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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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Muttermund, Empfindlichkeit der Geschlechtsorgane, Urinbe-
schwerden, Störungen der Verdauung und allgemeine Abma-
gerung hinzu. Zugleich dehnt sich die Periode des Ausflusses
vor und nach der Menstruation immer mehr aus, ja zuletzt
ist zu keiner Zeit die Kranke von diesem belästigenden Ab-
flusse völlig frey. Endlich aber nimmt die Quantität des
ausfließenden Schleims immer mehr überhand, die Qualität
desselben wird immer mißfarbiger und verdorbener, die Men-
struation verliert sich endlich vollkommen, die Ercoriationen
und Schmerzen der Geschlechtstheile nehmen zu und die Re-
production sinkt immer mehr.

§. 380.

Ist dagegen die Leucorrhöe Folge der Ansteckung, so ist
ihr Verlauf gewöhnlich mehr acut, es entsteht am zweyten
oder dritten Tage nach erfolgter Infektion Brennen in den
Geburtstheilen, die Temperatur der Vagina ist erhöht, die
äußern Genitalien sind wulstiger und mehr geröthet, der Ge-
schlechtsreiz ist stärker, der Urinabfluß schmerzhaft oder auch
etwas gehindert, selbst leichte Fieberbewegungen, vermehrter
Durst u. s. w. gesellen sich oft hinzu, obwohl eben die ge-
ringere Reizbarkeit der innern Vaginalhäute, im Vergleich der
weit größern Empfindlichkeit der innern Fläche der männlichen
Harnröhre, die Zufälle, welche bey dem von Ansteckung er-
folgten Schleimflusse (Tripper) der weiblichen Genitalien ein-
treten, weit geringer, als die, welchen das männliche Ge-
schlecht hierbey ausgesetzt ist, zu seyn pflegen. -- Nachdem
dieses entzündliche Stadium einige Tage angehalten hat, tritt
dann der Schleimfluß selbst ein, welcher hier gewöhnlich von
mehr verdickter, dem Eiter sich nähernden Consistenz, selbst
von ansteckender Beschaffenheit ist, und nun, je nachdem die
Constitution der Kranken kräftiger oder minder kräftig ist,
entweder kürzere oder längere Zeit anhält, ja selbst habituell
und bleibend werden kann.


Muttermund, Empfindlichkeit der Geſchlechtsorgane, Urinbe-
ſchwerden, Stoͤrungen der Verdauung und allgemeine Abma-
gerung hinzu. Zugleich dehnt ſich die Periode des Ausfluſſes
vor und nach der Menſtruation immer mehr aus, ja zuletzt
iſt zu keiner Zeit die Kranke von dieſem belaͤſtigenden Ab-
fluſſe voͤllig frey. Endlich aber nimmt die Quantitaͤt des
ausfließenden Schleims immer mehr uͤberhand, die Qualitaͤt
deſſelben wird immer mißfarbiger und verdorbener, die Men-
ſtruation verliert ſich endlich vollkommen, die Ercoriationen
und Schmerzen der Geſchlechtstheile nehmen zu und die Re-
production ſinkt immer mehr.

§. 380.

Iſt dagegen die Leucorrhoͤe Folge der Anſteckung, ſo iſt
ihr Verlauf gewoͤhnlich mehr acut, es entſteht am zweyten
oder dritten Tage nach erfolgter Infektion Brennen in den
Geburtstheilen, die Temperatur der Vagina iſt erhoͤht, die
aͤußern Genitalien ſind wulſtiger und mehr geroͤthet, der Ge-
ſchlechtsreiz iſt ſtaͤrker, der Urinabfluß ſchmerzhaft oder auch
etwas gehindert, ſelbſt leichte Fieberbewegungen, vermehrter
Durſt u. ſ. w. geſellen ſich oft hinzu, obwohl eben die ge-
ringere Reizbarkeit der innern Vaginalhaͤute, im Vergleich der
weit groͤßern Empfindlichkeit der innern Flaͤche der maͤnnlichen
Harnroͤhre, die Zufaͤlle, welche bey dem von Anſteckung er-
folgten Schleimfluſſe (Tripper) der weiblichen Genitalien ein-
treten, weit geringer, als die, welchen das maͤnnliche Ge-
ſchlecht hierbey ausgeſetzt iſt, zu ſeyn pflegen. — Nachdem
dieſes entzuͤndliche Stadium einige Tage angehalten hat, tritt
dann der Schleimfluß ſelbſt ein, welcher hier gewoͤhnlich von
mehr verdickter, dem Eiter ſich naͤhernden Conſiſtenz, ſelbſt
von anſteckender Beſchaffenheit iſt, und nun, je nachdem die
Conſtitution der Kranken kraͤftiger oder minder kraͤftig iſt,
entweder kuͤrzere oder laͤngere Zeit anhaͤlt, ja ſelbſt habituell
und bleibend werden kann.


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[296/0316] Muttermund, Empfindlichkeit der Geſchlechtsorgane, Urinbe- ſchwerden, Stoͤrungen der Verdauung und allgemeine Abma- gerung hinzu. Zugleich dehnt ſich die Periode des Ausfluſſes vor und nach der Menſtruation immer mehr aus, ja zuletzt iſt zu keiner Zeit die Kranke von dieſem belaͤſtigenden Ab- fluſſe voͤllig frey. Endlich aber nimmt die Quantitaͤt des ausfließenden Schleims immer mehr uͤberhand, die Qualitaͤt deſſelben wird immer mißfarbiger und verdorbener, die Men- ſtruation verliert ſich endlich vollkommen, die Ercoriationen und Schmerzen der Geſchlechtstheile nehmen zu und die Re- production ſinkt immer mehr. §. 380. Iſt dagegen die Leucorrhoͤe Folge der Anſteckung, ſo iſt ihr Verlauf gewoͤhnlich mehr acut, es entſteht am zweyten oder dritten Tage nach erfolgter Infektion Brennen in den Geburtstheilen, die Temperatur der Vagina iſt erhoͤht, die aͤußern Genitalien ſind wulſtiger und mehr geroͤthet, der Ge- ſchlechtsreiz iſt ſtaͤrker, der Urinabfluß ſchmerzhaft oder auch etwas gehindert, ſelbſt leichte Fieberbewegungen, vermehrter Durſt u. ſ. w. geſellen ſich oft hinzu, obwohl eben die ge- ringere Reizbarkeit der innern Vaginalhaͤute, im Vergleich der weit groͤßern Empfindlichkeit der innern Flaͤche der maͤnnlichen Harnroͤhre, die Zufaͤlle, welche bey dem von Anſteckung er- folgten Schleimfluſſe (Tripper) der weiblichen Genitalien ein- treten, weit geringer, als die, welchen das maͤnnliche Ge- ſchlecht hierbey ausgeſetzt iſt, zu ſeyn pflegen. — Nachdem dieſes entzuͤndliche Stadium einige Tage angehalten hat, tritt dann der Schleimfluß ſelbſt ein, welcher hier gewoͤhnlich von mehr verdickter, dem Eiter ſich naͤhernden Conſiſtenz, ſelbſt von anſteckender Beſchaffenheit iſt, und nun, je nachdem die Conſtitution der Kranken kraͤftiger oder minder kraͤftig iſt, entweder kuͤrzere oder laͤngere Zeit anhaͤlt, ja ſelbſt habituell und bleibend werden kann.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/316>, abgerufen am 22.11.2024.