Subjekten so äußerst wohlthätig wird. Ferner hat man den Campher seit längerer Zeit bey Gemüthskrankheiten überhaupt, vorzüglich aber auch in den durch Gemüthserschütterungen er- regten oder nach andern Krankheiten sich ausbildenden melan- cholischen Zuständen junger Frauenzimmer nützlich gefunden. Er wird vorzüglich phlegmatischen Individuen wohlthun, bey entzündlicher Diathesis hingegen nicht gegeben werden dürfen. Indem wir die übrigen hierher gehörigen Mittel, als Ser- pentaria, Imperatoria, die Naphthen, die verschiedenen Tink- turen u. s. w. übergehen, erwähnen wir nur noch des flüchti- gen Laugensalzes, welches als Liquor C. C., Spirit. sal. ammon. foeniculat. u. s. w., vorzüglich in Verbindung mit narkotischen Substanzen, mit dem beßten Erfolg, namentlich in den krampfhaften Entwicklungskrankheiten angewendet wird.
§. 268.
Endlich haben wir noch die Klasse der impondera- beln Heilmittel für diese Krankheiten zu betrachten, welche so wichtig und sachgemäß sie auch immer erscheinen mögen, doch eben in ihrer Imponderabilität, darin daß sie nicht nach einem Recepte verordnet werden können, darin, daß sie rei- nen Willen zu helfen, Beharrlichkeit und Aufopferung in ih- rer Anwendung fordern, den Grund davon enthalten, daß sie weit weniger als billig benutzt, ja oft wohl gar zu Mode- thorheiten herabgewürdigt werden. -- Wir haben aber hierher gerechnet zuerst Licht und Finsterniß, Wärme und Kälte. Diese mächtigen Einflüße, denen der Organismus fortwährend unterworfen ist, von welchen in der ganzen uns umgebenden Natur Leben und Entwicklung abhängt, deren Wirkung insbesondre auf das Nervenleben sowohl im gesunden als kranken Zustande so bedeutend ist, werden auch für die gegenwärtig betrachteten Krankheitsformen in vieler Hinsicht wohlthätig, wenn sie von der Hand eines umsichtigen Arztes geleitet sind. Wärme und Licht (wohin auch die Insolatio- nen oder das Sonnenbad gehört) wirken vorzüglich bey schwächlichen, melancholischen Subjekten in angemessenem nach und nach gesteigertem Grade vorzüglich, ja sie sind selbst zur
Subjekten ſo aͤußerſt wohlthaͤtig wird. Ferner hat man den Campher ſeit laͤngerer Zeit bey Gemuͤthskrankheiten uͤberhaupt, vorzuͤglich aber auch in den durch Gemuͤthserſchuͤtterungen er- regten oder nach andern Krankheiten ſich ausbildenden melan- choliſchen Zuſtaͤnden junger Frauenzimmer nuͤtzlich gefunden. Er wird vorzuͤglich phlegmatiſchen Individuen wohlthun, bey entzuͤndlicher Diatheſis hingegen nicht gegeben werden duͤrfen. Indem wir die uͤbrigen hierher gehoͤrigen Mittel, als Ser- pentaria, Imperatoria, die Naphthen, die verſchiedenen Tink- turen u. ſ. w. uͤbergehen, erwaͤhnen wir nur noch des fluͤchti- gen Laugenſalzes, welches als Liquor C. C., Spirit. sal. ammon. foeniculat. u. ſ. w., vorzuͤglich in Verbindung mit narkotiſchen Subſtanzen, mit dem beßten Erfolg, namentlich in den krampfhaften Entwicklungskrankheiten angewendet wird.
§. 268.
