passend ist); dieses Wesentliche selbst aber kann so wenig, als etwa das Leben überhaupt, als ein Besonderes für sich Bestehendes, von dem Organismus Trennbares nachgewiesen werden, sondern ist ein Begriff, in welchen die innern und äußern Faktoren des Krankheitsprozesses als Einheit, als Produkt aufgefaßt werden. -- Das Wesentliche nun in der Bleichsucht betreffend, so ist es zunächst offenbar in eine Störung der bildenden Thätigkeit zu setzen; denn daß die Störungen der animalen Funktionen hierbey nur secundär sind, ergiebt sich sehr leicht. Allein, noch genauer, die Stö- rung der Bildungsthätigkeit zeigt sich namentlich im eigentli- chen Heeroe derselben, im Gefäßsystem und im Akt der Blut- bereitung. Indem wir aber gestörtes Bildungsleben im All- gemeinen, und unvollkommne Sanguifikation insbesondre als das Wesen des chlorotischen Zustandes betrachten, ist doch noch zu bemerken, daß ein solcher Grund noch nicht allein das Eigenthümliche der Bleichsucht bestimmt (indem gestörtes Bildungsleben und unvollkommne Sanguifikation bey so vie- len andern Krankheiten auch des männlichen Geschlechts, z. B. Scorbut, morbus maculosus u. s. w. bemerkbar ist), sondern daß jene Mißverhältnisse, um in der Form der Chlo- rose zu erscheinen, zusammentreffen müssen a) mit der Indi- vidualität des weiblichen Körpers, welche auf überwiegende Produktivität gegründet ist, b) mit der Zeit der sich entwi- ckelnden oder vor kurzem entwickelten Pubertät.
§. 217.
Die Art nun, wie Bildungsthätigkeit und Sanguifika- tion in ihren Beziehungen auf die Entfaltung des Geschlechts- systems gestört werden kann, ist zwiefach, nämlich: es leidet entweder die Gefäßthätigkeit ursprünglich, und zeigt sich zur Erregung der Menstrualfunktion, wie zur Unterhaltung in- dividueller Reproduktion, unzulänglich, oder es findet die re- produktive Thätigkeit in ihrer Aeußerung, in ihrem Hinwir- ken auf das Geschlechtssystem Hindernisse, es bilden sich Stockungen, Venenerweiterungen, in Folge dessen leidet die Assimilation und Blutbereitung, und die Zufälle der Bleich- sucht treten ein.
paſſend iſt); dieſes Weſentliche ſelbſt aber kann ſo wenig, als etwa das Leben uͤberhaupt, als ein Beſonderes fuͤr ſich Beſtehendes, von dem Organismus Trennbares nachgewieſen werden, ſondern iſt ein Begriff, in welchen die innern und aͤußern Faktoren des Krankheitsprozeſſes als Einheit, als Produkt aufgefaßt werden. — Das Weſentliche nun in der Bleichſucht betreffend, ſo iſt es zunaͤchſt offenbar in eine Stoͤrung der bildenden Thaͤtigkeit zu ſetzen; denn daß die Stoͤrungen der animalen Funktionen hierbey nur ſecundaͤr ſind, ergiebt ſich ſehr leicht. Allein, noch genauer, die Stoͤ- rung der Bildungsthaͤtigkeit zeigt ſich namentlich im eigentli- chen Heeroe derſelben, im Gefaͤßſyſtem und im Akt der Blut- bereitung. Indem wir aber geſtoͤrtes Bildungsleben im All- gemeinen, und unvollkommne Sanguifikation insbeſondre als das Weſen des chlorotiſchen Zuſtandes betrachten, iſt doch noch zu bemerken, daß ein ſolcher Grund noch nicht allein das Eigenthuͤmliche der Bleichſucht beſtimmt (indem geſtoͤrtes Bildungsleben und unvollkommne Sanguifikation bey ſo vie- len andern Krankheiten auch des maͤnnlichen Geſchlechts, z. B. Scorbut, morbus maculosus u. ſ. w. bemerkbar iſt), ſondern daß jene Mißverhaͤltniſſe, um in der Form der Chlo- roſe zu erſcheinen, zuſammentreffen muͤſſen a) mit der Indi- vidualitaͤt des weiblichen Koͤrpers, welche auf uͤberwiegende Produktivitaͤt gegruͤndet iſt, b) mit der Zeit der ſich entwi- ckelnden oder vor kurzem entwickelten Pubertaͤt.
