dem Grade ihrer Heftigkeit nach, äußerst verschieden seyn kön- nen. Sind diese Anfälle durch innere Zustände, herannahende oder fließende Menstruation, gastrische Zustände, Flatulenz u. s. w. veranlaßt, so kündigen sie sich oft durch erhöhte Reitzbarkeit, veränderte Gemüthsstimmung, Mattigkeit, Ziehen in den Gliedern, unstäte krampfige Bewegung der Augäpfel u. s. w. an, dahingegen nach äußern veranlassenden Momenten sie ganz plötzlich einzutreten pflegen. Die Anfälle selbst ah- men oft die Erscheinung anderer Krankheiten so vollkommen nach, daß der Arzt, welcher seine Kranke zuerst in diesem Anfalle erblickt, oft nicht wissen wird, ob er eine Maniaca, eine Epileptische, eine am heftigsten Fieber, oder eine am Wundstarrkrampfe Leidende vor sich habe, wobey nur ein scharfer Blick auf den gesammten Habitus der Kranken, ihre Art des Benehmens, wenn die Heftigkeit des Anfalls sich etwas mindert, namentlich aber Berücksichtigung der vorher- gegangenen Umstände, das Eigenthümliche dieser Krankheit bemerken lassen wird.
§. 312.
Die Symptome, welche in den Anfällen er- scheinen, sind übrigens wieder die oben angeführten, nur immer gewisse Gruppen derselben, z. B. entweder vorzüglich die Symptome abnormer Muskelthätigkeit (Krämpfe) und zwar entweder in den willkührlichen Muskeln oder in den reproduktiven Organen, oder besonders Leiden des Gefäßsy- stems, als Congestionen, Ohnmachten, Herzklopfen, oder Leiden der Verdauungswerkzeuge, Blähungsbeschwerden bis zur Tympanitis, wochenlange Obstruktionen, Erbrechen u. s. w.; oder endlich werden zuweilen die Anfälle auch durch bloße Symptome gesteigerter Sensibilität charakterisirt, als durch Weinen, Lachen, Singen, Reden in Versen, Visionen u. s. w. -- Die Dauer der Anfälle ist sehr verschieden, von einer Vier- telstunde bis zu drei und mehrern Stunden, sie endigen sich gewöhnlich mit Erschöpfung, Schlaf oder selbst mit tiefer Ohnmacht.
dem Grade ihrer Heftigkeit nach, aͤußerſt verſchieden ſeyn koͤn- nen. Sind dieſe Anfaͤlle durch innere Zuſtaͤnde, herannahende oder fließende Menſtruation, gaſtriſche Zuſtaͤnde, Flatulenz u. ſ. w. veranlaßt, ſo kuͤndigen ſie ſich oft durch erhoͤhte Reitzbarkeit, veraͤnderte Gemuͤthsſtimmung, Mattigkeit, Ziehen in den Gliedern, unſtaͤte krampfige Bewegung der Augaͤpfel u. ſ. w. an, dahingegen nach aͤußern veranlaſſenden Momenten ſie ganz ploͤtzlich einzutreten pflegen. Die Anfaͤlle ſelbſt ah- men oft die Erſcheinung anderer Krankheiten ſo vollkommen nach, daß der Arzt, welcher ſeine Kranke zuerſt in dieſem Anfalle erblickt, oft nicht wiſſen wird, ob er eine Maniaca, eine Epileptiſche, eine am heftigſten Fieber, oder eine am Wundſtarrkrampfe Leidende vor ſich habe, wobey nur ein ſcharfer Blick auf den geſammten Habitus der Kranken, ihre Art des Benehmens, wenn die Heftigkeit des Anfalls ſich etwas mindert, namentlich aber Beruͤckſichtigung der vorher- gegangenen Umſtaͤnde, das Eigenthuͤmliche dieſer Krankheit bemerken laſſen wird.
§. 312.