Endlich haben wir noch die Klaſſe der impondera- beln Heilmittel fuͤr dieſe Krankheiten zu betrachten, welche ſo wichtig und ſachgemaͤß ſie auch immer erſcheinen moͤgen, doch eben in ihrer Imponderabilitaͤt, darin daß ſie nicht nach einem Recepte verordnet werden koͤnnen, darin, daß ſie rei- nen Willen zu helfen, Beharrlichkeit und Aufopferung in ih- rer Anwendung fordern, den Grund davon enthalten, daß ſie weit weniger als billig benutzt, ja oft wohl gar zu Mode- thorheiten herabgewuͤrdigt werden. — Wir haben aber hierher gerechnet zuerſt Licht und Finſterniß, Waͤrme und Kaͤlte. Dieſe maͤchtigen Einfluͤße, denen der Organismus fortwaͤhrend unterworfen iſt, von welchen in der ganzen uns umgebenden Natur Leben und Entwicklung abhaͤngt, deren Wirkung insbeſondre auf das Nervenleben ſowohl im geſunden als kranken Zuſtande ſo bedeutend iſt, werden auch fuͤr die gegenwaͤrtig betrachteten Krankheitsformen in vieler Hinſicht wohlthaͤtig, wenn ſie von der Hand eines umſichtigen Arztes geleitet ſind. Waͤrme und Licht (wohin auch die Inſolatio- nen oder das Sonnenbad gehoͤrt) wirken vorzuͤglich bey ſchwaͤchlichen, melancholiſchen Subjekten in angemeſſenem nach und nach geſteigertem Grade vorzuͤglich, ja ſie ſind ſelbſt zur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0227"n="207"/>
Subjekten ſo aͤußerſt wohlthaͤtig wird. Ferner hat man den<lb/>
Campher ſeit laͤngerer Zeit bey Gemuͤthskrankheiten uͤberhaupt,<lb/>
vorzuͤglich aber auch in den durch Gemuͤthserſchuͤtterungen er-<lb/>
regten oder nach andern Krankheiten ſich ausbildenden melan-<lb/>
choliſchen Zuſtaͤnden junger Frauenzimmer nuͤtzlich gefunden.<lb/>
Er wird vorzuͤglich phlegmatiſchen Individuen wohlthun, bey<lb/>
entzuͤndlicher Diatheſis hingegen nicht gegeben werden duͤrfen.<lb/>
Indem wir die uͤbrigen hierher gehoͤrigen Mittel, als <hirendition="#aq">Ser-<lb/>
pentaria, Imperatoria,</hi> die Naphthen, die verſchiedenen Tink-<lb/>
turen u. ſ. w. uͤbergehen, erwaͤhnen wir nur noch des fluͤchti-<lb/>
gen Laugenſalzes, welches als <hirendition="#aq">Liquor C. C., Spirit. sal.<lb/>
ammon. foeniculat.</hi> u. ſ. w., vorzuͤglich in Verbindung mit<lb/>
narkotiſchen Subſtanzen, mit dem beßten Erfolg, namentlich<lb/>
in den krampfhaften Entwicklungskrankheiten angewendet wird.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 268.</head><lb/><p>Endlich haben wir noch die Klaſſe der <hirendition="#g">impondera-<lb/>
beln Heilmittel</hi> fuͤr dieſe Krankheiten zu betrachten, welche<lb/>ſo wichtig und ſachgemaͤß ſie auch immer erſcheinen moͤgen,<lb/>
doch eben in ihrer Imponderabilitaͤt, darin daß ſie nicht nach<lb/>
einem Recepte verordnet werden koͤnnen, darin, daß ſie rei-<lb/>
nen Willen zu helfen, Beharrlichkeit und Aufopferung in ih-<lb/>
rer Anwendung fordern, den Grund davon enthalten, daß ſie<lb/>
weit weniger als billig benutzt, ja oft wohl gar zu Mode-<lb/>
thorheiten herabgewuͤrdigt werden. — Wir haben aber hierher<lb/>
