Als indirekt die Secretion vermindernde Mittel betrach- ten wir diejenigen, welche, indem sie örtlich die Lebensthä- tigkeit überhaupt und insbesondere Arteriellität und Muskel- kraft erhöhen, antagonistisch die wuchernde Produktivität der Schleimhäute herabstimmen. Hierher gehört nun zwar schon die §. 391. erörterte allgemeine Behandlung, allein noch mehr die Anwendung tonischer Mittel auf die leidenden Organe selbst. Dahin sind aber zu zählen die Abkochungen der Ei- chen-, Ulmen- oder Weidenrinde, so wie der Galläpfel, die Aufgüsse der Hb. Serpilli, Absinthii, bey mehr torpiden Körpern vermischt mit flüchtig reizenden Stoffen, mit rothem Wein oder etwas Branntwein, bey sehr sensibeln Körpern mit einem Aufgusse der Valeriana, des Hyoscyamus, mit einigen Tropfen der TR. thebaica, und wieder entweder als Einspritzungen oder als Waschungen, oder endlich auch als allgemeine Bäder (Lohbäder, Bäder von natürlichen oder künst- lichen Eisenwässern, oder von den genannten bittern Kräuter- aufgüssen). Ferner sind hierher zu zählen das Tragen von Gürteln*) mit Eichenrinde und aromatischen Kräutern ge- füllt, das Emplastrum aromaticum über die regio hypo- gastrica, die geistigen Einreibungen daselbst und besonders auch die trocknen Räucherungen der Geburtstheile mit Mastix oder Bernstein.
§. 396.
Wird nun der weiße Fluß auf die angegebene Weise stets seiner besondern Entstehungsweise angemessen behandelt, so wird es vorzüglich, wenn das Uebel noch neu ist, in vie- len Fällen gelingen, die vollständige Heilung zu bewerkstelli- gen, wobey nur noch zu erinnern ist, daß auch, wenn der
*) Denen jedoch H. Wenzel (Krankh. d. Uterus S. 106.) die in die Vagina gelegten, mit Eichenrindenpulver gefüllten und wohl auch mit etwas rothem Wein angefeuchteten Säckchen überhaupt, und ganz vorzüglich beygleichzeitigen falschen Lagen des Uterus, vorzieht.
§. 395.
Als indirekt die Secretion vermindernde Mittel betrach- ten wir diejenigen, welche, indem ſie oͤrtlich die Lebensthaͤ- tigkeit uͤberhaupt und insbeſondere Arteriellitaͤt und Muskel- kraft erhoͤhen, antagoniſtiſch die wuchernde Produktivitaͤt der Schleimhaͤute herabſtimmen. Hierher gehoͤrt nun zwar ſchon die §. 391. eroͤrterte allgemeine Behandlung, allein noch mehr die Anwendung toniſcher Mittel auf die leidenden Organe ſelbſt. Dahin ſind aber zu zaͤhlen die Abkochungen der Ei- chen-, Ulmen- oder Weidenrinde, ſo wie der Gallaͤpfel, die Aufguͤſſe der Hb. Serpilli, Absinthii, bey mehr torpiden Koͤrpern vermiſcht mit fluͤchtig reizenden Stoffen, mit rothem Wein oder etwas Branntwein, bey ſehr ſenſibeln Koͤrpern mit einem Aufguſſe der Valeriana, des Hyoſcyamus, mit einigen Tropfen der TR. thebaica, und wieder entweder als Einſpritzungen oder als Waſchungen, oder endlich auch als allgemeine Baͤder (Lohbaͤder, Baͤder von natuͤrlichen oder kuͤnſt- lichen Eiſenwaͤſſern, oder von den genannten bittern Kraͤuter- aufguͤſſen). Ferner ſind hierher zu zaͤhlen das Tragen von Guͤrteln*) mit Eichenrinde und aromatiſchen Kraͤutern ge- fuͤllt, das Emplastrum aromaticum uͤber die regio hypo- gastrica, die geiſtigen Einreibungen daſelbſt und beſonders auch die trocknen Raͤucherungen der Geburtstheile mit Maſtix oder Bernſtein.
§. 396.
Wird nun der weiße Fluß auf die angegebene Weiſe ſtets ſeiner beſondern Entſtehungsweiſe angemeſſen behandelt, ſo wird es vorzuͤglich, wenn das Uebel noch neu iſt, in vie- len Faͤllen gelingen, die vollſtaͤndige Heilung zu bewerkſtelli- gen, wobey nur noch zu erinnern iſt, daß auch, wenn der
*) Denen jedoch H. Wenzel (Krankh. d. Uterus S. 106.) die in die Vagina gelegten, mit Eichenrindenpulver gefuͤllten und wohl auch mit etwas rothem Wein angefeuchteten Saͤckchen uͤberhaupt, und ganz vorzuͤglich beygleichzeitigen falſchen Lagen des Uterus, vorzieht.
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§. 395.
Als indirekt die Secretion vermindernde Mittel betrach-
ten wir diejenigen, welche, indem ſie oͤrtlich die Lebensthaͤ-
tigkeit uͤberhaupt und insbeſondere Arteriellitaͤt und Muskel-
kraft erhoͤhen, antagoniſtiſch die wuchernde Produktivitaͤt der
Schleimhaͤute herabſtimmen. Hierher gehoͤrt nun zwar ſchon
die §. 391. eroͤrterte allgemeine Behandlung, allein noch mehr
die Anwendung toniſcher Mittel auf die leidenden Organe
ſelbſt. Dahin ſind aber zu zaͤhlen die Abkochungen der Ei-
chen-, Ulmen- oder Weidenrinde, ſo wie der Gallaͤpfel, die
Aufguͤſſe der Hb. Serpilli, Absinthii, bey mehr torpiden
Koͤrpern vermiſcht mit fluͤchtig reizenden Stoffen, mit rothem
Wein oder etwas Branntwein, bey ſehr ſenſibeln Koͤrpern
mit einem Aufguſſe der Valeriana, des Hyoſcyamus, mit
einigen Tropfen der TR. thebaica, und wieder entweder als
Einſpritzungen oder als Waſchungen, oder endlich auch als
allgemeine Baͤder (Lohbaͤder, Baͤder von natuͤrlichen oder kuͤnſt-
lichen Eiſenwaͤſſern, oder von den genannten bittern Kraͤuter-
aufguͤſſen). Ferner ſind hierher zu zaͤhlen das Tragen von
Guͤrteln *) mit Eichenrinde und aromatiſchen Kraͤutern ge-
fuͤllt, das Emplastrum aromaticum uͤber die regio hypo-
gastrica, die geiſtigen Einreibungen daſelbſt und beſonders
auch die trocknen Raͤucherungen der Geburtstheile mit Maſtix
oder Bernſtein.
§. 396.
Wird nun der weiße Fluß auf die angegebene Weiſe
ſtets ſeiner beſondern Entſtehungsweiſe angemeſſen behandelt,
ſo wird es vorzuͤglich, wenn das Uebel noch neu iſt, in vie-
len Faͤllen gelingen, die vollſtaͤndige Heilung zu bewerkſtelli-
gen, wobey nur noch zu erinnern iſt, daß auch, wenn der
*) Denen jedoch H. Wenzel (Krankh. d. Uterus S. 106.) die in die
Vagina gelegten, mit Eichenrindenpulver gefuͤllten und wohl auch
mit etwas rothem Wein angefeuchteten Saͤckchen uͤberhaupt, und
ganz vorzuͤglich beygleichzeitigen falſchen Lagen des Uterus, vorzieht.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/327>, abgerufen am 17.06.2024.
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