Nase, den nicht so hervorgehobenen Wangenbeinen, vorzüg- lich aber in dem, dem Kinde so eigenthümlichen Ueberge- wichte des Schädels gegen das Antlitz, welches Verhältniß, obwohl in geringerem Grade, auch am Weibe bemerklich ist. Es steht ferner wieder mit dem Bau des Schädels in ge- naustem Zusammenhange, wenn das Gehirn im Weibe ver- hältnißmäßig größer und schwerer als im Manne gefunden wird, so daß, obwohl das Rückemnark in beiden ziemlich gleich ist *), doch im Weibe das Gehirn, auch im Ver- hältniß zum Rückenmark, mehr als im Manne prädomi- nirt, wobey wir wieder an das im Manne größere, im Weibe schwächere Vermögen willkührlicher Bewegung denken müßen.
§. 23.
Was die Nerven und Gefäße des Weibes betrifft, so finden die erstern sich im Allgemeinen, und ihrem Verhält- niße zum Gehirn nach, so wie das Rückenmark selbst, fei- ner, mit Ausnahme der Riechnerven, welche durch ihre grö- ßere Stärke wieder an die starken Riechnerven des Kindes erinnern. Eben so scheinen dann endlich auch die Arterien im Verhältniße des kleinern Herzens von geringerer Weite (die zu den Geschlechtsorganen gerichteten Stämme ausge- nommen); wenn hingegen die Venen offenbar ein Erweite- rungsvermögen besitzen, welches im männlichen Körper nur selten beobachtet wird, und wodurch diese Gefäße an den wichtigsten Funktionen des weiblichen Körpers auf das Ent- schiedenste Theil nehmen. Eine ähnliche Bewandtniß scheint es mit den Saugadern zu haben, deren hier größere Ent- wicklung und Thätigkeit mit dem schnellern organischen Stoff- wechsel des weiblichen Körpers in genauer Verbindung steht.
§. 24.
Endlich, nachdem wir allgemeine Körpergröße, so wie die Verhältniße der einzelnen Körpergegenden und der wich- tigern innern Organe betrachtet haben, bleibt uns noch die
*) Ich fand es bey einigen Wägungen ganz gleich.
Naſe, den nicht ſo hervorgehobenen Wangenbeinen, vorzuͤg- lich aber in dem, dem Kinde ſo eigenthuͤmlichen Ueberge- wichte des Schaͤdels gegen das Antlitz, welches Verhaͤltniß, obwohl in geringerem Grade, auch am Weibe bemerklich iſt. Es ſteht ferner wieder mit dem Bau des Schaͤdels in ge- nauſtem Zuſammenhange, wenn das Gehirn im Weibe ver- haͤltnißmaͤßig groͤßer und ſchwerer als im Manne gefunden wird, ſo daß, obwohl das Ruͤckemnark in beiden ziemlich gleich iſt *), doch im Weibe das Gehirn, auch im Ver- haͤltniß zum Ruͤckenmark, mehr als im Manne praͤdomi- nirt, wobey wir wieder an das im Manne groͤßere, im Weibe ſchwaͤchere Vermoͤgen willkuͤhrlicher Bewegung denken muͤßen.
§. 23.
Was die Nerven und Gefaͤße des Weibes betrifft, ſo finden die erſtern ſich im Allgemeinen, und ihrem Verhaͤlt- niße zum Gehirn nach, ſo wie das Ruͤckenmark ſelbſt, fei- ner, mit Ausnahme der Riechnerven, welche durch ihre groͤ- ßere Staͤrke wieder an die ſtarken Riechnerven des Kindes erinnern. Eben ſo ſcheinen dann endlich auch die Arterien im Verhaͤltniße des kleinern Herzens von geringerer Weite (die zu den Geſchlechtsorganen gerichteten Staͤmme ausge- nommen); wenn hingegen die Venen offenbar ein Erweite- rungsvermoͤgen beſitzen, welches im maͤnnlichen Koͤrper nur ſelten beobachtet wird, und wodurch dieſe Gefaͤße an den wichtigſten Funktionen des weiblichen Koͤrpers auf das Ent- ſchiedenſte Theil nehmen. Eine aͤhnliche Bewandtniß ſcheint es mit den Saugadern zu haben, deren hier groͤßere Ent- wicklung und Thaͤtigkeit mit dem ſchnellern organiſchen Stoff- wechſel des weiblichen Koͤrpers in genauer Verbindung ſteht.
§. 24.
Endlich, nachdem wir allgemeine Koͤrpergroͤße, ſo wie die Verhaͤltniße der einzelnen Koͤrpergegenden und der wich- tigern innern Organe betrachtet haben, bleibt uns noch die
*) Ich fand es bey einigen Waͤgungen ganz gleich.
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Naſe, den nicht ſo hervorgehobenen Wangenbeinen, vorzuͤg-
lich aber in dem, dem Kinde ſo eigenthuͤmlichen Ueberge-
wichte des Schaͤdels gegen das Antlitz, welches Verhaͤltniß,
obwohl in geringerem Grade, auch am Weibe bemerklich iſt.
Es ſteht ferner wieder mit dem Bau des Schaͤdels in ge-
nauſtem Zuſammenhange, wenn das Gehirn im Weibe ver-
haͤltnißmaͤßig groͤßer und ſchwerer als im Manne gefunden
wird, ſo daß, obwohl das Ruͤckemnark in beiden ziemlich
gleich iſt *), doch im Weibe das Gehirn, auch im Ver-
haͤltniß zum Ruͤckenmark, mehr als im Manne praͤdomi-
nirt, wobey wir wieder an das im Manne groͤßere, im
Weibe ſchwaͤchere Vermoͤgen willkuͤhrlicher Bewegung denken
muͤßen.
§. 23.
Was die Nerven und Gefaͤße des Weibes betrifft, ſo
finden die erſtern ſich im Allgemeinen, und ihrem Verhaͤlt-
niße zum Gehirn nach, ſo wie das Ruͤckenmark ſelbſt, fei-
ner, mit Ausnahme der Riechnerven, welche durch ihre groͤ-
ßere Staͤrke wieder an die ſtarken Riechnerven des Kindes
erinnern. Eben ſo ſcheinen dann endlich auch die Arterien
im Verhaͤltniße des kleinern Herzens von geringerer Weite
(die zu den Geſchlechtsorganen gerichteten Staͤmme ausge-
nommen); wenn hingegen die Venen offenbar ein Erweite-
rungsvermoͤgen beſitzen, welches im maͤnnlichen Koͤrper nur
ſelten beobachtet wird, und wodurch dieſe Gefaͤße an den
wichtigſten Funktionen des weiblichen Koͤrpers auf das Ent-
ſchiedenſte Theil nehmen. Eine aͤhnliche Bewandtniß ſcheint
es mit den Saugadern zu haben, deren hier groͤßere Ent-
wicklung und Thaͤtigkeit mit dem ſchnellern organiſchen Stoff-
wechſel des weiblichen Koͤrpers in genauer Verbindung ſteht.
§. 24.
Endlich, nachdem wir allgemeine Koͤrpergroͤße, ſo wie
die Verhaͤltniße der einzelnen Koͤrpergegenden und der wich-
tigern innern Organe betrachtet haben, bleibt uns noch die
*) Ich fand es bey einigen Waͤgungen ganz gleich.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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