Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.sen ursachlichen Krankheitszuständen, und es ist nur zu er- §. 198. Indem wir nun ferner die rechte Art der Behand- §. 199. Allgemein kann es daher hier zur Regel gemacht wer- *) Wie nachtheilig z. B. die Kälte hier wirken kann, beweisen meh- rere Beispiele von Personen, die, um eine starke Menstruation zu beseitigen, kalte Waschungen oder Bäder anwandten, und darauf in Metritis, Nymphomanie und ähnliche Zustände verfielen. **) M. s. hierüber ein Wort zu seiner Zeit von Rust in dessen Ma-
gazin f. d. ges. Heilkunde. IV. Bd. 2s Hft. ſen urſachlichen Krankheitszuſtaͤnden, und es iſt nur zu er- §. 198. Indem wir nun ferner die rechte Art der Behand- §. 199. Allgemein kann es daher hier zur Regel gemacht wer- *) Wie nachtheilig z. B. die Kaͤlte hier wirken kann, beweiſen meh- rere Beiſpiele von Perſonen, die, um eine ſtarke Menſtruation zu beſeitigen, kalte Waſchungen oder Baͤder anwandten, und darauf in Metritis, Nymphomanie und aͤhnliche Zuſtaͤnde verfielen. **) M. ſ. hieruͤber ein Wort zu ſeiner Zeit von Ruſt in deſſen Ma-
gazin f. d. geſ. Heilkunde. IV. Bd. 2s Hft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <p><pb facs="#f0167" n="147"/> ſen urſachlichen Krankheitszuſtaͤnden, und es iſt nur zu er-<lb/> waͤgen, daß eine laͤngere Dauer dieſes Blutverluſtes theils<lb/> die Geſchlechtsorgane ſelbſt zu andern Krankheiten disponirt,<lb/> theils die Zerruͤttung des Allgemeinbefindens immer mehr<lb/> beſchleunigen muͤſſe.</p> </div><lb/> <div n="9"> <head>§. 198.</head><lb/> <p>Indem wir nun ferner die rechte Art der <hi rendition="#g">Behand-<lb/> lung</hi> uͤbermaͤßiger Menſtrualfunktion erwaͤgen, iſt wieder zu-<lb/> naͤchſt darauf aufmerkſam zu machen, daß man nicht uͤber-<lb/> ſehe, wie gewoͤhnlich auch dieſer Zuſtand blos Produkt oder<lb/> Symptom einer allgemeinen Verſtimmung ſey, und wie we-<lb/> nig daher auch hier bloßes Zuruͤckhalten des Blutes Abſicht<lb/> eines aͤchten Heilverfahrens ſeyn koͤnne. Alle Mittel folglich,<lb/> welche durch Contraktion der Uteringefaͤße oft ploͤtzlich eine<lb/> bedeutende Blutergießung zu hemmen vermoͤgen, werden auf<lb/> die Faͤlle eingeſchraͤnkt bleiben, wo die Menſtruation in<lb/> wahre Haͤmorrhagie uͤbergeht, und werden daher auch erſt<lb/> bey dieſer Krankheit naͤher durchgegangen werden <note place="foot" n="*)">Wie nachtheilig z. B. die Kaͤlte hier wirken kann, beweiſen meh-<lb/> rere Beiſpiele von Perſonen, die, um eine ſtarke Menſtruation zu<lb/> beſeitigen, kalte Waſchungen oder Baͤder anwandten, und darauf<lb/> in Metritis, Nymphomanie und aͤhnliche Zuſtaͤnde verfielen.</note>. — Um<lb/> ſo mehr iſt dagegen auf Lebensordnung und Diaͤt Ruͤckſicht<lb/> zu nehmen, dieſe ſo maͤchtigen Mittel in der Hand des auch<lb/> außer dem Receptbuche noch Heil ſuchenden Arztes <note place="foot" n="**)">M. ſ. hieruͤber ein Wort zu ſeiner Zeit von <hi rendition="#g">Ruſt</hi> in deſſen Ma-<lb/> gazin f. d. geſ. Heilkunde. