wenn sich durch eine vielleicht für einige Zeit unterhaltene anderweitige Absonderung (z. B. ein Foutanell) diese krank- hafte Secretion ersetzen und dem Organismus endlich ganz unnöthig machen läßt, diese Gelegenheit ergreifen wird, um die radicale Heilung zu bewerkstelligen.
4. Wassersucht der nicht schwangern Gebärmutter (Hydrometra).
§. 399.
Theils in den zeugungsfähigen Jahren, und zwar vor- züglich bey Frauen, welche mehrere Male geboren haben, theils aber auch noch im spätern Alter und bey erlöschender Geschlechtsthätigkeit bilden sich zuweilen Wasseransammlungen in der Gebärmutter, welche man, je nachdem der Ort ist, an welchem die Anhäufung geschieht, in die Wassersucht der Gebärmutterhöhle, wenn das Wasser frey in der letztern stagnirt (Hydrometra ascitica), in die Wasser- sucht der Gebärmuttersubstanz (Hydrometra oede- matosa), wo das Wasser das schwammige Gewebe der Ge- härmutterwände erfüllt, und in Blasenwassersucht der Gebärmutter (Hydrometra hydatica) abtheilt. Bey der letztern Form ist das Wasser in kleinern oder größern Blasen eingeschlossen, und es wird sonach durch diese, hier wie an andern Theilen des Körpers, und zwar ohne Zeugung ent- stehenden Aftergebilde ein wahrer Uebergang hergestellt zu den durch Zeugung entstehenden falschen Früchten oder Molen, besonders den sogenannten Traubenmolen, von welchen im zweyten Theile die Rede seyn wird.*)
*) Daß aber Hydrometra hydatica nicht etwa bloße Molenschwanger- schaft sey, beweisen die von Dreißig (Handb. d. Pathologie der chron. Krankh. Bd. 2. S. 484.) gesammelten Beyspiele derselben in Jungfrauen und bejahrten Frauen.
wenn ſich durch eine vielleicht fuͤr einige Zeit unterhaltene anderweitige Abſonderung (z. B. ein Foutanell) dieſe krank- hafte Secretion erſetzen und dem Organismus endlich ganz unnoͤthig machen laͤßt, dieſe Gelegenheit ergreifen wird, um die radicale Heilung zu bewerkſtelligen.
4. Waſſerſucht der nicht ſchwangern Gebaͤrmutter (Hydrometra).
§. 399.
Theils in den zeugungsfaͤhigen Jahren, und zwar vor- zuͤglich bey Frauen, welche mehrere Male geboren haben, theils aber auch noch im ſpaͤtern Alter und bey erloͤſchender Geſchlechtsthaͤtigkeit bilden ſich zuweilen Waſſeranſammlungen in der Gebaͤrmutter, welche man, je nachdem der Ort iſt, an welchem die Anhaͤufung geſchieht, in die Waſſerſucht der Gebaͤrmutterhoͤhle, wenn das Waſſer frey in der letztern ſtagnirt (Hydrometra ascitica), in die Waſſer- ſucht der Gebaͤrmutterſubſtanz (Hydrometra oede- matosa), wo das Waſſer das ſchwammige Gewebe der Ge- haͤrmutterwaͤnde erfuͤllt, und in Blaſenwaſſerſucht der Gebaͤrmutter (Hydrometra hydatica) abtheilt. Bey der letztern Form iſt das Waſſer in kleinern oder groͤßern Blaſen eingeſchloſſen, und es wird ſonach durch dieſe, hier wie an andern Theilen des Koͤrpers, und zwar ohne Zeugung ent- ſtehenden Aftergebilde ein wahrer Uebergang hergeſtellt zu den durch Zeugung entſtehenden falſchen Fruͤchten oder Molen, beſonders den ſogenannten Traubenmolen, von welchen im zweyten Theile die Rede ſeyn wird.*)
*) Daß aber Hydrometra hydatica nicht etwa bloße Molenſchwanger- ſchaft ſey, beweiſen die von Dreißig (Handb. d. Pathologie der chron. Krankh. Bd. 2. S. 484.) geſammelten Beyſpiele derſelben in Jungfrauen und bejahrten Frauen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0329"n="309"/>
wenn ſich durch eine vielleicht fuͤr einige Zeit unterhaltene<lb/>
anderweitige Abſonderung (z. B. ein Foutanell) dieſe krank-<lb/>
hafte Secretion erſetzen und dem Organismus endlich ganz<lb/>
unnoͤthig machen laͤßt, dieſe Gelegenheit ergreifen wird, um<lb/>