gerechnet zuerſt <hirendition="#g">Licht</hi> und <hirendition="#g">Finſterniß, Waͤrme</hi> und<lb/><hirendition="#g">Kaͤlte</hi>. Dieſe maͤchtigen Einfluͤße, denen der Organismus<lb/>
fortwaͤhrend unterworfen iſt, von welchen in der ganzen uns<lb/>
umgebenden Natur Leben und Entwicklung abhaͤngt, deren<lb/>
Wirkung insbeſondre auf das Nervenleben ſowohl im geſunden<lb/>
als kranken Zuſtande ſo bedeutend iſt, werden auch fuͤr die<lb/>
gegenwaͤrtig betrachteten Krankheitsformen in vieler Hinſicht<lb/>
wohlthaͤtig, wenn ſie von der Hand eines umſichtigen Arztes<lb/>
geleitet ſind. Waͤrme und Licht (wohin auch die Inſolatio-<lb/>
nen oder das Sonnenbad gehoͤrt) wirken vorzuͤglich bey<lb/>ſchwaͤchlichen, melancholiſchen Subjekten in angemeſſenem nach<lb/>
und nach geſteigertem Grade vorzuͤglich, ja ſie ſind ſelbſt zur<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[207/0227]
Subjekten ſo aͤußerſt wohlthaͤtig wird. Ferner hat man den
Campher ſeit laͤngerer Zeit bey Gemuͤthskrankheiten uͤberhaupt,
vorzuͤglich aber auch in den durch Gemuͤthserſchuͤtterungen er-
regten oder nach andern Krankheiten ſich ausbildenden melan-
choliſchen Zuſtaͤnden junger Frauenzimmer nuͤtzlich gefunden.
Er wird vorzuͤglich phlegmatiſchen Individuen wohlthun, bey
entzuͤndlicher Diatheſis hingegen nicht gegeben werden duͤrfen.
Indem wir die uͤbrigen hierher gehoͤrigen Mittel, als Ser-
pentaria, Imperatoria, die Naphthen, die verſchiedenen Tink-
turen u. ſ. w. uͤbergehen, erwaͤhnen wir nur noch des fluͤchti-
gen Laugenſalzes, welches als Liquor C. C., Spirit. sal.
ammon. foeniculat. u. ſ. w., vorzuͤglich in Verbindung mit
narkotiſchen Subſtanzen, mit dem beßten Erfolg, namentlich
in den krampfhaften Entwicklungskrankheiten angewendet wird.
§. 268.
Endlich haben wir noch die Klaſſe der impondera-
beln Heilmittel fuͤr dieſe Krankheiten zu betrachten, welche
ſo wichtig und ſachgemaͤß ſie auch immer erſcheinen moͤgen,
doch eben in ihrer Imponderabilitaͤt, darin daß ſie nicht nach
einem Recepte verordnet werden koͤnnen, darin, daß ſie rei-
nen Willen zu helfen, Beharrlichkeit und Aufopferung in ih-
rer Anwendung fordern, den Grund davon enthalten, daß ſie
weit weniger als billig benutzt, ja oft wohl gar zu Mode-
thorheiten herabgewuͤrdigt werden. — Wir haben aber hierher
gerechnet zuerſt Licht und Finſterniß, Waͤrme und
Kaͤlte. Dieſe maͤchtigen Einfluͤße, denen der Organismus
fortwaͤhrend unterworfen iſt, von welchen in der ganzen uns
umgebenden Natur Leben und Entwicklung abhaͤngt, deren
Wirkung insbeſondre auf das Nervenleben ſowohl im geſunden
als kranken Zuſtande ſo bedeutend iſt, werden auch fuͤr die
gegenwaͤrtig betrachteten Krankheitsformen in vieler Hinſicht
wohlthaͤtig, wenn ſie von der Hand eines umſichtigen Arztes
geleitet ſind. Waͤrme und Licht (wohin auch die Inſolatio-
nen oder das Sonnenbad gehoͤrt) wirken vorzuͤglich bey
ſchwaͤchlichen, melancholiſchen Subjekten in angemeſſenem nach
und nach geſteigertem Grade vorzuͤglich, ja ſie ſind ſelbſt zur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/227>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.