d) Gürtel, mit adstringirenden Dingen, als gepul- verte Eichenrinde, Galläpfel, China u. s. w. gefüllt, mit spi- rituösen Dingen besprengt und um den Unterleib getragen, können vorzüglich gegen lang dauernde geringere Metrorrha- gien oft mit Nutzen gebraucht werden. e) Zusammen- drücken des Uterus von Außen ist bey den Blutungen der Nichtschwangern in der Regel gar nicht thunlich, und überhaupt der Anwendung der übrigen blutstillenden Mittel gewiß nachzusetzen, da durch diesen Druck die Muskelkraft selbst gelähmt werden muß. f) Anwendung der Kälte. Man hat die deprimirende zusammenziehende Kraft, welche die Kälte auf den thierischen Organismus überhaupt äußert, bey Metrorrhagien insbesondere auf verschiedene Weise benutzt. Theils nämlich als Anspritzen des Unterleibes, oder Aufgießen von eiskaltem Wasser oder Auflegen sehr kalter, nasser Um- schläge, theils als Einspritzung durch das Mutterrohr, oder Einbringung von Eis in die innern Geburtstheile. -- Daß nun im Allgemeinen die Kälte hier wegen der nachtheiligen Einflüsse, welche sie auf andere Organe und den Uterus selbst leicht haben kann, immer ein zweydeutiges Mittel bleibe, ist wohl unläugbar, jedoch ist auch zuzugeben, daß die Er- kältung, und in Folge dieser, Entzündung, Verhärtung u. s. w. um so weniger Statt haben werden, je flüchtiger die Wirkung der Kälte war. Wendet man daher die Kälte auf den Unterleib an, so ist es nöthig, gleich nach dem Auf- spritzen, oder gleich nach Hinwegnahme der Umschläge, welche nur sehr kurze Zeit jedesmal liegen bleiben dürfen, den Leib sorgsam abzutrocknen und mit durchwärmten wollenen Tüchern zu bedecken; eben so ist das schnelle Abfließenlassen der kalten Injektion (also, indem man bey nicht zu sehr erhöhten Schen- keln der Kranken die Einspritzung macht) vortheilhaft. -- Unter dieser Vorsicht nun und namentlich bey wirklichen Ver- größerungen der Gebärmutterhöhle durch Polypen, innere Blutungen u. s. w. darf allerdings die Kälte bey Mutter- blutflüssen nicht nur angewendet werden, sondern sie verdient auch gerade wegen der oft sehr schnellen Wirksamkeit, und
§. 374.
d) Guͤrtel, mit adſtringirenden Dingen, als gepul- verte Eichenrinde, Gallaͤpfel, China u. ſ. w. gefuͤllt, mit ſpi- rituoͤſen Dingen beſprengt und um den Unterleib getragen, koͤnnen vorzuͤglich gegen lang dauernde geringere Metrorrha- gien oft mit Nutzen gebraucht werden. e) Zuſammen- druͤcken des Uterus von Außen iſt bey den Blutungen der Nichtſchwangern in der Regel gar nicht thunlich, und uͤberhaupt der Anwendung der uͤbrigen blutſtillenden Mittel gewiß nachzuſetzen, da durch dieſen Druck die Muskelkraft ſelbſt gelaͤhmt werden muß. f) Anwendung der Kaͤlte. Man hat die deprimirende zuſammenziehende Kraft, welche die Kaͤlte auf den thieriſchen Organismus uͤberhaupt aͤußert, bey Metrorrhagien insbeſondere auf verſchiedene Weiſe benutzt. Theils naͤmlich als Anſpritzen des Unterleibes, oder Aufgießen von eiskaltem Waſſer oder Auflegen ſehr kalter, naſſer Um- ſchlaͤge, theils als Einſpritzung durch das Mutterrohr, oder Einbringung von Eis in die innern Geburtstheile. — Daß nun im Allgemeinen die Kaͤlte hier wegen der nachtheiligen Einfluͤſſe, welche ſie auf andere Organe und den Uterus ſelbſt leicht haben kann, immer ein zweydeutiges Mittel bleibe, iſt wohl unlaͤugbar, jedoch iſt auch zuzugeben, daß die Er- kaͤltung, und in Folge dieſer, Entzuͤndung, Verhaͤrtung u. ſ. w. um ſo weniger Statt haben werden, je fluͤchtiger die Wirkung der Kaͤlte war. Wendet man daher die Kaͤlte auf den Unterleib an, ſo iſt es noͤthig, gleich nach dem Auf- ſpritzen, oder gleich nach Hinwegnahme der Umſchlaͤge, welche nur ſehr kurze Zeit jedesmal liegen bleiben duͤrfen, den Leib ſorgſam abzutrocknen und mit durchwaͤrmten wollenen Tuͤchern zu bedecken; eben ſo iſt das ſchnelle Abfließenlaſſen der kalten Injektion (alſo, indem man bey nicht zu ſehr erhoͤhten Schen- keln der Kranken die Einſpritzung macht) vortheilhaft. — Unter dieſer Vorſicht nun und namentlich bey wirklichen Ver- groͤßerungen der Gebaͤrmutterhoͤhle durch Polypen, innere Blutungen u. ſ. w. darf allerdings die Kaͤlte bey Mutter- blutfluͤſſen nicht nur angewendet werden, ſondern ſie verdient auch gerade wegen der oft ſehr ſchnellen Wirkſamkeit, und
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§. 374.
