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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Leben des Fürsten
Zare selbst, Rede und Antwort geben; die Moldauer aber, die nach Rußland
fliehen würden, unter ihm allein stehen sollten.

Diesem Vergleiche zufolge zog derselbe mit den Seinigen und seinem Ver-
mögen von Jassij weg, und folgte dem russischen Lager, in Begleitung von mehr
als tausend moldauischen Edelleuten und Bedienten, die um seinetwillen ihr Va-
terland verließen.

1711

Der Fürst begab sich mit seinen Anhängern nach Charkow in der Ukraina,
das ihm und seinen Leuten zur Wohnung angewiesen war. Hieselbst hielte er sich
1713auf bis auf das Jahr 1713, da derselbe nach Moskow zoge. Auf sein Ansuchen
theilete der Zar nicht allein das Land, das er ihm gegeben hatte, unter die moldaui-
schen Edelleute aus; sondern er schenkte ihm auch tausend Pachthäuser, die
der Krone zugehöreten. Diese Ländereyen hatten die Zare allezeit im Besitze
gehabt; und sie wurden sowol wegen ihrer Lage, als der Menge ihrer Ein-
wohner, für die besten in dem ganzen Reiche gehalten. Ihre Majestät verwil-
ligte ihm noch über dieses einen ansehnlichen jährlichen Gehalt, der ihm, so lange
er lebete, richtig ausgezahlet wurde.

Kurz nach Demetries Ankunft zu Moskow wurde seine Gemalinn Kas-
sandra (die sich beständig grämete wegen des Verlustes ihres Vaterlandes und
ihrer Anverwandten in Moldau und Walachey, daselbst ihre und ihres Gemals
Güter von dem osmanischen Hofe waren eingezogen worden) mit einem Fieber
befallen, und durch die Unwissenheit des Apothekers, der ihr einen allzustarken
purgierenden Trank gab, nach einer Unbäßlichkeit von wenigen Tagen, in der
May,
1713
Blühte ihres Alters, indem sie erst dreyßig Jahre alt war, in die andere Welt
geschicket. Sie war eine Fürstinn von großer Klugheit und Verstande,
die dem Bücherlesen sehr ergeben war, und doch dabey ihre Hausgeschäffte und
die Auferziehung ihrer Kinder sorgfältig in Acht nahme. Ihre Schönheit,
davon sie keinen geringen Antheil bekommen hatte, war ihr geringster Zierat.
Sie wurde zu Moskow in einem griechischen Kloster beygesetzet, bey dem der
Fürst, ihr Gemal, zur Erbauung einer schönen Kirche vieles beygetragen
hatte.

1714

Im nächstfolgenden Jahre kam Demetrie nach Petersburg, mit seinem
dritten Sohne Serban, der erst sieben Jahre alt war. Dieser junge Prinz
hielte am Ostertage vor dem Zare eine Rede in griechischer Sprache; dafür
ihm der Zar ein gutes Geschenk gab, und ihn unter sein eigenes Regiment
aufnahme.

Als

Leben des Fuͤrſten
Zare ſelbſt, Rede und Antwort geben; die Moldauer aber, die nach Rußland
fliehen wuͤrden, unter ihm allein ſtehen ſollten.

Dieſem Vergleiche zufolge zog derſelbe mit den Seinigen und ſeinem Ver-
moͤgen von Jaſſij weg, und folgte dem ruſſiſchen Lager, in Begleitung von mehr
als tauſend moldauiſchen Edelleuten und Bedienten, die um ſeinetwillen ihr Va-
terland verließen.

1711

Der Fuͤrſt begab ſich mit ſeinen Anhaͤngern nach Charkow in der Ukraina,
das ihm und ſeinen Leuten zur Wohnung angewieſen war. Hieſelbſt hielte er ſich
1713auf bis auf das Jahr 1713, da derſelbe nach Moskow zoge. Auf ſein Anſuchen
theilete der Zar nicht allein das Land, das er ihm gegeben hatte, unter die moldaui-
ſchen Edelleute aus; ſondern er ſchenkte ihm auch tauſend Pachthaͤuſer, die
der Krone zugehoͤreten. Dieſe Laͤndereyen hatten die Zare allezeit im Beſitze
gehabt; und ſie wurden ſowol wegen ihrer Lage, als der Menge ihrer Ein-
wohner, fuͤr die beſten in dem ganzen Reiche gehalten. Ihre Majeſtaͤt verwil-
ligte ihm noch uͤber dieſes einen anſehnlichen jaͤhrlichen Gehalt, der ihm, ſo lange
er lebete, richtig ausgezahlet wurde.

