Die Prognose ist in dieser Krankheit eines Theils günstig, andern Theils ungünstig; günstig ist sie, weil die Krankheit an sich nicht tödtlich ist, ja selbst die heftigsten Krämpfe, welche oft augenblickliche Apoplexie zu drohen scheinen, periodisch wiederkehrend Jahre lang von höchst schwächlichen Individuen ausgestanden werden, ohne daß sie, so lange sie blos Symptome der Hysterie sind, dem Leben der Kranken wirklich Gefahr brächten. Ungünstig hingegen ist die Prognose 1) weil die Hysterie oft so in die Wurzeln des Lebens der Kranken verflochten ist, daß sie in der Re- gel eine äußerst langwierige Dauer zeigt, ja oft nur zu he- ben ist, nachdem im innern Leben selbst irgend ein bedeuten- der Wendepunkt vorüber war, z. B. nach den klimakterischen Jahren. 2) Weil theils durch unendliche Reitzbarkeit der Kranken, verbunden oft mit großer Lebhaftigkeit und Unfolg- samkeit, das Einwirken neuer Schädlichkeiten fast gar nicht vermieden werden kann, und daher oft schon auf dem Wege der Besserung von neuem das alte Leiden herbeygeführt wird. 3) Weil oft die Unterhaltung der Krankheit von äußern Verhaltnissen der Kranken bedingt wird, welche abzu- ändern nicht in der Macht des Arztes steht. 4) Weil die Krankheit eben ihres veränderlichen Charakters, so wie der Gemüthsart der Kranken wegen, zu nicht geringer und lang- wieriger Qual der Kranken selbst, ihrer Umgebungen und ihres Arztes zu gereichen pflegt. 5) Weil eine sehr lange Dauer des Uebels oft, namentlich durch immer größere Zer- rüttung in den Funktionen der reproduktiven Sphäre, zuletzt andere wirklich gefährliche Krankheiten veranlassen muß, wo- hin Verhärtungen und Auftreibungen der Unterleibsorgane, Wassersucht und Auszehrung, oder Gemüthskrankheiten, Blöd- sinn, Melancholie u. s. w. gehören.
§. 314.
Die Abwägung, ob in einem gegebenen Falle die Hei- lung der Hysterie leicht oder schwer gelingen werde, richtet sich aber 1) nach der Constitution der Kranken; je schwäch-
§. 313.
Die Prognoſe iſt in dieſer Krankheit eines Theils guͤnſtig, andern Theils unguͤnſtig; guͤnſtig iſt ſie, weil die Krankheit an ſich nicht toͤdtlich iſt, ja ſelbſt die heftigſten Kraͤmpfe, welche oft augenblickliche Apoplexie zu drohen ſcheinen, periodiſch wiederkehrend Jahre lang von hoͤchſt ſchwaͤchlichen Individuen ausgeſtanden werden, ohne daß ſie, ſo lange ſie blos Symptome der Hyſterie ſind, dem Leben der Kranken wirklich Gefahr braͤchten. Unguͤnſtig hingegen iſt die Prognoſe 1) weil die Hyſterie oft ſo in die Wurzeln des Lebens der Kranken verflochten iſt, daß ſie in der Re- gel eine aͤußerſt langwierige Dauer zeigt, ja oft nur zu he- ben iſt, nachdem im innern Leben ſelbſt irgend ein bedeuten- der Wendepunkt voruͤber war, z. B. nach den klimakteriſchen Jahren. 2) Weil theils durch unendliche Reitzbarkeit der Kranken, verbunden oft mit großer Lebhaftigkeit und Unfolg- ſamkeit, das Einwirken neuer Schaͤdlichkeiten faſt gar nicht vermieden werden kann, und daher oft ſchon auf dem Wege der Beſſerung von neuem das alte Leiden herbeygefuͤhrt wird. 3) Weil oft die Unterhaltung der Krankheit von aͤußern Verhaltniſſen der Kranken bedingt wird, welche abzu- aͤndern nicht in der Macht des Arztes ſteht. 4) Weil die Krankheit eben ihres veraͤnderlichen Charakters, ſo wie der Gemuͤthsart der Kranken wegen, zu nicht geringer und lang- wieriger Qual der Kranken ſelbſt, ihrer Umgebungen und ihres Arztes zu gereichen pflegt. 5) Weil eine ſehr lange Dauer des Uebels oft, namentlich durch immer groͤßere Zer- ruͤttung in den Funktionen der reproduktiven Sphaͤre, zuletzt andere wirklich gefaͤhrliche Krankheiten veranlaſſen muß, wo- hin Verhaͤrtungen und Auftreibungen der Unterleibsorgane, Waſſerſucht und Auszehrung, oder Gemuͤthskrankheiten, Bloͤd- ſinn, Melancholie u. ſ. w. gehoͤren.
§. 314.
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§. 313.
Die Prognoſe iſt in dieſer Krankheit eines Theils
guͤnſtig, andern Theils unguͤnſtig; guͤnſtig iſt ſie, weil die
Krankheit an ſich nicht toͤdtlich iſt, ja ſelbſt die heftigſten
Kraͤmpfe, welche oft augenblickliche Apoplexie zu drohen
ſcheinen, periodiſch wiederkehrend Jahre lang von hoͤchſt
ſchwaͤchlichen Individuen ausgeſtanden werden, ohne daß ſie,
ſo lange ſie blos Symptome der Hyſterie ſind, dem Leben
der Kranken wirklich Gefahr braͤchten. Unguͤnſtig hingegen
iſt die Prognoſe 1) weil die Hyſterie oft ſo in die Wurzeln
des Lebens der Kranken verflochten iſt, daß ſie in der Re-
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ben iſt, nachdem im innern Leben ſelbſt irgend ein bedeuten-
der Wendepunkt voruͤber war, z. B. nach den klimakteriſchen
Jahren. 2) Weil theils durch unendliche Reitzbarkeit der
Kranken, verbunden oft mit großer Lebhaftigkeit und Unfolg-
ſamkeit, das Einwirken neuer Schaͤdlichkeiten faſt gar nicht
vermieden werden kann, und daher oft ſchon auf dem Wege
der Beſſerung von neuem das alte Leiden herbeygefuͤhrt
wird. 3) Weil oft die Unterhaltung der Krankheit von
aͤußern Verhaltniſſen der Kranken bedingt wird, welche abzu-
aͤndern nicht in der Macht des Arztes ſteht. 4) Weil die
Krankheit eben ihres veraͤnderlichen Charakters, ſo wie der
Gemuͤthsart der Kranken wegen, zu nicht geringer und lang-
wieriger Qual der Kranken ſelbſt, ihrer Umgebungen und
ihres Arztes zu gereichen pflegt. 5) Weil eine ſehr lange
Dauer des Uebels oft, namentlich durch immer groͤßere Zer-
ruͤttung in den Funktionen der reproduktiven Sphaͤre, zuletzt
andere wirklich gefaͤhrliche Krankheiten veranlaſſen muß, wo-
hin Verhaͤrtungen und Auftreibungen der Unterleibsorgane,
Waſſerſucht und Auszehrung, oder Gemuͤthskrankheiten, Bloͤd-
ſinn, Melancholie u. ſ. w. gehoͤren.
§. 314.
Die Abwaͤgung, ob in einem gegebenen Falle die Hei-
lung der Hyſterie leicht oder ſchwer gelingen werde, richtet
ſich aber 1) nach der Conſtitution der Kranken; je ſchwaͤch-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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