die radicale Heilung zu bewerkſtelligen.</p></div></div><lb/><divn="9"><head>4.<lb/><hirendition="#g">Waſſerſucht der nicht ſchwangern Gebaͤrmutter</hi><lb/>
(<hirendition="#aq">Hydrometra</hi>).</head><lb/><divn="10"><head>§. 399.</head><lb/><p>Theils in den zeugungsfaͤhigen Jahren, und zwar vor-<lb/>
zuͤglich bey Frauen, welche mehrere Male geboren haben,<lb/>
theils aber auch noch im ſpaͤtern Alter und bey erloͤſchender<lb/>
Geſchlechtsthaͤtigkeit bilden ſich zuweilen Waſſeranſammlungen<lb/>
in der Gebaͤrmutter, welche man, je nachdem der Ort iſt,<lb/>
an welchem die Anhaͤufung geſchieht, in die <hirendition="#g">Waſſerſucht<lb/>
der Gebaͤrmutterhoͤhle</hi>, wenn das Waſſer frey in der<lb/>
letztern ſtagnirt (<hirendition="#aq">Hydrometra ascitica</hi>), in die <hirendition="#g">Waſſer-<lb/>ſucht der Gebaͤrmutterſubſtanz</hi> (<hirendition="#aq">Hydrometra oede-<lb/>
matosa</hi>), wo das Waſſer das ſchwammige Gewebe der Ge-<lb/>
haͤrmutterwaͤnde erfuͤllt, und in <hirendition="#g">Blaſenwaſſerſucht der<lb/>
Gebaͤrmutter</hi> (<hirendition="#aq">Hydrometra hydatica</hi>) abtheilt. Bey der<lb/>
letztern Form iſt das Waſſer in kleinern oder groͤßern Blaſen<lb/>
eingeſchloſſen, und es wird ſonach durch dieſe, hier wie an<lb/>
andern Theilen des Koͤrpers, und zwar ohne Zeugung ent-<lb/>ſtehenden Aftergebilde ein wahrer Uebergang hergeſtellt zu den<lb/>
durch Zeugung entſtehenden falſchen Fruͤchten oder Molen,<lb/>
beſonders den ſogenannten Traubenmolen, von welchen im<lb/>
zweyten Theile die Rede ſeyn wird.<noteplace="foot"n="*)">Daß aber <hirendition="#aq">Hydrometra hydatica</hi> nicht etwa bloße Molenſchwanger-<lb/>ſchaft ſey, beweiſen die von <hirendition="#g">Dreißig</hi> (Handb. d. Pathologie der<lb/>
chron. Krankh. Bd. 2. S. 484.) geſammelten Beyſpiele derſelben in<lb/>
Jungfrauen und bejahrten Frauen.</note></p></div><lb/></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[309/0329]
wenn ſich durch eine vielleicht fuͤr einige Zeit unterhaltene
anderweitige Abſonderung (z. B. ein Foutanell) dieſe krank-
hafte Secretion erſetzen und dem Organismus endlich ganz
unnoͤthig machen laͤßt, dieſe Gelegenheit ergreifen wird, um
die radicale Heilung zu bewerkſtelligen.
4.
Waſſerſucht der nicht ſchwangern Gebaͤrmutter
(Hydrometra).
§. 399.
Theils in den zeugungsfaͤhigen Jahren, und zwar vor-
zuͤglich bey Frauen, welche mehrere Male geboren haben,
theils aber auch noch im ſpaͤtern Alter und bey erloͤſchender
Geſchlechtsthaͤtigkeit bilden ſich zuweilen Waſſeranſammlungen
in der Gebaͤrmutter, welche man, je nachdem der Ort iſt,
an welchem die Anhaͤufung geſchieht, in die Waſſerſucht
der Gebaͤrmutterhoͤhle, wenn das Waſſer frey in der
letztern ſtagnirt (Hydrometra ascitica), in die Waſſer-
ſucht der Gebaͤrmutterſubſtanz (Hydrometra oede-
matosa), wo das Waſſer das ſchwammige Gewebe der Ge-
haͤrmutterwaͤnde erfuͤllt, und in Blaſenwaſſerſucht der
Gebaͤrmutter (Hydrometra hydatica) abtheilt. Bey der
letztern Form iſt das Waſſer in kleinern oder groͤßern Blaſen
eingeſchloſſen, und es wird ſonach durch dieſe, hier wie an
andern Theilen des Koͤrpers, und zwar ohne Zeugung ent-
ſtehenden Aftergebilde ein wahrer Uebergang hergeſtellt zu den
durch Zeugung entſtehenden falſchen Fruͤchten oder Molen,
beſonders den ſogenannten Traubenmolen, von welchen im
zweyten Theile die Rede ſeyn wird. *)
*) Daß aber Hydrometra hydatica nicht etwa bloße Molenſchwanger-
ſchaft ſey, beweiſen die von Dreißig (Handb. d. Pathologie der
chron. Krankh. Bd. 2. S. 484.) geſammelten Beyſpiele derſelben in
Jungfrauen und bejahrten Frauen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/329>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.