wahrer und gesunder Weiblichkeit, bey ursprünglich kräftiger Natur, eben so gewiß sich ergeben, als die Vernachläßigung dieser Periode den Grund zu den vielfachsten Krankheiten physischer und psychischer Lebensäußerungen, ja oft ein durch- aus widernatürlich gewordenes zerstörtes Leben herbeyführt *).
§. 130.
Die Zeit des Eintritts der Menstruation selbst, fordert noch bestimmter: Auswahl leichter nicht reitzender Nahrungs- mittel und Getränke, Vermeidung erhitzender Bewegungen, z. B. des Tanzens, Verhütung von Erkältungen, namentlich der untern Extremitäten, des Unterleibes und der Brüsie, von beengenden Kleidungen, Schnürbrüsten u. s. w. -- So wie endlich bey starkgenährten Körpern, wo Congestionen, Schwindel und andere Vorboten der Menstruation fühlbarer werden, die Wahl einer beschränkten, mehr vegetabilischen Diät, verdünnender säuerlicher Getränke, und vorzüglich der Gebrauch allgemeiner lauer Bäder empfohlen zu werden ver- dienen. -- Die ersterwähnten Vorsichten müssen dann ins- besondre zur Zeit des Menstrualflußes selbst fortgesetzt, und alle Einflüße vermieden werden, welche dem Körper in einer neuen und ungewohnten Funktion irgend störend werden können. -- Fragt man übrigens, welcher Zeitraum nach somit erreichter Pubertät der Geschlechtsverbindung und dem neu sich eröffnenden Cyclus von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett am angemessensten sey, so darf man wohl annehmen, daß der Wille der Natur sie nicht eher fordre, bis der Körper auf das Vollkommenste der Menstrualfunction, als wodurch das Geschlechtssystem auf nachfolgende höhere Thä- tigkeit vorbereitet wird, gewohnt worden ist; und die Erfahrung bestätigt es vollkommen, daß jene die gesündesten Frauen werden, welche zwei bis drei Jahre nach Eintritt der Pu- bertät sich verheirathen, und daß hingegen eine zu schnell nach jener Periode vollzogene Verbindung oft der Gesundheit
*) Man lese hierüber den interessanten Aufsatz von Schlegel über die physische Erziehung des Menschen in Stark's neuem Archiv. I. Bd. S. 516.
wahrer und geſunder Weiblichkeit, bey urſpruͤnglich kraͤftiger Natur, eben ſo gewiß ſich ergeben, als die Vernachlaͤßigung dieſer Periode den Grund zu den vielfachſten Krankheiten phyſiſcher und pſychiſcher Lebensaͤußerungen, ja oft ein durch- aus widernatuͤrlich gewordenes zerſtoͤrtes Leben herbeyfuͤhrt *).
§. 130.
Die Zeit des Eintritts der Menſtruation ſelbſt, fordert noch beſtimmter: Auswahl leichter nicht reitzender Nahrungs- mittel und Getraͤnke, Vermeidung erhitzender Bewegungen, z. B. des Tanzens, Verhuͤtung von Erkaͤltungen, namentlich der untern Extremitaͤten, des Unterleibes und der Bruͤſie, von beengenden Kleidungen, Schnuͤrbruͤſten u. ſ. w. — So wie endlich bey ſtarkgenaͤhrten Koͤrpern, wo Congeſtionen, Schwindel und andere Vorboten der Menſtruation fuͤhlbarer werden, die Wahl einer beſchraͤnkten, mehr vegetabiliſchen Diaͤt, verduͤnnender ſaͤuerlicher Getraͤnke, und vorzuͤglich der Gebrauch allgemeiner lauer Baͤder empfohlen zu werden ver- dienen. — Die erſterwaͤhnten Vorſichten muͤſſen dann ins- beſondre zur Zeit des Menſtrualflußes ſelbſt fortgeſetzt, und alle Einfluͤße vermieden werden, welche dem Koͤrper in einer neuen und ungewohnten Funktion irgend ſtoͤrend werden koͤnnen. — Fragt man uͤbrigens, welcher Zeitraum nach ſomit erreichter Pubertaͤt der Geſchlechtsverbindung und dem neu ſich eroͤffnenden Cyclus von Schwangerſchaft, Geburt und Wochenbett am angemeſſenſten ſey, ſo darf man wohl annehmen, daß der Wille der Natur ſie nicht eher fordre, bis der Koͤrper auf das Vollkommenſte der Menſtrualfunction, als wodurch das Geſchlechtsſyſtem auf nachfolgende hoͤhere Thaͤ- tigkeit vorbereitet wird, gewohnt worden iſt; und die Erfahrung beſtaͤtigt es vollkommen, daß jene die geſuͤndeſten Frauen werden, welche zwei bis drei Jahre nach Eintritt der Pu- bertaͤt ſich verheirathen, und daß hingegen eine zu ſchnell nach jener Periode vollzogene Verbindung oft der Geſundheit
*) Man leſe hieruͤber den intereſſanten Aufſatz von Schlegel uͤber die phyſiſche Erziehung des Menſchen in Stark’s neuem Archiv. I. Bd. S. 516.
