Eben so pflegt der Verlauf dieser Krankheit mehr acuter Natur zu seyn, wenn sie sich als kritische Ausleerung nach Fiebern, oder als Metastase von katarrhalischen, rheumatischen und gichtischen Zuständen, oder als Stellvertreter für andere gewohnte Ausleerungen eintritt, obwohl in den letztern Fällen wieder das Uebergehen in eine habituelle Leukorrhöe sehr leicht Statt finden kann. Die Ausleerungen, für welche die Leu- korrhöe öfters vicariirt, sind theils Hämorrhoidalflüsse, theils schnell geheilte Geschwüre, oder chronische Hantausschläge; ferner tritt sie öfters ein bey Unterdrückungen der Menstrua- tion, nach schnell verschwundenen Fußschweißen, unterlassenen gewohnten Blutentleerungen oder Abführungen, oder endlich auch veranlaßt durch andere Krankheiten und in Begleitung derselben (z. B. mit verschleimtem Zustande des Darthkanals, Würmern, falschen Lagen der Gebärmutter u. s. w.).
§. 382.
Das Vorkommen der Krankheit ist zwar am häufig- sten bey Frauen, welche bereits ein oder mehrere Male ge- boren haben; indeß wird es auch bey Jungfrauen, in seltnen Fällen sogar vor der Pubertätsentwicklung bemerkt, und pflanzt sich desgleichen noch auf das höhere Alter häufig fort. Im Allgemeinen ist sie wohl eine der häufigsten Beschwerdon des weiblichen Geschlechts zu nennen, und vorzüglich bey erschlaf- fender üppiger Lebensweise der obern Stände äußerst gewöhn- lich. Mitunter hat man, unter atmosphärischen Einflüssen, welche überhaupt die Entstehung von Krankheiten der Schleim- häute begünstigen, z. B. in nasser Herbstzeit, die Leukorrhöe epidemisch, und in Klimaten, wo diese Stimmung der Atmo- sphäre vorherrschend ist, auch endemisch beobachtet, wovon Siebold*) mehrere Beyspiele angeführt hat.
*) Handbuch der Frauenzimmerkrankheiten. Thl. I. S. 454.
§. 381.
Eben ſo pflegt der Verlauf dieſer Krankheit mehr acuter Natur zu ſeyn, wenn ſie ſich als kritiſche Ausleerung nach Fiebern, oder als Metaſtaſe von katarrhaliſchen, rheumatiſchen und gichtiſchen Zuſtaͤnden, oder als Stellvertreter fuͤr andere gewohnte Ausleerungen eintritt, obwohl in den letztern Faͤllen wieder das Uebergehen in eine habituelle Leukorrhoͤe ſehr leicht Statt finden kann. Die Ausleerungen, fuͤr welche die Leu- korrhoͤe oͤfters vicariirt, ſind theils Haͤmorrhoidalfluͤſſe, theils ſchnell geheilte Geſchwuͤre, oder chroniſche Hantausſchlaͤge; ferner tritt ſie oͤfters ein bey Unterdruͤckungen der Menſtrua- tion, nach ſchnell verſchwundenen Fußſchweißen, unterlaſſenen gewohnten Blutentleerungen oder Abfuͤhrungen, oder endlich auch veranlaßt durch andere Krankheiten und in Begleitung derſelben (z. B. mit verſchleimtem Zuſtande des Darthkanals, Wuͤrmern, falſchen Lagen der Gebaͤrmutter u. ſ. w.).
§. 382.
Das Vorkommen der Krankheit iſt zwar am haͤufig- ſten bey Frauen, welche bereits ein oder mehrere Male ge- boren haben; indeß wird es auch bey Jungfrauen, in ſeltnen Faͤllen ſogar vor der Pubertaͤtsentwicklung bemerkt, und pflanzt ſich desgleichen noch auf das hoͤhere Alter haͤufig fort. Im Allgemeinen iſt ſie wohl eine der haͤufigſten Beſchwerdon des weiblichen Geſchlechts zu nennen, und vorzuͤglich bey erſchlaf- fender uͤppiger Lebensweiſe der obern Staͤnde aͤußerſt gewoͤhn- lich. Mitunter hat man, unter atmoſphaͤriſchen Einfluͤſſen, welche uͤberhaupt die Entſtehung von Krankheiten der Schleim- haͤute beguͤnſtigen, z. B. in naſſer Herbſtzeit, die Leukorrhoͤe epidemiſch, und in Klimaten, wo dieſe Stimmung der Atmo- ſphaͤre vorherrſchend iſt, auch endemiſch beobachtet, wovon Siebold*) mehrere Beyſpiele angefuͤhrt hat.
*) Handbuch der Frauenzimmerkrankheiten. Thl. I. S. 454.
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§. 381.
Eben ſo pflegt der Verlauf dieſer Krankheit mehr acuter
Natur zu ſeyn, wenn ſie ſich als kritiſche Ausleerung nach
Fiebern, oder als Metaſtaſe von katarrhaliſchen, rheumatiſchen
und gichtiſchen Zuſtaͤnden, oder als Stellvertreter fuͤr andere
gewohnte Ausleerungen eintritt, obwohl in den letztern Faͤllen
wieder das Uebergehen in eine habituelle Leukorrhoͤe ſehr leicht
Statt finden kann. Die Ausleerungen, fuͤr welche die Leu-
korrhoͤe oͤfters vicariirt, ſind theils Haͤmorrhoidalfluͤſſe, theils
ſchnell geheilte Geſchwuͤre, oder chroniſche Hantausſchlaͤge;
ferner tritt ſie oͤfters ein bey Unterdruͤckungen der Menſtrua-
tion, nach ſchnell verſchwundenen Fußſchweißen, unterlaſſenen
gewohnten Blutentleerungen oder Abfuͤhrungen, oder endlich
auch veranlaßt durch andere Krankheiten und in Begleitung
derſelben (z. B. mit verſchleimtem Zuſtande des Darthkanals,
Wuͤrmern, falſchen Lagen der Gebaͤrmutter u. ſ. w.).
§. 382.
Das Vorkommen der Krankheit iſt zwar am haͤufig-
ſten bey Frauen, welche bereits ein oder mehrere Male ge-
boren haben; indeß wird es auch bey Jungfrauen, in ſeltnen
Faͤllen ſogar vor der Pubertaͤtsentwicklung bemerkt, und pflanzt
ſich desgleichen noch auf das hoͤhere Alter haͤufig fort. Im
Allgemeinen iſt ſie wohl eine der haͤufigſten Beſchwerdon des
weiblichen Geſchlechts zu nennen, und vorzuͤglich bey erſchlaf-
fender uͤppiger Lebensweiſe der obern Staͤnde aͤußerſt gewoͤhn-
lich. Mitunter hat man, unter atmoſphaͤriſchen Einfluͤſſen,
welche uͤberhaupt die Entſtehung von Krankheiten der Schleim-
haͤute beguͤnſtigen, z. B. in naſſer Herbſtzeit, die Leukorrhoͤe
epidemiſch, und in Klimaten, wo dieſe Stimmung der Atmo-
ſphaͤre vorherrſchend iſt, auch endemiſch beobachtet, wovon
Siebold *) mehrere Beyſpiele angefuͤhrt hat.
*) Handbuch der Frauenzimmerkrankheiten. Thl. I. S. 454.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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