d) Guͤrtel, mit adſtringirenden Dingen, als gepul-
verte Eichenrinde, Gallaͤpfel, China u. ſ. w. gefuͤllt, mit ſpi-
rituoͤſen Dingen beſprengt und um den Unterleib getragen,
koͤnnen vorzuͤglich gegen lang dauernde geringere Metrorrha-
gien oft mit Nutzen gebraucht werden. e) Zuſammen-
druͤcken des Uterus von Außen iſt bey den Blutungen
der Nichtſchwangern in der Regel gar nicht thunlich, und
uͤberhaupt der Anwendung der uͤbrigen blutſtillenden Mittel
gewiß nachzuſetzen, da durch dieſen Druck die Muskelkraft
ſelbſt gelaͤhmt werden muß. f) Anwendung der Kaͤlte.
Man hat die deprimirende zuſammenziehende Kraft, welche
die Kaͤlte auf den thieriſchen Organismus uͤberhaupt aͤußert,
bey Metrorrhagien insbeſondere auf verſchiedene Weiſe benutzt.
Theils naͤmlich als Anſpritzen des Unterleibes, oder Aufgießen
von eiskaltem Waſſer oder Auflegen ſehr kalter, naſſer Um-
ſchlaͤge, theils als Einſpritzung durch das Mutterrohr, oder
Einbringung von Eis in die innern Geburtstheile. — Daß
nun im Allgemeinen die Kaͤlte hier wegen der nachtheiligen
Einfluͤſſe, welche ſie auf andere Organe und den Uterus
ſelbſt leicht haben kann, immer ein zweydeutiges Mittel bleibe,
iſt wohl unlaͤugbar, jedoch iſt auch zuzugeben, daß die Er-
kaͤltung, und in Folge dieſer, Entzuͤndung, Verhaͤrtung u.
ſ. w. um ſo weniger Statt haben werden, je fluͤchtiger die
Wirkung der Kaͤlte war. Wendet man daher die Kaͤlte auf
den Unterleib an, ſo iſt es noͤthig, gleich nach dem Auf-
ſpritzen, oder gleich nach Hinwegnahme der Umſchlaͤge, welche
nur ſehr kurze Zeit jedesmal liegen bleiben duͤrfen, den Leib
ſorgſam abzutrocknen und mit durchwaͤrmten wollenen Tuͤchern
zu bedecken; eben ſo iſt das ſchnelle Abfließenlaſſen der kalten
Injektion (alſo, indem man bey nicht zu ſehr erhoͤhten Schen-
keln der Kranken die Einſpritzung macht) vortheilhaft. —
Unter dieſer Vorſicht nun und namentlich bey wirklichen Ver-
groͤßerungen der Gebaͤrmutterhoͤhle durch Polypen, innere
Blutungen u. ſ. w. darf allerdings die Kaͤlte bey Mutter-
blutfluͤſſen nicht nur angewendet werden, ſondern ſie verdient
auch gerade wegen der oft ſehr ſchnellen Wirkſamkeit, und
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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