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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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pfohlene Belladonna zu einem halben bis 1 Gran An-
wendung.

§. 462.

Wir kommen endlich zur Erwägung der, einer dynamisch
so schwer zu heilenden Krankheit noch durch unmittelbare Ab-
trennung des Krankhaften von dem Gesunden, Hülfe verspre-
chenden Operation, und müssen hierbey zuerst die Frage auf-
werfen, ob überhaupt man berechtigt sey, von der Operation
hier wahrhafte Heilung zu erwarten, welches, so lange man
den örtlich kranken Zustand als bloßes Produkt allgemeiner
Abnormität ansieht, wohl verneint werden müßte. Aus den
Untersuchungen über die Entstehung des Krebsgeschwürs hatte
sich indeß ergeben, daß, wenn dieselbe auch allerdings zum
Theil durch das Allgemeine bedingt werde, doch auch eine
bedeutende Reaction auf das Allgemeine Statt finde, und
wir können hieraus folgern, daß, wenn auch das bloße Hin-
wegschaffen der krankhaft umgeänderten Partie nicht als voll-
kommen die Heilung bewerkstelligend zu betrachten sey, doch
diese dadurch in einem wesentlichen Theile vollbracht und das
gesammte Heilungsgeschäft ausnehmend begünstigt werden
könne.

§. 463.

Im Allgemeinen wird sonach die Operation um so mehr
leisten, a) je lokaler die Entstehung des Uebels ist (z. B. wo
sie bloß von Druck eines Mutterkranzes abhing); b) je we-
niger dasselbe sich bereits ausgebreitet hat, und jemehr es
auf einen oder einige Punkte der Vaginalportion eingeschränkt
ist; c) je mehr die Krankheit noch auf der Stufe bloßer
skirrhöser Induration verweilt, je neuer folglich ihre Ent-
stehung ist; d) je besser die allgemeine körperliche Constitution
ist, und je weniger von dieser Seite aus, etwa durch lang-
wierige Störungen im Lymphsystem u. s. w. zur Entstehung
der örtlichen Abnormität beygetragen worden war; e) je gün-
stiger die äußern Verhältnisse einer weitern zweckmäßigen Ein-
richtung von Diät und Lebensordnung sind, um auf diesem

pfohlene Belladonna zu einem halben bis 1 Gran An-
wendung.

§. 462.

Wir kommen endlich zur Erwaͤgung der, einer dynamiſch
ſo ſchwer zu heilenden Krankheit noch durch unmittelbare Ab-
trennung des Krankhaften von dem Geſunden, Huͤlfe verſpre-
chenden Operation, und muͤſſen hierbey zuerſt die Frage auf-
werfen, ob uͤberhaupt man berechtigt ſey, von der Operation
hier wahrhafte Heilung zu erwarten, welches, ſo lange man
den oͤrtlich kranken Zuſtand als bloßes Produkt allgemeiner
Abnormitaͤt anſieht, wohl verneint werden muͤßte. Aus den
Unterſuchungen uͤber die Entſtehung des Krebsgeſchwuͤrs hatte
ſich indeß ergeben, daß, wenn dieſelbe auch allerdings zum
Theil durch das Allgemeine bedingt werde, doch auch eine
bedeutende Reaction auf das Allgemeine Statt finde, und
wir koͤnnen hieraus folgern, daß, wenn auch das bloße Hin-
wegſchaffen der krankhaft umgeaͤnderten Partie nicht als voll-
kommen die Heilung bewerkſtelligend zu betrachten ſey, doch
dieſe dadurch in einem weſentlichen Theile vollbracht und das
geſammte Heilungsgeſchaͤft ausnehmend beguͤnſtigt werden
koͤnne.

§. 463.

Im Allgemeinen wird ſonach die Operation um ſo mehr
leiſten, a) je lokaler die Entſtehung des Uebels iſt (z. B. wo
ſie bloß von Druck eines Mutterkranzes abhing); b) je we-
niger daſſelbe ſich bereits ausgebreitet hat, und jemehr es
auf einen oder einige Punkte der Vaginalportion eingeſchraͤnkt
iſt; c) je mehr die Krankheit noch auf der Stufe bloßer
ſkirrhoͤſer Induration verweilt, je neuer folglich ihre Ent-
ſtehung iſt; d) je beſſer die allgemeine koͤrperliche Conſtitution
iſt, und je weniger von dieſer Seite aus, etwa durch lang-
wierige Stoͤrungen im Lymphſyſtem u. ſ. w. zur Entſtehung
der oͤrtlichen Abnormitaͤt beygetragen worden war; e) je guͤn-
ſtiger die aͤußern Verhaͤltniſſe einer weitern zweckmaͤßigen Ein-
richtung von Diaͤt und Lebensordnung ſind, um auf dieſem

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[355/0375] pfohlene Belladonna zu einem halben bis 1 Gran An- wendung. §. 462. Wir kommen endlich zur Erwaͤgung der, einer dynamiſch ſo ſchwer zu heilenden Krankheit noch durch unmittelbare Ab- trennung des Krankhaften von dem Geſunden, Huͤlfe verſpre- chenden Operation, und muͤſſen hierbey zuerſt die Frage auf- werfen, ob uͤberhaupt man berechtigt ſey, von der Operation hier wahrhafte Heilung zu erwarten, welches, ſo lange man den oͤrtlich kranken Zuſtand als bloßes Produkt allgemeiner Abnormitaͤt anſieht, wohl verneint werden muͤßte. Aus den Unterſuchungen uͤber die Entſtehung des Krebsgeſchwuͤrs hatte ſich indeß ergeben, daß, wenn dieſelbe auch allerdings zum Theil durch das Allgemeine bedingt werde, doch auch eine bedeutende Reaction auf das Allgemeine Statt finde, und wir koͤnnen hieraus folgern, daß, wenn auch das bloße Hin- wegſchaffen der krankhaft umgeaͤnderten Partie nicht als voll- kommen die Heilung bewerkſtelligend zu betrachten ſey, doch dieſe dadurch in einem weſentlichen Theile vollbracht und das geſammte Heilungsgeſchaͤft ausnehmend beguͤnſtigt werden koͤnne. §. 463. Im Allgemeinen wird ſonach die Operation um ſo mehr leiſten, a) je lokaler die Entſtehung des Uebels iſt (z. B. wo ſie bloß von Druck eines Mutterkranzes abhing); b) je we- niger daſſelbe ſich bereits ausgebreitet hat, und jemehr es auf einen oder einige Punkte der Vaginalportion eingeſchraͤnkt iſt; c) je mehr die Krankheit noch auf der Stufe bloßer ſkirrhoͤſer Induration verweilt, je neuer folglich ihre Ent- ſtehung iſt; d) je beſſer die allgemeine koͤrperliche Conſtitution iſt, und je weniger von dieſer Seite aus, etwa durch lang- wierige Stoͤrungen im Lymphſyſtem u. ſ. w. zur Entſtehung der oͤrtlichen Abnormitaͤt beygetragen worden war; e) je guͤn- ſtiger die aͤußern Verhaͤltniſſe einer weitern zweckmaͤßigen Ein- richtung von Diaͤt und Lebensordnung ſind, um auf dieſem

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/375>, abgerufen am 24.11.2024.