Die Symptome, welche in den Anfaͤllen er- ſcheinen, ſind uͤbrigens wieder die oben angefuͤhrten, nur immer gewiſſe Gruppen derſelben, z. B. entweder vorzuͤglich die Symptome abnormer Muskelthaͤtigkeit (Kraͤmpfe) und zwar entweder in den willkuͤhrlichen Muskeln oder in den reproduktiven Organen, oder beſonders Leiden des Gefaͤßſy- ſtems, als Congeſtionen, Ohnmachten, Herzklopfen, oder Leiden der Verdauungswerkzeuge, Blaͤhungsbeſchwerden bis zur Tympanitis, wochenlange Obſtruktionen, Erbrechen u. ſ. w.; oder endlich werden zuweilen die Anfaͤlle auch durch bloße Symptome geſteigerter Senſibilitaͤt charakteriſirt, als durch Weinen, Lachen, Singen, Reden in Verſen, Viſionen u. ſ. w. — Die Dauer der Anfaͤlle iſt ſehr verſchieden, von einer Vier- telſtunde bis zu drei und mehrern Stunden, ſie endigen ſich gewoͤhnlich mit Erſchoͤpfung, Schlaf oder ſelbſt mit tiefer Ohnmacht.
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[242/0262]
dem Grade ihrer Heftigkeit nach, aͤußerſt verſchieden ſeyn koͤn-
nen. Sind dieſe Anfaͤlle durch innere Zuſtaͤnde, herannahende
oder fließende Menſtruation, gaſtriſche Zuſtaͤnde, Flatulenz
u. ſ. w. veranlaßt, ſo kuͤndigen ſie ſich oft durch erhoͤhte
Reitzbarkeit, veraͤnderte Gemuͤthsſtimmung, Mattigkeit, Ziehen
in den Gliedern, unſtaͤte krampfige Bewegung der Augaͤpfel
u. ſ. w. an, dahingegen nach aͤußern veranlaſſenden Momenten
ſie ganz ploͤtzlich einzutreten pflegen. Die Anfaͤlle ſelbſt ah-
men oft die Erſcheinung anderer Krankheiten ſo vollkommen
nach, daß der Arzt, welcher ſeine Kranke zuerſt in dieſem
Anfalle erblickt, oft nicht wiſſen wird, ob er eine Maniaca,
eine Epileptiſche, eine am heftigſten Fieber, oder eine am
Wundſtarrkrampfe Leidende vor ſich habe, wobey nur ein
ſcharfer Blick auf den geſammten Habitus der Kranken, ihre
Art des Benehmens, wenn die Heftigkeit des Anfalls ſich
etwas mindert, namentlich aber Beruͤckſichtigung der vorher-
gegangenen Umſtaͤnde, das Eigenthuͤmliche dieſer Krankheit
bemerken laſſen wird.
§. 312.
Die Symptome, welche in den Anfaͤllen er-
ſcheinen, ſind uͤbrigens wieder die oben angefuͤhrten, nur
immer gewiſſe Gruppen derſelben, z. B. entweder vorzuͤglich
die Symptome abnormer Muskelthaͤtigkeit (Kraͤmpfe) und
zwar entweder in den willkuͤhrlichen Muskeln oder in den
reproduktiven Organen, oder beſonders Leiden des Gefaͤßſy-
ſtems, als Congeſtionen, Ohnmachten, Herzklopfen, oder
Leiden der Verdauungswerkzeuge, Blaͤhungsbeſchwerden bis
zur Tympanitis, wochenlange Obſtruktionen, Erbrechen u. ſ. w.;
oder endlich werden zuweilen die Anfaͤlle auch durch bloße
Symptome geſteigerter Senſibilitaͤt charakteriſirt, als durch
Weinen, Lachen, Singen, Reden in Verſen, Viſionen u. ſ. w. —
Die Dauer der Anfaͤlle iſt ſehr verſchieden, von einer Vier-
telſtunde bis zu drei und mehrern Stunden, ſie endigen ſich
gewoͤhnlich mit Erſchoͤpfung, Schlaf oder ſelbſt mit tiefer
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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