Wege und unter Zuziehung zweckmäßiger Arzneymittel die Herstellung eines allgemeinen Normalzustandes zu erlangen.
§. 464.
Findet das Gegentheil von den im vorigen Paragraph namhaft gemachten Punkten Statt, ist namentlich das Krebs- geschwür bereits ausgebrochen, so wird der Erfolg der Operation um so unsicherer; ja man darf behaupten, daß sie gar nicht mehr vorzunehmen sey, sobald a) bereits die dem Uterus be- nachbarten Organe von der geschwürigen Zerstörung mit be- fallen sind; b) bey offenem Krebsgeschwür die allgemeinen organischen Systeme dergestalt erkrankt sind, daß theils Wie- dereintritt der krankhaften örtlichen Metamorphose (als Pro- dukt allgemeinen Krankseyns) zu befürchten steht, theils selbst die Heilung und Regeneration der operirten Stelle nicht zu erwarten ist.
§. 465.
Die Operationsmethoden selbst lassen sich eintheilen in diejenigen, welche die Abtrennung der erkrankten Stelle allein, und in diejenigen, welche die Ausrottung des ganzen Organs zum Zweck haben. -- Zu den erstern gehören die beiden Methoden des Hrn. Hofrath Osiander, welchem das Ver- dienst zukommt, in neuerer Zeit zuerst darauf, daß bey die- sem fürchterlichen Uebel durch die Operation doch zuweilen Hülfe möglich bleibe, aufmerksam gemacht und seine Em- pfehlung durch die That bewiesen zu haben. -- Die Schwie- rigkeit der Operation wird nämlich hierbey vorzüglich durch die Verborgenheit des Ortes, an welchem operirt werden muß, gebildet, und fällt daher größtentheils hinweg unter den Um- ständen, wo der Uterus bereits tief in das kleine Becken, oder vor die äußern Geburtstheile herabgetreten ist, so daß daher auch in diesem Falle wenig anders bey der Exstirpation eines Gebärmutterskirrhus zu verfahren seyn würde, als den Regeln der Chirurgie gemäß bey Ausrottung krebshafter Stel- len in andern Körpertheilen zu verfahren ist. Die Osian- der'sche Methode bezieht sich daher vornehmlich darauf, die
Wege und unter Zuziehung zweckmaͤßiger Arzneymittel die Herſtellung eines allgemeinen Normalzuſtandes zu erlangen.
§. 464.
Findet das Gegentheil von den im vorigen Paragraph namhaft gemachten Punkten Statt, iſt namentlich das Krebs- geſchwuͤr bereits ausgebrochen, ſo wird der Erfolg der Operation um ſo unſicherer; ja man darf behaupten, daß ſie gar nicht mehr vorzunehmen ſey, ſobald a) bereits die dem Uterus be- nachbarten Organe von der geſchwuͤrigen Zerſtoͤrung mit be- fallen ſind; b) bey offenem Krebsgeſchwuͤr die allgemeinen organiſchen Syſteme dergeſtalt erkrankt ſind, daß theils Wie- dereintritt der krankhaften oͤrtlichen Metamorphoſe (als Pro- dukt allgemeinen Krankſeyns) zu befuͤrchten ſteht, theils ſelbſt die Heilung und Regeneration der operirten Stelle nicht zu erwarten iſt.
§. 465.
Die Operationsmethoden ſelbſt laſſen ſich eintheilen in diejenigen, welche die Abtrennung der erkrankten Stelle allein, und in diejenigen, welche die Ausrottung des ganzen Organs zum Zweck haben. — Zu den erſtern gehoͤren die beiden Methoden des Hrn. Hofrath Oſiander, welchem das Ver- dienſt zukommt, in neuerer Zeit zuerſt darauf, daß bey die- ſem fuͤrchterlichen Uebel durch die Operation doch zuweilen Huͤlfe moͤglich bleibe, aufmerkſam gemacht und ſeine Em- pfehlung durch die That bewieſen zu haben. — Die Schwie- rigkeit der Operation wird naͤmlich hierbey vorzuͤglich durch die Verborgenheit des Ortes, an welchem operirt werden muß, gebildet, und faͤllt daher groͤßtentheils hinweg unter den Um- ſtaͤnden, wo der Uterus bereits tief in das kleine Becken, oder vor die aͤußern Geburtstheile herabgetreten iſt, ſo daß daher auch in dieſem Falle wenig anders bey der Exſtirpation eines Gebaͤrmutterſkirrhus zu verfahren ſeyn wuͤrde, als den Regeln der Chirurgie gemaͤß bey Ausrottung krebshafter Stel- len in andern Koͤrpertheilen zu verfahren iſt. Die Oſian- der’ſche Methode bezieht ſich daher vornehmlich darauf, die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0376"n="356"/>
Wege und unter Zuziehung zweckmaͤßiger Arzneymittel die<lb/>
Herſtellung eines allgemeinen Normalzuſtandes zu erlangen.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 464.</head><lb/><p>Findet das Gegentheil von den im vorigen Paragraph<lb/>