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Bd. 2s Hft.</note>, und<lb/> wir finden daher ſchon von <hi rendition="#aq">Astruc</hi> (wie denn uͤberhaupt die<lb/> franzoͤſiſchen Aerzte <hi rendition="#g">dieſes</hi> Feld der Heilkunde ſtets auf lo-<lb/> benswerthe Art beruͤckſichtigten) und neuerlich von <hi rendition="#g">Siebold</hi><lb/> die diaͤtetiſchen Regeln in der Behandlung dieſes krankhaften<lb/> Zuſtandes obenan geſtellt, welches ja wohl eigentlich uͤberall<lb/> geſchehen ſollte, indem dieſe allgemeinſten Einfluͤße ja die <hi rendition="#g">Be-<lb/> dingungen</hi> des Lebens enthalten.</p> </div><lb/> <div n="9"> <head>§. 199.</head><lb/> <p>Allgemein kann es daher hier zur Regel gemacht wer-<lb/> den: 1) heftige, anſtrengende Bewegungen des Koͤrpers und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0167]
ſen urſachlichen Krankheitszuſtaͤnden, und es iſt nur zu er-
waͤgen, daß eine laͤngere Dauer dieſes Blutverluſtes theils
die Geſchlechtsorgane ſelbſt zu andern Krankheiten disponirt,
theils die Zerruͤttung des Allgemeinbefindens immer mehr
beſchleunigen muͤſſe.
§. 198.
Indem wir nun ferner die rechte Art der Behand-
lung uͤbermaͤßiger Menſtrualfunktion erwaͤgen, iſt wieder zu-
naͤchſt darauf aufmerkſam zu machen, daß man nicht uͤber-
ſehe, wie gewoͤhnlich auch dieſer Zuſtand blos Produkt oder
Symptom einer allgemeinen Verſtimmung ſey, und wie we-
nig daher auch hier bloßes Zuruͤckhalten des Blutes Abſicht
eines aͤchten Heilverfahrens ſeyn koͤnne. Alle Mittel folglich,
welche durch Contraktion der Uteringefaͤße oft ploͤtzlich eine
bedeutende Blutergießung zu hemmen vermoͤgen, werden auf
die Faͤlle eingeſchraͤnkt bleiben, wo die Menſtruation in
wahre Haͤmorrhagie uͤbergeht, und werden daher auch erſt
bey dieſer Krankheit naͤher durchgegangen werden *). — Um
ſo mehr iſt dagegen auf Lebensordnung und Diaͤt Ruͤckſicht
zu nehmen, dieſe ſo maͤchtigen Mittel in der Hand des auch
außer dem Receptbuche noch Heil ſuchenden Arztes **), und
wir finden daher ſchon von Astruc (wie denn uͤberhaupt die
franzoͤſiſchen Aerzte dieſes Feld der Heilkunde ſtets auf lo-
benswerthe Art beruͤckſichtigten) und neuerlich von Siebold
die diaͤtetiſchen Regeln in der Behandlung dieſes krankhaften
Zuſtandes obenan geſtellt, welches ja wohl eigentlich uͤberall
geſchehen ſollte, indem dieſe allgemeinſten Einfluͤße ja die Be-
dingungen des Lebens enthalten.
§. 199.
Allgemein kann es daher hier zur Regel gemacht wer-
den: 1) heftige, anſtrengende Bewegungen des Koͤrpers und
*) Wie nachtheilig z. B. die Kaͤlte hier wirken kann, beweiſen meh-
rere Beiſpiele von Perſonen, die, um eine ſtarke Menſtruation zu
beſeitigen, kalte Waſchungen oder Baͤder anwandten, und darauf
in Metritis, Nymphomanie und aͤhnliche Zuſtaͤnde verfielen.
**) M. ſ. hieruͤber ein Wort zu ſeiner Zeit von Ruſt in deſſen Ma-
gazin f. d. geſ. Heilkunde. IV. Bd. 2s Hft.
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