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wahrer und geſunder Weiblichkeit, bey urſpruͤnglich kraͤftiger
Natur, eben ſo gewiß ſich ergeben, als die Vernachlaͤßigung
dieſer Periode den Grund zu den vielfachſten Krankheiten
phyſiſcher und pſychiſcher Lebensaͤußerungen, ja oft ein durch-
aus widernatuͤrlich gewordenes zerſtoͤrtes Leben herbeyfuͤhrt *).
§. 130.
Die Zeit des Eintritts der Menſtruation ſelbſt, fordert
noch beſtimmter: Auswahl leichter nicht reitzender Nahrungs-
mittel und Getraͤnke, Vermeidung erhitzender Bewegungen,
z. B. des Tanzens, Verhuͤtung von Erkaͤltungen, namentlich
der untern Extremitaͤten, des Unterleibes und der Bruͤſie,
von beengenden Kleidungen, Schnuͤrbruͤſten u. ſ. w. — So
wie endlich bey ſtarkgenaͤhrten Koͤrpern, wo Congeſtionen,
Schwindel und andere Vorboten der Menſtruation fuͤhlbarer
werden, die Wahl einer beſchraͤnkten, mehr vegetabiliſchen
Diaͤt, verduͤnnender ſaͤuerlicher Getraͤnke, und vorzuͤglich der
Gebrauch allgemeiner lauer Baͤder empfohlen zu werden ver-
dienen. — Die erſterwaͤhnten Vorſichten muͤſſen dann ins-
beſondre zur Zeit des Menſtrualflußes ſelbſt fortgeſetzt,
und alle Einfluͤße vermieden werden, welche dem Koͤrper in
einer neuen und ungewohnten Funktion irgend ſtoͤrend werden
koͤnnen. — Fragt man uͤbrigens, welcher Zeitraum nach
ſomit erreichter Pubertaͤt der Geſchlechtsverbindung und dem
neu ſich eroͤffnenden Cyclus von Schwangerſchaft, Geburt
und Wochenbett am angemeſſenſten ſey, ſo darf man wohl
annehmen, daß der Wille der Natur ſie nicht eher fordre,
bis der Koͤrper auf das Vollkommenſte der Menſtrualfunction,
als wodurch das Geſchlechtsſyſtem auf nachfolgende hoͤhere Thaͤ-
tigkeit vorbereitet wird, gewohnt worden iſt; und die Erfahrung
beſtaͤtigt es vollkommen, daß jene die geſuͤndeſten Frauen
werden, welche zwei bis drei Jahre nach Eintritt der Pu-
bertaͤt ſich verheirathen, und daß hingegen eine zu ſchnell
nach jener Periode vollzogene Verbindung oft der Geſundheit
*) Man leſe hieruͤber den intereſſanten Aufſatz von Schlegel uͤber
die phyſiſche Erziehung des Menſchen in Stark’s neuem Archiv.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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