gluͤcke, als im Ungluͤcke, war, davon ich ſelbſt eine recht ſon- derbare Probe empfande, als ich zu Conſtanti- nopel lebete. Mein beſtaͤndiger und geſchwor- ner Feind, Conſtantin Brankowan, ehemali- ger Fuͤrſt in der Walachey, hatte den Weßir Damad Haͤſen Paſcha mit großen Geſchenken beſtochen, daß er mich nach Chios verbannen ſollte. Als ich durch meinen guten Freund, den Defterdar Firari Haͤſen Paſcha, davon Nachricht erhielte; drey Tage zuvor, ehe Bo- ſtandſchi Baſchi, der bereits den Befehl dazu bekommen hatte, mein Haus mit ſeinen Bo- ſtandſchi um die dritte Nachtwache umringen ſollte: ſo nahm ich meine Zuflucht zu dem Hauſe des franzoͤſiſchen Abgeſandten, und wurde von Feriole ſehr liebreich aufgenom- men. Der Weßir, dem dieſes hinterbracht wurde, ſchickte einen von ſeinen Agalar an den Geſandten, und ließ ihn erſuchen, mich aus- zuliefern. Feriole aber ſagte zu demſelben: “Ich habe keinen Bogdanbegjßade in mei- “nem Hauſe; und wenn ich ihn auch dar- “innen haͤtte: ſo wuͤrde ich ihn doch nicht “ausliefern noch die Ehre des Koͤniges, “meines Herrn, durch ein ſo ſchaͤndliches “Vergehen beflecken.„ Allein, der Kapu Kjihaja * des Fuͤrſten von der Walachey be- kam noch eine haͤrtere Antwort von demſel- ben, auf ein Schreiben, das er ihm von Bran- kowan uͤberbrachte; darinnen dieſer ihn er- ſuchte, mich, der ich ſein Feind ſey, nicht in ſeinem Hauſe zu hegen und gegen das ge- rechte Urtheil des Weßirs zu beſchirmen. Er wundere ſich, ſagte derſelbe, mit welcher Kuͤhnheit Brankowan dergleichen von ihm verlangen koͤnne, da er doch wiſſe, daß das Haus, darinnen er wohne, nicht ſein eigen, ſondern des Koͤniges, ſeines Herrn, ſey; der ſo viel Gewogenheit und Mitleiden ge- gen die Unterdruͤckten, ſonderlich die Chri- ſten, trage, daß er keinen Anſtand nehmen wuͤrde, auch ihn ſelbſt gegen den Zorn des Sultans und des Weßirs zu bergen und zu beſchuͤtzen, wenn er einmal aus ſeinem Fuͤr- ſtenthume geſtoßen werden ſollte. Er han- dele alſo gar ſehr gegen ſein eigenes Beſte, daß er die Rechte und Freyheiten eines Hau- ſes verletzen wolle, das ihm ſelbſt kuͤnftighin noch zu einer Zuflucht dienen koͤnne. Einige Jahre hernach fiel Feriole in eine Wahnwit- zigkeit, und wurde, mit Ketten gefeſſelt, nach Frankreich geſendet. Diejenigen, die von ſeinen Geheimniſſen beſſer unterrichtet ſeyn wollen, behaupten, er habe ſeinen geſunden Verſtand gehabt, da er nach Hauſe gekom- men ſey: ſeine Unſinnigkeit ſey nicht wirk- lich, ſondern verſtellt geweſen, und zwar auf Befehl des franzoͤſiſchen Hofes; weil derſelbe kein beſſeres Mittel ausfinden koͤnnen, die verurſachten Verdrießlichkeiten ſeines Abge- ſandten zu entſchuldigen, als daß er vorge- geben habe: er ſey unſinnig. Allein, ich habe viele Urſachen, dieſer Nachricht keinen Glauben beyzumeſſen. * der Reſident. 4 X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/827
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/827>, abgerufen am 22.11.2024.