Kurz nach Demetries Ankunft zu Moskow wurde ſeine Gemalinn Kaſ-
ſandra (die ſich beſtaͤndig graͤmete wegen des Verluſtes ihres Vaterlandes und
ihrer Anverwandten in Moldau und Walachey, daſelbſt ihre und ihres Gemals
Guͤter von dem osmaniſchen Hofe waren eingezogen worden) mit einem Fieber
befallen, und durch die Unwiſſenheit des Apothekers, der ihr einen allzuſtarken
purgierenden Trank gab, nach einer Unbaͤßlichkeit von wenigen Tagen, in der
May,
1713
Bluͤhte ihres Alters, indem ſie erſt dreyßig Jahre alt war, in die andere Welt
geſchicket. Sie war eine Fuͤrſtinn von großer Klugheit und Verſtande,
die dem Buͤcherleſen ſehr ergeben war, und doch dabey ihre Hausgeſchaͤffte und
die Auferziehung ihrer Kinder ſorgfaͤltig in Acht nahme. Ihre Schoͤnheit,
davon ſie keinen geringen Antheil bekommen hatte, war ihr geringſter Zierat.
Sie wurde zu Moskow in einem griechiſchen Kloſter beygeſetzet, bey dem der
Fuͤrſt, ihr Gemal, zur Erbauung einer ſchoͤnen Kirche vieles beygetragen
hatte.

1714

Im naͤchſtfolgenden Jahre kam Demetrie nach Petersburg, mit ſeinem
dritten Sohne Serban, der erſt ſieben Jahre alt war. Dieſer junge Prinz
hielte am Oſtertage vor dem Zare eine Rede in griechiſcher Sprache; dafuͤr
ihm der Zar ein gutes Geſchenk gab, und ihn unter ſein eigenes Regiment
aufnahme.

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[846/0964] Leben des Fuͤrſten Zare ſelbſt, Rede und Antwort geben; die Moldauer aber, die nach Rußland fliehen wuͤrden, unter ihm allein ſtehen ſollten. Dieſem Vergleiche zufolge zog derſelbe mit den Seinigen und ſeinem Ver- moͤgen von Jaſſij weg, und folgte dem ruſſiſchen Lager, in Begleitung von mehr als tauſend moldauiſchen Edelleuten und Bedienten, die um ſeinetwillen ihr Va- terland verließen. Der Fuͤrſt begab ſich mit ſeinen Anhaͤngern nach Charkow in der Ukraina, das ihm und ſeinen Leuten zur Wohnung angewieſen war. Hieſelbſt hielte er ſich auf bis auf das Jahr 1713, da derſelbe nach Moskow zoge. Auf ſein Anſuchen theilete der Zar nicht allein das Land, das er ihm gegeben hatte, unter die moldaui- ſchen Edelleute aus; ſondern er ſchenkte ihm auch tauſend Pachthaͤuſer, die der Krone zugehoͤreten. Dieſe Laͤndereyen hatten die Zare allezeit im Beſitze gehabt; und ſie wurden ſowol wegen ihrer Lage, als der Menge ihrer Ein- wohner, fuͤr die beſten in dem ganzen Reiche gehalten. Ihre Majeſtaͤt verwil- ligte ihm noch uͤber dieſes einen anſehnlichen jaͤhrlichen Gehalt, der ihm, ſo lange er lebete, richtig ausgezahlet wurde. 1713 Kurz nach Demetries Ankunft zu Moskow wurde ſeine Gemalinn Kaſ- ſandra (die ſich beſtaͤndig graͤmete wegen des Verluſtes ihres Vaterlandes und ihrer Anverwandten in Moldau und Walachey, daſelbſt ihre und ihres Gemals Guͤter von dem osmaniſchen Hofe waren eingezogen worden) mit einem Fieber befallen, und durch die Unwiſſenheit des Apothekers, der ihr einen allzuſtarken purgierenden Trank gab, nach einer Unbaͤßlichkeit von wenigen Tagen, in der Bluͤhte ihres Alters, indem ſie erſt dreyßig Jahre alt war, in die andere Welt geſchicket. Sie war eine Fuͤrſtinn von großer Klugheit und Verſtande, die dem Buͤcherleſen ſehr ergeben war, und doch dabey ihre Hausgeſchaͤffte und die Auferziehung ihrer Kinder ſorgfaͤltig in Acht nahme. Ihre Schoͤnheit, davon ſie keinen geringen Antheil bekommen hatte, war ihr geringſter Zierat. Sie wurde zu Moskow in einem griechiſchen Kloſter beygeſetzet, bey dem der Fuͤrſt, ihr Gemal, zur Erbauung einer ſchoͤnen Kirche vieles beygetragen hatte. [FORMEL]May, 1713 Im naͤchſtfolgenden Jahre kam Demetrie nach Petersburg, mit ſeinem dritten Sohne Serban, der erſt ſieben Jahre alt war. Dieſer junge Prinz hielte am Oſtertage vor dem Zare eine Rede in griechiſcher Sprache; dafuͤr ihm der Zar ein gutes Geſchenk gab, und ihn unter ſein eigenes Regiment aufnahme. Als

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/964>, abgerufen am 21.11.2024.