man das Lokalleiden fürs erste völlig beseitigen kann, um so- dann auch den Ursechen, welche im Allgemeinen liegen, ent- gegen zu arbeiten. So lange daher die Natur des Uebels eine vollständige Ausrottung der kranken Stellen verstat- tet, sobald die Entstehung desselben mehr durch lokale Ein- wirkungen bedingt war, und zugleich die allgemeine repro- duktive Kraft nicht allzusehr gesunken ist, darf und muß so- gar die Operation als eins der wesentlichsten Mittel zur Ret- tung der Kranken angesehen werden, indem sie selbst im un- glücklichsten Falle der Wiedererzeugung des Knotens, doch eine bedeutende Verzögerung des Ueberganges in den offenen Krebs bewirken wird. *)
§. 594.
Beschleunigt muß insbesondre die Operation werden, wenn plötzliche Vergrößerung oder Verhärtung des Knotens, so wie die herannahende klimakterische Periode, befürchten las- sen, daß der Uebergang in das offene Krebsgeschwür herau- nahe; nicht zu unternehmen ist sie hingegen, wenn der Skir- rhus mit den benachbarten Theilen bereits zu fest verwachsen ist, als daß vollkommne Ausschälung zu hoffen wäre, wenn die Achseldrüsen zugleich mit verhärtet sind u. s. w., in wel- chen Fällen vielmehr die Operation sicher den Uebergang in das offene Krebsgeschwür durch Veranlassen bösartiger Ge- schwürigkeit in den zurückgebliebenen skirrhösen Stellen zur Folge haben würde. -- Nun sind aber bey offenem Geschwür gewöhnlich diese Verwachsungen sehr entwickelt vorhanden; es ist zugleich meistens das allgemeine Befinden bereits zu tief erschüttert, und daher kann auch hier nur sehr selten (allenfalls beym ersten Ausbruche des Geschwürs mittelst Am- putation der ganzen Brust) die Operation Statt finden.
*) Ueber das Unternehmen, den Brustkrebs, so wie den Gebärmutter- krebs durch Operation zu heilen, s. m. insbesondre noch: F. J. Bey- erle üb. d. Krebs der Gebärmutter. Manh. 1818.
man das Lokalleiden fuͤrs erſte voͤllig beſeitigen kann, um ſo- dann auch den Urſechen, welche im Allgemeinen liegen, ent- gegen zu arbeiten. So lange daher die Natur des Uebels eine vollſtaͤndige Ausrottung der kranken Stellen verſtat- tet, ſobald die Entſtehung deſſelben mehr durch lokale Ein- wirkungen bedingt war, und zugleich die allgemeine repro- duktive Kraft nicht allzuſehr geſunken iſt, darf und muß ſo- gar die Operation als eins der weſentlichſten Mittel zur Ret- tung der Kranken angeſehen werden, indem ſie ſelbſt im un- gluͤcklichſten Falle der Wiedererzeugung des Knotens, doch eine bedeutende Verzoͤgerung des Ueberganges in den offenen Krebs bewirken wird. *)
§. 594.
Beſchleunigt muß insbeſondre die Operation werden, wenn ploͤtzliche Vergroͤßerung oder Verhaͤrtung des Knotens, ſo wie die herannahende klimakteriſche Periode, befuͤrchten laſ- ſen, daß der Uebergang in das offene Krebsgeſchwuͤr herau- nahe; nicht zu unternehmen iſt ſie hingegen, wenn der Skir- rhus mit den benachbarten Theilen bereits zu feſt verwachſen iſt, als daß vollkommne Ausſchaͤlung zu hoffen waͤre, wenn die Achſeldruͤſen zugleich mit verhaͤrtet ſind u. ſ. w., in wel- chen Faͤllen vielmehr die Operation ſicher den Uebergang in das offene Krebsgeſchwuͤr durch Veranlaſſen boͤsartiger Ge- ſchwuͤrigkeit in den zuruͤckgebliebenen ſkirrhoͤſen Stellen zur Folge haben wuͤrde. — Nun ſind aber bey offenem Geſchwuͤr gewoͤhnlich dieſe Verwachſungen ſehr entwickelt vorhanden; es iſt zugleich meiſtens das allgemeine Befinden bereits zu tief erſchuͤttert, und daher kann auch hier nur ſehr ſelten (allenfalls beym erſten Ausbruche des Geſchwuͤrs mittelſt Am- putation der ganzen Bruſt) die Operation Statt finden.
*) Ueber das Unternehmen, den Bruſtkrebs, ſo wie den Gebaͤrmutter- krebs durch Operation zu heilen, ſ. m. insbeſondre noch: F. J. Bey- erle uͤb. d. Krebs der Gebaͤrmutter. Manh. 1818.
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man das Lokalleiden fuͤrs erſte voͤllig beſeitigen kann, um ſo-
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gegen zu arbeiten. So lange daher die Natur des Uebels
eine vollſtaͤndige Ausrottung der kranken Stellen verſtat-
tet, ſobald die Entſtehung deſſelben mehr durch lokale Ein-
wirkungen bedingt war, und zugleich die allgemeine repro-
duktive Kraft nicht allzuſehr geſunken iſt, darf und muß ſo-
gar die Operation als eins der weſentlichſten Mittel zur Ret-
tung der Kranken angeſehen werden, indem ſie ſelbſt im un-
gluͤcklichſten Falle der Wiedererzeugung des Knotens, doch
eine bedeutende Verzoͤgerung des Ueberganges in den offenen
Krebs bewirken wird. *)
§. 594.
Beſchleunigt muß insbeſondre die Operation werden,
wenn ploͤtzliche Vergroͤßerung oder Verhaͤrtung des Knotens,
ſo wie die herannahende klimakteriſche Periode, befuͤrchten laſ-
ſen, daß der Uebergang in das offene Krebsgeſchwuͤr herau-
nahe; nicht zu unternehmen iſt ſie hingegen, wenn der Skir-
rhus mit den benachbarten Theilen bereits zu feſt verwachſen
iſt, als daß vollkommne Ausſchaͤlung zu hoffen waͤre, wenn
die Achſeldruͤſen zugleich mit verhaͤrtet ſind u. ſ. w., in wel-
chen Faͤllen vielmehr die Operation ſicher den Uebergang in
das offene Krebsgeſchwuͤr durch Veranlaſſen boͤsartiger Ge-
ſchwuͤrigkeit in den zuruͤckgebliebenen ſkirrhoͤſen Stellen zur
Folge haben wuͤrde. — Nun ſind aber bey offenem Geſchwuͤr
gewoͤhnlich dieſe Verwachſungen ſehr entwickelt vorhanden;
es iſt zugleich meiſtens das allgemeine Befinden bereits zu
tief erſchuͤttert, und daher kann auch hier nur ſehr ſelten
(allenfalls beym erſten Ausbruche des Geſchwuͤrs mittelſt Am-
putation der ganzen Bruſt) die Operation Statt finden.
*) Ueber das Unternehmen, den Bruſtkrebs, ſo wie den Gebaͤrmutter-
krebs durch Operation zu heilen, ſ. m. insbeſondre noch: F. J. Bey-
erle uͤb. d. Krebs der Gebaͤrmutter. Manh. 1818.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/456>, abgerufen am 21.11.2024.
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