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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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§. 429.

Von dem Verlaufe, welchen dieses Uebel zu nehmen
pflegt, ist bereits in den vorigen §§. bey der Kennzeichen-
lehre die Rede gewesen, woraus sich denn auch schon die hier
zu stellende Prognose fast von selbst ergiebt, über welche wir
daher nur noch Folgendes erinnern. Nothwendig nämlich äu-
ßert sich der Nachtheil derselben zuerst in den Functionen des
Geschlechtssystems, in Unordnungen der Menstruation und
entweder in völliger Hinderung der Empfängniß oder öfterer
Veranlassung unzeitiger Geburten, in Veranlassung abnormer
Lagen der Gebärmutter, Veranlassung zu Metrorrhagien, Leu-
korrhöe, ja selbst durch anhaltenden Druck des Polypen auf
die Muttermundsränder zu skirrhösen Indurationen derselben.
Späterhin droht das Uebel eben so der allgemeinen Lebens-
thätigkeit Gefahr. Die Prognose wird daher Rücksicht neh-
men zunächst auf die Dauer des Uebels und auf den Grad,
welchen dasselbe erreicht hat; ferner auf den Sitz des Poly-
pen, in wiefern dieser für die Leichtigkeit oder Schwierigkeit
der Operation wichtig ist, dann auf die übrigen, durch den
Polypen bereits veranlaßten örtlichen Leiden, als Vorfälle
der Gebärmutter u. s. w., endlich aber insbesondre auf den
Zustand der allgemeinen Reproduction und Lebenskraft. Daß
übrigens selbst sehr große Polypen nicht nur glücklich besei-
tigt werden können, sondern selbst Schwangerschaften zuwei-
len bald nachher wieder eintreten und regelmäßig verlaufen,
beweist eine von Sauter erzählte Beobachtung. *)

§. 430.

Behandlung. Das Wesentlichste derselben ist na-
türlich die Entfernung dieser Aftergebilde selbst, da dieselbe
hier weit mehr als in den früher betrachteten Degenerationen
erleichtert ist. Zu diesem Endzwecke nun stehen vorzüglich
zwey Wege offen, erstens die Unterbindung, zweytens die

*) S. B. v. Siebold's Chiron. Bd. II. St. 2. S. 427.
§. 429.

Von dem Verlaufe, welchen dieſes Uebel zu nehmen
pflegt, iſt bereits in den vorigen §§. bey der Kennzeichen-
lehre die Rede geweſen, woraus ſich denn auch ſchon die hier
zu ſtellende Prognoſe faſt von ſelbſt ergiebt, uͤber welche wir
daher nur noch Folgendes erinnern. Nothwendig naͤmlich aͤu-
ßert ſich der Nachtheil derſelben zuerſt in den Functionen des
Geſchlechtsſyſtems, in Unordnungen der Menſtruation und
entweder in voͤlliger Hinderung der Empfaͤngniß oder oͤfterer
Veranlaſſung unzeitiger Geburten, in Veranlaſſung abnormer
Lagen der Gebaͤrmutter, Veranlaſſung zu Metrorrhagien, Leu-
korrhoͤe, ja ſelbſt durch anhaltenden Druck des Polypen auf
die Muttermundsraͤnder zu ſkirrhoͤſen Indurationen derſelben.
Spaͤterhin droht das Uebel eben ſo der allgemeinen Lebens-
thaͤtigkeit Gefahr. Die Prognoſe wird daher Ruͤckſicht neh-
men zunaͤchſt auf die Dauer des Uebels und auf den Grad,
welchen daſſelbe erreicht hat; ferner auf den Sitz des Poly-
pen, in wiefern dieſer fuͤr die Leichtigkeit oder Schwierigkeit
der Operation wichtig iſt, dann auf die uͤbrigen, durch den
Polypen bereits veranlaßten oͤrtlichen Leiden, als Vorfaͤlle
der Gebaͤrmutter u. ſ. w., endlich aber insbeſondre auf den
Zuſtand der allgemeinen Reproduction und Lebenskraft. Daß
uͤbrigens ſelbſt ſehr große Polypen nicht nur gluͤcklich beſei-
tigt werden koͤnnen, ſondern ſelbſt Schwangerſchaften zuwei-
len bald nachher wieder eintreten und regelmaͤßig verlaufen,
beweiſt eine von Sauter erzaͤhlte Beobachtung. *)

§. 430.

Behandlung. Das Weſentlichſte derſelben iſt na-
tuͤrlich die Entfernung dieſer Aftergebilde ſelbſt, da dieſelbe
hier weit mehr als in den fruͤher betrachteten Degenerationen
erleichtert iſt. Zu dieſem Endzwecke nun ſtehen vorzuͤglich
zwey Wege offen, erſtens die Unterbindung, zweytens die

*) S. B. v. Siebold’s Chiron. Bd. II. St. 2. S. 427.
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[332/0352] §. 429. Von dem Verlaufe, welchen dieſes Uebel zu nehmen pflegt, iſt bereits in den vorigen §§. bey der Kennzeichen- lehre die Rede geweſen, woraus ſich denn auch ſchon die hier zu ſtellende Prognoſe faſt von ſelbſt ergiebt, uͤber welche wir daher nur noch Folgendes erinnern. Nothwendig naͤmlich aͤu- ßert ſich der Nachtheil derſelben zuerſt in den Functionen des Geſchlechtsſyſtems, in Unordnungen der Menſtruation und entweder in voͤlliger Hinderung der Empfaͤngniß oder oͤfterer Veranlaſſung unzeitiger Geburten, in Veranlaſſung abnormer Lagen der Gebaͤrmutter, Veranlaſſung zu Metrorrhagien, Leu- korrhoͤe, ja ſelbſt durch anhaltenden Druck des Polypen auf die Muttermundsraͤnder zu ſkirrhoͤſen Indurationen derſelben. Spaͤterhin droht das Uebel eben ſo der allgemeinen Lebens- thaͤtigkeit Gefahr. Die Prognoſe wird daher Ruͤckſicht neh- men zunaͤchſt auf die Dauer des Uebels und auf den Grad, welchen daſſelbe erreicht hat; ferner auf den Sitz des Poly- pen, in wiefern dieſer fuͤr die Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Operation wichtig iſt, dann auf die uͤbrigen, durch den Polypen bereits veranlaßten oͤrtlichen Leiden, als Vorfaͤlle der Gebaͤrmutter u. ſ. w., endlich aber insbeſondre auf den Zuſtand der allgemeinen Reproduction und Lebenskraft. Daß uͤbrigens ſelbſt ſehr große Polypen nicht nur gluͤcklich beſei- tigt werden koͤnnen, ſondern ſelbſt Schwangerſchaften zuwei- len bald nachher wieder eintreten und regelmaͤßig verlaufen, beweiſt eine von Sauter erzaͤhlte Beobachtung. *) §. 430. Behandlung. Das Weſentlichſte derſelben iſt na- tuͤrlich die Entfernung dieſer Aftergebilde ſelbſt, da dieſelbe hier weit mehr als in den fruͤher betrachteten Degenerationen erleichtert iſt. Zu dieſem Endzwecke nun ſtehen vorzuͤglich zwey Wege offen, erſtens die Unterbindung, zweytens die *) S. B. v. Siebold’s Chiron. Bd. II. St. 2. S. 427.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/352>, abgerufen am 22.11.2024.