namhaft gemachten Punkten Statt, iſt namentlich das Krebs-<lb/>
geſchwuͤr bereits ausgebrochen, ſo wird der Erfolg der Operation<lb/>
um ſo unſicherer; ja man darf behaupten, daß ſie gar nicht<lb/>
mehr vorzunehmen ſey, ſobald <hirendition="#aq">a)</hi> bereits die dem Uterus be-<lb/>
nachbarten Organe von der geſchwuͤrigen Zerſtoͤrung mit be-<lb/>
fallen ſind; <hirendition="#aq">b)</hi> bey offenem Krebsgeſchwuͤr die allgemeinen<lb/>
organiſchen Syſteme dergeſtalt erkrankt ſind, daß theils Wie-<lb/>
dereintritt der krankhaften oͤrtlichen Metamorphoſe (als Pro-<lb/>
dukt allgemeinen Krankſeyns) zu befuͤrchten ſteht, theils ſelbſt<lb/>
die Heilung und Regeneration der operirten Stelle nicht zu<lb/>
erwarten iſt.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 465.</head><lb/><p>Die Operationsmethoden ſelbſt laſſen ſich eintheilen in<lb/>
diejenigen, welche die Abtrennung der erkrankten Stelle allein,<lb/>
und in diejenigen, welche die Ausrottung des ganzen Organs<lb/>
zum Zweck haben. — Zu den erſtern gehoͤren die beiden<lb/>
Methoden des Hrn. Hofrath <hirendition="#g">Oſiander</hi>, welchem das Ver-<lb/>
dienſt zukommt, in neuerer Zeit zuerſt darauf, daß bey die-<lb/>ſem fuͤrchterlichen Uebel durch die Operation doch zuweilen<lb/>
Huͤlfe moͤglich bleibe, aufmerkſam gemacht und ſeine Em-<lb/>
pfehlung durch die That bewieſen zu haben. — Die Schwie-<lb/>
rigkeit der Operation wird naͤmlich hierbey vorzuͤglich durch<lb/>
die Verborgenheit des Ortes, an welchem operirt werden muß,<lb/>
gebildet, und faͤllt daher groͤßtentheils hinweg unter den Um-<lb/>ſtaͤnden, wo der Uterus bereits tief in das kleine Becken,<lb/>
oder vor die aͤußern Geburtstheile herabgetreten iſt, ſo daß<lb/>
daher auch in dieſem Falle wenig anders bey der Exſtirpation<lb/>
eines Gebaͤrmutterſkirrhus zu verfahren ſeyn wuͤrde, als den<lb/>
Regeln der Chirurgie gemaͤß bey Ausrottung krebshafter Stel-<lb/>
len in andern Koͤrpertheilen zu verfahren iſt. Die <hirendition="#g">Oſian-<lb/>
der</hi>’ſche Methode bezieht ſich daher vornehmlich darauf, die<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[356/0376]
Wege und unter Zuziehung zweckmaͤßiger Arzneymittel die
Herſtellung eines allgemeinen Normalzuſtandes zu erlangen.
§. 464.
Findet das Gegentheil von den im vorigen Paragraph
namhaft gemachten Punkten Statt, iſt namentlich das Krebs-
geſchwuͤr bereits ausgebrochen, ſo wird der Erfolg der Operation
um ſo unſicherer; ja man darf behaupten, daß ſie gar nicht
mehr vorzunehmen ſey, ſobald a) bereits die dem Uterus be-
nachbarten Organe von der geſchwuͤrigen Zerſtoͤrung mit be-
fallen ſind; b) bey offenem Krebsgeſchwuͤr die allgemeinen
organiſchen Syſteme dergeſtalt erkrankt ſind, daß theils Wie-
dereintritt der krankhaften oͤrtlichen Metamorphoſe (als Pro-
dukt allgemeinen Krankſeyns) zu befuͤrchten ſteht, theils ſelbſt
die Heilung und Regeneration der operirten Stelle nicht zu
erwarten iſt.
§. 465.
Die Operationsmethoden ſelbſt laſſen ſich eintheilen in
diejenigen, welche die Abtrennung der erkrankten Stelle allein,
und in diejenigen, welche die Ausrottung des ganzen Organs
zum Zweck haben. — Zu den erſtern gehoͤren die beiden
Methoden des Hrn. Hofrath Oſiander, welchem das Ver-
dienſt zukommt, in neuerer Zeit zuerſt darauf, daß bey die-
ſem fuͤrchterlichen Uebel durch die Operation doch zuweilen
Huͤlfe moͤglich bleibe, aufmerkſam gemacht und ſeine Em-
pfehlung durch die That bewieſen zu haben. — Die Schwie-
rigkeit der Operation wird naͤmlich hierbey vorzuͤglich durch
die Verborgenheit des Ortes, an welchem operirt werden muß,
gebildet, und faͤllt daher groͤßtentheils hinweg unter den Um-
ſtaͤnden, wo der Uterus bereits tief in das kleine Becken,
oder vor die aͤußern Geburtstheile herabgetreten iſt, ſo daß
daher auch in dieſem Falle wenig anders bey der Exſtirpation
eines Gebaͤrmutterſkirrhus zu verfahren ſeyn wuͤrde, als den
Regeln der Chirurgie gemaͤß bey Ausrottung krebshafter Stel-
len in andern Koͤrpertheilen zu verfahren iſt. Die Oſian-
der’ſche Methode bezieht ſich daher vornehmlich darauf, die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/376>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.