§. 217.
Die Art nun, wie Bildungsthaͤtigkeit und Sanguifika- tion in ihren Beziehungen auf die Entfaltung des Geſchlechts- ſyſtems geſtoͤrt werden kann, iſt zwiefach, naͤmlich: es leidet entweder die Gefaͤßthaͤtigkeit urſpruͤnglich, und zeigt ſich zur Erregung der Menſtrualfunktion, wie zur Unterhaltung in- dividueller Reproduktion, unzulaͤnglich, oder es findet die re- produktive Thaͤtigkeit in ihrer Aeußerung, in ihrem Hinwir- ken auf das Geſchlechtsſyſtem Hinderniſſe, es bilden ſich Stockungen, Venenerweiterungen, in Folge deſſen leidet die Aſſimilation und Blutbereitung, und die Zufaͤlle der Bleich- ſucht treten ein.
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paſſend iſt); dieſes Weſentliche ſelbſt aber kann ſo wenig,
als etwa das Leben uͤberhaupt, als ein Beſonderes fuͤr ſich
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werden, ſondern iſt ein Begriff, in welchen die innern und
aͤußern Faktoren des Krankheitsprozeſſes als Einheit, als
Produkt aufgefaßt werden. — Das Weſentliche nun in der
Bleichſucht betreffend, ſo iſt es zunaͤchſt offenbar in eine
Stoͤrung der bildenden Thaͤtigkeit zu ſetzen; denn daß die
Stoͤrungen der animalen Funktionen hierbey nur ſecundaͤr
ſind, ergiebt ſich ſehr leicht. Allein, noch genauer, die Stoͤ-
rung der Bildungsthaͤtigkeit zeigt ſich namentlich im eigentli-
chen Heeroe derſelben, im Gefaͤßſyſtem und im Akt der Blut-
bereitung. Indem wir aber geſtoͤrtes Bildungsleben im All-
gemeinen, und unvollkommne Sanguifikation insbeſondre als
das Weſen des chlorotiſchen Zuſtandes betrachten, iſt doch
noch zu bemerken, daß ein ſolcher Grund noch nicht allein
das Eigenthuͤmliche der Bleichſucht beſtimmt (indem geſtoͤrtes
Bildungsleben und unvollkommne Sanguifikation bey ſo vie-
len andern Krankheiten auch des maͤnnlichen Geſchlechts,
z. B. Scorbut, morbus maculosus u. ſ. w. bemerkbar iſt),
ſondern daß jene Mißverhaͤltniſſe, um in der Form der Chlo-
roſe zu erſcheinen, zuſammentreffen muͤſſen a) mit der Indi-
vidualitaͤt des weiblichen Koͤrpers, welche auf uͤberwiegende
Produktivitaͤt gegruͤndet iſt, b) mit der Zeit der ſich entwi-
ckelnden oder vor kurzem entwickelten Pubertaͤt.
§. 217.
Die Art nun, wie Bildungsthaͤtigkeit und Sanguifika-
tion in ihren Beziehungen auf die Entfaltung des Geſchlechts-
ſyſtems geſtoͤrt werden kann, iſt zwiefach, naͤmlich: es leidet
entweder die Gefaͤßthaͤtigkeit urſpruͤnglich, und zeigt ſich zur
Erregung der Menſtrualfunktion, wie zur Unterhaltung in-
dividueller Reproduktion, unzulaͤnglich, oder es findet die re-
produktive Thaͤtigkeit in ihrer Aeußerung, in ihrem Hinwir-
ken auf das Geſchlechtsſyſtem Hinderniſſe, es bilden ſich
Stockungen, Venenerweiterungen, in Folge deſſen leidet die
Aſſimilation und Blutbereitung, und die Zufaͤlle der Bleich-
ſucht treten ein.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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