vorzüglich die Aufgabe des Arztes, die organische Reaktion zu erhöhen und das Ueberwinden und Schrankensetzen örtli- cher Absterbung durch das Lebendige zu befördern. Innerlich ist daher in diesen Fällen von den mineralischen Säuren, dem Elix. Halleri (vielleicht auch namentlich von der Phos- phorsäure) in Verbindung mit der Valeriana, Serpentaria, dem Campher, dem Moschus, den Naphten u. s. w. Gebrauch zu machen. Das Calomel, welches hier leicht zu colliquati- ven Durchfällen Veranlassung giebt, muß gewöhnlich ausge- setzt und für hinlängliche Darmentleerung durch Lavements gesorgt werden. Die Diät erfordert nur in sofern einige Ab- änderung, als für Kranke dieser Art als Zumischung zu Kalte- schalen und zum Getränk, der Wein ein vortreffliches Mittel wird. Aeußerlich sind gleichfalls die mehr erregenden Mittel in Anwendung zu ziehen, als Sinapismen über den Leib, Fomentationen von Aufgüssen der Hb. Menth. crisp., Me- liss., Majoran. u. s. w., mit Wein vermischt, über die Ge- burtstheile, ja selbst bey sehr trockner brennender Haut allge- meine aromatische Bäder.
§. 347.
Was die Behandlung der chronischen Entzündung be- trifft, so muß hier vorzüglich auf dem oben (Ende 345. §.) angezeigten Wege fortgegangen werden, und namentlich wenn die Krankheit nur in der Tiefe fortschleicht, nur durch perio- disch eintretende Schmerzen, erhöhte Empfindlichkeit und all- gemeine Beschwerden sich zu erkennen giebt, vorzüglich durch Abwendung aller Erregungen und fortdauernde Ableitungen gewirkt werden. -- Solchen Personen daher, obwohl sie sich zu Zeiten recht wohl befinden, muß doch eine sehr genaue, mehr vegetabilische kühlende Diät, Vermeidung aller erhitzen- den Bewegung, vorzüglich Vermeidung aller Reizungen des Geschlechtssystems zur Pflicht gemacht werden; man läßt da- bey das Calomel mit dem Extrakt der Cicuta in kleineren Dosen fortnehmen, wendet Einreibungen mit dem Unguent. neapolit. an, läßt vom Infuso Hyoscyami, Cicutae und Valerianae vorsichtig Einspritzungen, oder durch den Weid-
vorzuͤglich die Aufgabe des Arztes, die organiſche Reaktion zu erhoͤhen und das Ueberwinden und Schrankenſetzen oͤrtli- cher Abſterbung durch das Lebendige zu befoͤrdern. Innerlich iſt daher in dieſen Faͤllen von den mineraliſchen Saͤuren, dem Elix. Halleri (vielleicht auch namentlich von der Phos- phorſaͤure) in Verbindung mit der Valeriana, Serpentaria, dem Campher, dem Moſchus, den Naphten u. ſ. w. Gebrauch zu machen. Das Calomel, welches hier leicht zu colliquati- ven Durchfaͤllen Veranlaſſung giebt, muß gewoͤhnlich ausge- ſetzt und fuͤr hinlaͤngliche Darmentleerung durch Lavements geſorgt werden. Die Diaͤt erfordert nur in ſofern einige Ab- aͤnderung, als fuͤr Kranke dieſer Art als Zumiſchung zu Kalte- ſchalen und zum Getraͤnk, der Wein ein vortreffliches Mittel wird. Aeußerlich ſind gleichfalls die mehr erregenden Mittel in Anwendung zu ziehen, als Sinapismen uͤber den Leib, Fomentationen von Aufguͤſſen der Hb. Menth. crisp., Me- liss., Majoran. u. ſ. w., mit Wein vermiſcht, uͤber die Ge- burtstheile, ja ſelbſt bey ſehr trockner brennender Haut allge- meine aromatiſche Baͤder.
§. 347.
Was die Behandlung der chroniſchen Entzuͤndung be- trifft, ſo muß hier vorzuͤglich auf dem oben (Ende 345. §.) angezeigten Wege fortgegangen werden, und namentlich wenn die Krankheit nur in der Tiefe fortſchleicht, nur durch perio- diſch eintretende Schmerzen, erhoͤhte Empfindlichkeit und all- gemeine Beſchwerden ſich zu erkennen giebt, vorzuͤglich durch Abwendung aller Erregungen und fortdauernde Ableitungen gewirkt werden. — Solchen Perſonen daher, obwohl ſie ſich zu Zeiten recht wohl befinden, muß doch eine ſehr genaue, mehr vegetabiliſche kuͤhlende Diaͤt, Vermeidung aller erhitzen- den Bewegung, vorzuͤglich Vermeidung aller Reizungen des Geſchlechtsſyſtems zur Pflicht gemacht werden; man laͤßt da- bey das Calomel mit dem Extrakt der Cicuta in kleineren Doſen fortnehmen, wendet Einreibungen mit dem Unguent. neapolit. an, laͤßt vom Infuso Hyoscyami, Cicutae und Valerianae vorſichtig Einſpritzungen, oder durch den Weid-
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vorzuͤglich die Aufgabe des Arztes, die organiſche Reaktion
zu erhoͤhen und das Ueberwinden und Schrankenſetzen oͤrtli-
cher Abſterbung durch das Lebendige zu befoͤrdern. Innerlich
iſt daher in dieſen Faͤllen von den mineraliſchen Saͤuren,
dem Elix. Halleri (vielleicht auch namentlich von der Phos-
phorſaͤure) in Verbindung mit der Valeriana, Serpentaria,
dem Campher, dem Moſchus, den Naphten u. ſ. w. Gebrauch
zu machen. Das Calomel, welches hier leicht zu colliquati-
ven Durchfaͤllen Veranlaſſung giebt, muß gewoͤhnlich ausge-
ſetzt und fuͤr hinlaͤngliche Darmentleerung durch Lavements
geſorgt werden. Die Diaͤt erfordert nur in ſofern einige Ab-
aͤnderung, als fuͤr Kranke dieſer Art als Zumiſchung zu Kalte-
ſchalen und zum Getraͤnk, der Wein ein vortreffliches Mittel
wird. Aeußerlich ſind gleichfalls die mehr erregenden Mittel
in Anwendung zu ziehen, als Sinapismen uͤber den Leib,
Fomentationen von Aufguͤſſen der Hb. Menth. crisp., Me-
liss., Majoran. u. ſ. w., mit Wein vermiſcht, uͤber die Ge-
burtstheile, ja ſelbſt bey ſehr trockner brennender Haut allge-
meine aromatiſche Baͤder.
§. 347.
Was die Behandlung der chroniſchen Entzuͤndung be-
trifft, ſo muß hier vorzuͤglich auf dem oben (Ende 345. §.)
angezeigten Wege fortgegangen werden, und namentlich wenn
die Krankheit nur in der Tiefe fortſchleicht, nur durch perio-
diſch eintretende Schmerzen, erhoͤhte Empfindlichkeit und all-
gemeine Beſchwerden ſich zu erkennen giebt, vorzuͤglich durch
Abwendung aller Erregungen und fortdauernde Ableitungen
gewirkt werden. — Solchen Perſonen daher, obwohl ſie ſich
zu Zeiten recht wohl befinden, muß doch eine ſehr genaue,
mehr vegetabiliſche kuͤhlende Diaͤt, Vermeidung aller erhitzen-
den Bewegung, vorzuͤglich Vermeidung aller Reizungen des
Geſchlechtsſyſtems zur Pflicht gemacht werden; man laͤßt da-
bey das Calomel mit dem Extrakt der Cicuta in kleineren
Doſen fortnehmen, wendet Einreibungen mit dem Unguent.
neapolit. an, laͤßt vom Infuso Hyoscyami, Cicutae und
Valerianae vorſichtig Einſpritzungen, oder durch den Weid-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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